Seehofer und Merkel 13: Die Lawine rollt

Merkel hat es geschafft, Seehofer gegenüber zwischen Freitag und heute den Eindruck zu vermitteln, sie habe nachgegeben mit Wirkung Ende des Monats. Auf Seehofer wartet Ende Juni das Erlebnis, dass Merkel genau das abstreiten wird.

Christof Stache/AFP/Getty Images

Erst die Wasserstandsmelungen vor den Auftritten von Seehofer und Merkel. Dann das, was sie sagten und vor allem, was nicht und schließlich mein Fazit.

Faszinierend, dass sich meinen frühen Zeiten in der Parteipolitik nichts geändert hat – mit Ausnahme des Tempos. Journalisten, die ihr Handwerk beherrschen, haben ihre Informanten in so gut wie allen Parteigremien. Heute liefern die Informanten elektronisch aus der Sitzung, früher trafen sie sich mit den Journalisten zum Essen, was sicher das schmackhaftere Verfahren war.

Die qualifizierteren Tweets liefert regelmäßig Robin Alexander.

Was aus der CSU zu Robin Alexander drang, bedeutet, Seehofer speckt seinen Alleingang erst einmal vom Symbol zum Symbölchen ab:

Was vom Aufstand übrig blieb, reicht nicht, um das zu erreichen, was das Ziel Nummer eins der ganzen Operation war: das CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl vor einem allzu großen Absturz zu bewahren. Dabei geht es nun um die Inhalte der Grenzdebatte noch weniger als zu Beginn, eigentlich überhaupt nicht mehr: Weil der angekündigte Löwensprung zum Mäuschenschrittchen schrumpfte.

Was Seehofer letzten Freitag ohne Merkel hätte tun können und zur Durchsetzung in der Sache hätte tun müssen, steht nach dem 29. Juni wieder auf der Tagesordnung, wenn Merkel bis dahin keine bilateralen Vereinbarungen schließen konnte und beim EU-Rat auch keine Lösung zustande kommt. Seehofer wird dann wieder entscheiden müssen, ob er den dann garantiert neuen Wegen Merkels, die Dinge weiter auf die Lange Bank zu schieben, erneut nachgibt oder nicht.

Was sagte Merkel eben in Berlin darüber, was geschieht, wenn sie in Brüssel nichts erreicht? Bitte festhalten: Dass bei Auftauchen eines Migranten an der Grenze, der schon in einem EU-Land das Asylverfahren nicht bestand, „die Verhinderung der Einreise versucht werden kann“.

Und Seehofer kurz danach in München? CSU-Vorstand billigen den mündlich vorgetragenen Masterplan Seehofers. Er teilt mit, dass die CDU zeitgleich in Berlin von den 63 Punkten 62-einhalb gebilligt hat. Seehofer sagt, er ordnet nach Rückkehr nach Berlin an, Personen mit Einreisesperren und woanders durchlaufenen Asylverfahren an der Grenze zurückgewiesen werden. Kommt es in Brüssel oder davor zu keinen Lösungen, will Seehofer den ganzen Masterplan ab Juli in Kraft setzen.

Fazit 1: Merkel hat es geschafft, Seehofer gegenüber zwischen Freitag und heute den Eindruck zu vermitteln, sie habe nachgegeben mit Wirkung Ende des Monats. Auf Seehofer wartet Ende Juni das Erlebnis, dass Merkel genau das abstreiten wird.

Fazit 2: Journalisten werden nun auch widersprüchlich heruminterpretieren, wer „gewonnen“ hat und wer nicht. Das spielt keine Rolle mehr, an der Problemlage in der Sache hat sich nichts geändert. Die Strafe für CDU und CSU folgen in Hessen und Bayern.

Ich für meinen Teil schließe die Causa Seehofer und Merkel. Das wird nichts mehr, wenn es denn je etwas war. 13 hat’s in Wahrheit schon vor langem geschlagen.

Die Lawine Endspiel Merkel rollt.

Seehofer und Merkel: Stunde der Wahrheit

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Seehofer und Merkel 5: Angela mutterseelenallein

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