Tichys Einblick
Scharfe Kritik aus dem eigenen Lager

Die „Taz“ fordert Baerbocks Rücktritt: „Es ist vorbei, Annalena!“

Annalena Baerbocks Strategie, alles abzustreiten und sich auf die Loyalität des eigenen Lagers zu verlassen, fällt in sich zusammen. Nach dem ZDF geht nun auch die grünenfreundliche Taz auf Distanz zur einstigen Überfliegerin.

IMAGO / Christian Thiel

Der Taz-Artikel von Silke Mertins wird eingeleitet mit den Worten: „Baerbock ist an ihrem Ehrgeiz gescheitert und kann die Wahlen nicht mehr gewinnen. Wenn sie das Klima retten will, sollte sie an Habeck abgeben“

Dann geht die Autorin ungewöhnlich hart mit der Kanzlerkandidatin der Grünen ins Gericht. Der Unterschied zwischen Baerbocks und Habecks Büchern sei wie der zwischen „einer Pommesbude und einem französischen Restaurant“. Baerbock habe teilweise im Copy-Paste-Verfahren gearbeitet, wenn es so weiter gehe, würden die Grünen wie 2017 bei neun Prozent landen. 

Bisher hatte Baerbock großes Glück, dass die Opfer ihrer Plagiate nicht juristisch gegen sie vorgehen wollen, obwohl sie allen Grund dazu hätten – alle sind schließlich selbst Teil der Szene und wollen sich nicht gegen ihren politischen Arm stellen, können es sich wohl auch nicht leisten, da dann Ihre Unterstützerschaft Sturm laufen würde. Das altbekannte Muster schien intakt: Jede Kritik von außen wird abgeschmettert.

Nachdem gestern aber bereits Baerbocks treuester Freund beim ZDF, Justizredakteur Felix W. Zimmermann in einer Neubewertung von Urheberrechtsverletzungen sprach (TE berichtete), bricht die Verteidigungsfront jetzt endgültig ein. Nicht mehr nur Grünen-Kritiker, sondern auch wesentliche Kräfte aus dem eigenen Lager stehen nun gegen die einstige Überfliegerin. Der Versuch von Baerbocks Team, einfach alles abzustreiten, eine „Schmutzkampagne“ von Rechten zu behaupten und auf die Solidarität des eigenen Lagers zu vertrauen, funktioniert nicht. 

Jetzt scheint alles offen – im Taz-Artikel wird gar ihr Rücktritt gefordert. Und zwar in so klaren Worten: „Wenn Baerbock also etwas am Klima und der Zukunft der kommenden Generationen liegt, dann sollte sie ihre Kandidatur so schnell wie möglich an Habeck abgeben. Sieht sie es nicht ein, dann liegt es jetzt bei den einflussreichen Parteigranden ihr klarzumachen: Es ist vorbei, Annalena!“ heißt es.

In den sozialen Netzwerken machte der Artikel schnell die Runde. Viele Nutzer fragten sich, ob die Grünen nun auch der Meinung seien, dass die Taz eine bösartige Kampagne gegen Baerbock fahre.

Übrigens: Robert Habeck schweigt seit Beginn der neuen Vorwürfe verdächtig. Realpolitisch scheint ein Rücktritt Baerbocks so kurz vor der Wahl und nach wahrscheinlich bereits fertig ausgearbeiteter Kampagne ausgeschlossen. Es ist dennoch die stille aber süße Rache des Robert Habeck – es geht wohl längst nicht mehr um die Kanzlerschaft, sondern darum, wer von den beiden nach der Wahl das prestigeträchtigste Ministeramt zugesprochen bekommt.

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