Ramelow-Wahl verdrängt Auseinandersetzung um brutale Revolutionsfantasien bei der Linken

Bei einem Strategiekongress der Partei war davon die Rede, „ein Prozent der Reichen zu erschießen“. Linken-Chef Riexinger dazu: „Wir erschießen sie nicht, wir setzen sie für nützliche Arbeit ein.“ Unionsparteien empört: Abscheuliche Haltung.

imago images / Emmanuele Contini
Nun also doch: Am Mittwoch ist Bodo Ramelow (Linke) im dritten Wahlgang mit einfacher Mehrheit zum neuen Ministerpräsident von Thüringen gewählt worden. Die breite Aufmerksamkeit für die Wahl des Linkenpolitikers verdrängt indes die Auseinandersetzung um brutale Gewaltfantasien in den Reihen der Linkspartei. Dabei werfen die bizarren Revolutions-Fantasien, die bei einem Strategiekongress der Partei am Wochenende öffentlich wurden, ein bezeichnendes Licht auf die politische Gedankenwelt innerhalb der SED-Nachfolgepartei. Doch die Diskussion darüber geht unter.

Noch vor der Abstimmung im Thüringer Landtag kritisierte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Mittwoch die Linke und deren Vorsitzenden Bernd Riexinger scharf und sprach auf Twitter von einer „abscheulichen Haltung“, die eine Teilnehmerin des Strategiekongresses der Partei in Kassel an den Tag gelegt habe. Diese hatte gefordert „nach einer Revolution, wenn wir ein Prozent der Reichen erschossen haben“, brauche man eine Energiewende für Heizung und Mobilität.

Der anwesende Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, griff nach dieser Äußerungen nicht ein. Riexinger sagte lediglich: „Wir erschießen sie nicht, wir setzen sie für nützliche Arbeit ein.“ Ein Video dieses Vorgangs kursiert in den Sozialen Medien.
CSU-General fordert Rücktritt des Linken-Chefs

Der Generalsekretär der CDU, Paul Ziemiak, sieht in der Entgleisungen bei der Linkspartei für eine Bestätigung dafür, warum die Bundes-CDU jede Zusammenarbeit mit der Linkspartei ablehnt. Auch der Generalsekretär der CSU, Markus Blume, zeigte sich empört. Blome forderte Riexinger zum Rücktritt auf: „Nach diesem Video muss sich Bernd Riexinger erklären und die Konsequenzen ziehen. Der Rücktritt vom Parteivorsitz ist unausweichlich.“

Hubertus Knabe, früherer Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, schrieb auf Twitter: „Wenn Linke unter sich sind, zeigen sie ihr wahres Gesicht. Ebenfalls auf Twitter äußerte sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann. Der Abgeordnete schrieb: „Die Linke ist extrem, sie ist radikal, sie ist geschichtsvergessen, sie ist die alte SED.“
Riexinger bedauert sein Verhalten

Unterdessen war Linken-Chef Riexinger bereits zurückgerudert. „Auch wenn der Kommentar einer Teilnehmerin auf der Strategiekonferenz nun völlig aus dem Kontext gerissen wird, er war und ist inakzeptabel. Ich bedauere, dass ich ihn nicht sofort unmissverständlich zurückgewiesen habe“, schrieb er beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch Bodo Ramelow war kurz vor seiner Wahl um Schadensbegrenzung bemüht: „Wer Menschen erschießen will und von einer Revolution mit oder durch Gewalt schwadroniert hat mit meinem Wertekanon nichts gemein. So eine Aussage auf einer Konferenz meiner Partei ist inakzeptabel und hätte nie lächelnd übergangen werden dürfen!“, zitiert die „Bild“-Zeitung Ramelow. Auch unwidersprochene Ironie mit der Aussage, man wolle „das eine Prozent“ erschießen, sei für ihn nicht akzeptabel.


Dieser Beitrag ist zuerst bei Die Tagespost erschienen. 

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Kommentare ( 114 )

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Ewald K.
4 Jahre her

Aus Gedanken werden Worte…

Aus Worten werden Taten……

Wo bleibt der Aufstand der Anständigen….. ?

Wo bleibt das Entsetzen der Presse?

Thomas Mairowski
4 Jahre her

Ich bin AFD-Wähler, selbständig, zahle seit 20 Jahren den Steuersatz 42% + Soli und bin allein daher schon in vielen Punkten weit weg von den Linken. Aber ich halte die Diskussion für übertrieben. Herr Riexinger hat einfach nur schwarzen Humor. Wenn ein Kabarettist oder ein schlechter Kabarettist (Comedian) das sagen würde, wäre es kein Problem.
Darf ein Politiker keinen Scherz machen? Stellt euch nicht so an.

AzulReal
4 Jahre her

In wie vielen Landesregierungen ist die Rechtsnachfolgerin der SED, Die Linke, derzeit vertreten?
Berliner Landespolitik derzeit das krasseste Beispiel von chaotischer Regierung. Siehe u.a. Mietendeckel.

