Peter Tauber und das “Peter-Prinzip“

Gut möglich, dass Peter Tauber als „Staatsminister für Digitales“ im Kanzleramt landet. Das „Peter-Prinzip“, wonach Beschäftigte in einer Hierarchie dazu neigen, bis zur Stufe ihrer Inkompetenz aufzusteigen, würde wieder einmal bestätigt.

Mit 79 Zeichen kann man sich auf Twitter viel Ärger einhandeln. „Wenn Sie was ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs“, hielt CDU-Generalsekretär Peter Tauber einem Kritiker des CDU/CSU-Wahlprogramms entgegen. Die Antwort war ein Shitstorm. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sprach von Taubers „pöbelnder Arroganz“. Und SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann schrieb: „Und wer keinen Anstand gelernt hat, wird CDU-Generalsekretär.“

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Taubers Einlassung, für die er sich bald darauf entschuldigte, war nicht nur ungeschickt. Sie widerspricht den Grundsätzen marktwirtschaftlicher Politik. Wer versucht, sich mit drei Minijobs über Wasser zu halten, verdient eigentlich Respekt und Anerkennung. Denn die Alternative wäre, gar nichts zu tun und sich vom Staat ernähren zu lassen. Das aber wäre gar nicht im Sinne Ludwig Erhards, der die Menschen immer wieder aufforderte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Fragt sich nur, ob in der CDU noch jemand Ludwig Erhard kennt.

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Viele Reaktionen auf Taubers Äußerung offenbarten ein seltsames Menschenbild. Wer nur einen Mini-Job hat, der ist per se ein Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Tatsache, dass viele Menschen aus eigenem Verschulden keine abgeschlossene Ausbildung und deshalb keine guten Chancen am Arbeitsmarkt haben, wird von den meisten Sozial-Aposteln ausgeklammert. Wer nichts erreicht hat, ist ein „Opfer“. Punkt.

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Zurück zu Peter Tauber. Sein jüngster Ausrutscher dürfte seiner Chefin nicht gefallen. Ohnehin hat Angela Merkel ihren „General“ längst zum „Sekretär“ degradiert. Das Wahlprogramm schrieb „ehrenamtlich“ Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Zudem holte die Kanzlerin ihren Vertrauten, den früheren Opel-Manager Joachim Koschnicke, als Wahlkampfstrategen ins Adenauer-Haus zurück.

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Taubers Twitter-Gate reiht sich nahtlos ein in die Serie von Peinlichkeiten. In einem Interview verglich er FDP-Chef Christian Lindner mit AfD-Vize Alexander Gauland, was beim potentiellen Koalitionspartner keine Freude auslöste. Für unerfreuliche Schlagzeilen sorgten auch Berichte über Mobbing-Aktionen in Taubers Kreisverband, in die er als Kreisvorsitzender verwickelt gewesen sein soll. Während der Flüchtlingskrise soll er in einer internen Runde gesagt haben, wer nicht für Merkel sei, „ist ein Arschloch“. „Arschloch“ hat er auch einem Dauer-Pöbler auf Twitter entgegengeschleudert. Kritiker von Merkels Euro-Politik hielt er vor, manche Abgeordnete würden aus ihrem Nein „ein Geschäftsmodell“ machen und sich auf Kosten anderer profilieren. CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach nannte das eine „Unverschämtheit“.

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Man muss kein Prophet sein: Peter Tauber wird nach der Bundestagswahl nicht CDU-Generalsekretär bleiben. Einem ungeschriebenen Gesetz zufolge werden Partei-Manager – ob erfolgreich oder nicht – anschließend befördert. Gut möglich, dass Peter Tauber als „Staatsminister für Digitales“ im Kanzleramt landet, sofern Merkel auch dort bleibt. Das „Peter-Prinzip“, wonach Beschäftigte in einer Hierarchie dazu neigen, bis zur Stufe ihrer Inkompetenz aufzusteigen, würde wieder einmal bestätigt.

