Petry lehnt Spitzenkandidatur ab

Die FDP profitiert von Wahlberechtigten, die sich mit der Wahl der AfD angefreundet hatten, sich aber wegen der dortigen Entwicklungen wieder abwenden und ersatzweise der FDP zu. Den Grünen nimmt der abgeschwächt anhaltende Schulzeffekt Wahlwillige weg.

Frau Petry hat den Parteitagsdelegierten der AfD und ihren Mitgliedern in einer Videobotschaft erklärt, dass sie „weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam“ zur Verfügung stehe. Sie begründet ausführlich, weshalb die AfD eine verbindliche Strategie brauche und warum ihrer Meinung nach die Defacto-Strategie einer Fundamentalopposition durch das unlegitimierte Verhalten einzelner AfD-Repräsentanten die Partei daran hindern werde, ein zweistelliges Ergebnis bei der Bundestagswahl zu erreichen. Ob ihr Strategie-Antrag bei dem bevorstehenden AfD-Bundesparteitag in Köln eine Mehrheit findet, dürfte in der Tat auf die Wahlchancen ihrer Partei keinen unerheblichen Einfluss haben.

Wie groß der Anteil der Wähler ist, die ihre Stimme der AfD ganz oder weitgehend unabhängig von den Auseinandersetzungen in ihr geben werden, als Protest gegen die schon lange und länger etablierten Parteien, können wir allerdings erst nach der Bundestagswahl wissen. Das ließe sich zwar durch Meinungsforschung recht gut herausfinden, aber nicht von einer, die nur Oberflächenbefragungen für den Tagesmeldungszweck von Medien betreibt, die damit Politik machen wollen. So lange das so ist, dürfen wir auf diese politischen Wetterberichte nicht vertrauen.

In einer Hinsicht ist das, was Petry sagt, dennoch ein interessanter Hinweis. Nämlich auf die Frage, mit wie vielen Parteien dürften wir im nächsten Bundestag zu tun haben. Das sind die derzeit aktuellesten Umfrageergebnisse auf Bundesebene.

Die FDP zeigten die Institute mehrheitlich lange eher unter als über 5 Prozent. Seit die AfD von Umfragewerten um die 15 Prozent nach unten sinkt, scheint der Wiedereinzug der FDP in den Bundestag sicherer zu werden. Praktisch gleichzeitig sinken auch die Umfragezíffern für die Grünen. Die Gründe für beide Trends (ich weiß, mit dem Wort muss man vorsichtig sein) sind umgekehrt ähnlich. Die FDP profitiert von „bürgerlichen“ Wahlberechtigten, die sich schon mit der Wahl der AfD angefreundet hatten, sich aber wegen der dortigen Entwicklungen, von denen Frau Petry in ihrem Video spricht, wieder abwenden und ersatzweise der FDP zu. Den Grünen nimmt der – wenn auch abgeschwächt – anhaltende Schulzeffekt Wahlwillige weg. Je nach Ausgang der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen kann das für die Grünen bedrohlich werden.

Aber vielleicht geben uns die nächsten Umfragen auf Landesebene Anhaltspunkte. Infratest schließt wohl zur Zeit eine für Schleswig-Holstein ab. Dann schau’n wir mal morgen.

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Kommentare ( 110 )

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Henryke
7 Jahre her

Ja, manchmal muß man in großer Not Opfer bringen;-)
Vielen Dank für Ihre Stimme und ein (hoffentlich) halbwegs ruhiges Wochenende.

Poco100
7 Jahre her

Es ist irgendwie wie ein déjà-vu, es gibt keine richtige und gute Opposition zu dem selbstzerstörerischen Kurs von Merkel bis Göring-Eckardt und das, was Widerstand u. Alternative sein sollte, die AfD, zerlegt sich selbst bzw. hat nicht das dafür notwendige Personal, qualitativ. Übel nur, nebenbei bemerkt, wenn nun ein Opponierender d. CDU, Wolfgang Bosbach, Wahlkampf ausgerechnet für die „Oberpfeife d. Oberpfeifen“ u. „Merkelarschkriecher“ Laschet in NRW macht……..Supergau auf Supergau, dabei kommen die eigentlichen und echten noch in den allernächsten Jahren…….

