Messstellen in den Straßen: Der Schwindel geht weiter

Alles Schwindel oder was? Niemand kann dies begutachten, weil wichtige Informationen nicht veröffentlicht werden. Dabei schreibt eine »Öffentlichkeitsrichtlinie 2003/35/EG« der EU ausdrücklich die Beteiligung der Öffentlichkeit an Verwaltungsverfahren vor.

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Messstation am Neckartor in Stuttgart

Absolute Gefahr für die Menschen in den Innenstädten, es gebe Tausende von »vorzeitigen Toten«: Seit Jahren immer dieselbe Melodie vor allem aus der Ecke der »Deutschen Umwelthilfe e.V.« und der Hilfstruppen in Ministerien und Umweltbundesamt. Willkürlich gesetzte Grenzwerte und manipulative Messungen bilden die Grundlage für Feldzüge gegen Deutschlands Schlüsselindustrie und Dieselfahrverbote, die mit erheblichen Wertverlusten für Autobesitzer verbunden sind.

Der ominöse Abmahnverein »Deutsche Umwelthilfe e.V.« klagt gegen eine Vielzahl von Städten, bei denen Messwerte teilweise nur geringfügig über unrealistisch niedrigen Grenzwerten liegen. Richter folgen dem Verein kritiklos und willig.
Der grüne Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann betont steif und fest weiterhin, Messungen und Fahrverbote entsprächen der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) und seien damit in bester Ordnung.
Doch niemand hat jene Rechenmodelle überprüfen können, nach denen die Luftsituation in Stuttgart so katastrophal sei, dass nur Fahrverbote über das gesamte Stadtgebiet helfen könnten.

Alles Schwindel oder was? Niemand kann dies begutachten, weil wichtige Informationen nicht veröffentlicht werden. Dabei schreibt eine »Öffentlichkeitsrichtlinie 2003/35/EG« der EU ausdrücklich die Beteiligung der Öffentlichkeit an Verwaltungsverfahren vor.

Messexperte Martin Schraag hat vor kurzem wieder in einem Gastbeitrag für den Focus die Praxis deutscher Behörden unter die Lupe genommen. Der Diplom-Ingenieur hat in internationalen Normengremien an Sicherheits- und Risikomanagement-Normen mitgearbeitet, dies in dem hochregulierten Medizintechnikbereich. Er ist also kein selbsternannter Experte, sondern weiss, wovon er spricht, wenn er die zweifelhafte Messtechnik in den Straßen unter die Lupe nimmt.

Er wundert sich wie so viele andere darüber, dass es nur in Deutschland Fahrverbote für fast neue Dieselautos der Euro-5 Norm gibt. Die werden mit Überschreitungen von Stickoxid-Grenzwerten an wenigen verkehrsnahen Messstellen begründet. Doch diese Messungen geben eine Genauigkeit vor, die sie nicht einhalten können.

Martin Schraag schreibt: »Diese Messung ist nämlich keine sehr präzise Angelegenheit. Die 39. BImSchV fordert, dass die Unsicherheit der„Messmethoden im Einklang mit den Grundsätzen des CEN-Leitfadens für die Bestimmung der Messunsicherheit“ beurteilt wird. Die erlaubte relative Unsicherheit für ortsfeste Messungen von NO2 beträgt maximal 15 Prozent, für die sogenannten Passiv-sammler 30 Prozent.«

Ein Messfehler von 15 Prozent bedeutet, dass der angezeigte Messwert 46 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen kann, obwohl tatsächlich vielleicht nur 40 µg/m3 NO2 enthalten sind. Auf solch geringen Differenzen aber beruhen die Klagen des Abmahnvereins DUH, der die Richter bedenkenlos recht geben, obwohl es nicht möglich ist, so genau zu messen.

Die Messgeräte, die derzeit an den Straßen den Gehalt an Stickstoffdioxid in der Luft messen, arbeiten nach dem Chemiluminiszenzverfahren. Bei verschiedenen chemischen Reaktionen wird eine Strahlung im ultravioletten oder sichtbaren Lichtbereich ausgesendet wie beispielsweise bei Glühwürmchen, die wiederum gemessen werden kann.

