Ralf Stegner losgelöst von der Erde

Die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD waren jetzt an dem Punkt angekommen, von dem man annehmen darf, dass er der Hauptgrund war, warum wir bis heute keine Regierung haben: Verwaltung und Steuerung der Zuwanderung nach Deutschland.

© Carsten Koall/Getty Images

Nun kommt aus den Reihen der Koalitionäre die Meldung, man habe sich geeinigt in der Frage des Familiennachzugs für subsidiär Geschützte und weitere, der ja aktuell ausgesetzt ist. „Nach tagelangem Gezerre haben sich Union und SPD auf einen Kompromiss zum Familiennachzug geeinigt.“, berichtet die Welt.

Wie schon Ende 2015, als man die Einschränkung der eingeschränkten Zuwanderer im Familiennachzug, also der Migranten ohne langfristige Bleibeperspektive, beschloss, wütete Stegner, heute auch wieder. Aber konsequent klingt dann doch anders. Damals hieß es bei ihm: Mit uns nicht zu machen! Dann machte man doch. Heute sagt Stegner nur noch: Er sei befremdet. Nun fühlen sich Millionen von Deutschen mittlerweile nicht nur be- sondern überfremdet. Aber das interessiert Stegner wenig, diese Bürger widern ihn offensichtlich nur an. Und anwidern wird ihn aktuell vielleicht sogar jemand aus den eigenen Reihen, auch ein Vize, aber ein bodenständiger. Also einer, der es nicht nur vorgibt zu sein, nämlich der Essener SPD-Politiker Karlheinz Endruschat. Der fürchtet zu große Veränderungen durch weiterhin starke Zuwanderung.

Da könnte es nun noch anstregend werden auch noch gegen den Willen der eigenen Parteigenossen die ganze Welt umarmen. Noch Ende 2015 hatte Stegner im Interview mit Deutschlandfunk und unter dem Eindruck der Massenzuwanderung erklärt: „Jetzt, wo die Menschen an unseren Grenzen sind, sind viele aufgewacht. Aber Humanität ist nicht teilbar. Wir haben eine Verantwortung für die gesamte Welt.“ Nun waren die Zuwanderer und Flüchtlinge nicht „an unseren Grenzen“, sondern wanderten einfach über jene Stellen hinweg, wo es irgendwann vor 2015 einmal Grenzen gegeben haben soll, Ältere werden sich vielleicht an die Zeit erinnern.

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Das wiederum erinnert an eine Aussage Stegners im Juni 2016, als er im Gespräch mit der FAZ versprach: „Unser Ziel ist nicht, die Zahl der Sozialtransfer-Bezieher zu erhöhen, sondern die Partei des Aufstiegs und der Anerkennung für Leistung zu sein.“ Selten hat sich wohl jemand so versprochen wie Stegner: Hunderttausende neuer Sozialtransfer-Bezieher ohne Sprachkenntnisse, ohne baldige Aussicht auf Arbeit, also ohne die Möglichkeit aufzusteigen oder gar Annerkennung zu ernten, ohne Familien. Immerhin hier wollte der Familienmensch Stegner helfen, wäre da nicht die CSU, der man jede weitere Frau und jedes weitere Kind, jede Oma, jeden Onkel, Tante, Schwippschwager usw. so zäh abtrotzen muss.

Das sei „unchristlich“, zeuge nicht von christlichen Werten in der Partei mit dem C sagt Familienmensch Stegner, der aber selbst lediglich eine „Lebensabschnittspartnerschaft“ mit seinem neuen Partner wünscht.

