Rot-Grün-Rot: „Da wächst zusammen, was zusammen gehört“

Mit Rot-Grün-Rot „wächst zusammen, was zusammen gehört". Ob mit oder ohne CDU ändert nichts daran, dass die Grünen das ideologische Ruder führen bei Rot-Grün-Rot.

imago images / Stefan Zeitz

In diesem Fall hat BILD mit Titel und Überzeile so exakt ausgedrückt, worum es geht, dass man eigentlich nicht weiterlesen muss. Es sei denn, man will auf mehr schauen als nur den aktuellen Anlass der nackten Existenzangst der Berufspolitiker der SPD.

BILD erinnert daran: „Im April 1946 beschlossen die Delegierten von KPD und Ost-SPD unter dem Druck der sowjetischen Besatzer in Berlin die Vereinigung ihrer Parteien.”
DIe kommissarische SPD-Chefin Malu Dreyer, SPD-Vize Ralf Stegner, Generalsekretär Lars Klingbeil führen die Liste der Genossen der SPD an, die an der Abbruchkante ihrer Partei schon mal die letzten Grundsätze der alten Sozialdemokratie in den Abgrund werfen. Vorbildlich macht das Staatsminister Michael Roth, der den SPD-Vorsitz anstrebt: „Schon seit dem Bundesparteitag im November 2013 schließt die SPD ein rot-rot-grünes Bündnis nicht mehr aus. Ich bin da total entspannt.“
Seinem Ruf als grantiger Illusionär wird Ralf Stegner voll gerecht: „Ziel müssen progressive Bündnisse diesseits der Union sein – am besten unter Führung der SPD. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die SPD selbstbewusst zu neuer Stärke findet.“
Also Herr Stegner …
  • unter Führung der SPD
  • selbstbewusst
  • zu neuer Stärke

… also nie – bitte nicht so kompliziert. Nennen wir das neue Konstrukt einfach „Neue Sozialistische Einheitspartei (NSED)“.

Rot-Grün-Rot

BILD erinnert aber auch daran, von wo die SPD in ihrem Verhältnis zur PDS/Linke kommt: »1994 hatte die SPD in der „Dresdner Erklärung“ noch jegliche Bündnisse mit den SED-Nachfolgern ausgeschlossen. Begründung: Die damals noch unter dem Namen PDS firmierende Partei sei „vor allem die veraltete und überalterte Partei der ehemaligen Staatsfunktionäre (…), die keinen sauberen Trennungsstrich zu ihrer SED-Vergangenheit gezogen hat“.”

Die SED/PDS/Linke hat sich seitdem nicht geändert, sehr wohl aber die SPD. Dass die CDU sich dieser veränderten SPD weitestgehend angenähert hat und beide – SPD und CDU – den Grünen in praktisch allem folgen, sei hier denn doch festgestellt.

Wer heute immer mal wieder darauf hinweist, Union, FDP und AfD hätten doch die Mehrheit, vergisst oder hat nicht gemerkt, dass Rot-Grün-Rot eine politische Summe ist, Rot-Grün-Rot-Schwarz auch, aber es so etwas wie ein „bürgerliches Lager” unter den Parteien nicht mehr gibt.

Mit Rot-Grün-Rot „wächst zusammen, was zusammen gehört“. Ob mit oder ohne CDU ändert nichts daran, dass die Grünen das ideologische Ruder führen bei Rot-Grün-Rot – und bei Grün-Schwarz-Rot.

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Kommentare ( 71 )

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Wolfgang Wegener
4 Jahre her

Hier ist in vielen Kommentaren immer noch von RRG die Rede. Besser zu den Umfrageergebnissen passt aber GRR. Kann man sogar in einem Wort aussprechen!

Eberhard
4 Jahre her

Sind wir bereits auf dem Weg zu einer Erneuerung der DDR, aber nun im grün roten Kleid? Waren die über Vierzig Jahre linker Diktatur und die vielen Opfer nicht genug, um nun gerade die nachzuholende und langsam beginnende Anpassung an das westdeutsche Lebensniveau auch im Osten weiter fortzusetzen? Wollen vor allen die Westdeutschen nun selber erleben, wie es sich in so einem unfreiem System leben lässt?
Aber auch mancher im Osten scheint entweder die DDR vergessen zu haben, oder gehörte sogar zu den privilegierten Wendehälsen, die immer noch von einem sozialistischen Neubeginn träumen.