Das Institut für Umweltphysik Heidelberg hat die Messungen am Stuttgarter Neckartor mit einem präziseren ICAN NO2-Messgerät verglichen – im Auftrag der DUH übrigens. Ergebnis: Am Neckartor sind die Werte der Messstationen zu hoch!
Dazu das Institut in Heidelberg: »Hauptursache sind nach unserer Einschätzung eher die systematischen Messfehler von Chemolumineszenz Messgeräten mit Molybdänkonvertern, die bis zu 50% des Messwertes betragen können.«

Martin Schraag hat als Techniker ebenso Zweifel an den Messwerten der Stationen: »Halten aber die Messgeräte diese recht große Unsicherheit in der Praxis überhaupt ein? Der Bürger erfährt das nicht, die Zahlen werden nicht veröffentlicht. Die LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) versteckt sich bei Nachfrage hinter dem Hinweis auf die zugehörige Europäische Norm 14211, und dass ihr Labor doch akkreditiert sei. Das ist keine Transparenz. Dabei darf man aus technischen Gründen durchaus Zweifel haben, dass die von der 39. BImSchV geforderte Unsicherheit eingehalten werden kann.«

So können die Messgeräte den Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überhaupt nicht genau registrieren. Schraag: »Der in Fahrverbotsurteilen kritische Bereich von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter NO2 liegt also am unteren Ende eines zehnfachen Messbereichs. Für Messtechniker ist klar: Das kann ein Problem für die Genauigkeit sein. Man wiegt schließlich einen Brief auch nicht mit der Personenwaage.«

Darüberhinaus prüft nicht der TÜV die Genauigkeit der Grenzwerte bei jenen 40 µg/m3, sondern das Labor selbst. Die Prüfergebnisse werden nicht veröffentlicht. Schraag: »Vieles spricht dafür, dass die eingesetzten Messgeräte nicht die gesetzlichen Anforderungen einhalten.«

Martin Schraag kommt zu dem vernichtenden Urteil: »Offensichtlich vertrauen Richter den Behörden blind, entscheiden basierend auf Messdaten, ohne zu fragen, ob sie unter gesetzlich vorgegebenen Bedingungen zustande kamen.«


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Kommentare ( 26 )

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26 Comments
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herbert b.
4 Jahre her

[der Versuch einer Glosse] Car-Friday ist ein Feiertag in Deutschland, und was für einer. Noch. Aktuell gibt es allerdings unverkennbar große Anstrengungen (der Mathematiker würde sagen, die streben gegen unendlich), dieser „Kostbarkeit“ den Garaus zu machen. Sie soll letztlich das gleiche Schicksal erleiden, wie das vor einiger Zeit bereits einem anderen Feiertag widerfahren ist. Ein ganzes Land soll und muß wohl für die Verbohrtheit und den Unverstand einer fanatischen Glaubens- gemeinschaft, nennen wir sie mangels einer besseren Bezeichnung die „Zeugen vor fjutscher“, büßen. Da hilft ganz offensichtlich auch kein Beten mehr, allenfalls noch ein Wunder, und das stirbt ja, wie… Mehr

giesemann
4 Jahre her
Antworten an  herbert b.

Gelungen, die Glosse, lieber herbert b. Wahrscheinlich geht’s nur so: Lächerlich machen, lasset uns weitermachen.

hoho
4 Jahre her

Was ist mit der Entfernung der Geräte von der Straße, wenn ich mich richtig erinnere gab es da mehrere Meter vorgeschrieben und die Dinge stehen meist direkt an dem Rand der Fahrbahn.

F.Peter
4 Jahre her

Dass die Gerichte den Behörden blind vertrauen macht doch wohl stutzig. Bei sonst jedwedem Anlass werden neutrale Gutachten von den Richtern eingefordert, um einen Sachverhalt „richtig“ entscheiden zu können.
Und hier nix dergleichen. Gehören die Richter inzwischen auch schon geschlossen zur grünen Klientel???

Britsch
4 Jahre her

Als z.B. die AU eingeführt wurde mußten werkstätten welche die Audurchführen liesen ihner Geräte mit denen sie die messungen durchführten ihre Geräte in bestimmten Zeitabständen Prüfen / echen lassen.
Für die Geräte des Tüv z.B. galt diese Vorschrift nicht und es wurde auch nicht gemacht, was sich auf Grund abweichender Messergebnissse in meinem Bekanntenkreis einmal herrausstellte.
Dies nur so am Rande

Ka. Karger
4 Jahre her

Gesetze sind mit Schröder/Fischer/Merkel zur Makulatur geworden. Es herrscht Willkür in allen Bereichen.

