Journalisten buhten in Davos, die ARD drehte die Buh-Töne hoch, andere schrieben nach, aber niemand, wer buhte

Früher hätten Journalisten nie mitgeklatscht oder gebuht. Wenn sie es tun, weil Trump sie direkt massiv angreift, ist das verständlich. Aber das in der Berichterstattung nicht selbst zu erwähnen, ist nicht journalistisch.

© Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images
US President Donald Trump delivers a speech during the World Economic Forum (WEF) annual meeting on January 26, 2018 in Davos

Da zeichnet sich ein interessantes Modell der Berichterstattung ab. Wie wäre es, bei öffentlichen Veranstaltungen würden die Publikumszonen so organisiert, dass die elektronischen Medien Sektoren-weise den Ton rauf, runter und weg schalten können. Oder gleich den positiven wie negativen Beifall so einmontieren wie in den amerikanischen TV-Serien, wo die Couch-Potatoes das Lachen und Lärmen gleich mitgeliefert kriegen, so dass sie ungestört an ihren Chips knabbern und ihre überzuckerten Juices schlürfen können.

Der Zweck heiligt keine Mittel
Die Medien schreiben ihre eigenen Nachrufe
Wir finden es jedenfalls ganz altmodisch inakzeptabel, wenn Journalisten ihre eigenen Buhrufe hochtönen und so tun, als wäre es das Saalpublikum gewesen und nicht die Berichterstatter. Früher hätten Journalisten nie mitgeklatscht oder gebuht. Wenn sie es aber hier schon tun, weil Trump sie direkt massiv angreift, ist das verständlich. Aber das in der Berichterstattung nicht selbst zu erwähnen und sich im Gegenteil durch das Hochtönen als Publikum auszugeben, ist nicht zulässig. Ist nicht journalistisch.

Dachte die ARD wirklich, das käme nicht raus? Oder denken Ton-Aufdreher nicht nach? Was dachten Journalisten anderer Medien, die das „Ausbuhen“ von Trump nachschrieben, aber nicht, wer buhte? Ein Leser, der selbst in Davos dabei war, schrieb jedenfalls:

„Hallo lieber Herr Tichy,

die ARD hat nicht nur den Ton des Raunens / Buhrufe lauter gedreht, sondern noch etwas. Diese Rufe zu Trumps Aussage der Fakenews kamen ausschließlich aus dem vorderen Drittel des Mittelschiffs. 

Dort war die Presse platziert. 

Ich saß in der 5. Reihe rechts. Es war offensichtlich zu erkennen.

Die Zuschauer waren im großen ruhig und angespannt, einige haben über Trumps Direktheit gelacht.“

Dazu passt dieser Tweet:

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Kommentare ( 59 )

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Someone
6 Jahre her

Trumps Wahlkampfspott, wie Recht er doch hatte (auch wenn davon in seiner Amtsführung nicht viel übrig geblieben ist, der Spott selbst ist trotzdem sehenswert): https://youtu.be/Sx_P1GewH1M

Someone
6 Jahre her
Antworten an  Someone

Spot mit einem „t“ war gemeint, wobei im Nachhinein auch Spott mit zwei „t“ passt… 😉

Ali
6 Jahre her

Lang lebe die aktuelle Kamera!

berndi
6 Jahre her

Es hat niemand die Absicht, ein Narrativ zu errichten.

Heinz Stiller
6 Jahre her

… während ARD-Reporterin Tina Hassel begeisterte Tweets nach dem Grünen-Parteitag absondert (bitte nachlesen, es lohnt sich). War die politische Schieflage unserer Qualitätsmedien noch jemandem unbekannt? Meine erste Berührung mit solchem Saubermann-Journalismus hatte ich im Mai 1985, als Ronald Reagan bei einem Staatsbesuch in Deutschland auch den Soldatenfriedhof Bitburg aufsuchte. Neben vielen anderen „normalen“ Weltkriegstoten liegen dort auch einige SS-Leute. Um die Berichterstattung „aufzupeppen“ (Reagan war damals bei einigen Linken fast so unbeliebt wie heute Trump) nahmen ‚Newsweek‘-„Reporter“ frische Blumen von „normalen“ Gräbern und legten sie auf die der SS-Toten. Warf einen wunderbaren Schatten auf Reagan. Newsweek stritt das später ab,… Mehr