Die Haltung der CSU beim Thema Familiennachzug sei „scheinheilig“, sagt Stegner. Immerhin hier kann man ihm Recht geben, nur ganz anders, als er meint. Denn natürlich ist die Fortsetzung der Aussetzung des Familiennachzuges bis August für diejenigen, die kein Asyl bekommen haben, sondern lediglich beschränkte Aufenthaltsstatuten, nur ein Verschieben des Problems und keine Lösung. Noch dazu, wo man sich gemeinsam auf tausend weitere neue Einwanderer pro Monat und eine – wohin auch immer – dehnbare Härtefallreglung geeinigt hat. So gesehen haben Stegner und Co viel erreicht. Nun anzuzeigen, dass man noch mehr wollte und weiter will, ist als politische Absicherung und Absichtserklärung für morgen zu verstehen.

Ebenfalls aus dem Gespräch mit Deutschlandfunk erinnern wir etwas ganz anderes, als das, was Ralf Stegner heute verkündet. Damals hieß es bei ihm,  „dass die Kommunen Flüchtlinge nur noch dann bekommen, wenn das welche sind, die hier bleiben können, die integriert werden, und die, die keine Bleibeperspektive haben, die Verfahren zu beschleunigen.“

Und am selben Ort wusste Stegner genau, was Fakt ist: „Was ist aber Fakt? Sie kommen hierher als Flüchtlinge und warten teilweise sieben Monate, um nur einen Anhörungstermin zu bekommen.“ Da ist ihm nun sein Parteifreund und amtierender Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reingegrätscht, der neuerdings beim Thema Zuwanderung direkt anmahnt, zwischen Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten bitte zu unterscheiden.

Ja, „Was aber ist Fakt?“ Herr Stegner? Im Gespräch mit dem Handelsblatt befand er „(d)as Familienbild von CDU und CSU ist von vorgestern“ Damals ging es um das ungeliebte Betreuungsgeld der CSU. Die hätte damit ein Bild einer Familie gefördert, in der die Mütter zu Hause bleiben und sich alleine um die Kinder kümmern. Das bitte möge Ralf Stegner jetzt einmal jenen außereuropäischen, nur subsidiär usw. geschützten Männern erzählen, die aktuell auf den Nachzug ihrer Frauen und Kinder (usw.) warten.

Er möge diesen Einwanderern bitte erklären, dass ihr aus arabischen und anderen Ländern mitgebrachtes geprägtes Familienbild nicht nur von vorgestern wie bei der CSU, sondern von vorvorvorgestern sei. Eines allerdings ist dabei dann doch nachrangig zu betrachten: Die Frage, wer und ob überhaupt jemand in der Familie die Kinder zu Hause betreut. Zum einen arbeitet die SPD intensiv daran, Ganztagsschulen für alle verpflichtend einzurichten, dann erledigt der Staat die Betreuung, es werden also auch gar keine Kinder zu Hause sein. Es darf bezweifelt werden, ob die Nachgezogenen aus Fernistan, Vater und Mutter mit der restlichen Verwandtschaft alleine vor dem Fernseher als Sozialtransfer-Bezieher ohne schnelle oder gar keine Aussicht auf einen Arbeitsplatz sitzen wollen. Während ihre Kinder beschult werden. Toll, Herr Stegner!

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Kommentare ( 155 )

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Volker
6 Jahre her

Der Typ ist echt Idelogie im Endstadium!

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Viel interessanter wäre es doch mal, wie es sein kann, dass eine solche Laune der Natur (Freak) wie Stegner so lange in einer führenden Position einer deutschen Partei werden und bleiben konnte? Mir fällt absolut kein vernünftiger Grund dafür ein.

patriot
6 Jahre her

Was ist Fakt, Herr Stegner?
Ganz einfach, fake ist Fakt, ist doch logo , Mann.

Frage an die Redaktion
6 Jahre her

‚…der aber selbst lediglich eine „Lebensabschnittspartnerschaft“ mit seinem neuen Partner wünscht.‘

Was will Herr Wallasch damit sagen? In der deutschen Wikipedia steht, Stegner sei verheiratet und habe drei Kinder.

