Anne Will: Die Nullrunde im öffentlichen Dienst

Es gibt eine Regierungs-Mehrheit, einen Vertrag, und die Remissionsklausel der SPD greift erst Ende des Jahres. Aber Anne Will und Co. kapieren das einfach nicht.

Screenshot ARD

Bei Maybrit Illner war „die SPD kopflos, die CDU planlos“, drei Tage später fragt Anne Will „schaffen SPD und CDU das noch?“ – dabei ist weder ein Regierungsmitglied zurückgetreten, noch beim Ausflug mit der Leyen-Air verschollen, und selbst die Kanzlerin ist von ihrer Afrika-Tour längst zurück. Im Gegenteil: Die GroKo hat sich sogar am gestrigen Sonntag (!) zu einem Palaver getroffen, um die letzten klitzekleinen Unstimmigkeiten wegzu … , also zu überwinden. So ist das eben, wenn die großen Fernsehanstalten beschlossen haben, dass eine neue Regierung, in diesem Fall schwarz-grün gefärbt, kommen sollte. Da übermannt Wunschdenken die Fakten.

"SPD kopflos, CDU planlos"
Bei Illner: Parteien-Pillepalle & Wintervorhersage von Lesch
Entsprechend hatte die Sendung von Beginn an keinerlei Chance auf irgendeinen Erkenntnisgewinn. Auch die Teilnehmer verhießen weder Weisheit noch Unterhaltungswert. Franziska Giffey hätte doch wenigstens was zu ihrem Doktortitel sagen können, der anscheinend noch weniger fachlich begründet ist als ihr Ministeramt. Das wäre doch nett gewesen, wenn sie gesagt hätte: Ich habe meine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Besser konnte ich es eben nicht. Aber immerhin hat ein Professor mir den Doktorhut aufgesetzt – also wer ist jetzt hier der Idiot?

Aber nichts. Stattdessen betete sie das ganze SPD-Glaubensbekenntnis (also all das, was die SPD glaubt, besser gemacht zu haben) herunter, vom Gute-Kita-Gesetz, besseren Löhnen, Respekt-Rente, Bildung, sozialer Wohnungsbau … Jeden einzelnen Punkt hätte ein ordentlicher Journalist ohne Mühe in der Luft zerreißen können – mehr Lohn bei kleinen Gehältern führt sofort zu perversen Steuer-und Sozialabgabensteigerungen, soziale Wohnungen wurden doch von den Genossen verhökert, als die Sozialisten Kapitalismus spielen wollten, aber es ist vergeblich, wir lassen das sein. Wenn auch gleich drei Journalisten in der Runde saßen, ließen diese der Franzi alles durchgehen.

Neues Format, neues Glück?
Bei Maischberger: Spätestens Weihnachten ist die GroKo am Ende
Da saß wieder mal Dagmar Rosenfeld von der „Welt“. Die ist inzwischen so oft eingeladen, dass man sich fragt, warum bloß nur, zudem sie auch noch klug ist. Zum Zeittotschlagen eignet sich keiner besser als Albrecht von Lucke, den wir immer gerne als Professor Quak titulieren. Gerne auch Quark. Jedenfalls ist Lucke Redakteur irgendwelcher „Blätter“ für Politik und seine Thesen prasseln wie ein Sturzregen auf die Zuhörer hernieder, vergehen aber wieder genauso schnell, wenn die Sonne scheint: bisschen Klima, bisschen CO2-Steuer, bisschen böse Autoindustrie und wieder Klima.

Da hören wir diese raue Stimme aus einem alten Wild-West-Streifen ein klares Machtwort sagen: „Wenn wir gar nichts täten, würde sich am Klima nichts ändern.“ Leider stammt der Satz, so wahr er auch ist, von Volker Bouffier, dem Kanzlerinnenfreund, und der schwenkt dann doch wieder auf den Klima-Kurs ein und will ein Klimarettungsmodell entwickeln, auf das uns die anderen Länder folgen.

Blick zurück - nach vorn
Blackbox KW 24 – Der ganz normale Wahnsinn
Was will Clemens Fuest, Chef vom ifo-Institut, da schon ausrichten bei all den Ökochondern und Herz-Jesu-Sozialisten? Kurz klagt er, die Regierung bediene nur ihre jeweilige Klientel mit der Gießkanne ohne die geringste Nachhaltigkeit. Die Industrie schlittere in die Rezession, aber die Regierung habe kein Konzept. So ginge das aber auch nicht, brummte Bouffier, die Regierung in wenigen Sätzen niedermachen, als sei nur Unsinn gemacht worden. Und, da wir Giffey eben auch alles haben aufzählen lassen, darf nun auch Bouffier hier kurz von Digital-Initiative, sowie „Stadt und Land zusammenführen“ schwärmen.