Someone
7 Jahre her

Danke für die Korrektur und Empfehlung. Ich empfehle: https://youtu.be/Rk6I9gXwack Und Noam Chomskys „Requiem for the american dream​“ auf Netflix! Damit ist dann schon vieles gesagt und man muss sich auch nicht mehr darüber wundern/entrüsten warum die Dinge so sind wie sie sind. Und in diesem Zusammenhang wird auch das Zitat von Seehofer klarer: https://youtu.be/SuCSzne79EA Ich komme letztendlich zum Schluss, man kann sich die Energie sparen sich zu eschofieren, zum Einem nützt es nichts, man redet wie gegen eine Wand was die breite Masse der Deutschen betrifft. Und im Speziellen bei Tichy braucht man auch nichts schreiben, denn man bewegt sich… Mehr

Sören Hader
7 Jahre her

„Wir wissen doch nicht erst seit der Trump-Wahl, dass diese Meinungs“forschungs“institute vor allem eins sind: Werkzeuge der Machtinhaber zur Beeinflussung der Wähler, denen vorgemacht werden soll, dass die Zustimmung zu den Regierungsparteien und deren Köpfen natürlich riesig ist und die Protestparteien (huch, es gibt ja nur eine einzige! Also Singular!) nur Skandale produzieren und deshalb immer mehr an Zustimmung abnehmen.“ Dann hat die US-Wahl aber bewiesen, dass dieses Werkzeug völlig nutzlos ist, wenn es als solches gedacht war. Allerdings zur Erinnerung, der Wahlsieg von Trump lag bei den Meinungsforschungsinstituten durchaus im Bereich des Möglichen. Mit Schnitt sah man wohl Clinton… Mehr

Jo
7 Jahre her

Sicher haben Sie das Statement von M. Klonovski gelesen und bei Ihrer Meinungsbildung berücksichtigt. Ich gebe zu, dass auch mir seine Worte Denkstoff geliefert haben. Aber auch ein von mir sehr geschätzter Klonovski ist nicht unbelastet und damit objektiv. Er hat (legitime) wirtschaftliche Interessen und sieht sich von Pretzell getäuscht. Das sollen nun die Gerichte klären. Aber ich habe mir auch die Frage gestellt, ob Klonovski solcherart Statement auch geschrieben hätte, wenn Pretzell seine Rechnungen bezahlt hätte ? Denn sein Vorwurf ist ja im Wesentlichen ein ganz anderer, als das Gebaren eines Pretzell zur Frage der Vertragsauslegung mit Klonovski. Ich… Mehr

Sören Hader
7 Jahre her

„Pluralismus ist der Lebenssaft der Demokratie, ohne ihn verkümmert sie zur Formalhülle und kann später auch ganz sterben“

Das Interessante ist, dass das Duo Petry/Pretzell nicht viel von innerparteilichen Pluralismus hält. Die Veröffentlichungen von Berater Klonovsky zeigen eindrucksvoll, wie die beiden alle Funktionäre in Freund/Feind einteilten. Die Freunde sollten so viel Macht wie möglich bekommen, die Feinde sollte man nicht unterstützen. Es gibt auch in anderen etablierten Parteien solche Lagerbildungen. Aber deren Rivalität werden einigermaßen im Gleichgewicht gehalten, weil es Leute gibt, die in der Lage sind, den Laden zusammenzuhalten.

