Wo zu Erdogans „Neuer“ Türkei Ja und Nein

Mit der Struktur der abgegebenen Stimmen und den gemischten Gründen für Ja und Nein werden sich noch viele befassen. Eines fällt ins Auge: Wo Zuwanderergruppen groß genug sind, um Parallelgesellschaften bilden zu können, tun sie das auch.

Ja und Nein der Türken weltweit

Die Karte der Anadolu Agency zeigt es: Grau für mehrheitlich Nein und – passenderweise – Türkis (englisch: Turkish Blue) für Ja. Die Prozente für die beiden sind zu sehen, wenn man auf die Länder klickt:

Dass sich die Nein-Mehrheiten innerhalb der Türkei (Domestic) auf große Städte und die Ränder im Süden und Westen konzentrieren, müssen Türkeikenner kommentieren. Ans Bild Overseas wage ich mich selbst.

In den echten Einwanderungsländern, die sich aussuchen, wen sie haben wollen und wen nicht, gibt es erstens viel weniger Türken und Türkischstämmige als in Europa. Aber auch in Europa gab es zweitens keine Mehrheiten für Erdogan wie in Spanien und Italien, wo es wesentlich weniger türkische Zuwanderer gibt als in Westeuropa, wo die Ja-Stimmen 63 bis 73 Prozent betrugen.

In Deutschland stimmten 63,1 Prozent Ja, in den Niederlanden 71 Prozent, in Österreich 73,23 Prozent, in Belgien 75,1 Prozent. In der Schweiz blieb das Ja mit 38 Prozent in der Minderheit, in Schweden mit 47 Prozent und in Britannien mit 20 Prozent. In den USA sagten die Türken zu 83,8 Prozent Nein, in Russland mit 73,98 Prozent, in Kanada mit 72,08 Prozent und in Australien zu 58,18 Prozent.

Mit der Struktur der abgegebenen Stimmen und den gemischten Gründen für Ja und Nein werden sich noch viele befassen. Eines fällt ins Auge: Wo Zuwanderergruppen groß genug sind, um Parallelgesellschaften bilden zu können, tun sie das auch. Es ist mit dem alten Paracelsus auch hier eine Frage der Dosis, die über bekömmlich und unbekömmlich entscheidet. In Parallelgesellschaften bleibt der Kern der Identität am Heimatland orientiert. Nichts ist natürlicher. Für diese Erkenntnis braucht es keine „Experten“, Studien und Kommissionen. Hinschauen, Eins und Eins zusammenzählen und Nachdenken reichen.

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Kommentare ( 108 )

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Sabine Ehrke
7 Jahre her

Ach lieber Herr Goergen, wir Restdeutschen, insbesondre wir ‚Dunklen‘, haben uns nur nicht genug bemüht, uns in diese Parallelgesellschaften zu integrieren. Dass müssen wir dringend nachholen nach der nächsten BT und es sieht so aus, als gelänge das. Ich allerdings muss mir dann ein ‚NEIN‘ Land aussuchen.

Th. Radl
7 Jahre her

Sehr geehrter Herr Goergen, besteht eventuell die Möglichkeit, das Wahlergebnis in Deutschland mal journalistisch aufbereitet in einer ausgewerteten Ausarbeitung zu betrachten? In „Achse des Guten“ hat Hamed Abdel-Samad in einer kurzen Polemik schon angedeutet, dass das Wahlergebnis nach genauerer Differenzierung schreit, weil es Rückschlüsse auf die Integration der hier lebenden, meist doppelstaatlichen sog. „Deutsch-Türken“ zulassen würde. (Ich gehe davon aus, dass der CDU-Opa Nolenz-Polenz sich auf diesen Aufsatz bezieht in seinem komischen „Fratzebuck“-Eintrag, der hier in einem Kommentar aufgeführt wurde.) In der WELT war eine Tabelle abgedruckt, wie die Wahlergebnisse in deutschen Großstädten aussahen. Mich würde z.B. interessieren, in welchem… Mehr

Gero Hatz
7 Jahre her

In der Tat, dosis facit venenum. Am besten ist das in den Ghettos von Paris zu beobachten. Aber Mutti wird alles tun diese Zustände auch in Berlin zu etablieren. Wegen einheitlicher EU Standards…

Juri
7 Jahre her

Integration der Gastarbeiter offenbar gescheitert.
Schön, dass jetzt Level 2 kommt: Neue Flüchtlinge, neue Chance

Werner Lischka
7 Jahre her

ich erlaube mir anzumerken, daß in österreich die wahlbeteiligung der austro-türken bei etwa 30% lag. der rest der türkisch-stämmigen bürger sieht sich mehr als österreicher und verzichtet daher auf eine einmischung i.d. innenpolitik der türkischen republik. auch gibts in österreich eigentlich keine doppelstaatsbürgerschaft – bei den austro-türken ist der türkische pass daher illegal und wird eher für geschäfte und visa-ersparnis statt politischer aktivität genutzt. hardcore-erdoganis gibts natürlich auch – aber leben und leben lassen…