Weil wir Ihnen, verehrter Leser, das Klimageheuchel nicht mehr zumuten wollen, zeigen wir anhand des Wohnungsmarkts den gesendeten Wahnsinn: In den Ballungsräumen wird der Wohnraum knapp, seit Millionen Alimentierter auf den Markt drängen, was natürlich nicht erwähnt wurde.

Anne: Sind Sie für den Mietendeckel, Frau Giffey?
Franzi: In Berlin ja.
Fuest: Geht auf Kosten der Geringverdiener, die haben keine Chance mehr. Es werden nur Bestandsmieter geschützt.
Franzi: Und wir brauchen Neubau.
Volker: Das Beste ist Eigentum.
Anne: Für die, die jetzt schon die Miete nicht zahlen können?
Dagmar: Neubau ist schwer bei den vielen Verordnungen und Vorschriften und einem Mietendeckel.
Franzi: Außerdem fehlen die Fachkräfte für den Bau.
Würg.

Zwei Sätze von Volker Bouffier, die kurz Hoffnung auf Genesung aufkommen ließen, schließlich ist Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung: „Wir sind ein Sehnsuchtsland“ (Schlimm genug bei offenen Grenzen!). Die ganze Welt bewundert unser“ Ferdigschwurbl (CDU-Slogan vom Land in dem wir gut und …)
Und schließlich: „Es gibt kein Land, das Atom und Kohle gleichzeitig abschaltet.“ Was wir so verstanden haben: Niemand ist so blöd wie wir.
Das Schlusswort aber soll Frau Dr. Franziska Giffey haben: „Nicht jammern, jetzt fangen wir erst mal an.“ Das muss man als Drohung verstehen …


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Kommentare ( 48 )

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48 Comments
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Marc Hofmann
4 Jahre her

Wenn die gottgleichen deutschen Hauptmedien der Grünen SOZIALISTEN schon eine neue…eine Grün Schwarze Habeck Regierung wollen, dann sollten sie endlich die SPD endgültig zu Abschuss freigegeben! Ansonsten bleibt es stümperhaft…die Auferstehung des neuen Sozialistischen Deutschland mit Grünen Tarnkleid

Ursula Schneider
4 Jahre her

Mal wieder klasse, lieber Herr Paetow!
Ich schlage vor, Anne-will-aber-kann nicht, unsere Gedönsministerin, Prof. Quak und all die vielen Ökochonder (schöner Begriff!) und Herz-Jesu-Sozialisten besteigen die Leyen-Air (super!) und fliegen in ein anderes Sehnsuchtsland mit offenen Grenzen!
Wir machen derweil die Schotten dicht und geben der Vernunft eine Chance …

giesemann
4 Jahre her
Antworten an  Ursula Schneider

DAS wäre ein poltisches Konzept, liebe Ursula Schneider, machen wir so, Ende der konzeptionslosen Durchwurstelei – es ist an der Zeit.

giesemann
4 Jahre her

Frau Giffey erkennt den Grund für den Niedergang der deutschen Industrie: Fachkräftemangel. Klar, warum soll ich was Schwieriges stukadieren, wenn es nach Vorbild dieser Dame auch viel einfacher geht? Erst wenn die letzten Fachkräfte den Nicht-Fachkräften den Mittelfimger gezeigt haben, dann, mein Täubchen wirst du sehen … . (VorAUSsage des g. – bekannt auch als AL-MUTANABBI). Dann wirst du zum Sahid, das ist arabisch für Augenzeuge, vulgo Märtyrer. Der Wortstamm ist s . h . d – die Vokale kann man einsetzen wie man will. Mit zwei „e“ ist das dann: Sehed – voilà.

Michael_M
4 Jahre her

„Ich habe meine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Besser konnte ich es eben nicht. Aber immerhin hat ein Professor mir den Doktorhut aufgesetzt – also wer ist jetzt hier der Idiot?“

???

