Bei Illner: Hubertus Heil als Nepper, Schlepper, Rentnerfänger

Schon jetzt fehlen zwischen 25 und 80 Milliarden Euro in der Staatskasse, aber die SPD will die Ausgaben weiter erhöhen – in der Hoffnung auf ein paar Wählerstimmen am Abgrund.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Auch wenn inzwischen die meisten Senioren wissen, dass nichts auf der Welt umsonst ist – selbst der Tod kostet das Leben –, das Drückergewerbe, auch das politische, ist einfach nicht tot zu kriegen. Immer wieder werden die alten Herrschaften gelockt, mit Bootsausflügen, Butterfahrten oder einem Wochenende unter spanischer Sonne, um schließlich doch immer wieder auf einer Verkaufsveranstaltung zu landen, bei der ihnen überteuerter Kram angedreht werden soll. Die meisten Oldies sind immun, wenn ihnen smarte Vertreter Honig um den Bart schmieren, – nicht zuletzt wegen der Aufklärung bei „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ –, bei manchen aber wird dann doch einiges vom Konto abgebucht am Ende der Reise.

Das war auch schön bei Illners Rentenplausch zu beobachten, bei dem sich Sozialminister Heil als Rentnerfänger versuchte. Nie wieder arm, nie wieder Frieren, sollen die, die „tüchtig und fleißig gearbeitet haben“, „hart arbeitende Frauen“ besonders, denn nun würde die „Lebensleistung von Menschen, die hart gearbeitet haben“, zum allerersten Mal in der Geschichte der Menschheit gewürdigt.

Gudrun Weißmann, Gebäudereinigerin aus Bochum, hat jedenfalls die Heizdecke „Respekt“ aus dem Hause SPD sofort gekauft, unter heftigem Kopfnicken, wann immer der Herr Heil etwas sagte. Vielleicht war sie aber auch nur der Lockvogel? Denn Genossin Gudrun ist Bezirksvorstand der IG Bau, was sie hoffentlich nicht unentgeltlich machen muss.

„Mehr Rente aus der Steuerkasse – was sind uns die Alten wert?“ lautete das Thema der Sendung, in Wahrheit ging es darum, ob der SPD noch irgendwie zu helfen ist bei den kommenden Wahlen, vielleicht mit dem berühmten Schluck aus der Pulle für jedermann. Oder um es mit den Worten von Olaf Scholz sinngemäß wiederzugeben: Mehr Rente gegen die AfD.

Herrje
Hubertus Heil: Wie Gesetzgebung sich selbst infantilisiert
Jedenfalls durfte Heil die Lagerfacharbeiter, Reinigungskräfte und Friseure ansprechen und ihnen seine „Respekt-Rente“ verkaufen, und er vergaß auch nicht „die Kurierfahrer, die die Pakete für die Versandhändler in den vierten Stock tragen“. Was aber ist sein genialer Plan? Kurz gesagt: Wer nach genau 35 Beitragsjahren weniger als 896 Euro Rente brutto hat, bekommt einen Zuschlag. Das hört sich doch gut an, viele werden ihre Arbeitsjahre zählen und ausrechnen, wann es so weit wäre. Und in der Tat steht der deutsche Rentner im europäischen Vergleich deutlich schlechter da als viele Nachbarn. Grundsätzlich ist die Union, heute vertreten durch den neuen Generalsekretär Paul Ziemiak, damit einverstanden. Nur ganz sanft – auch in der Union hat man Mitleid mit der SPD – schlug er Heil ein paar Korrekturen vor, etwa eine Bedürftigkeitsprüfung, denn von Heils Masterplan würde die „Zahnarztgattin“, deren Mann über eine üppige Altersvorsorge verfüge, genauso von Heils Segen profitieren wie die Rentnerin, die Millionen auf der Bank oder stattliche Mieteinnahmen habe.

Elisabeth Niejahr von der „Wirtschaftswoche“ nannte das neue Renten-Heil „noch nicht durchdacht“, und Sarna Röser vom Verband „Die jungen Unternehmer“, die demnächst ein Betonwerk in Mundelsheim übernehmen wird, fürchtet die tickenden Zeitbomben, die solche SPD-Ideen leider immer sind. Die Rente mit 63 koste bereits 1,7 Milliarden Euro. Im Monat. Versprochen worden sei eine Rentenkommission, die sich erst einmal einen Überblick verschaffen solle, da käme nichts. Nicht nichts, sondern Hubertus Heil, wollen wir ergänzen.

