Bei Maischberger: „Meine Partei handelt nicht immer überlegt.“

SPD euphorisiert? 100% Schulz? Nicht ganz. Klaus von Dohnanyi zeigte, dass die Sozialdemokratie auch noch kluge Köpfe hat. „Brexit stärkt Europa!“ können wir zunächst beiseite wischen, weil reiner Blödsinn. „Nationalisten am Ende?“, eher das Prinzip Hoffnung.

Screenshot: ARD/maischberger

Erste Erkenntnis: Bei der CSU ist der Generationswechsel gelungen. Markus Söder ist gar nicht mehr so weit weg vom alten Franz-Josef selig. Klare Worte: Am Brexit ist gar nichts gut für Europa.

In der SPD hingegen ist der Generationswechsel gescheitert. Wer bis zum Ende der Sendung durchgehalten hat, kann daran keinen Zweifel mehr haben. Kronzeuge Klaus von Dohnanyi. Zu den Euro-Spinnern Schulz und Gabriel hörten wir von ihm Aussagen wie „Meine Partei handelt nicht immer überlegt“. Was Schulz „zu meinem Entsetzen“ da gesagt hat… „Völlig unsinnig.“ Oder „Nicht jeder Sozialdemokrat muss mit allem übereinstimmen.“ Nun, der alte Dohnanyi wird wohl demnächst vor dem Parteigericht der 605 (Hundert-Prozent-Schulz-Wähler) zu erscheinen haben. (Den Jüngeren wollen wir gerne noch mal sagen: KvD ist wirklich in der SPD. Generation Helmut Schmidt. Und Hans-Jochen Vogel.)

Gegenüber Marielouise Beck (ja, Realschullehrerin Beck ist wieder auferstanden!) erlaubte sich der letzte lebende Gentleman der SPD den Hinweis, er sei mit ihr nicht einig, was Politik überhaupt sei – Hoffnung oder Handwerk. Für ihn sei es Handwerk. Womit wir die Grüne weitgehend ausblenden wollen, denn die Träumereien vom grünen Europäischen Utopistan (EU) soll hier nicht auch noch fahrlässig weitergetragen werden. Da wurde bereits genug Schaden angerichtet.

Und weil wir gerade auf dem Höflichkeitstrip sind: Beatrix von Storch schrammt wie immer knapp am Fremdschämen vorbei. Zum Wohle ihrer Partei hat sie aber heute meistens geschwiegen. Ihre kluge Feststellung zu Europa wollen wir jedoch nicht unterschlagen: „Alle europäischen Länder sind sich einig, dass sie diese Migration nicht wollen.“

Rolf-Dieter Krause war mal ARD-Studioleiter Brüssel und von daher schon besonders geeignet, für das Bürokratie-Monster in die Bütt zu steigen. Zu den „rechtskonservativen“ Bewegungen fiel ihm spontan ein, dass es „immer schon kluge und nicht so kluge Leute gegeben hat“. Die richtige politische Meinung – seine – habe nämlich mit Intelligenz zu tun. Und dann zitiert er noch – ohne sie zu nennen, Hannelore Kraft, deren Intelligenz  man nach einem Gerichtsurteil nicht mehr mit dem eines Toastbrots vergleichen darf:

„Wahrheiten können leider nicht einfach sein.“ (Oder hat das Malu Dreyer gesagt? Bitte googeln). Wir wollen Rolf-Dieter ab sofort nur noch Kluger-Krause nennen.

Also Europa ohne Großbritannien. Im Hintergrund hatten Maischbergers Redakteure einen zerfließenden Euro drapiert, obwohl England nie den Euro hatte (zahlt Maische Mindestlohn?).

Alterspräsident Dohnanyi analysierte die Lage mit der Weisheit aus alten Zeiten: Scheidung war zu erwarten. England war nie wirklich dafür. (Wir empfehlen an dieser Stelle die großartige Serie „Yes Minister“ aus dem letzten Jahrhundert, zu finden auf youtube.) Trotzdem schade, dass die Briten gehen, findet K.D.

Beatrix habe „geweint vor Freude“ beim Brexit, hat sie getwittert. Damit konfrontiert, schwamm sie. Aber sie hatte Glück, AfD-Bashing war heute ausgesetzt.

