Sondierungen für eine kleine GroKo: Wer dabei ist und wer nicht

„Sondieren“, heißt laut Duden u. a.: vorsichtig erkunden, erforschen, abchecken, ausspähen, ergründen, inspizieren, nachspüren, abklopfen, auf den Zahn fühlen, unter die Lupe nehmen, ausspionieren, aufklären, ausbaldowern, ausloten, Wassertiefe messen usw.

© Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Jetzt sondieren sie wieder. „Sondieren“, das heißt laut Duden unter anderem: vorsichtig erkunden, erforschen, abchecken, ausspähen, ergründen, inspizieren, nachspüren, abklopfen, auf den Zahn fühlen, unter die Lupe nehmen, ausspionieren, aufklären, ausbaldowern, ausloten, Wassertiefe messen usw. Selbiges haben sich CDU, CSU und SPD für Sonntag, 7. Januar, 12 Uhr, bis inkl. Donnerstag, 11. Januar, vorgenommen – teilweise in einer dreimal 13-köpfigen, also einer 39er Kopfrunde, teilweise in einer der 14, in der Regel sechsköpfigen Sondierungsgruppen. Mal schauen, was mehr als 100 Tage nach der Bundestagswahl vom 24. September „ausbaldowert“ und in hoffentlich nicht zu seichtem und trübem Gewässer ausgelotet wird. Ob etwas dabei herauskommt und ob es dann überhaupt zu regulären Koalitionsverhandlungen mit einer Regierungsbildung gegen Ostern kommt, das hat auch mit den beteiligten Personen zu tun. Man kann aus den Personenkonstellationen nicht alles, aber doch ein wenig Spekulatives ableiten. Beteiligen wir uns daran, so wie es ab sofort auch die sog. Qualitätspresse tun wird.

Die 3-mal-13er-Kopfrunde

Natürlich sind die Parteivorsitzenden Merkel (CDU), Seehofer (CSU), Schulz (SPD) sowie die Fraktionsvorsitzenden Kauder (CDU/CSU), Nahles (SPD) und CSU-Landesgruppenchef Dobrindt dabei. Mit von der Partie sind für die SPD und die CSU die „Generale“: Klingbeil (SPD) und Scheuer (CSU). Tauber (CDU) fehlt wohl aus gesundheitlichen Gründen. Die CDU/CSU bietet von ihren sieben Ministerpräsidenten fünf auf: Bouffier (Hessen), Laschet (NRW), Kramp-Karrenbauer (Saarland), Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Seehofer (Bayern) – neben Seehofer übrigens auch dessen designierten Nachfolger Söder, der ja bei den Jamaika-Sondierungen noch fehlte. Nicht dabei sind für die CDU hier die Ministerpräsidenten Günther (Schleswig-Holstein) und Kretschmer (Sachsen).

Verwaltung der eigenen Lächerlichkeit
GroKo: Sondieren und täuschen
Die SPD bietet von ihren sieben Länderchefs vier auf: Scholz (Hamburg), Dreyer (Rheinland-Pfalz), Schwesig (Mecklenburg-Vorpommnern) und Weil (Niedersachsen), nicht aber Müller (Berlin), Woidke (Brandenburg) und Sieling (Bremen). Unter den Vertretern der CDU sind alle fünf Partei-Vizes Merkels: Bouffier, Klöckner, Laschet, von der Leyen und Strobel. Von den fünf Stellvertretern der CSU sind dabei: Weber, Niebler und Gribl, nicht aber Bär und Huml. Unter den 3mal 13, also 39 Mitgliedern der Kopfrunde sind 11 Frauen. Bei der CSU fällt auf, dass Ilse Aigner zwar in den Sondierungsgruppen dabei ist, aber nicht zur 13er CSU-Runde gehört. Unterrepräsentiert sind die Ostdeutschen. Von dort kommen für die CDU nur Merkel und Haseloff, für die SPD nur Schwesig und Schneider.

Die 14 Sondierungsgruppen

Die Gruppe „Europa“ lassen sich die drei Parteivorsitzenden nicht nehmen.
Thematisch restlos überfrachtet ist die Gruppe „Außen/Entwicklung/Bundeswehr“. Das dürfte für allem für die geschäftsführende Verteidigungsministerin von der Leyen erneut zu einer Überforderung werden. Es ist zu befürchten, dass der desaströse Zustand der Bundeswehr wieder zu einem Randthema wird. In der Gruppe Migration/Integration ist die CDU/CSU-Gruppe mit Bouffier und Herrmann recht stark vertreten. Sie sieht sich dort dem Ideologen Stegner und dem Realpolitiker Pistorius von der SPD gegenüber. Leichtgewichtig besetzt ist die Gruppe Bildung/Forschung. Das einzige Schwergewicht ist hier Bayerns Kultusminister Spaenle. Die Zusammensetzung dieser Gruppe lässt erwarten, dass der Bund in einer neuen GroKo kaum zusätzliche Kompetenzen bekommt. Die SPD „versteckt“ auch hier in den 14 Sondierungsgruppen drei ihrer Ministerpräsidenten: Müller (Berlin), Woidke (Brandenburg) und Sieling (Bremen); sie sind nicht dabei.

