Spitzenfrau der Grünen in Österreich wechselt zu Glücksspielkonzern

Den Glücksspielkonzern Novomatic, in dessen Spitzenmanagement die ehemalige Obergrüne wechselt, hat sie vorher aufs Schärfste bekämpft.

© Dieter Nagl/AFP/Getty Images

„Die verlorene Ehre der Eva Glawischnig“ ist der härteste Pressetitel unter vielen. Gastwirte haben wie eh und je das Ohr am Volk. Einer von ihnen sagt, es ist, als will die Frau uns allen sagen, wir Spitzenpolitiker in allen Parteien sind alle gleich, beim Geld denken wir an uns selbst und an sonst nichts.

Die Wiener Zeitung schreibt:

«Glawischnig leitet seit Freitag die Bereiche „Corporate Responsibility und Sustainability“ just bei jenem Glücksspielriesen, den sie selbst noch im April vergangenen Jahres heftig kritisierte. Die, die Geld und Einfluss hätten wie Novomatic, würden Einfluss auf die Gesetzgebung ausüben, sagte sie damals sinngemäß in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“.»

Noch schärfer fasst es Die Presse:

«In der Tat zählte die gebürtige Kärntnerin – so wie die Grünen generell – zu den schärfsten Kritikern des Glücksspiels im Allgemeinen und der Novomatic im Besonderen. Vor nicht einmal einem Jahr warf Glawischnig in einer ORF-Sendung „Im Zentrum“ dem Konzern Gesetzeskauf vor. Nicht nur einmal machte sich die Juristin, die vor ihrer Karriere bei den Grünen bei der Umweltorganisation Global 2000 arbeitete, für eine Verschärfung der Glücksspielregeln stark. Sie war auch für das generelle Automatenverbot in Wien.»

Nach dem spektakulären Austritt des populären früheren Spitzengrünen Peter Pilz, seinem Antritt zur Nationalsratswahl mit einer eigenen Liste, die auch glatt ins österreichische Parlament einzog, ist das der zweite Sargnagel für die Grünen in kurzer Zeit.

Dass Glawischnig ihren Schritt wenige Tage vor den Landtagswahlen in Kärnten (4. März) tut, macht die Grünen fassungslos und stellt der Solidarität in ihren Reihen ein verheerendes Zeugnis aus.

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Kommentare ( 51 )

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Steinbock
6 Jahre her

wie sagten die Römer schon: Geld stinkt nicht.

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Heuchler, was sonst!

Andreas Bitz
6 Jahre her

Für Quote und Responsibility hat sich diese doch passabel anzuschauende Grüne selbst für einen solchen Job geopfert. Frau Peters hats doch auch geschafft, als Lobbyisten der Erneuerbaren Energien, ohne Karenzzeit. Die Grüne Wirtschaftsministerin wurde auch ganz schnell (aber ganz kurz) Präsidentin einer Karlsruher Hochschule – ohne Hochschulabschluss.
Nun stellt sich die Frage, wo könnte Frau Roth versorgt werden?

Thomas Rießinger
6 Jahre her

Was ist daran überraschend? Nur ein weiteres Beispiel für die Heuchelei und Verlogenheit der Grünen.

Barbara
6 Jahre her

Na, bitte! Hat doch glänzend funktioniert. Alle Grün-Verluste (-9,13 %)schluckt dir SPÖ (+10,55 %)! Die grünen Melonen (außen grün, innen rot) sind zu ihrer wahren Partei zurückgekehrt.

Erich
6 Jahre her

Das war eine feine, sehr weibliche Retourkutsche! Glawischnig wurde vor der letzten österreichischen Nationalratswahl nicht gerade auf die feine Art aus ihrer Spitzenposition gemobbt. Vielleicht ahnte sie schon, dass mit Lunacek&Co die Partei ins Bodenlose absacken wird und hat diszipliniert geschwiegen. Damit war jetzt vorbei – und wie die Hochrechnungen zeigen fliegen die Grünen hochkant aus dem Kärntner Landtag: nur etwa 2% der Stimmen! Dafür darf sich die SPÖ über 50% Stimmen freuen – da kann die SPD nur die Rollos zumachen und leise weinen. Gut ist das für Kärnten aber nicht.

Barbara
6 Jahre her

Der Zeitpunkt was gut gewählt!
Die Sozialdemokraten in Kärnten laufen Gefahr, ihre Mandatsmehrheit im Landtag zu verlieren, durch die rechtzeitigen Troubles bei den Grünen werden viele enttäuschte Grüne zu Wechselwählern..und denen ist die SPÖ als Alternative jedenfalls näher als die anderen Parteien..SPÖ-Mehrheit auf Kosten der Grünen gesichert.

Roger
6 Jahre her

Blech reden, Gold schlucken.

Marcel Seiler
6 Jahre her

Mein hässliches Grundgefühl: Selbstzufriedener Hohn, der sich ausgezeichnet anfühlt.

Und mein höhnischer Kommentar dazu: Wo sind wohl die deutschen Grünen-Frontpersonen bald zu finden, wenn sie merken, dass der Wähler sie vielleicht doch nicht will? Wird für Frau Annalena H… bald ein Physik-Max-Planck-Institut von einem Parteifreund gegründet? Oder kriegt sie eine Professur für Homöopathie? (Geeignet ist sie wahrscheinlich für Genderwissenschaft.) Oder stellt Mercedes sie ein? (Zetsche traue ich das zu.)

Politik weckt einem wirklich die hässlichsten Persönlichkeitsanteile.

Norri
6 Jahre her

Ich als Österreicher freue mich immer mehr darüber, dass VdB damals nur zeitlich gelogen hatte, als er meinte, er trete doch als Parteiloser für das Amt des Bundespräsidenten an. Ja, seine damalige Partei verschwand erst aus dem NR und nun wohl langsam aus den einzelnen Landtagen.