Umfrage bestätigt: Deutsche sind besonders fremden- und kinderfreundlich

Wenn die Deutschen in großer Mehrheit nach wie vor in so einer Krisensituation helfen wollen, warum möchte das Kinderhilfswerk nun unbedingt, dass sie helfen müssen?

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Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes zum Umgang mit Flüchtlingskindern, stellt den Deutschen ein sehr gutes Zeugnis aus.

So sehen 90 Prozent der Befragten in einem ausreichenden Zugang von Flüchtlingskindern und ihren Familien zu Angeboten der deutschen Sprachförderung den größten Handlungsbedarf bei der Integration in Deutschland. Die Bürger sind also bereit dazu, Steuergelder für Integrationsarbeit auszugeben. 74 Prozent wünschen sich für die Flüchtlingskinder einen ausreichenden Zugang zu Kindertageseinrichtungen und Schulen. Ebenso viele Deutsche wünschen sich eine dezentrale Unterbringung dieser Kinder und ihrer Familien mit dem Ziel, Kontakte zu einheimischen Familien möglich zu machen. Was den kostenfreien Zugang zu Freizeitaktivitäten und Sportvereinen angeht, halten 67 Prozent der Befragten einen Handlungsbedarf für gegeben.

Wenn nun 52 Prozent der Teilnehmer der Umfrage der Meinung sind, dass Flüchtlingskinder nicht sofort die gleichen Möglichkeiten haben sollten wie in Deutschland geborene Kinder, dann mag das neben suggestiven Fragestellungen zunächst einmal einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten geschuldet sein und muss nicht im Widerspruch zur positiven Gesamtaussage stehen. Auch dann nicht, wenn eine Reihe von Medien und Organisation das gerne negativ lesen wollen.

Nein, das Menschenmögliche tun, aber angesichts der großen zu bewältigenden Aufgabe nicht gleich wieder einen ultimativen Rechtsanspruch erwirken, mag der Einzelne gedacht haben. Eben Humanität in der Ausnahmesituation beweisen aus sich heraus. Und nicht, weil ein Anwaltskollektiv gleich wieder den Klageweg bestreiten möchte. Das Gleiche gilt dann auch für die Absage von 42 Prozent der Befragten, was den Familiennachzug von Eltern und minderjährigen Geschwistern angeht. Da will man möglicherweise erst einmal schauen, wie man die vielen Migranten vor Ort menschenwürdig unterbringt. Leider ist die Umfrage hier nicht bis ins Detail präzise und aussagekräftig, wie es vielleicht wünschenswert wäre.

Problemgruppe: uM oder UMF
Unbegleitete Minderjährige - Integration oder Rückkehr - Reintegration
Besonders reißerisch erscheint zudem die Lesart der Umfrageergebnisse „signifikanter Unterschiede“ zwischen alten und neuen Bundesländern. Denn was soll das aussagen, wenn sich die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger für sehr großen und großen Handlungsbedarf im Sinne einer sicheren und kindgerechten Unterbringungen aussprechen, die Auftraggeber der Studie aber auf Biegen und Brechen signifikante Unterschiede konstruieren wollen zwischen 75 Prozent in den alten und 67 Prozent in den neuen Bundesländern. Möglicherweise irritierte einfach das „groß“ und „sehr groß“ – vielleicht hätten schlichten „Handlungsbedarf“ 99 Prozent der Befragten länderübergreifend attestieren wollen.

Dabei hätte man es nun belassen können. Aber das Kinderhilfswerk als Auftraggeber der Studie sah sich offensichtlich genötigt, die eigene Aufgabe – eben Handlungsbedarf – noch einmal explizit herausarbeiten, fast so, als würde irgendwer ernsthaft diese wichtige Institution in Frage stellen wollen.

Anstatt nun also getreu den Ergebnissen der Umfrage den Deutschen ein besonders gutes Zeugnis für gelebte Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit auszustellen, mahnt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Diese Zahlen sind aus kinderrechtlicher Sicht ein deutliches Warnsignal. Die vor einem Jahr noch überwiegend positive Haltung gegenüber den Bedürfnissen von Flüchtlingskindern in Deutschland hat sich verschlechtert. Für uns ist ganz klar: Nach der UN-Kinderrechtskonvention, die in Deutschland geltendes Recht ist und für alle Kinder unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsstatus gilt, haben alle Kinder die gleichen Rechte.“

Vergessen wir doch bitte nicht, dass die Bundeskanzlerin in der Flüchtlings- und Einwanderungskrise geltendes Recht unter dem Deckmantel eines humanitären Imperativs außer Kraft gesetzt hat. Wenn also die Deutschen in großer Mehrheit nach wie vor in so einer Krisensituation helfen wollen, warum möchte das Kinderhilfswerk nun unbedingt, dass sie helfen müssen? Es ist doch so: Wer sich beschweren möchte, dass wir uns in einem rechtsfreien Raum bewegen, was faktisch nicht stimmt, der möge diese Beschwerde an die Verursacherin weiterleiten, anstatt alle kinderfreundlichen und hilfsbereiten Deutschen unter Generalverdacht zu stellen, indem man hier ohne Not „deutliche Warnsignale“ trompetet, wo keine sind.

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Kommentare ( 63 )

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Einar von Vielen
6 Jahre her

Und klimafreundlich nicht vergessen.

