Weltmeisterin setzt Riad Schach-Matt

Es beugen sich also nicht alle den Sitten und Vorschriften, denen der künftige König in Riad, Kronprinz Muhamad bin Salman, den Kampf angesagt haben will.

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Ukraine's grandmaster Anna Muzychuk celebrates after winning a two gold medals in the FIDE World Chess Rapid & Blitz Championships 2016, in the Qatari capital Doha on December 30, 2016. / AFP / KARIM JAAFAR (Photo credit should read KARIM JAAFAR/AFP/Getty Images)

Dienstag begann die Schach-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien. Chess.com meldet, dass diese auch 2018 und 2019 am selben Ort stattfinden wird, weil der Weltschachbund Fide einen Dreijahresvertrag abgeschlossen hat. Profis aus Israel, Katar und Iran durften nicht einreisen.

Profi Anna Musytschuk aus der Ukraine sagte ihre Teilnahme ab, weil sie sich den saudischen Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften nicht zu unterwerfen bereit ist, wie sie auf Facebook begründet:

I am going to lose two World Champion titles – one by one. Just because I decided not to go to Saudi Arabia. Not to play by someone’s rules, not to wear abaya, not to be accompanied getting outside, and altogether not to feel myself a secondary creature.“

MbS marschiert durch
Saudi-Arabien im Umbruch
Die Ukrainerin will keine Abaya tragen und verbittet es sich, sich öffentlich begleiten lassen und sich wie ein zweitklassiges Wesen fühlen zu müssen. 2016 gewann die Ukrainerin die Titel in den „Rapid“- und „Blitz“-Kategorien. Für ihre Prinzipien verzichtet sie darauf, in fünf Tagen mehr zu verdienen als in einem Dutzend anderer Veranstaltungen zusammen.

Es beugen sich also nicht alle den Sitten und Vorschriften, denen der künftige König in Riad, Kronprinz Muhamad bin Salman, den Kampf angesagt haben will. Wenn er das ernst meint, muss er spätestens nächstes Jahr die Teilnahme an der Schach-Weltmeisterschaft allen aus allen Ländern und ohne die bisherigen Freiheitsbeschränkungen möglich machen. Bin Salman hat gegen die wahabitische Geistlichkeit Schach in seinem Land überhaupt erst zugelassen, aber da muss noch mehr folgen. Bis nicht einmal mehr Barbie ein Kopftuch tragen muss.

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Kommentare ( 70 )

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ChristianG
6 Jahre her

Eine Weltmeisterschaft, an der die Welt nicht komplett teilnehmen darf, ist keine. Dazu kommt jetzt noch das Fehlen der amtierenden Weltmeisterin. Formal mag der Gewinner in Riad dann Weltmeister sein. Sportlich gesehen ist das bestenfalls ein Titel zweiter Klasse. Wenigstens wird gut bezahlt. Man sollte es ehrlicherweise Geldmeisterschaft nennen.

Gerdt Novak
6 Jahre her

Im Osten geht die Sonne auf.

Jens Frisch
6 Jahre her

„Für ihre Prinzipien verzichtet sie darauf, in fünf Tagen mehr zu verdienen als in einem Dutzend anderer Veranstaltungen zusammen.“
Bravo! Diese Dame zeigt der gesamten westlichen Welt mit ihren „Werten“, dass „Haltung“ mehr ist als eine Unterdisziplin der Orthopädie!

Ralf Pöhling
6 Jahre her

Sehr gut. Wollen wir mal testen, ob es MbS wirklich ernst meint. Wenn ja, braucht der Mann Rückendeckung.

Erwin
6 Jahre her

Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne den Römer 7 in den Raum werfen und allgemein der Unterwerfung (Untertan). Wie wollen wir jemals Gott untertan werden, das Höchste was Gott uns mit auf den Weg gegeben hat, wenn wir schon im Kleinen versagen. Freiheit vom Gesetz 1 Wisst ihr nicht, Brüder und Schwestern – denn ich rede mit denen, die das Gesetz kennen –, dass das Gesetz nur herrscht über den Menschen, solange er lebt? 2 Denn eine Ehefrau ist an ihren Mann gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von… Mehr

misty
6 Jahre her

Und diese Frau musste nicht mal ihren Busen enthüllen, um gegen Frauenhass zu demonstrieren. Respekt!

Doris die kleine Raupe Nimmersatt
6 Jahre her

Meine Hochachtung ist der Frau gewiss!

Julia Schmitz
6 Jahre her

Merkel und ihre roten Mitläufer werden sicherlich vor Wut schäumen. Saudi-Arabien ist immerhin ein großer Förderung muslimischer Kultur in Europa und Großkunde bei Rüstungsaufträgen zwecks weltweiter, friedlicher Bereicherung. Hoffentlich passiert dieser mutigen und klugen Frau nichts. In der Ukraine will man sicherlich nicht die deutscheuropäischen Geldströme in die Taschen der Machthaber abreißen lassen.

Peter Müller
6 Jahre her

Der Mut und die Konsequenz dieser Frau sind Bote eines Zeitgeistes, in dem speziell viele junge Leute nicht mehr bereit sind, sich der Political Correctness zu beugen und sich das Recht herausnehmen, einer Kultur, die keinen Respekt verdient, auch keinen zu gewähren.

maru
6 Jahre her

Bravo, Frau Muzychuk, für den aufrechten Gang!
Allein, daß die WM nach Saudi-Arabien vergeben wurde – und dann auch noch für drei Jahre (!) in Folge – zeigt, daß sie an den Meistbietenden verschachert wurde. Genauso wie die Fußball-WM in Katar, die ich mir trotz Fußballbegeisterung auf keinen Fall anschauen werde.
Nach der ganzen Masseneinwanderung und Islam-Appeasement in Dtschld. und Europa ist zu befürchten, daß unser ganzer schöner Kontinent Europa bereits mit Mann und Maus von den Ölscheichs gekauft wurde und jetzt Stück für Stück die feindliche Übernahme auch vollzogen wird.

misty
6 Jahre her
Antworten an  maru

Kennen Sie das Buch „Unterwerfung“ von Houellebecq? Ich hielt es – als ich es vor einem Jahr las – noch für übertrieben. Aber man wird von der Wirklichkeit schneller eingeholt, als es einem lieb ist.