Thüringen: Merkels Waterloo?

Ohne es zu wollen, hat Merkel selbst den latenten Streit in der CDU nun voll zum Ausbruch gebracht.

imago images / Karina Hessland

Frau Merkel, sagt mir ein sehr alter CDU-Insider, tut eigentlich immer nur eins: Bilder vermeiden, die ihr zugerechnet oder angekreidet werden: auf dem Kanzlerstuhl und/oder auf ihrem Weg in das Sitzgerät des UN-Generalsekretärs. Innenpolitik selbst kümmert sie nicht, nur deren Wirkung draußen in der globalen Machtarena: transportiert über die üblichen Medien.

Demokratie vertraglich ausgehebelt
Dieser „historische Kompromiss“ der CDU verspricht ihr Ende wie sein italienisches Vorbild
Mit der merkelschen Sitzsicherungsmaßnahme der Vertreibung des demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Kemmerich und der damit verbundenen Abwahl des Herrn Ramelow hat sich Frau Merkel nachhaltig beschädigt, egal, wie die Sache ausgeht.

Ohne es zu wollen, hat sie selbst den latenten Streit in der CDU nun voll zum Ausbruch gebracht. Indem sie die thüringische CDU an den Beschlüssen der CDU insgesamt vorbei dazu brachte, mit Ramelow eine Vereinbarung (Eine Vereinbarung, von der – noch – niemand öffentlich sagt, welche Nebenvereinbarungen getroffen wurden) zur Aushebelung der demokratischen und parlamentarischen Regeln des Landtags in Erfurt zu treffen, rebelliert einer nach dem anderen der Mandarine am merkelschen Hofe. Die Würdenträger sorgen sich um ihre eigene Zukunft. Dass für diese Merkel nicht mehr garantieren kann, senkt den Marktwert derselben.

Egal wie diese Operation ausgeht, von dieser Beschädigung erholt sich die Obertrickserin Merkel nie mehr.

Losen, wer wie stimmt? Ist das die Vorstufe einer dann wirklich gründlichen (also radikalen) Wahlrechtsreform? Losverfahren wären natürlich besser zu manipulieren als herkömmliche Auszählungsmanipulationen. Vorsicht: Ich meine das nur zur Hälfte witzig.

Warum im April gewählt werden soll, erklärt hier einer fachkundig:

Tja, Merkel kann Taktik, aber nicht Strategie – und selbst die Taktik entgleitet ihr nun ein ums andere mal.

Mein Gott, was ist nur aus der FAZ geworden?

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Kommentare ( 56 )

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56 Comments
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Nemeth
4 Jahre her

Ein schönes Paar!

Beat.Buenzli
4 Jahre her

Jetzt ist Merkel mit der Wahl in Hamburg ihrem Waterloo endgültig baden gegangen aber schwimmt einfach weiter, offenbar versteht sie nicht was passiert ist. Die Amerikaner drücken das so herrlich bildlich aus: when the horse is dead, get off the horse. Wobei man jetzt die Frage stellen müsste wer…………………

moorwald
4 Jahre her

In einem politischen System, das ganz wesentlich durch das Verhältniswahlrecht geprägt ist, in dem also absolute Mehrheiten nahezu ausgeschlossen sind und Koalitionen die Regel, klingt die These, jede demokratische Partei müsse grundsätzlich mit jeder anderen koalieren können, zunächst plausibel. Dies kommt auch einer weitverbreiteten Stimmung entgegen, die Kompromiß und Konsens – nach dem Muster etwa des Familienlebens – in der politischen Auseinandersetzung für wohltätig und befriedend hält. Allein, diese Aufassung von Politik verkennt deren elementaren Kern, der da heißt: Aufgreifen gegensätzlicher kollektiver Strömungen und sie in eine politisch entscheidbare Form bringen. Dies bedeutet auch, daß am Ende von Auseinandersetzungen hegemonial… Mehr

Robby
4 Jahre her

Die Merkel-CDU wird ihr Waterloo nur erleben, wenn die FDP, (die neuen „Faschisten“ (warum gehört die CDU nicht dazu, ihre Abgeordneten haben doch auch mit „AfD und FDP“ den falschen, weil nicht-linken Ministerpräsidenten gewählt?) weiter gewählt wird und Konservative und Liberale erkennen, dass die Merkel-CDU nicht das geringere Übel sondern nur eine weitere linke Partei ist. Gelingt ihr die jetzige Operation wird sie dem Ruf Günthers folgen und ein fünftes Mal antreten, um mit der Einheitsfront CDU-Grüne-SPD-Linke regieren.

Lore Kokos
4 Jahre her

Niemals!

