EU und das Ende der Luftballons

"Der Antrag der Grünen im EU-Parlament, die „vorsätzliche Freisetzung in die Atmosphäre von Luftballons bei öffentlichen & privaten Anlässen" (kein Witz) komplett zu verbieten, wurde abgelehnt. Manchmal setzt sich doch Vernunft durch.", twitterte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer.

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Womit wird dann in Zukunft bei den Grünen geworben und demonstriert (wie hier 2015 gegen TTIP und Ceta in Berlin)? Oder ab sofort mit gutem Beispiel voran und mit Gurken winken?

Sie haben gerade noch einmal die Kurve gekriegt. Sie haben verhindert, dass Millionen von Eltern weinenden Kindern auf Jahrmärkten, Festen und in Spielwarenläden etwas von einem bösen Monster in Brüssel erzählen müssten, das ihnen auch den letzten Spaß verbieten will. Wie hätten Eltern ihren Kleinen den hanebüchenen Blödsinn erklären können, den Grüne in Brüssel beantragt hatten: Weg mit den bunten Luftballons!

Eine vollkommen außer Kontrolle geratene Gang wollte tatsächlich Luftballons verbieten! Die EU-Kommission hatte dem Parlament vorgeschlagen, Luftballons für Privatleute zu verbieten, für »industrielle und sonstige gewerbliche Verwendungszwecke und Anwendungen, die nicht an Verbraucher abgegeben werden«, zu erlauben. Denn gewerbliche Anwender würden verantwortungsvoller mit Luftballons umgehen. Also nicht einfach so aufblasen wie einen EU-Funktionär, sondern sinnvoll. Das kann man sich alles nicht mehr vorstellen!

Dann gab es eine liberale EU-Abgeordnete, die nicht mehr zwischen gewerblicher und privater Nutzung unterscheiden wollte: »Luftballons zählen zu den zehn an Stränden am häufigsten gefundenen Arten von Abfall. Sie verschmutzen die Umwelt und stellen eine Gefahr für wildlebende Tiere dar. Sie sollten nicht mehr lediglich aus Spaß in die Umwelt freigesetzt werden.«

So schrieb die vermutlich von der Wikipedia-Definition eines Luftballons (»ist ein elastischer Hohlkörper«) erschreckte liberale Abgeordnete Ries in den Text. Man möchte sich besser nicht vorstellen, wieviele wissenschaftliche Begleitprogramme finanziert wurden, um Müll an Europas Stränden zu zählen und die fundierte Grundlage für einen solchen Antragsmüll zu schaffen.

Privater oder öffentlicher Luftballon – Diskussionen unter hochbezahlten EU-Funktionären. Kannste dir immer noch nicht vorstellen!

Luftballons gibt es seit fast 200 Jahren, sind in der Regel aus Gummi und damit kompostierbar. Doch die Weltmeere quellen über vor Plastik; Eisbär und Wal verrecken elendiglich, weil Kinder in Europa Geburtstage mit Luftballons feiern und sich noch freuen, wenn sie auf Festplätzen in die Luft fliegen.

Niederländische Behörden obsiegten im Sommer im Überbietungswettbewerb »Wer hat den schönsten Schadstoff?«

Sie warnten über das europäische Schnellwarnsystem Rapex vor Luftballons! Sie ordneten sogar eine Rücknahme des Handels an. Grund waren Nitrosamine und »nitrosierbare Substanzen«.

Je weniger die EU auf die Reihe bekommt, desto törichter ihr Aktionismus. Jetzt also: Tier oder Kind? Die kinderfeindlichen Grünen ganz klar: Tier. Also lancierten sie das nächste Verbot: Weg mit Luftballons!

Die Geschichte im Klartext hätte kein Kind verstanden. Eltern in irgendeiner Villa Kunterbunt: »Da lebt ein böses Monster. Das will nicht, dass Du mit einem Luftballon die Umwelt verschandelst!«
Kind plärrt weiter: »Monster böse!«

Die Eltern: »Aber Du rettest mit Deinem Kindergeburtstag ohne Luftballons die Welt!«

Kind heult weiter.

Millionen von Eltern hätten ihren weinenden Kindern schließlich drastisch klarmachen müssen, warum es keine lustigen, bunten Luftballons mehr gibt, weil die für das Ende der Welt verantwortlich sind: »Nix da, basta!«

Die EU-Heissluftveranstaltung hat gerade noch einmal die Kurve gekriegt. Das EU-Parlament mit 571 Abgeordneten, 53 Gegenstimmen und 34 Enthaltungen für ein Verbot von Einweggeschirr, Strohhalmen und Wattestäbchen gestimmt, aber für Luftballons Ausnahmen vorgesehen. Die soll es weiter geben. Auch ohne Warnhinweise, wie das einige Abgeordnete wahrhaftig wollten (»Nicht steigenlassen!«).

Doch das böse Monster in Brüssel brütet vermutlich schon über dem nächsten Schlag: Thema Kondome. Die sind aus schlimmem Kunststoff und zerstören die Menschheit. Neue Parole: »Jute statt Plastik«. Wie könnten hier Warnhinweise auf den Produkten aussehen?


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