Neben der Zahnarztgattin war die zweite angesprochene Frauengruppe die in der DDR Geschiedene. Deren Vertreterin Heike Debertshäuser durfte aber nur kurz über die gesetzgebenden DDR-Machos klagen, das Thema wurde vertagt.

SPD ade
Arbeiter raus!
Es blieb Paul Ziemiak, CDU, vorbehalten zu fragen, woher die Milliarden für die Geschenke denn kommen sollen, schon jetzt gebe der Staat 175 Milliarden für Soziales aus. Nun, Abgaben und Steuern werden wohl steigen. Hier hoffte Heil mal einen Punkt zu machen, indem er der Union vorwarf, den Soli für alle abschaffen zu wollen. Dass die Befristung des Soli nach der Wiedervereinigung ein heiliges Versprechen war, ist für Heil kein Argument, denn „Versprechen“ reimt sich schließlich auf „brechen“.

Die Wirtschaftsjournalistin warnte dann noch vor der sich eintrübenden Konjunktur und brachte das schöne Wort „Kaufkraft“ auf den Tisch. Nur mal ein Gedanke: Ein DDR-Bürger mit 500 Euro Rente hätte zu Ostmarkzeiten drüben als Millionär gegolten. Und 1.000 Euro Rente zu BRD-Zeiten hätten 2.000 DM bedeutet. Eigentlich prima, oder?

Beim Renten-Heil-Plan handelt es sich für Niejahr immerhin noch um „ungelegte Eier“. Hier passt schön, dass Siggi eingeblendet wurde, der den Genossen Hubertus für seine Absichten ausdrücklich lobte. Das hatte allerdings nichts mit den Inhalten zu tun, denn Heil soll auf die Seite der „Putschisten gegen Nahles“ Siggi, Schröder, 100%-Schulz gezogen werden.

Apropos. Erinnern Sie sich noch an Martins Kaffeefahrten, um in den Altersheimen Rentnerstimmen abzufischen. War auch nicht wirklich erfolgreich.


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Kommentare ( 97 )

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97 Comments
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5 Jahre her

Möchte mal wissen, was ein Hubertus Heil unter Respekt versteht? Aber Hubertus hat schon in anderen TV Formaten seine Intelligenz und seine Kreativität in Fragen Rente aufblitzen lassen. Ich hoffe nur, dass ihm im Rahmen der nächsten Wahl der Respekt verwehrt wird und er dann hoffentlich merkt, was Respekt bedeutet. Wie kann man eigentlich auf die Idee kommen und seinen Vorschlag, der ohnehin rein populistischer Natur ist, denn Hubertus weiß ganz genau, sein Vorschlag ist niemals umsetzbar, Respekt- Rente zu nennen. Offensichtlich will er mit dieser Namensgebung etwas erzeugen, was es nicht gibt, nämlich Respekt. Respekt für die Frauen und… Mehr

Contra Merkl
5 Jahre her

Die SPD lässt nur ein paar Ballons fliegen und glaubt dem Wähler so vorgaukeln zu können, es sei Kirmes in der Stadt. Nach der Wahl heisst es denn alles nicht finanzierbar. Ätschi Bätschi, die SPD hat ihre Wähler wieder verarscht. Die haben ihre Glaubwürdigkeit längst verspielt.

Wolfgang M
5 Jahre her

Deutschland hat ein Rentensystem, bei dem die Kinder und Enkel die Rente der Senioren bezahlen. Weil Deutsche zu wenige Kinder haben, krankt dieses Rentensystem. Dabei ist es unerheblich, ob die Rente aus den Rentenbeiträgen oder aus dem Steuersäckel bezahlt wird. Es trifft die nachfolgende Generation.
Zuwanderer, die zusätzlich die Sozialkassen belasten, helfen dem Rentensystem auch nicht.
Heils Respektrente belastet die künftigen Generationen weiter. Irgendwelche aktuellen Zusagen (Mindestrente, Renteneintrittsalter, Höchstbeiträge zur Rentenversicherung) werden sich nicht halten lassen. Die Politiker wissen es. Sie erklären die Risiken nicht.

handwerk
5 Jahre her

Die soziale Gerechtigkeit von dem Heil , besteht darin, dass die Beamten und Politiker keine Rentenbeiträge eingezahlt haben.

