Der neue Sarrazin und der Sieg des Duckmäusertums

Das neue Buch von Thilo Sarrazin wird am Montag in der Bundespressekonferenz vorgestellt und löst die bekannten Abwehrreflexe aus: Statt sich inhaltlich mit seinen Thesen auseinanderzusetzen läuft die Diffamierungsmaschine. Der NDR eröffnet das Sperrfeuer.

Nein, „Rassist“ reicht nicht mehr. Um den Erfolgsautor zu diskreditieren nennt ihn der NDR in einer aktuellen Sendung “eugenischer Rassist“. Nun ist auch dann, wenn man seine Bücher mit dem semantischen Elektronenmikroskop analysiert, bei Thilo Sarrazin keine Formulierung zu finden, nach der er Zuwanderer sterilisieren oder kranke Kinder ermorden will und auch von rassischen Gesichtspunkten ist bei ihm keine Rede. Aber um Fakten geht es schon längst nicht mehr. Die Kritik an ihm ist nicht berechtigt oder unberechtigt. Sie dreht sich vielmehr völlig faktenfrei in einem Kosmos erfundener wirrer Gedanken. Etwa wenn ihm der bislang nicht bekannte Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke den Aufruf zu eugenischen Schandtaten vorwirft, für den es keinen Beleg gibt, oder wenn er ebenso freischwingend behauptet, Sarrazin beziehe sich auf das Erbgut der Deutschen.

Aber hat Sarrazin etwa nicht von „Kopftuchmädchen“ gesprochen? Nun hat sich in der linken Szene für Deutsche der Begriff „Kartoffel“ eingebürgert; aber es sei Sarrazin gewesen, dem es „außerdem gelungen (sei), die abwertende Bezeichnung vom ‚Kopftuchmädchen‘ zu etablieren“. Kartoffel oder Kopftuchmädchen? Welcher Begriff ist „abwertender“? Dass er damit seine Bedenken ausdrücken wollte, ob die Kinder türkischer Einwanderer, insbesondere die Mädchen, den Aufstieg aus ihrem Milieu in die moderne Arbeitswelt schaffen würden, wird nicht wahrgenommen. Dass sich Sarrazin damit einem früher ureigensten Thema der SPD widmet, nämlich wie der soziale Aufstieg organisierbar sei für die, deren Eltern am unteren Ende der sozialen Leiter stehen: ausgeblendet.

Tiefergehende Vorwürfe findet der NDR nicht, außer einem: Er habe „die vermeintlichen Kosten der Migration“ thematisiert; Kosten, die es gar nicht gebe.

Neues vom Nonkonformisten
Der Sommer wird heiß. Ein neuer Sarrazin erscheint
Der Anlass für das Geschimpfe ist Sarrazins neues Buch „Der Staat an seinen Grenzen“. Denn die Kosten der Migration sind eben nicht vermeintlich, sondern höchst real. Und die beschreibt er dem Vernehmen nach in seinem neuen Buch sehr detailliert. Bereits der Untertitel verrät, dass er mit einem weiten historischen Bogen der Frage nachgeht, ob Einwanderung wirklich immer und zu allen Zeiten bereichernd, fortschritts- und wohlstandssteigernd gewesen sei. So wie es etwa im Migrationspakt behauptet wird.

Die menschliche Geschichte war immer geprägt durch Wanderungsprozesse. Aber friedlich oder gewaltfrei ging es dabei eher selten zu. Nun ist Sarrazin deswegen kein Einwanderungsgegner; selbstironisch bezeichnet er auch seine persönliche Herkunft als „europäische Promenaden-Mischung“ verschiedenster Herkünfte. Aber der Frage, wann und wie Einwanderung tatsächlich fruchtbar für beide Seiten sein kann, geht er schon lange auf den Grund, bereits in seinem ersten Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ wird sie mitverhandelt.