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Wahlkampfweisheit des Tages: Die Eins, die eine Million werden will, ist auf Nullen angewiesen.

Hugo Müller-Voggs Countdown zur Wahl erscheint immer dann, wenn sich an der Wahlkampffront Interessantes tut.

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Kommentare ( 12 )

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kostanix
6 Jahre her

Die 1 die Nullen braucht um eine staatliche Zahl zu werden ist das eine.
Aber bei der Regierung bzw. Tauber kann man aber von einer „führenden Null“ sprechen. Und sowas hätten früher nur Bananenrepubliken.
Aber was der Michel wählt kriegt er.

Leitwolf
6 Jahre her

Natürlich kann man mehrere (auch geringfügige) Arbeitsverhältnisse nebeneinander haben. Den besonderen Vorteil eines Minijobs (Lohnsteuerpauschalierung in Höhe von 2 € irgendwas; keine Pflicht, die Einkünfte in der Steuererklärung anzugeben; Vorteile bei der Sozialversicherung) gibts aber halt nur ein einziges Mal.

Leitwolf
6 Jahre her

Ich muss mich da korrigieren, das war in einer anderen Publikation (leider) irreführend dargestellt. Die Nebeneinkünfte werden monatsmäßig nach Quelle mit einem Stufensystem angegeben. Beim Tauber ist die Nebentätigkeit der Job als Generalsekretär der CDU, für die er nach der „Stufe 3“ 7.500-15.000 € im Monat bekommt. Die 250.000-500.000 sind also auf die Legislaturperiode bezogen und meinen seine Tätigkeit als Generalsekretär.

Marcel Börger
6 Jahre her

Die strukturelle Volksferne der Berliner Bubble dürfte im Vergleich zur Bonner Republik das größte Problem sein und bleiben. Schon aus simplen Sicherheitsgründen werden die meisten Parlamentarier, an Regierungsmitglieder nicht zu denken, kaum einen Spaziergang ohne Sicherheitskräfte durch Berlin machen können, gleich garnicht dort, wo sie mit dem prallen Leben in Kontakt geraten könnten. Selbst in den sozialen Medien, also virtuell scheint manchen Politikern der Kontakt zum Volk zu prall zu sein, weshalb uns Herr Maas mit seinem Durchsetzergesetz beglückte. Pralle Kritik an ihm und anderen dürfe keine Hetze oder Hass sein, solle sachlich und am besten konstruktiv sein. Neben der… Mehr

UngebetenerGast
6 Jahre her

Made my day.

Bernhard K. Kopp
6 Jahre her

Die Empörung über Tauber’s tweet ist nur zu berechtigt. Seine Entschuldigung – geschenkt. Es wird ja so sein, dass je mehr Geringqualifizierte wir im Land selbst ‚produzieren‘, oder aus EU-Ländern und von Ausserhalb dazuholen bzw. dazu kommen lassen, desto grösser wird der Druck auf diese Beschäftigtengruppe, weil selbst unter Mindestlohn noch mehr als genügend Menschen da sind, die unbedingt Arbeit brauchen. Ja, es gibt auch prekäre Beschäftigungsverhältnisse bei gut Qualifizierten – dies sind aber nicht so viele.

Randall Flagg
6 Jahre her

Vergessen sollte man auch nicht, wer für diese soziale Ausbeutung verantwortlich ist.
Das war der Genosse Schröder, der Deutschland in einen Lohndrücker Staat verwandelt hat.

Luisa
6 Jahre her

Die Wahlkampfweisheit von heute gefällt. Allerdings in der freien Wirtschaft nicht von Erfolg gekürt. Eine Eins ohne motiviertes, kluges und williges Team undenkbar.

luisa
6 Jahre her

Na denn. Könnte er sich ja künftig selbst ernähren.

Franck Royale
6 Jahre her

Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Was Merkel immer zeigt ist gar keine Raute.