IJ
5 Jahre her

Deutschland hat mittlerweile eines der miserabelsten Rentensysteme in ganz Europa: ungerecht finanziert, nahezu keine Rücklagen, keinerlei nachhaltige Kapitalbildungs- und Anlagestrategien, politisch als Geheimkasse missbraucht, über-bürokratisch, völlig blank bzgl. des seit Jahrzehnten bekannten demokratischen Wandels und mit einer Auszahlungs- zu Einzahlungsquote nahe an der Verfassungswidrigkeit. In dieser Situation würde jeder halbwegs ethisch und intellektuell begabte Mitteleuropäer doch denken, nun müsse aber endlich einmal aufgräumt werden, um alles wieder zukunftssicher und solide zu machen. Aber jetzt kommt Herr Heil daher und will noch einmal alle Fehler der Vergangenheit wiederholen: Mit nichts in der Kasse noch mal richtig Party machen und in Saus… Mehr

jorgos48
5 Jahre her

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ oder „ Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu“ Passt beides heute.

Paddington4450
5 Jahre her

Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als Norbert Blüm gesagt hat: Die Renten sind sicher.
Dann kamen Riester, Schröder und Konsorten. Das Ergebnis davon sehen wir heute. Es gibt doch tatsächlich Politiker, welche einen höheren Flaschenpfand fordern, damit unsere Rentner über die Runden kommen.

Bambu
5 Jahre her

Wenn ich mir anschaue, wer in meinem persönlichen Umfeld von dem Plan profitiert, dann sind das nicht unbedingt die Bedürftigen oder Fleißigen. Da sind z.B. die Ehefrauen von Unternehmern, welche auf einer Halbtagsstelle geführt wurden oder auch die Frauen, welche ganz offen zugegeben haben, dass sie nach dem Auszug der Kinder keinen Bock auf eine Ganztagsstelle haben. Dank Ehegattensplitting hätte es sich auch nicht gelohnt fleißig zu sein, denn unter dem Strich wurde der Lebensstandard auch ohne zusätzliche Anstrengung gehalten. Wenn nun ohne Bedürftigkeitsprüfung ein weiterer Rentenanspruch entsteht, dann ist das eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gegenüber denen, welche das alles bezahlen… Mehr

Wolfgang M
5 Jahre her
Antworten an  Bambu

Wer meint, dass sich wegen des Ehegattensplittings das Arbeiten nicht lohnt, hat das Steuersystem nicht verstanden. Genauso gut könnte man sagen, dass eine Gehaltserhöhung nicht lohnt, weil bei jeder Erhöhung die Steuerprogression weiter zuschlägt.

Sabine W.
5 Jahre her

Wie wäre es mit einfacher Umschichtung von Geldern, solange Herr Scholz noch nicht komplett in Notgekreisch ausgebrochen ist? Wie wäre es mit ein paar Milliarden für notbedürftige Rentner, ein paar Millionen für Hartz IV- Empfänger, Unterstützung für Kinder aus seit Jahren prekären Haushalten? Wie wäre es mit Unterstützung der Obdachlosen, die gerne wieder ein normales Leben möchten? Wie wäre es, Wohnungsbau für diejenigen zu betreiben, die sich ‚bezahlbar‘ gerade noch leisten können, was sie erst in 5 – 10 Jahren von den Wohnungsbaugesellschaften übernehmen können, wenn vllt. Migranten ausgezogen sind? Es wäre so einfach: Inländische Löcher stopfen und soziale Ungerechtigkeiten… Mehr

Absalon von Lund
5 Jahre her

Heideline Weis bei Rudi Carell vor über 40 Jahren: „EinLoch ist im Eimer …“. Nachdem viele Wirtschaftszweige Deutschlands in den letzten Jahrzehnten weggebrochen sind und die Straßen im Osten mittlerweile besser sind als im Westen, will man dafür sorgen, daß sie es auch bleiben und zersägt den Stamm, die deutsche Autoindustrie. Das System ist vollkommen überspannt. Schwächelt ein großer Wirtschaftspartner, gibt eine tragende Zeltstange nach, dann bricht das deutsche Zirkuszelt zusammen. Dann fängst alles an zu brennen. Tiger und Löwen laufen frei herum. Haben sie das schon mal erlebt? Dann sind die gut dran, die Bodenhaftung habne und wenig brauchen.… Mehr