Wobei klar sein dürfte: Unkontrollierte und ungezügelte Einwanderung, wie sie Angela Merkel seit 2015 betreibt, kann es nicht sein. Grenzen sind notwendig, um die vielfältigen Ressourcen der Länder vor der Plünderung zu schützen und Investition in Infrastruktur, Bildung, Soziales Kapital und Wirtschaft erst möglich zu machen. Eine grenzenlose Einwanderung kann nur die Nivellierung des gerade Erreichten und damit den Rückschritt, statt eines innovativ getriebenen Fortschritts zur Folge haben. So darf von Sarrazins neuem Buch erwartet werden, dass er Anforderungen an Steuerung und eine Politik der Einwanderung entwirft und erneut ein faktenreiches Werk mit vielen Informationen und Anregungen vorlegt, dass es verdient, gelesen und – durchaus kontrovers – diskutiert zu werden.

Aber seinen Kritikern geht es offensichtlich vielmehr darum, bereits die Lektüre durch haltlose Beschimpfungen und unbelegbare Behauptungen zu diskreditieren. Unvergessen der Verriss von „Deutschland schafft sich ab“ in der WirtschaftsWoche, deren Autor sich sogar damit brüstete, das Buch gar nicht erst gelesen zu haben.

Abgekartetes Spiel
Thilo Sarrazin aus der SPD ausgeschlossen - seine Stellungnahme
Es ist dies eine Blockadepolitik des Denkens. Deswegen auch wurde Sarrazin im Juli aus der SPD ausgeschlossen. Er sieht darin einen Sieg des „Duckmäusertums“; Opportunisten, Wichtigtuer und Leute, die Gesinnung über Fakten stellen, hätten das Ruder übernommen und blockierten, dass die Wirklichkeit in den Blick genommen werde. Die Wirklichkeit der Einwanderung ist eine andere als die von sozialdemokratischen Parteitagsbeschlüssen. Die Auszehrung der einst stolzen Partei zur sektiererischen Splitterpartei mag damit zu tun haben, dass die von der Einwanderung Betroffenen die Kosten tragen müssen – im Wohnviertel, an den Schulen, im Steuerbescheid, im sozialen Umfeld.

Sarrazins Buch wurde im Vorfeld unter Verschluss gehalten, um einer hasserfüllten Vorabdebatte den Boden zu entziehen, indem das Buch Lesern und Journalisten gleichzeitig zur Verfügung gestellt wird. Eine kluge Überlegung. Dabei steht in den Medien das Urteil bereits fest. Wie der NDR beweist, der keine Zeile gelesen hat.

Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil.

Thilo Sarrazin, Der Staat an seinen Grenzen. Über Wirkung von Migration in Geschichte und Gegenwart. LangenMüller Verlag, 480 Seiten, 26,00 €


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Kommentare ( 57 )

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57 Comments
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Maja Schneider
3 Jahre her

Das Urteil stand wahrscheinlich schon fest, als die Pläne für ein neues Buch noch gar nicht vorlagen, unsere Kanzlerin wird vermutlich, ohne auch nur den Buchdeckel gesehen zu haben, wieder einmal feststellen, dass das Buch nicht „hilfreich“ ist. Das ganze übliche von Fakten und jeglicher Sachlichkeit befreite Getöse der bekannten Medien wird hoffentlich nichts daran ändern, dass das Buch wieder ein Beststeller wird.

DELO
3 Jahre her

Die Kettenhunde heulen auf Kommando wieder lautstark los, so als wäre der ganze Bauernhof in Gefahr. MSM läuft zu Hochtouren auf, obwohl die meisten ihrer „Journalisten“ eher fachunkundige Stümper sind, die nicht einmal die Kaiserflagge von der Reichskriegsflagge unterscheiden können. Und unsere „geliebte“ Bundeskanzlerin wird in ihrer sprachlichen Unfähigkeit allenfalls wieder von „nicht hilfreich“ sprechen, anstatt ironisch zu formulieren: „Muß ich bei passender Gelegenheit auch mal lesen…“ Sarrazin mit seinem „buchhalterischen“ Schreibstil zu konsumieren ist mitunter schon anstrengend, aber genau einen solchen Typ Mensch traue ich eine akribische Recherchearbeit zu, bevor er etwas benennt, und das ist das Wesentliche. Und… Mehr