Daniela Dormes
6 Jahre her

: nein, eine IQ Obergrenze gibt es nicht 😉 , aber ich kenne einige aus meinem Studium, die im Anschluss Redakteure bei den ÖR geworden sind. Es waren nicht die besten und klügsten Köpfe der Semester, sondern die Angepasstesten und die Systemtreusten, die auf jeden Fall und unbedingt die Norm erfüllen wollen. Eine eigene kritische Meinung, die sie fundiert belegen können und für die sie auch einstehen, ist ihnen nicht möglich, so scheint es. Vermutlich ist ihnen auch ihr Gehalt einfach um einiges wichtiger. just my 2 ¢.

Talleyrand
6 Jahre her
Antworten an  Daniela Dormes

Wie sagte mein Freund Galileo? Und sie bewegt sich doch! (nach unten, die Obergrenze)

Gero Hatz
6 Jahre her

Wenn man dem Staatsfunk den Spiegel vorhält, wie dieser gemeine Trump das tut, kann man sicher sein, dass sie vor Wut schäumen. Was mich immer wieder erstaunt, ist die Bräsigkeit mit der der Michel die Propaganda frisst.

beccon
6 Jahre her
Antworten an  Gero Hatz

… frißt er nicht bzw. immer weniger. Die Auflagen und Einschaltquoten sinken seit Jahren. Dabei geblieben sind die Angepaßten Jasager usw. – die Problembären aus unserer Sicht sowieso.

Andreas Bitz
6 Jahre her

Nur ein Nachtrag dieses Herrn Gniffke, der m.E. den ganzen Vorgang noch „verschlimmbessert“:
Gniffke: „Niemand käme hier auf die Idee, dies Manipulation zu nennen, sondern eher journalistische Präzision.“
Alternative Fakten werden durch „journalistische Präzision“ abgelöst. Und jetzt wissen Alle warum es bei der ARD keine Manipulation geben kann.

FS22
6 Jahre her

Ich würde es einmal so bezeichen: Deutsche Lügenpresse at its best!
Allen voran das durch Zwangsgebühren alimentierte Staatsfernsehen.
Es ist in meinen Augen eine Schande, daß es immer noch eine Minderheit in Deutschland ist, die sich diesem undemokratischen Zwangssystem durch Verweigerung der Zwangsgebührenzahlung entzieht. Selbst für die einfachsten und sogar geldsparenden Formen des Protestes gegen staatliche Willkür ist der deutsche Michel einfach (noch?) zu deutsch!

Tom Hess
6 Jahre her

Ich finde, besonders pikant daran ist, dass es bei Trump um Fake News ging, wozu die Journalisten buhten. Also tat ihm die ARD gleich mal den Gefallen und machte welche draus. Die Steigerung von tief sinken: tief, tiefer, ARD (da war ja auch der grüne Orgasmus der „Berichterstatterin“ der ARD bei den Grünen)

Talleyrand
6 Jahre her

Gibt es eigentlich eine IQ Obergrenze für Journalisten? Und ist die in den letzten Jahrzehnten womöglich massiv gesenkt worden, womöglich per EU Verordnung? Die Frage stellt sich doch zwingend angesichts dieser selten dämlichen medialen Aufregern. Habe gerade die tragisch ergriffene Miene von Frau Gerster in der Heute Sendung genossen, als sie den „Skandal“ vermelden durfte. Glücklicherweise hat der befragte ZDF Umweltexperte es geschafft, sich ein wenig windend und sehr behutsam die Bombe zu entschärfen, wofür er sich vermutlich keine Freunde bei seinen Häuptlingen gemacht hat. Und VW hat schon wieder in vorauseilendem Gehorsam den Kotau gemacht. Bald folgt das Harakiri… Mehr