Um die Luftverschmutzung einzudämmen, benötigen wir einen Kurswechsel um 180° Grad. Ob es 40 Mikrogramm, 60 oder 80 Mikrogramm pro Kubikmeter sind, ist mir ehrlich gesagt scheißegal. Ich lasse mich auf solche sinnlosen Diskussionen nicht ein, die nur dazu dienen, dass wirkliche Problem zu umschiffen. Das Problem nennt sich Betrugssystem Deutschland und ist nicht nur in der Autoindustrie vorzufinden, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere im Gesundheitswesen und der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Der Ursprung ist die Agenda 2010.

giesemann
4 Jahre her

Der Absturz der Grünen steht unmittebar bevor, so meine Frau gestern. Die Verw.-gerichte werden es schon richten, Inshallah. Die Grünschnäbel allerorts, einschließlich in den Gerichten begreifen es nur noch nicht. Allerdings: Was soll so ein Verwaltungsjurist machen bei der Schluderei der Politik? Da muss der Wähler selbst Hand anlegen: Je mehr davon sich selbst entleiben – zur Freude der, die übrig bleiben. Halleluja.

Thorsten
4 Jahre her

Diese Amtspossen sprechen für politsche Jusitz.

Thorsten
4 Jahre her

Ich kenne einige Juristen und kann denen attestieren, dass die die Gesetze wortwörtlich nehmen, aber sich mit Technik ÜBERHAUPT NICHT auskennen und auch ablehnen sich damit zu beschäftigen. Mit der Berücksichtigung von Fehlertoleranzen oder anderen technischen Finessen geben die sich nicht ab. Da bräuchten die einen vereidigten Sachverständigen, der ihnen ein schriftliches Zertikat vorlegt.

Da wiehert der Amtschimmel.

Biskaborn
4 Jahre her

Die deutsche Justiz eben, folgt zunehmend dem links-grünen Mainstream, ein Trauerspiel. Aber wehe Polen oder andere Länder erlauben sich eine vermeintliche Einflussnahme der Politik auf die Justiz, dann ist Deutschland der erste Kritiker und Mahner. Was für Heuchler sind hier unbehelligt am Werk.

Indigoartshop
4 Jahre her

Alles halb so wild. Laut Annalena, unserem Physik-As unter den Dementen, werden wir nicht nur den „Strom“ im Netz speichern können sondern zudem emissionsfreie Auto ohne Kobold fahren dürfen.

Ja, Kobold! Sie haben richtig gehört im ARD-Sommerinterview von gestern.

Alles wird gut.

Devamed
4 Jahre her
Antworten an  Indigoartshop

Na ja, kann ja mal passieren, wenn man so schnell wie Annalena spricht. 😉
Wenn sie das aber mehrfach wiederholt wie im Sommerinterview ca. bei Minute 10, reiht sich das nahtlos an ihren grandiosen Ausspruch vom Strom, der im Netz gespeichert wird.
Und solche Leute wollen uns sagen, wo es langgeht?

Herr, lass‘ Hirn herabreden!

Indigoartshop
4 Jahre her
Antworten an  Devamed

Tja.. wenn der Interviewer auf dem quivive gewesen wäre, so hätte er ganz unschuldig nachgefragt – was meinen Sie denn mit Kobold? Schade! Sie hätte lustig schnatter schnatter kobold kobold .. doch das hätte ihn den Kopf gekostet, muß man verstehen.

giesemann
4 Jahre her
Antworten an  Indigoartshop

Wenn sie wenigstens „Kobolt“ gesagt hätte, mit haddem „t“ … . Aber von DER was zu verlangen, ist sinnlos.

nachgefragt
4 Jahre her
Antworten an  Indigoartshop

Sein Sie doch nicht so kleinlich. Grüne und Klimaaktivisten sind halt Menschen mit anderen, besonderen, sehr speziellen Begabungen. Am Beispiel Greta Thunberg: Für Görings Eckhart und ihre Fellows ist sie die Reinkarnation (Vorsicht! In dem Wort ist „Nation“ enthalten!) von Jesus Christus. Das ist natürlich ein Irrtum, wie man aktuell beobachten können wird, wenn sie sich als VIP per Segelyacht nach Amerika und zurück segeln lässt. Vielleicht wird sie auch das eine oder andere Ruder durch Ruderer in Bewegung setzen lassen, um nicht zu viel Wind zu verbrauchen – denn bekanntlich enthält ja auch Wind, der aus sogenannter Luft besteht,… Mehr