Ulrich A.
6 Jahre her

Man sollte der SPD dankbar sein, wenn sie einen derartigen Typen immer mal wieder mit seinen grotesken Reden mit passender Mimik agieren lässt. Um so früher hat sie sich erübrigt.

Karl Bald
6 Jahre her

Stegner? hahahahahahahahahahahaha

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Als früherer Anhänger von Brandt und Schmidt und später auch von Otto Schilly konnte ich nicht wirklich verstehen, wie es möglich war, das Leute wie Gabriel, Oppermann, Nahles, Stegner oder Schulz in die Führungsetage der SPD aufrücken konnten. Wie Schlicht muss denn dann der Rest in dieser Partei sein? Es kommt einem so vor als wenn es von der AfD mal abgesehen für die fähigen Leute in Deutschland einen Konsens gibt die Blockparteien konsequent zu meiden. Schaut man sich die Gegenreden von Bundestagsabgeordneten der Blockparteien auf Beiträge der AfD Abgeordneten an, dann hört man nur Diffamierungen und Hetze. Besonders bei… Mehr

Gerhard Wruck
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Zunächst einmal kann ich nicht verstehen, werter Herr Franzolet, wie ein so klar denkender Mensch wie Sie früher einmal die SPD präferieren konnte (trotz Schmidt & Co). Die Tendenzen in der SPD, die heute so überdeutlich sichtbar sind, waren auch früher schon in dieser sozialistischen Partei klar erkennbar (wenn auch durch einige beachtliche Persönlichkeiten teilweise verdeckt), als da sind und waren: antinational, antifamiliär, besinnungsloses Multikulti, wirtschaftsfeindlich, absolut spinnerter Ökologismus, völlig überzogener Gleichheitsspleen usw. (Natürlich war die CDU kaum besser – eine ganz üble Opportunistenpartei.) Bezogen auf die triste politische Gegenwart aber haben Sie natürlich völlig Recht. Die Antworten aus der… Mehr

Rainer Seifert
6 Jahre her
Antworten an  Gerhard Wruck

Vermutlich sieht die Mehrheit unseres Volkes diese kreischenden monsterähnlichen Wesen gar nicht, sondern begnügt sich mit Tagessch, heute, Panorma usw. Als früherer Westberliner habe auch ich die SPD gewählt, Willy Brandt war Bürgermeister, sien Söhne -naja, das war eine andere Sache. Sehr viel Auswahl gab es ohnehin nicht. Die CDU unbedeutend, FDP nicht mein Fall. Dann kamen die Vorläufer der Grünen als Alternative Liste in den Senat. Polizistentreter, Steineschmeißer usw. Keine andere Partei wollte mit denen was zu tun haben. Mein Dienstvorgesetzter war zuvor CDU Abgeordneter im Senat. Als es um eine Erhöhung der Diäten ging, stimmte er als einziger… Mehr

Wolfram Knop
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Verstehe an dem merkwürdigen Wahlsystem sowieso nicht, wieso es den Parteien über die Listenplätze ermöglicht wird, den geistigen Bodensatz der Gesellschaft klammheimlich fast schon am Wähler vorbei in das Parlament zu bringen.

tom
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

1 das Listenplatzsystem ist nicht GG konform und eine Erfindung der Partein um nur weichgespülte und linientreue Aparatschiks nach oben zu setzen. 2 das Auswahlsystem der Kanzlerkandidaten ist nicht GG konform und eine Erfindung der Partein 3 die Urabstimmung oder Abstimmung innerhalb der SPD Mitglieder zu dies und das ist nicht GG konform und eine Erfindung der Partei 4 die Hinterzimmerabsprachen sind nicht GG konform und eine Erfindung der Partei 5 die Sondierungs und koalitionsverhandlungen sind nicht GG konform und eine Erfindung der Partein Aber wenn interessiert es? Wo ist der Bundespräsident der hier einen rRegel davor schiebt? Ich kann… Mehr

Rainer Seifert
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Bei auschließlich über Direktwahlen zu wählende Abgeordnete würden die kleinen Parteien und damit auch die AfD zu kurz kommen. Ein solches Ergebnis sahen wir bei der Stichwahl in Frankreich, wo sich alle gegen den Front National verbündeten und Macron unterstützten.