Farbauti
4 Jahre her

Die SPD hätte anfang der 90er die PDS nicht so vehement von sich stoßen sollen. Die PDSler hätten auch die Möglichkeit gehabt in die SPD einzutreten. Alles wäre gesünder gewesen als was tatsächlich abgelaufen ist, nur aus purer Bockigkeit und Unverstand. Die Bevölkerung hätte es zum größten Teil goutiert, zumindest akzeptiert. Innerparteilich hätte es Ost-West Auseinandersetzungen gegeben, was gut gewesen wäre. Aber nein, es sollte ja gar nix zusammenwachsen. Schon damals Spaltung, die ist immer nützlich für die Geldgeilen des Raubtierkapitalismus. Nun ist aus der SPD selbst eine PDS geworten, oh Wunder. Die Vernünftigen der PDS und SPD sind schon… Mehr

mmn
4 Jahre her

Unter den gegenwärtigen Bedingungen gilt vielleicht sogar: Je mehr Parteien aus dem links-grünen Lager (= inzwischen weitgehend incl. CDU/CSU, z.T. auch FDP) es braucht, um eine Regierung zu bilden, um so besser für den konservativen Rest der Parteien und der Bevölkerung, weil in der Koalitionsregierung dann die Reibungsverluste größer sind und keine so radikale unsinnige Politik gemacht wird. Wäre zumindest eine Hoffnung.

Judith Panther
4 Jahre her

Rot-Rot-Grün? Siamesische Drillinge!

Andreas aus E.
4 Jahre her

Warum umständlich koalieren? Die sollen sich einfach zur SED wiedervereinigen, wär ehrlicher und einfacher.

Betty Boop
4 Jahre her

Wenn es abwärts geht, greift man eben nach jedem Strohhalm. Und wenn dieser Strohhalm sich als das erweist, was man mehr oder weniger offen sowieso immer angestrebt hat, umso besser. Trotzdem ist für die alte Tante SPD die letzte Messe bereits gelesen; von Interesse wird für zukünftige Historiker nur noch sein, wie lange es gedauert hat, bis die ehemalige Volkspartei sich zwischen den rot-roten und grünen Sozialisten endgültig zerrieben hat. Die Selbstzersetzung geht also munter weiter und sie merken es nicht einmal. Erinnert mich an ein Zitat, ich glaube, aus Goethes Faust: Wolltest herrliches gewinnen, aber es gelang dir nicht… Mehr

Frank M.
4 Jahre her

Der Kardinalfehler der SPD in den letzten Jahren war meines Erachtens, über die allgemeine Willkommenswelle nicht zuletzt mit Chebli/Özoğuz den polit. Islam hofiert zu haben, während manche liberale Muslime wie Frau Ateş nach wie vor Personenschutz benötigen. Die Spaltung der Gesellschaft ist mitunter eine Folge der in diesem Kontext propagierten, naiven, falsch verstandenen Toleranz.

Thomas Hellerberger
4 Jahre her

Es war im Grunde immer klar, das die asymmetrische Demobilisierung der Linken durch die CDU in dem Moment zuende gehen wird, in dem Angela Merkel abtritt. Obwohl sie diese Strategie nicht erfunden hat (dessen durfte sich wohl Heiner Geißler rühmen) so war sie es, die den Mut und die Chuzpe hatte, die Wähler des Bürgertums dazu zu verführen, grüne und linke Politik zu wählen. Das war natürlich nicht möglich, wenn nicht seinerseits größere Kohorten der nachwachsenden Bürgerkinder grüne und linke Politikinhalte goutierten und verinnerlichten und ihre Umsetzung nur lieber in den Händen einer pseudobürgerlichen Partei statt der ungehobelten, lange vermeintlich… Mehr

AlterEgo
4 Jahre her

NSED…..interessanter Name. Weckt böse Assoziationen, die noch weiter gehen als SED.
Obwohl…die SED war doch die ‚Partei des Schießbefehls‘, die das jetzt im kapitalistischen Westen mitspielen möchte. Unglaublich wie weit sich die SPD prostituiert um an der Macht zu bleiben.