Nur Söder machte sich Sorgen. Kein Wunder, sein Bundesland ist heute schon einer der wenigen Nettozahler in der Bundesrepublik und unterstützt erzwungenermaßen den Schlendrian in anderen Bundesländern. „Dass Deutschland am Ende der Zahlmeister der EU wird, Bankenrettung durch deutsche Sparkassen inklusive, des kann net sein.“

Doch, das geht. Für Griechenland gibt‘s gerade wieder Frisches. Und, das weiß auch Söder: „Schengen, Dublin, wenn‘s ernst wird, wird alles gebrochen.“ Gabriel verspricht den Griechen wieder die Welt und Schulz mauschelt mit Frankreichs Lafontaine, Macron. Das treibt Söder den Schweiß auf die Stirn, und Dohnanyi bringt den schönen Satz, seine Partei handele nicht immer überlegt.

Kluger-Krause glaubt, so schlimm könne es nicht werden, weil alles einstimmig sein müsse in der EU. Und der größte Nettozahler könne ruhig „ein wenig mehr“ zahlen.

An dieser Stelle dürfen wir den ökonomischen Sachverstand der grünen Marieluise nicht unterschlagen: Die Gefahr des einseitigen Bezahlens gebe es gar nicht, „das ganze Geld fließt aus den Ländern, in die wir exportieren, an uns zurück.“ Da könnte Kluger-Krause ihr vielleicht die Sache mit den Target Salden erklären.

Auch die Scheidung wird nicht teuer, weiß KK, weil die Briten gar keine Experten dafür haben. Glück gehabt.

Wer Europa sagt, muss natürlich auch offene Grenzen sagen. „Die Migration ist die größte Herausforderung, vor der Europa steht“, hat zumindest Dohnanyi erkannt. Für seinen Chef kommen ja eher Goldstücke ins Land. An dieser Stelle können wir deutlich machen, dass in Deutschland das Problem bis heute nicht verstanden wurde, und damit Europa ziemlich schlechte Zukunfts-Karten hat.

Beginnen wir mit der Frau Beck: Die Türkei habe 4 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, und Afghanistan und Pakistan auch, oder Pakistan Afghanen, sie spricht recht schnell, wenn es ihr wichtig ist. Liebe Marielouise, die Türkei und Pakistan haben direkte Nachbarn, dazu noch Brüder in Allah, aufgenommen, wobei Syrien sogar zum Osmanischen Reich gehörte, von dem Erdogan träumt. Das wäre also so, als habe Österreich Ungarn aufgenommen. Von Schwarzafrikanern in der Türkei haben die hiesigen Medien bislang wenig berichtet. Weder in der Türkei, noch in Pakistan gibt‘s dazu Cash vom Amt. Daher ein hirnrissiger Vergleich.

Weil das Argument, dass vor allem Kriegsflüchtlinge nach Europa strömen, wohl nur noch Herrn Woelki glaubhaft zu machen ist, bereichert Rolf-Dieter Kluger-Krause die Debatte mit einer besonderen Perfidie. Er führte den Terminus „Hungerflüchtlinge“ ein. Klingt doch gleich viel mitleidserregender als „Wirtschaftsflüchtlinge“. Mal sehen, wer das aufgreift.

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Kommentare ( 90 )

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Emmanuel Goldstein
6 Jahre her

Angst und Manieren. Genau. Ich paraphrasiere mal David Horowitz: Diskussionen zwischen der politischen Linken und Rechten sind ein Kampf zwischen T-Rex und Bambi. Die einen schimpfen „Rassist, Schwulenhasser, Frauenfeind, Kriegstreiber“. Als Revanche nenne die anderen die ersteren dann „links-liberal“ (amerikanisch: liberal). Wer gewinnt wohl?

Die Beck fiel auch vor allem damit auf, andere zu unterbrechen, ohne inhaltlich was beizutragen. Das nennt man Filibauster. Es geht nur um Blockade.

Heinrich
6 Jahre her

Jetzt :
– Diese EU kontrolliert rückabwickeln.
– Wahre Gemeinsamkeiten aller europäischer Völker neu definieren
– EIN gemeinsames Abendland als schützenswerte Großregion zusammen mit Russland benennen
– aus der NATO austreten
– und mit Russland eine gemeinsame Festung Eurosibirien bilden
– gemeinsame Abwehr der Kolonialisierung aus dem Süden und dem Islam aufnehmen

Irgendwann werden England und die USA darum beteln dazu zu gehören.

Sepp Lienbacher
6 Jahre her

Ich gebe Ihnen fast überall recht – nur Söder halte ich für klüger als Sie denken. Es wird nicht lange dauern, dann braucht man die AfD für Koalitionen – ich hoffe nur ohne Angela von Münchhausen!

Alf Egner
6 Jahre her

Sehe ich auch so. Den Satz vom Fremdschämen habe ich nicht verstanden.