Die einzig richtige Antwort

+1.000

mmn
4 Jahre her

Hat irgendjemand Grüne/“Aktivisten“/Kinder unter den Gästen vermißt? Wahrscheinlich nicht, aber Vernunft stand auch in dieser Runde nicht im Vordergrund. Die alte Faustregel hat weiter Bestand: Je kompetenter und regierungskritischer ein Gast, umso weniger kommt er zu Wort. Womit beschäftigt man sich unter diesen Umständen als Zuschauer? Na klar, mit der Frage: Wer nervt am meisten? Meine Favoriten: Zuerst Giffey, später haben Bouffier und Lucke stark aufgeholt. Und dabei wollten Giffey und Bouffier doch nur unsere Anerkennung (für ihre Verdienste um — na, um –, äh, ich komm‘ gerade nicht drauf) Andere Frage: Anne will, aber kann nicht; oder Anne will… Mehr

Susanne R.
4 Jahre her

Beim Zappen landete ich für 5 Minuten bei diesem Theater: Der erwiesene Experte für Industrie, Klima, Auto, im Nebenberuf Politikwissenschaftler, unterbrach Herrn Fuest mitten im Satz, feuerte stakkatoartig seine Worthülsensalven ab, steigerte sich auch in der Lautstärke, attackierte nebenbei auch noch die „Welt“-Journalistin. Frau Giffey und Frau Will lächelten zufrieden. Der Schwenk ins Publikum zeigte ein offenkundig gut situiertes Paar im mittleren Alter, das begeistert Beifall spendete. Das sind die Momente, in denen ich denke: Dieses Land ist nicht mehr zu retten.

giesemann
4 Jahre her
Antworten an  Susanne R.

@Susanne R.: Also mit DENEN bestimmt nicht … . Sowohl Darsteller als auch Publikum. Wenn sich die Darsteller ein Arbeitszeugnis ausstellen täten, so hieße das: „Wir haben uns stets bemüht … „. Das wäre ein gutes Zeugnis, wenn damit gemeint ist: Stets bemüht, an allen echten Problemen und Themen vorbei zu reden und dies meisterlich vor dem (zugegeben doofen) Publikum zu verstecken. DAS ist in der Tat lobenswert und qualifiziert zu Höherem. Aber den fff-Kids zu sagen: Gegen einen Klimawandel an zu hüpfen ist absolut sinnfrei, solange die (nicht wir) immer mehr werden und solange es nicht die da draußen… Mehr

Armin V.
4 Jahre her

Allein die Gästeliste hatte mir schon gereicht um „nicht“ einzuschalten!

Contra Merkl
4 Jahre her

Am besten war Bouffier. Wenn man sich die Mieten nicht leisten kann, ist Eigentum das beste. Am besten kommt man als Flüchtling, die können wohnen ohne sich um die Miete sorgen zu müssen. Die haben auch mit Eigentum keine Probleme, wenn die Strasse vorm Haus neu gemacht wird, eine 5 stellige Rechnung dafür ins Haus kommt. Und ist die Bude verranzt, brennt es zufällig, dann gibt es alles neu. Auf die Idee das Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, kommt keiner. Hat natürlich nix damit zu tun, dass als mehr Menschen in unser tolles Land strömen. Dafür gibt es einen… Mehr

Bambu
4 Jahre her

Die Pflicht eines Moderators oder einer Moderatorin ist es die eigene Meinung außen vor zu lassen, das Gespräch zu moderieren und mit gezielten Fragen Ergebnisse herbeizuführen. Diesen Grundsatz hat Anne Will bis heute nicht verstanden. Immer häufiger versucht sie ihre eigene Meinung als Maßstab einzubringen. Das erklärt wohl auch den schlechten Zustand der Sendung. Selbst bei ihrem Lieblingsthema CO² und Energiewende stellt sie nicht die richtigen Fragen. Wer sich auf einen Harakiri Kurs der gleichzeitigen Abschaltung Atomkraft- und Kohlekraftwerken begibt, der braucht in erster Linie intelligente IT Lösungen, um die Steuerung der weniger verlässlichen Lieferanten Wind- und Sonnenenergie im Griff… Mehr

Boudicca
4 Jahre her

Nächste Woche sind die SPD unter 10 und die Union unter 20%. Die Parteien haben ihr Wahl-Volk aus Pillepalleschland verloren.

Enrico
4 Jahre her
Antworten an  Boudicca

Ja vielleicht, aber die Grünen dann dafür über 30%, oderso…

Sogar „meine“ prekär bei einem Gross-Caterer zeitlich befristet angestellte weibliche Firmenbistrofachkraft mittleren Alters (ursprl. aus einem neuen Bundesland nach BaWü zum Schaffen temporär migriert) wählt die Grünen.
Auf meine Frage hin ob sie denn wirklich meint daß dies die Partei ist die ihre Interessen am besten vertritt, kam nur zurück: „Na wenigstens machen die was für die Umwelt!“.

Ich verstehe dieses Land nicht mehr…