Anne Will: G20-Bilanz – War es das wert?

Man hätte über Einiges reden können. Über geistige Brandstifter wie Biedermann Augstein, dessen Tweet selbst die linksliberale FAZ entsetzte. Und Olaf Scholz hätte die Verantwortung übernehmen können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Snapshot ARD

Die Sendung danach – war sie was wert? Nein. Dass Peter Altmaier, John Kornblum und Olaf Scholz G-20 wichtig finden, weil man da miteinander reden kann – geschenkt. Dass Katrin Göring-Eckardt jede Konferenz an Evangelischen Kirchentagen misst – bekannt und uninteressant. Dass allerdings Anne Will glaubt, dass da statt Linksterroristen eher eine Art Aliens Hamburg in Angst und Schrecken versetzten – verwirrend.

Dabei fing es eigentlich sachdienlich an. Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (und seit 2016 SPD-Mitglied) brachte interessante Informationen aus Polizistensicht: „Die Aufgaben, die gestellt wurden, waren nicht machbar.“ Das „Lagebild“ von BKA und Staatsschutz war von vorneherein klar, das Dilemma offensichtlich. Dilemma? Man hat aus Deutschland an Kräften und Material zusammengezogen, was ging. „Mehr hat Deutschland nicht zur Verfügung“ gegen die „Masse an Gewalttätern und Kriminellen“ in Hamburg. Immerhin habe es zwei Prioritäten gegeben: Erstens die Gipfelteilnehmer zu schützen und zweitens die Stadt. Da wurden brennende Autos und „Entglasungen“ einkalkuliert. (Andersrum hätte es den Terroristen bestimmt besser gefallen.)

Aufmarsch der Chaoten Europas
Hamburg: Gewaltexzess in der eigenen Hochburg
Das sei nicht seine Einschätzung, fuhr Olaf Scholz dem Genossen von der Polizei in die Parade, „wir haben geglaubt, dass wir das hinbekommen.“ Das Thema „politische Verantwortung“ – immerhin ging die Gewalt von seit Jahrzehnten bekannten Terrornestern aus – wurde natürlich nicht diskutiert, so weit kommt’s noch! Aber Onkel Olaf hatte noch eine Gute-Nacht-Geschichte für SPD-Wähler auf Lager: „Wir haben sehr viel Beweismaterial. Die Straftäter müssen hart verurteilt werden.“ Leider konnten wir nicht hören, ob die Runde und das Publikum daraufhin herzlich gelacht haben – Hamburgs harte Strafen für Linksterroristen sind schließlich seit langem bekannt – denn es kam erst mal eine STÖRUNG.

Gefühlte 15 Minuten später war man bereits bei: Was Sie immer schon über Gipfel wissen wollten. Etwa: Der Chinese kam mit 1.000 Mann. In den Hauptstädten gibt’s harte Kämpfe darum, wer mit zum Gipfel darf. Die Amis hatten nur 900 Mitarbeiter akkreditiert, wunderte sich John Kornblum. Der alte John hat immer ein paar Dönekes auf Lager aus seiner großen Zeit. Fazit: Ist doch fein, wenn man sich trifft, vielleicht nur nicht so viele.

Während des Übertragungsausfalls wollte Herr Restle dem Rest einreden, am Gewaltexzess sei das harte Polizeiverhalten vor dem Gipfel schuld. Dass die Anmelder der Demonstration in den Camps dieselben waren, die die Gewaltorgien des Schwarzen Blocks organisierten, wollte Restle von Scholz nicht hören. Polizist Reinicke hörte mit dem Kopfschütteln gar nicht mehr auf und das Publikum war auf seiner Seite.

Katrin Göring-Eckardt von den Betenden Schwestern für Grünere Zeiten schlug nicht in die militante Kerbe mancher Gesinnungsgenossen zur „Polizeigewalt“, sondern schimpfte über die Braunkohle, die Deutschland immer noch nicht zum Teufel gejagt habe. Und sie wusste beizutragen, dass der raffinierte Macron zwar alles zum Klima unterschrieben hat, aber am 12. Dezember in kleinem Kreis noch mal drüber sprechen wolle. Klingt ein bisschen nach Erdogan. Honi soit qui mal y pense.

Aber diese „Machos und Autokraten“, die die Klimasitzung geschwänzt hatten! Da hätte Merkel Haltung zeigen müssen. Mindestens eine Backpfeife für Putin und Trump! Und dass der Donald dann seine Tochter da hinsetzte! Man möchte fast einwenden: Das war doch eine Frau! Aber wir sehen ein, für KGE natürlich die falsche.

Dann brachte der alte John der Empörten schonungsvoll bei, dass „von solchen Konferenzen nie Lösungen erwartet“ werden können. Und es sei zudem völlig egal, ob da mal Ivanka gesessen habe, da seien die Deutschen vielleicht zu empfindsam. Und so charmant wie möglich macht er Schwester Katrin klar: „Sie verstehen nicht, wie Diplomatie funktioniert.“

Der Altmaier Peter weiß, wie die funktioniert und er ist mächtig stolz auf seine Chefin. Klima 19:1. Bald gibt’s sogar Welthandel. Und Afrika ist fast schon das bessere Europa. Ein Herr Restle von „Monitor“ (wir wussten gar nicht, dass es das noch gibt) war ganz anderer Meinung. Wer zum Thema Ende der Terroristenfinanzierung ausgerechnet Saudi-Arabien einlade, und zum Thema Afrika nur Südafrika, wirke nicht besonders glaubwürdig. Im Übrigen habe sich das G-20-Format überlebt.