Wer nicht dabei ist

Eine Verteilung von Ministerposten lässt sich – falls die GroKo überhaupt zustande kommt – nur begrenzt ablesen. Vielleicht aber eben die Vermutung/Erwartung, dass der eine oder andere nicht oder nicht mehr dabei sein wird. Der von manchen CDU-Leuten und von der Presse zum Shootingstar hochgejubelte schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther (CDU), der sich übrigens vehement für Jamaika ausgesprochen hatte, ist nicht dabei – weder in der Kopf-Runde noch in den Sondierungsgruppen. Der zuletzt höchst aktive geschäftsführende Außenminister Gabriel ist in keiner der Runden vertreten. Vor allem aber: Es ist in keiner der Runden ein gewisser Heiko Maas dabei. Das lässt hoffen, dass er das ist, was die englische Sprache mit dem Begriff „shooting star“ wirklich meint: nämlich einen verglühenden Kometen. Seinem von ihm initiierten und von der CDU/CSU leider mitgetragenen Netzdurchsetzungsgesetz (vulgo: Zensurgesetz) wäre es zu wünschen.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 70 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

70 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Kalle Wirsch
6 Jahre her

Der Tatbestand, das D-Ost deutlich unterbesetzt ist, spricht eindeutig fuer sich und zeigt uns allen, wo die weitere Reise hingehen soll. – Zieht euch warm an.

Sven
6 Jahre her

Kleine GroKo? Wie wäre es mit großer KLEIKO (Kleine Koaliton). Das ganze wird zwar immer noch GroKo genannt, ist es aber doch schon seit dem 24. September nicht mehr. Übrigens, was kommt eigentlich als nächstes. Früher gab es Koalitionsverhandlungen, dann eine Regierung (oder nicht). Und heute? Vorsondierungen, Sondierungen, Koalitionsgespräche und dann evtl. eine Regierung oder nicht. Dabei kennen sich die beiden Parteien doch nun seit Jahrzehnten aus dem EfEf. Die Programme sind bekannt und die Wünsche auch. Warum fragt eigentlich hier kein normaler Journalist dieser Protagonisten mal, für was eigentlich Vor.- und VorVor und noch mal Vornewegsondiert werden muss? Das… Mehr

Felix Schmidt
6 Jahre her

Seid Jahrzehnten hat eine Regierungsbildung noch nie so lange gedauert. Wenn jetzt wirklich eine Regierung zu Stande kommt, dann mit eine schwachen Kanzlerin. Wenn auch diese Runden scheitern, muss Merkel endlich aktiv aus dem Amt entfernt werden (Herr Spahn, Herr Söder, Herr Dobrindt seien Sie mal mutig!) und Platz machen für eine konservative Regierung.
Wir unterstützen diesen Denkprozess weiter mit alternativen Wahlentscheidungen.

Ulrich Bohl
6 Jahre her

Hr. Kraus es liegt nicht an Ihnen, wenn es mir sehr schwer gefallen ist das zu lesen.
Es sind die Namen und dann das Bild als Krönung. Mußte das sein?
Die Verlierer machen den Versuch die Niederlage in einen Sieg umzuinterpretieren.
Synonyme zu Verlierer und Verliererin

Versager, Versagerin

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Ich Frage mal in die Runde. Wer hält halbwegs große Stücke auch nur auf eine Person der hier aufgeführten und mit welcher Begründung?

Gabriele Kremmel
6 Jahre her

Die einzig richtige Maßnahme in einem Fall wie diesem wäre ein Volksentscheid: Koalitionsverhandlungen oder Neuwahlen.

Juliane Fuchs
6 Jahre her

Mit ‚ausbaldowern‘, lieber Herr Kraus, ist alles gesagt.
Deshalb ein Beiseite zu den Sekundärfatalitäten der Rechtschreibprogramme: Wer schon länger liest, braucht inzwischen nicht nur (vielleicht) eine Brille, sondern garantiert Taschentücher nahe am Druckwerk zum Trocknen der Tränen. Hasel-off, hier kann man wenigstens mal lachen. Meist ist es andersherum.

ichmalwieder
6 Jahre her

Noch gar nicht lange her, da tönten die Sozen… wir können der AFD doch nicht die Führungsrolle in der Opposition überlassen. Ja und jetzt?
Es gibt keine raffgierigere Gruppierung wie die Partei des „kleinen Mannes“ – die SPD.
Ihr Vorturner Schulz ist das Sinnbild für diese Heuchler. Und was hat sich eigentlich in den letzten 6 Monaten bei diesen Gestalten in der Liste verändert?

Marc Hofmann
6 Jahre her

Es wird ihr letztes Gefecht sein…bevor Sie allesamt untergehen werden! Alleine schon die Positionen von CSU und SPD…..sind so was von weit auseinander….Groko geht nur mit einer Grün-Linken Merkel Gesinnung…somit wird die CSU hier nichts zu melden haben…geht also die CSU den Groko Weg mit, dann wird Sie in Bayern von Landtagswahl zu Landtagswahl immer mehr zusammenschrumpfen….

Endstadium0815
6 Jahre her

Nun kämpfen und rackern sie wieder, mit viel Tränen und Schweiß bis zur totalen Erschöpfung, um sich für die Bürger in diesem Land einzusetzen. Denn Wählerauftrag zu erfüllen und uns hier gut und gerne leben zu lassen. Es wird um jeden Meter knallhart gerungen und keine Kompromisse, wenn es um das Wohlergehen der hier länger lebenden geht. Diese Aufrechten und Gerechten die niemals den Blick für das wesentliche aus den Augen verlieren, die sich für Deutschland selbstlos Nächte ohne Schlaf antun. Ab jetzt wird wieder alles Gut…

Vivik
6 Jahre her
Antworten an  Endstadium0815

[Ironie OFF] haben Sie noch vergessen …