Schön das die Grünen und SPD uneigennützig mit den Kommunisten paktieren und es zwischenzeitlich die FDP, rund um die MP Wahl in Thüringen, quasi bundesweit zerlegt hat. Und in Folge ihrer Hasenfüssigkeit, in Hamburg sogleich aus der Bürgerschaft geflogen sind. So geht Demokratie.

Iso
4 Jahre her

Da wird nichts verdrängt, es wird nur unter den Teppich gekehrt. Das ist die Qualitätspresse, die zukünftig noch mit Steuergeldern gefüttert werden soll. Quasi als Demokratieabgabe.

lube
4 Jahre her

Es sind maoistische Gewaltfantasien die seit 68 umgesetzt werden sollen
Da jetzt die CDU mit im Block ist fallen die Masken

Uwe B.
4 Jahre her

Und das kommt noch dazu! Wann wird der Verfassungsschutz tätig und verbietet Die Linke? Unglaublich! IRRE! Politiker fordert: Gebt euer Gehalt der Antifa! https://www.youtube.com/watch?v=bP_sZ3N-IbI

hp
4 Jahre her

DIE WELT meldet soeben: „Linksextremistische Partei darf Lenin-Statue in Gelsenkirchen aufstellen“. „Etwas mehr als zwei Meter ist die Statue des umstrittenen Revolutionärs hoch. Nun darf die MLPD sie in Gelsenkirchen aufstellen – trotz Protesten der Stadt. Die Partei fordert die Diktatur des Proletariats und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.“ Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen wollte da offenbar tolerant sein und sich dem Zeitgeist nicht verschließen. Wie dem Justizportal NRW zu entnehmen ist, hat man die „von der Stadt angeführten Gesichtspunkte zur Person und historischen Rolle Lenins und die dadurch voraussichtlichen ausgelösten öffentlichen Kontroversen seitens des Gerichts als denkmalschutzrechtlich unbeachtlich befunden.“

Ursula Schneider
4 Jahre her
Antworten an  hp

Nicht zu fassen! Selbst die Justiz huldigt dem Zeitgeist und begibt sich auf den Rückzug …

Teide
4 Jahre her

„Jeder weiß, daß es für Kommunisten eine Kaderlinie gibt und eine Massenlinie. Die eine ist dafür bestimmt, die Massen zu agitieren. Die andere informiert und steuert die Eingeweihten – mehr oder weniger; je nachdem, wie weit oben sie in der Hierarchie stehen. Nach dem Untergang der DDR wurde die SED in PDS umbenannt, jetzt in „Die Linke“. Massenlinie. Das Ziel war und ist es, den Kommunismus so darzustellen, daß er auch Nichtkommunisten einleuchtet; daß sie ihn jedenfalls nicht rundweg ablehnen.“ (Zettel) Genossin Sandra Lust hat vor den Parteikadern unbeanstandet von Revolution und Massenhinrichtungen gesprochen – Kaderlinie. Rixingers Einwand bedeutet nur… Mehr

Graeferin
4 Jahre her

wie viel Prozent sind denn für Herrn Ramelow akzeptabel?

Wolodja P.
4 Jahre her

>> Bei einem Strategiekongress der Partei war davon die Rede, „ein Prozent der Reichen zu erschießen“ << Das trifft nicht zu! Es war bei dem Wortbeitrag der Funktionärin der Alias-SED keine Rede davon, nur "ein Prozent der Reichen" zu erschießen. „…wenn wir det ein Prozent der Reichen erschossen haben …“ (die mundartlich-schlampige Äußerung im Original) heißt auf hochdeutsch nichts anderes als, "wenn wir DAS EINE PROZENT der Reichen erschossen haben" (und 99 Prozent Nicht-Reiche noch da sind, deren Bedürfnissen Rechnung zu tragen ist). Die Rede war also davon, ALLE Reichen (ein Prozent der Bevölkerung) zu erschießen. Damit wären dann exakt… Mehr

fatherted
4 Jahre her
Antworten an  Wolodja P.

Die eigentliche Frage wäre….wer wird von der SED als „reich“ gesehen?…da dies nicht klar definiert ist, wird es wohl nicht bei einem Prozent der Bevölkerung bleiben….erinnert mich ganz stark an Animal Farm…und wer die Schweine aus der Geschichte sind kann sich ja wohl jeder denken.

Wolodja P.
4 Jahre her
Antworten an  fatherted

Man kann sich in diesem Punkt wohl an der Zerschlagung der überkommenen Strukturen der Landwirtschaft orientieren, die von der SED unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“ vorgenommen wurde: Es wurde nicht nur der Landadel enteignet, sondern zudem auch Bauernwirtschaften (z.B. Restgüter u.ä., sofern sie eine bestimmte Nutzfläche übertrafen). Anschließend wurden die sog. „Neubauern“ (teilweise Vertriebene, teils Landarbeiter) und die bei der Enteignung noch Verschonten in die Kolchosen gepresst. Mit den privaten Produktionsbetrieben wurde ähnlich verfahren, so dass am Ende auch das freie Unternehmertum restlos beseitigt war. Kommunisten sind bei ihren Zwangsmaßnahmen erfahrungsgemäß stets großzügig und lassen sich nicht nachsagen, sich… Mehr