So bleibt uns am Ende nur unsere kleine Publikumswette: Wetten, dass von den ermittelten Zwillenschießern, Steineschmeißern, Entglasern und Plünderern am Ende keiner eine Haftstrafe bekommt? Top, die Wette gilt!

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Kommentare ( 48 )

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Marcel Börger
6 Jahre her

Ist mir auch ein Rätsel, nur kenne ich niemanden mehr, der sich das anschaut.

Was die wirkliche Reichweite dieser Formate betrifft, habe ich große und massive Zweifel. Selbst wenn das Programm irgendwo im Seniorenheim „plätschern“ sollte, glaube ich kaum, daß es inhaltlich reflektiert oder als interessant angesehen wird.

Meine Vermutung ist eher, das sich die Politik/Medienblase weitgehend mit sich selbst unterhält.

Frau A.
6 Jahre her

Monsieur „oui maman“ hat sich permanent an Trump rangeschmissen.
Fiel das nur mir auf?
Verzückt Beethoven gelauscht? Mein Fernseher hat mir Bilder mit sehr gelangweilten Zuhörern gezeigt, die nicht viel mit Beethovens Musik anfangen konnten. Ein luxemburger Ehepaar hat die Zeit lieber genutzt, auf die Smartphones zu starren und zu tippen. Vielleicht haben sie sich auch nur die Übertragung des Konzertes im Internet angeschaut, weil ihre Plätze im Saal etwas weit hinten waren und die Sicht nicht so gut. 😉

Ansonsten stimme ich Ihrem Kommentar zu. 🙂

Thomas
6 Jahre her

Genau das hatte ich mir auch gedacht: In der Runde sitzen meist Linke: (1 Mal Monitor, 1 Mal Grüne, 1 Mal SPD-Scholz, 1 Mal Altmaier.)
Der Hauptkritiker saß im Publikum, noch nicht einmal am Katzentisch.
Regierungs-Talk pur.

Benjamin Goldstein
6 Jahre her

Die linksliberale FAZ. Sehr schön.

Hartwig Meier
6 Jahre her

Das Wesentliche war die Aussage der Polizei über die Prioritäten…und das der Schutz der Bürger nachrangig war.
So wie in der BRD immer..siehe Rente…Politiker Pensionen…Flüchtlinge.
Natürlich hätte man genau diese Lage voraussehen können…wie alle Hamburger, die schon länger in Hamburg wohnen.
Aber zumindest haben die Leute einen Vorgeschmack auf die Zukunft bekommen, wenn der Verteilungskampf zum Bürgerkrieg wird.
Wer die etablierten Parteien wählt, der hat auch nichts anderes verdient.

prague
6 Jahre her

Herr Schneider, sie finden in diesen Runden auch niemanden, der eine Andere Meinung vertritt, den es sind Ausgewählten, genau wie die Teilnehmer, die auch immer gleiche , Mainstream Meinung vertreten und wenn ausnahmweise eine da ist, mit eine andere Meinung, der kommt gar nicht zu Wort und wird böse angeschaut. Ich schaue mir diese Gehirnwäsche nicht mehr an, sonst könnte mein Ferensehergerät Leid erfahren.

F.Peter
6 Jahre her

Sehr geehrter Herr Paetow, wieviel Rotwein muss man denn trinken, um sich solch einen Stuss an einem schönen Sommerabend noch anzutun!
Sowohl die Moderatorin als auch die geladenen Gäste lassen nicht erwarten, dass da auch nur eine Silbe an Erkenntnis gewonnen werden soll, sondern doch wohl eher der geneigte Zuschauer von vorne bis hinten verscheißert wird!
Ich hätte solche Sendung wohl so kommentiert oder beschrieben: „???“ Mehr nicht!
Trotzdem danke für die Zusammenfassung.

Peter Gramm
6 Jahre her

diese sinnentleerten Laberrunden mit Meinungsträgern ohne Meinung. Es wird alles zerredet. Alles kann nichts wird. Nur inhaltsleeres Gerede und Gequatsche. Ca. 130 Millionen Euros an Steuergeldern zum Fenster hinausgeworfen um ein derart unverbindliches, sich widersprechendes Hin und Her-Gerede über den Zuseher auszustülpen ist völlig daneben. Mr. Trump brachte seine Tochter mit die auch auf dem Gipfel herumsitzen durfte und siene Ehefrau als wandelnden Kleiderständer nebst Entourage. Dafür muß der Steuerzahler jetzt Millionen von Euros berappen.Völlig sinnlos. Da war der Gadaffi schon wesentlich fortschrittlicher. Der brachte wenigstens immer sein eigenes Zelt mit. Die Politbonzen wissen gar nicht mehr auf welche perverse… Mehr

Gerd Sommer
6 Jahre her

Geschenkt, die Wette haben Sie gewonnen Herr Paetow!

T. Pohl
6 Jahre her

mir unerklärlich, warum so wenig wahrscheinlich und möglich

Mögliche Erklärungen:
1.) Man will es gar nicht (links = gut).
2.) Die Richterschaft ist bereits mehrheitlich zu links.
3.) Datenschutz.. (öhem, könnte ich mir vorstellen).
4.) m.E. überraschend wenig Festnahmen dafür, daß ca. 25000 Polizisten in HH gewesen sein sollen.
5.) Scholz hat den Schmusekurs (den die Stadt bisher immer gg. die Rote Flora gefahren hat) mitgetragen.