KoelnerJeck
7 Jahre her

Bei dem Thema Zuwanderung fällt mir ein Buch von Mises ein: Nation, Staat, Wirtschaft. Es ist kurz nach dem 1. Weltkrieg erschienen. Schon dort schreibt er, dass Multi-Kulti nicht funktioniert, weil es immer wieder Konflikte untereinander gibt. s.a. „Mises über Nationalismus, das Recht auf Selbstbestimmung und die Einwanderungsproblematik“ auf misesde.org. „Mises ist der Ansicht, dass diese sogar – im Gegenteil, trotz des Hasses, den verschiedene Gruppen der selben Nationalität natürlicherweise aufeinander haben mögen – friedlich in ein und demselben Staat zusammenleben können, während verschiedene Nationalitäten, die gezwungenermaßen unter dem selben politischen Dach vereint sind, sich in ständigem Konflikt befinden.“ Die… Mehr

Ivan De Grisogono
7 Jahre her

Sie reden wahrscheinlich nicht ueber Tuerken mit Deutschem Pass?
Ein guter Anfang waere es ohne Pardon auszuweisen, Asylantraege an den Grenzen zu entscheiden, sonst die Grenzen dicht zu machen und Doppelpaesse einzufrieren!

Wenn man die Rettungsaktionen der deutschen 5. Kolonne vor libysche Kueste sieht mit Direkttransport nach Italien dann braucht Deutschland eine Revolution! Reden ist ueberfluessig.

Marc Hofmann
7 Jahre her

Möchte hier auch nochmal einen anderen Gedanken mit hineinpacken…es ist ja schon erstaunlich, wie weit die Deutsche Medien-Politik unter der Leitung einer Merkel immer mehr in die innerpolitischen Angelgenheiten anderer Länder einmischt…überall sollen die „westlichen-Demokratischen Werte“ der EU/Deutschland vorangetrieben und durchgesetzt werden….und eines ist immer wieder verdächtig und auffällig…sobald in einen Land, ein Land mit dem EU-Deutschland gute Exportbeziehungen pflegt, die Politik nicht mehr nach den Regeln der westlichen Demokratie (Wirtschaftsregeln) spielt, wird dieses Land mit allen Mitteln (verbal und auch sanktional) bestraft…. Meine Meinung dazu ist…wenn Deutschland oder die EU von „den Werten der westlichen Zivilasation“ daher wafen…dass diese… Mehr

Michel Rieke
7 Jahre her

Claudia Roth: „Es gibt viele, die strengen sich sehr an und erfahren trotzdem Zurückweisung.“ Solche Aussagen liebe ich. Die kann frau einfach so in den Raum stellen, ohne jemals einen Beleg zu liefern. Das passt zu der Linie „immer mehr Muslima erleben wegen ihres Kopftuches in der U-Bahn feindliche Blicke“. Da darf auch keiner nachfragen, wie viele Muslima das wann, wo, weshalb erlebt haben, oder wie frau feststellt, dass „feindliche Blicke“ sie wegen ihres Kopftuches treffen. Mit solchen Sätzen ist der dramatische Anstieg der „Islamophobie“ ebenso final bewiesen, wie die himmelschreiende Diskriminierung integrationswilliger Migranten durch die rassistisch-xenophobe Mehrheitsgesellschaft durch das… Mehr

Pe Wi
7 Jahre her
Antworten an  Michel Rieke

Tja, es ist nicht mal nur die sogenannte „rassistisch-xenophobe“ Mehrheitsgesellschaft. Selbst nichtmuslimische Ausländer in Deutschland wollen nichts mit diesen Resettlern zu tun haben. Meine asiatische Schwiegertochter will unbedingt ausziehen, weil sie nichts mit den Resettlern im Haus und Wohngebiet zu tun haben will. Sie will dorthin ziehen, wo die nicht zu finden sind. Die sind ihr zu dreckig. Ein Beispiel unter vielen.

Michel Rieke
7 Jahre her
Antworten an  Pe Wi

Sie müssen das mit den Augen von Claudia Roth sehen. Ihre asiatische Schwiegertochter kann sehr wahrscheinlich keine religiösen Gründe für ihre Ablehnung der Resettler anführen. Also ist sie aus Sicht von Frau Roth sicher auch eine Rassistin. Nur Muslime und Menschen afrikanischen Ursprungs können keine Rassisten sein. Wenn Ihre Schwiegertochter als Muslimin etwas gegen „unreine“ Nachbarn hätte, wäre die Sache natürlich anders gelagert. Verstehen Sie?

Roger Feldkamp
7 Jahre her

Natürlich die Deutschen, wer sonst, sind laut Bundestagsvizepräsidentin und Türkenversteherin C l a u d i a R o t h alias Fatima letztlich verantwortlich für das künftig ein Präsidialsystem ermöglichende Wahlergebnis bzw. Wahldesaster in der Türkei, das unseren hochgepriesenen Werten der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie – des routiniert elaborierten Rechtsbruchs in Euro-, Energie-, Migrations- und Asylsachen, der systematischen Schmähung und Stigmatisierung politisch Andersdenkender, könnte man auch ketzerisch sagen – gröblich zuwiderlaufe und auf die allseits wie allezeit nur unzureichend entfalteten Integrationsbemühungen der Einheimischen den hier lebenden Türken gegenüber zurückzuführen sei, wie auch sonst wohl nur, nicht minder schräger grüner Diagnostik… Mehr