Somit sehe ich unser Wahlsystem als das deutlich kleinere Übel an. Wenngleich man damit natürlich solche weitgehend ungeeigneten Kandidaten ertragen muss, um es mal zahm auszudrücken.

Grumpler
6 Jahre her

Ich weiß nicht, ob das in den Kommentare schon angesprochen wurde, aber in der letzten Maischberger-Sendung (am 31. 1. 2018) gab es eine Situation, in der der Herausgeber des Cicero, Herr Schwennicke, ab etwa 43:08 Herrn Stegner fragte, ob er es ihm in den Sinn kommen könnte, dass ein Zusammenhang zwischen den Forderungen der SPD in den Sondierungsgesprächen wie bei der Frage des Familiennachzugs und dem weiteren Rückgang der Werte der Partei in den Umfragen besteht. Die Reaktion von Herrn Stegner deute ich derart, dass die Arbeiter, die nun Klientel der AfD sind, für die SPD zweitrangig sind. Bei einer… Mehr

Hans Wurst
6 Jahre her
Antworten an  Grumpler

Es ist eine Frage der Zeit, bis die erste Migrantenpartei kommt, die sich ausschließlich aus von der SPD politisch geschulten Migranten speißt, die dann tausendfach die SPD verlassen. Leute,was seid ihr bescheuert…

Winfried Schüler
6 Jahre her
Antworten an  Grumpler

Das spüren viele Menschen (Wähler) in Deutschland genau so und genau deswegen rauscht die SPD in der Wählergunst immer mehr ab. Eine solche Partei taugt weder in der Regierung noch in der Opposition. Man sehnt sich fast schon nach ehemaligen SPD-Protagonisten wie Wehner, Vogel, Bahr oder sogar Schröder…

Andreas Bitz
6 Jahre her

Herr Wallasch, gestern Abend hätten Sie noch den Auftritt des werten Herrn Stegner in Ihren Beitrag einarbeiten können. Ich war überrascht: Relativ zivilisiertes Verhalten, seine Mimik eher müde und etwas teilnahmslos. Herr Stegner war zu bemitleiden: Auf einer Doppelcouch neben CSU-Innenminister Herrmann. Höchststrafe. Ich nehme Herrn Stegner ab, er glaubt wirklich dran was er sagt, er ist über die Situation seiner Partei doch etwas erschüttert. Er braucht noch ein paar Nächte oder Wahlen oder weitere Prozentverluste um eine Antwort auf die Frage von Schwennicke zu finden, ob die SPD mit einigen Themen an ihren Wählern vorbeigeht. Selbst Frau Gaus von… Mehr

Marcel Börger
6 Jahre her

Für das Geschwätz von Herrn Stegner fällt mir nur ein höfliches Wort ein, alle anderen Attribute würden der Nettiquette widersprechen. Es lautet: unseriös Dazu gesellt sich infantiles Prolosprech der Frau Nahles, „Bätschi“ und „auf die Fresse“ Auch Stegner wollte (und will vermutlich), daß sein Worthülsen Erzfeind, nämlich „die Populisten vom rechten Rand“ aka die ganze AfD, alle dort Aktiven und alle Wähler „überall angegriffen werden“ und zu G20 fiel ihm ein, daß „Gewalt niemals links sei“ Dieses abenteuerliche Konglomerat aus Sprechblasen, Versatzstücken und Wortgirlanden/Hülsen, sind Stegners Spezialität, wobei seine minusinterlektuelle Nachfolge nunmehr von Frau Nahles vorbereitet wird. Was auch immer… Mehr