Imre
7 Jahre her

Frau Petry hat die AfD sicher in vielerlei Hinsicht voran gebracht. Aber wenige Monate vor der BTW eine Spaltung zu riskieren, ist arg neben der Spur. Sehe die AfD mehr und mehr als einzige wirkliche Oppositionspartei, die Linke schwenkt verdächtig auf Groko-Kurs, vergisst ihre Ideale und die Interessen ihrer Wähler, nur um scharfe Abgrenzungen gegen SPD und Grüne zu vermeiden. Begibt sich damit bereits jetzt in den Abwärtsstrudel, der CDUCSUSPDGrüne nach der Wahl – fast unabhängig vom Wahlergebnis, allein wegen massivster Probleme auf nahezu allen Feldern – kräftig zerzausen wird. Von daher ist die jetzige Klärung in der AfD zwingend… Mehr

Ursula KlodtKeune
7 Jahre her
Antworten an  Imre

Die Analysen zum Streit zwischen Flügeln der AfD erscheinen mir zu oberflächlich und treffen nicht den eigentlichen Konflikt. Höcke ist für
den steinigen Weg, der zum Sieg führen soll, Er ist für kompromisslose Fundamentalopposition.
Es liegt auf der Hand, dass das Höcke Lager kein Interesse an nennenswerten Wahlerfolgen im Westen haben kann. Sie würden die Machtverhältnisse zwischen
den Flügeln verschieben und die medienwirksamen Aktivitäten der Partei ins
Parlament verschieben.
Wenn Petry vermutet, dass die Dresdner Rede eine Schwächung des konservativen Flügels bewirken sollte, ist das schon mehr als eine Verschwörungstheorie. Als Parteivorsitzende musste sie handeln.

Goergen Fritz
7 Jahre her

Wäre zumindest interessant, welche Antwort Sie kriegen.

Jo
7 Jahre her
Antworten an  Goergen Fritz

Solange dort die abgehalfterten Parteienvertreter des sog. Establishments bzw. die ebenfalls sog. Vertreter der „Zivilgesellschaft“ (Zentralrat der Muslime bspw.) in den Rundfunkräten sitzen, ist eine anspruchsvolle Art der Information bei den ÖR ganz sicher nicht zu erwarten. Es reicht ja noch nicht einmal dazu, bspw. mal die ewig gleichen sog. Diskutanten in den Talkshows mit interessanteren Gästen zu tauschen -> warum wird nicht mal eine engagierte junge Frau wie A. Schunke oder ein Internet-Krawallo wie D. Wegner eingeladen. H.A. Samad darf auch nicht mehr auftreten und somit erübrigt sich die Hoffnung auf eine interessante Antwort der ÖR. Man kann sich… Mehr

Rheinländer
7 Jahre her

Die FDP ist für mich weiter untragbar. Rheinland-Pfalz war der große Sündenfall in Sachen Vertrauen. Man wollte rot-grün beenden und hält diesen Mist nun länger am Leben. Die FDP verhält sich wie eine Prostituierte, die mit jedem ins Bett geht. Das lockt keine bürgerlichen Wähler an. Eigentlich müsste die FDP viel besser dastehen, wenn man den ganzen Frust auf die große Koalition und Merkel sieht. Das Problem ist, dass alles auf Lindner ausgerichtet ist. Guter Redner, aber auch ein Umfaller. Nach dem die FDP auch die Liberalen aus ihrem Namen gestrichen haben, verzichten sie nun auch auf ihren einzigen Markenkern.… Mehr

NoName
7 Jahre her
Antworten an  Rheinländer

So fühle ich mich schon immer.

Sascha Xöx
7 Jahre her

Die Aussenpolitik der AFD ist dieselbe wie die der Linkspartei. Die AFD ist für mich deshalb nicht wählbar!

Hans Ecke
7 Jahre her
Antworten an  Sascha Xöx

Haben wir die größeren Probleme im Land, mit unserer zukünftigen Entwicklung oder mit dem was in den letzten Jahren Steinmeier und Gabriel verzapfen (was war da überhaupt nennenswertes, außer der Ukraine-Putsch)? Ist „Grenzen schliessen“ und Verträge einhalten oder nicht einhaltbare Verträge neu verhandeln für Sie problematisch?
Euro und EU werden auch ohne die AfD zerbrechen, da ist der Leidensdruck in den Südländern viel größer.
Nur, der letzte im Club kehrt die Scherben zusammen und bezahlt, was noch auf dem Zettel steht.