Teweus
6 Jahre her

Ein Blick in die reale Welt zeigt eigentlich, dass in allen Ländern andere Gesetzt gelten. Also haben nicht alle Menschen gleiche Rechte. So schön es vielleicht wäre.

Ingmar Blessing
6 Jahre her

Welchen Unterschied macht das im genauen? Ob wir sie mögen oder nicht, sie kommen und werden uns eingepflanzt. Die „Debatte“ ob gefühlig oder logisch ist schon längst gelaufen. Was wir nun noch machen dürfen ist uns daran zu gewöhnen oder – frei nach der CDU Nomenklatura – zu gehen.

P.Reinike
6 Jahre her

Irgendein Momentum für moralischen Überflug oder Empörungsgefingere brauchte das Ergebnis der Studie doch. Sonst wären investierten Gelder umsonst gewesen. Krüger kriegt aber jeden Kahn auf ideologische Schlagseite, das würde selbst funktionieren, wenn er ins Lakritzgeschäft einsteigen würde.

Franzi Meierdierks
6 Jahre her

Der Rechtstaat, den wir mal kannten, liegt schon lange auf dem Müll.

Die Zahnfee
6 Jahre her

Ja, trotz so großer Hilfsbereitschaft, wird doch noch ein Grund gesucht, etwas Nachteiliges über die deutschen Bürger zu sagen. Wie arm, unsensibel und undankbar muss jemand sein, der tatsächlich von „deutlichen Warnsignalen“ redet, obwohl sich sicher viele ihre „Gaben“ vom Mund abgespart haben? Und warum wird zwischen den alten und neuen Bundesländern unterschieden? Wird da ein Haar in der Suppe gesucht, um es nachträglich zu spalten? Geht es dem Kinderhilfswerk so blendend, dass sie sogar eine Umfrage locker bezahlen können? Was wollen sie mit dieser Aktion und den Aussagen? Ein tolles Vorbild für Kinder abgeben? Liebe Kinder, ich zeige euch… Mehr

akimo4
6 Jahre her

Lieber Herr Wallasch, dies ist ein Land, dass einen Großteil seiner Bevölkerung in der Helfer- und Betroffenheitsindustrie beschäftigt. Wo sollen auch bei ganzen Akademiker ohne spezifischen Nutzen hin? Und was Sie beschreiben, ist das Bestellen des eigenen Feldes. Wahrscheinlich verdient man beim Kinderhilfswerk exzellent. Also muss auch PR her. Kennen Sie den Armutsbericht des paritätischen Wohlfahrtsverbandes?… Die in ScienceFiles.org neu vorgestellte ‚Studie‘, der ‚Antidiskriminierungsstelle? Same shit: Jeder Therapeut schafft sich sein Patienten.

Wolfsson
6 Jahre her

Dazu passt doch prima das Leselernheft meines 1. Klässlers, ein Text beginnt mit: „Ich bin anders als Du“ und endet mit „Wie schön wir sind Bunt“. Meinungsfaschismus und Indoktrination der Jüngsten schon mit den ersten selbst gelesenen Texten. Schönes neues Deutschland!

Mer & Soleil
6 Jahre her
Antworten an  Wolfsson

Diese Indoktrination greift überall um sich. Motto des diesjährigen Deutschen Turnfestes in Berlin: „Wie bunt ist das denn“.

Bets
6 Jahre her
Antworten an  Wolfsson

Ich finde es ja richtig, dass Kindern – und nicht nur Kindern – Respekt für Menschen anderer Kulturen, Länder, Ethnien und Hautfarbe vermittelt wird. Die Art, wie das in diesem Land mit dem Holzhammer und zwecks Rechtfertigung und zur Abfederung einer schädlichen, chaotischen Asyl- und Migrationspolitik geschieht – das ist kaum zu glauben. Schöne neue Welt!

jossi
6 Jahre her
Antworten an  Wolfsson

Gibt es in den Lesebüchern Ihres Erstklässlers (noch) keine Interpunktion?

Wundern würde es mich jedoch nicht.

Det
6 Jahre her

Was sind das denn für Krisensituationen, aus denen die Menschen kommen? Gemäss UNHCR kommen aktuell die meisten Boatpeople aus Guinea, gefolgt von Nigeria, dann Bangladesh und folgend die Elfenbeinküste. Mit 7.8% folgen ein paar Syrer, aber dann Gambia, Senegal, Marokko und Mali. Schaut man sich die Herkunftsländer an, dann könnte man glauben, dass sich der Islam zu einem Eroberungsfeldzug aufgemacht hat und seine Krieger schickt: jung, kräftig, männlich. Die Christen scheinen offensichtlich zuhause zu bleiben – eventuell wollen ein paar von der Elfenbeinküste zu ihren Verwandten nach Frankreich.

fein_geist
6 Jahre her
Antworten an  Det

Eroberungsfeldzug -Genau das ist es, nichts anderes. Die Vorhut tat es mit ihren Lenden wie Erdowahn es einst ganz offen sagte, die Nachhut kommt jetzt direkt und wird EUropaweit in Stellung gebracht. In Deutschland teilweise sogar direkt in Kasernen.

Jaco Sandberg
6 Jahre her

Dass da überhaupt noch zwei weiße Kinder auf das Bild passen, einfach ein Wunder. Aber die werden auch noch abgeschafft, daran wird ja gerade schön gearbeitet.