Angela Merkel wird nie „ihr“ Waterloo erleben, weil sie sich zeitig abwendet, wenn Niederlagen drohen. Wellingtion hätte nicht auf die Nacht oder die Preußen hoffen müssen, weil Merkel rechtzeitig den Ort der drohenden Niederlage verlassen hätte. Vielleicht hätte sie noch ein „Wenn sie verliert, ist das nicht mehr meine Armee!“ abgesondert, bevor sie die Verantwortung auf ihre Generäle abgewälzt hätte.

Merkel wird niemals verlieren, dafür hat sie ihre Leute. AKK ist nur das erste Opfer des Thüringen-Debakels, Ziemiak kann auch schon seinen Schreibtisch aufräumen.

Engel aus Bayern
4 Jahre her

Sie erholt sich davon nicht mehr – Ihr Wort in Gottes Ohr!

moorwald
4 Jahre her

Merkel braucht man nicht zu stürzen oder zu bekämpfen. Sie verlischt einfach. Das dauert manchem zu lange, verständlicherweise. Merkel war nie etwas anderes als eine äußerst bühnenwirksame politische Laiendarstellerin. Dank ihrer Position konnte sie unermeßlichen Schaden anrichten. Ihre Stärke bestand darin, daß man sie gewähren ließ. Sie wurde nicht wegen ihrer Führungsqualitäten oder gar Zukunftsvisionen immer wieder gewählt, sondern aus Verkennung ihrer Defizite und weil die Leute ihre Ruhe haben wollten. Ihre größte Begabung liegt wohl in der Fähigkeit zur Täuschung. Ein melodramatischer Abgang wie seinerzeit bei dem Größten Führer aller Zeiten ist schlicht undenkbar. Das Ende kündigt sich an,… Mehr

schwarzseher
4 Jahre her

Während ihres Aufenthalts in Afrika hat Merkel gelernt, wie man dort Politik macht und das hat sie dann gleich in Deutschland ausprobiert. Scheint für die Zukunft richtungsweisend zu sein.

B. Krawinkel
4 Jahre her

Die Art, wie hier Merkel heruntergeschrieben wird, erinnert mich an das Verhältnis der deutschen Massenmedien zu Donald Trump.

Merkel wirds so machen wie er: Sitzen bleiben.
Egal, welche Argumente vorgebracht werden und wie stichhaltig sie sind.

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her
Antworten an  B. Krawinkel

So ist das Rodeo, jeder versucht sitzen zu bleiben. Die Frage ist nicht, was einer will, sondern was er kann.
Wir helfen hier nur ein bisschen mit, den Bullen ordentlich zappeln zu lassen.

Nebenbei: Wir hier sind deutsche Wähler, die Protagonisten der deutschen Massenmedien aber keine US-Wähler. Denken Sie mal drüber nach.

Dr. Slonina
4 Jahre her

Ich glaube nicht, daß Merkel irgendetwas, von dem wir glauben. es könnte ein Waterloo für sie sein, so wahrnimmt. Sie glaubt, daß sie alles richtig macht. Und wenn Kritik kommt, sind daran andere schuld. Wenn Leute unter ihren Handlungen leiden oder vielleicht so gar durch ihre Fehler umkommen, so berührt sie das nicht emotional. Sie glaubt nur dem Bild, das sie von sich selbst hat. Und da kommen weder Fehler, noch Kritik an ihrem Handeln vor, und Emotionen schon gar nicht, weil die besonders angreifbar machen. Sollte Merkel dermaleinst vor einem Gericht stehen müssen, – was sicher nicht stattfinden wird… Mehr

moorwald
4 Jahre her
Antworten an  Dr. Slonina

Ich denke, Sie sagen da sehr Wesentliches. Es ist diese Unberührbarkeit Merkels, man hat auch treffend das Bild von „Teflon“ gebraucht, was sie alle katastrophalen Fehler und alle Kritik überstehen läßt. Man kann darin natürlich auch Charakterlosigkeit von schon pathologischen Ausmaßen sehen. Naiven Gemütern imponiert diese Indolenz als Ruhe und Gelassenheit. Zusammen mit dem bescheidenen geistigen Niveau ergibt das alles eine ganz besondere Mischung, die offenbar im politischen Betrieb sehr erfolgreich und einer großen Wählerschaft vortrefflich zu verkaufen war. Wenn man Merkel sieht (ihr Kleinmädchenlächeln…) und hört (ihre öden Reden), stellt sich fast zwangsweise der Eindruck von harmloser Freundlichkeit ein.… Mehr

Timur Andre
4 Jahre her
Antworten an  moorwald

Man erkennt daran, unsere Medien sind entweder nicht bereit Merkel schonungslos zu analysieren oder bereit sie zu kritisieren. Nichts gelernt