LadyGrilka55
3 Jahre her

Ich glaube eher, dass sie gar nicht wissen, dass sie Defizite haben, und zwar nicht nur eins.

nhamanda
3 Jahre her

Kartoffel oder Kopftuchmädchen? Ein Kopftuchmädchen ist eine Mädchen, das ein Kopftuch trägt. Eine Kartoffel ist ein Lebensmittel, eine Erdknolle, die ursprünglich aus Südamerika stammt und gekocht, fritiert, gebraten zu allerlei Speisen zubereitet werden kann, die Mensch und Tier essen können. Die Bezeichung „Kartoffel“ für einen „Deutschen“ ist also harmlos beinahe hirnlos (Köter“rasse“ klingt da schon bissiger) und könnte bei spitzfindiger Auslegung gar als Aufruf zum Kannibalismus bewertet werden. Sollen wir mal Herrn Schäuble fragen? Oder diesen anderen Präsidenten oder Herrn Restle, der ja neulich ganz neue Töne spuckte.

LadyGrilka55
3 Jahre her

Na, das ist doch nichts Neues, dass der Mainstream Bücher zensiert, die keiner der „Rezensenten“ gelesen hat. Angesichts einer Kanzlerin, die ein Buch, das sie ebenfalls nicht gelesen hatte, als „nicht hilfreich“ abwertete kann man nichts anderes erwarten. Denn für eine Rezension, die ihren Namen verdient, bräuchte man Journalisten, die ihre Berufsbezeichnung verdienen. Und die gibt es in den Mainstreammedien nicht mehr oder sie werden zur systemkonformen Schreibe unter Androhung des Jobverlusts gezwungen. Ärgerlich nur für die „Kritiker“, dass alle bisherigen Bücher Sarrazins Bestseller wurden. Das Buch „Der Staat an seinen Grenzen“ habe ich vorbestellt, sobald ich davon hörte. Ich… Mehr

Boris G
3 Jahre her

Sarrazins Sakrileg ist die populärwissenschaftliche Publikation lange bekannter sozialbiologischer Forschung (E.O. Wilson, R. Lynn, H. Rindermann, R. Plomin, H. W. Jürgens, V. Weiss). Dass deren empirische Befunde diametral dem lins-grünen egalitär-behavioristischen Weltbild widersprechen, löst unter den Linken eine enorme ideologische Wut bis zum Vernichtungswillen aus. Insofern hat Sarrazin bisher großes Glück gehabt und ich gönne ihm seine Millionen von ganzem Herzen als Entschädigung für seinen Todesmut. Aber wie hat es der renommierteste US-amerikanische Populationsgenetiker David Reich in der New York Times kürzlich so treffend formuliert: Die Linke wird diesen Kampf gegen die Wissenschaft verlieren! (und am Ende genauso lächerlich dastehen… Mehr

LadyGrilka55
3 Jahre her
Antworten an  Boris G

Das ist die größte Hoffnung, die uns noch verbleibt. Es fragt sich nur, wie lange wir darauf warten müssen. Da ich schon 60+ bin, könnte es sein, dass ich das nicht mehr erleben darf.

butlerparker
3 Jahre her

Ja, jetzt laßts doch mal die ÖR so richtig die Werbetrommel rühren für das Buch von TS.

Eine bessere Werbung gibt es gar nicht und auch noch ganz kostenlos. Jeder von uns weiß doch, je mehr das Buch skandalisiert wird, umso mehr Menschen möchten es lesen.

<<Und unsere Aufgabe dabei wird sein, möglichst viele Menschen in ein Gespräch darüber zu verwickeln, um dann sagen zu können: "Ja hast Du es denn überhaupt gelesen oder über was diskutieren wir hier"?

Karl Napf
3 Jahre her

Sarrazin gegen MSM – wiedermal David gegen Goliath – wiedermal Hirn gegen Meinung
Ein Blick in dieselben MSM, die Sarrazin angreifen zeigt:
Deutschland kommt an sein Grenzen.