Hartwig Meier
6 Jahre her

Herr Paetow, Frau Storch hat einige Wahrheiten von sich gegeben…demokratische Grundsätze eingefordert, Volksabstimmungen… Die anderen Teilnehmer waren Profiteure dieses System, Ein GEZ Profiteur…und etwas dümmlich…und Politiker, zu denen man nichts mehr sagen muss. Die Journalistin Frau Siems, hat in der Phoenix Runde zum ersten mal eine These von mir aufgegriffen…ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, das der Euro in noch 10 Jahren existiert… Liest sie hier heimlich mit? Die Parität zum Dollar wird bald erreicht sein…. Was mich wirklich wundert ist, das Menschen wie Söder immer noch auftreten…sind sie dumm, die Zeichen zu erkennen? Oder können sie nichts… Mehr

Konstanze Barichs
6 Jahre her

Ich bin von Anfang an ein Anhänger von der AfD, weil sie es zustande gebracht hat, dass die Menschen den Mund aufmachen bei Themen, welche Ihnen einfach über den Kopf gestülpt werden (€, Flüchtlingskrise, Bildungskrise ,Entschuldigung, auch die Dummschwätzer müssen um ihre Futtertrödg zittern). Herrn Gauland habe ich des öfteren persönlich erlebt und dessen Argumenten gut folgen können. Dr. Tilmann ( AfD Sachsen- Anhalt) gebe ich in seiner Einschätzung recht, es dauert noch 20-30 Jahre bis eine gesellschaftliche Entwicklung, wie u.a. im Parteiprogramm zu lesen ,sich durchsetzt. Bin da leider sehr skeptisch, denn bis dahin kommt entweder der Zusammenbruch mit… Mehr

Leitwolf
6 Jahre her

Ja, so eine Überfahrt kostet ja 8.000-10.000 €. Das können sich nicht unbedingt die Armen leisten.

Martin
6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Da legt ein ganzes Dorf zusammen.
Die Schlepper haben ihnen zuvir das Blaue vom Himmel versprochen.

Leitwolf
6 Jahre her

Endlich geht mir ein Licht auf: Die Politelite und die sie unterstützenden Edeljournalisten haben absolut den Durchblick verloren. Das deuten sie selbst aber nicht als Kontrollverlust, sondern als Erkennen einer überkomplexen, beinahe undurchdringlichen Priesterwahrheit. Nachvollziehbare Erklärungsmodelle können demnach nur vom ungebildeten Pöbel ersonnen sein, dem die höheren Einsichten auch bei allergrößter Geistesanspannung auf ewig verborgen bleiben werden. Solche „einfachen Wahrheiten“ sind deshalb schlicht populistisch und damit nicht einmal der Diskussion wert. Übrigens gibt es noch einfachere Wahrheiten, z.B. Art. 79 I des AEUV: „Die Union entwickelt eine gemeinsame Einwanderungspolitik, die in allen Phasen eine wirksame Steuerung der Migrationsströme, eine angemessene… Mehr

Michel Rieke
6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

So ist es! Da steckt kein Plan dahinter, weder von Soros, noch von sonst wem. Da ist etwas aus dem Ruder gelaufen, weil Merkel Angst vor Reem 2.0 hatte. Die Glücksritter, Bruchbudenbesitzer, NGO-Abgreifer, GRÜNEN, Islamverbände, Schlepper und all die anderen Profiteure haben einfach sehr schnell erfasst, dass ihre Stunde am 4.9.2015 gekommen war. Jetzt müsste Merkel einfach zugeben, dass ihr die Sache völlig entglitten ist und mit dem angekündigten „nationalen Kraftakt Rückführung“ beginnen. Aber dazu fehlt ihr das nötige Format. Deshalb machen wir weiter so, und setzen auf die integrative Kraft der größten Spalter in der Gesellschaft. Das klappt schon… Mehr

Poco100
6 Jahre her

Ich kenne da kaum jemand, aber eine jüngere Rechtsanwältin (?), Name vergessen, die war mal in einer Talkshow, die war echt super,,,,,

Veronika Hack
6 Jahre her
Antworten an  Poco100

Alice Weidel und ja auch Frau Petry auf Veranstaltungen erlebt ganz anders als in der Presse dargestellt Markus Münzenmaier , Achille Demagbo.

Ulrich salloch
6 Jahre her

Der Prof. aus Heidelberg hat aber dafür sicher ein stattliches, staatliches Schmerzensgeld für sein Jahrhundertgutachten “ Wie zocke ich die Bundesbürger durch Zwangsgebühren ab“, erhalten.