Wenn es Sarrazin sagt, bringt das halt keine Quote, sondern vielleicht Stimmen, die den MSM ans Leder, bzw. an die Geldboerse wollen. Das macht den Unterschied.

Luzifer
3 Jahre her

Zwischen den 50er und Anfang 80er Jahre war bei den damals agierenden Politikern ein gewisses, seriöses Niveau vorhanden. Als dann die 68er Clique als „Politiker“ das Feld betraten verloren die Landtags -und Bundestagsparlamente ihre Seriösität und verwandelten diese Parlamente in einen assozialen, Güllereichen Ackerhaufen den sie seit ihrer 68er Kommunen WG gewohnt waren.
Seriöses, intelligentes diskutieren ? Fehlanzeige, stattdessen unflätiges Gossengekreische wenn es um die Verteidigung und Durchsetzung ihrer assozialen Ideologie geht. Dieses Gehabe hat sich bei den bekannten Staatsmedien, „Kulturschaffenden“, Lehrerschaft, Universitäten und bis in kleinste Gesellschaftsinstitutionen eingenistet.

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Luzifer

Dem ist wenig hinzuzufügen. Der 68er-Ungeist entfaltet seit den neunziger Jahren seine Dynamik in den Institutionen und erreicht derzeit den Höhepunkt, mit unappetitlichsten 68er-Gestalten, flankiert von ehemaligen DDR-Funktionären in allerhöchsten Ämtern. Das Pendel kommt aber zum Stillstand und es wird in die Gegenrichtung zurückschwingen und es wird kein Vergnügen für die linke Herrscherelite werden.

LadyGrilka55
3 Jahre her
Antworten an  Deutscher

Ihr Wort in Gottes Ohr!

Ich hoffe, wir erleben gerade, wie das Pendel so langsam aber sicher die Gegenrichtung einschlägt. Es ist höchste Zeit!

LadyGrilka55
3 Jahre her
Antworten an  Luzifer

Den Begriff „Ackerhaufen“ würde ich hier nicht verwenden, denn selbst auf einem Haufen ist und bleibt Humus fruchtbar. Alt-68 und Konsorten war und ist alles andere als fruchtbar, denn sie erschaffen nichts, sondern zerstören nur, und das mit Hilfe von papageienartig in Endlosschleife geplapperten linksradikalen Parolen, die ebenfalls nichts Neues beinhalten. „Güllereich“ trifft es da schon eher. 😉 Leider hat sich das o.a. Gehabe in der Tat überall eingenistet. Und die, die anders denken, halten lieber den Mund, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass man mit Linken sowieso nicht diskutieren kann, weil diese immer Recht haben und stichhaltige Gegenargumente… Mehr

LiKoDe
3 Jahre her

Massenhafter illegaler Grenzübertritt war und ist nirgends auf der Welt ‚Einwanderung‘, sondern eben massenhafter illegaler Grenzübertritt.

Der seit den 1970ern sich stetig verstärkende ‚Zuzug‘ in die deutschen Sozialsysteme war und ist übrigens auch keine ‚Einwanderung‘, sondern eben Zuzug in die deutschen Sozialsysteme.

fatherted
3 Jahre her
Antworten an  LiKoDe

Fragen? nein….nur die Feststellung, dass es schon längst so weit ist. In vielen Kommunen sind bereits die Herrschaften mit Afrikanischem und Nah- Ost Mihigru (inkl. Türkei natürlich) in der Mehrheit. Schon aus Glaubensgründen…aber auch finanzielle Vorteile nutzend (Kindergeld) werden so viele Kinder gemacht wie nur möglich. Die meisten bleiben Bildungs- und Erziehungstechnisch auf der Strecke….20 Jahre später sind sie dann die „Event-Gesellschaft“ und leben ihren „Frust“ auf der Straße aus. Schuld daran sind natürlich die noch übrig gebliebenen der indigenen Bevölkerung. Ich gebe diesem Land noch 20 Jahre….dann haben wir die 50% Mihigru flächendeckend erreicht….nicht vergessen….die geburtenstarken Jahrgänge sterben dann… Mehr