Merkels vierzehnte Neujahrsansprache – Botschaften aus dem Raumschiff

56 mal "wir, uns, unser" - es ist wie der Ruf des Diebs: "Haltet den Dieb". Niemand hat Deutschland so brutal gespalten wie Merkel und jetzt stört es irgendwie? Josef Kraus über die neue Melodie aus Kanzler- und Präsidialamt.

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Wetten? Wetten, dass am Silvesterabend 2018 x-mal mehr Zuschauer den 18-Minuten-Sketch „Dinner for One – oder Der 90. Geburtstag“ anschauen als die vierzehnte (!) 8-Minuten-Neujahrsansprache der Kanzlerin? Immerhin entdeckt man in diesem Sketch aus dem Jahr 1963 stets Neues und Witziges, selbst wenn man Minute für Minute den nächsten Schenkelklopfer voraussehen kann. Bei „Dinner for One“ muss man sich auch intellektuell nicht martern, ob die Hauptdarstellerin denn diesmal wieder mal einen andersfarbigen Blazer anhat. Ja, hat sie, die andere Hauptdarstellerin zum Jahreswechsel, wie die Hofberichtpresse bereits weiß. Bei Butler James und bei Miss Sophie ist diese Frage nebensächlich.

Also legen wir uns mal inhaltsanalytisch ins Zeug. Was sind die Botschaften der Regierungschefin? 

Neben einem Standarddank an Polizisten, Soldaten, Rettungs- und Pflegekräfte kommt so ziemlich alles, was Merkel für wichtig erachtet, vor und wird in acht Minuten abgehakt: die schwierige Regierungsbildung, der Neubeginn in der CDU, Klimawandel, Migration, Terrorismus, Europa, robuste EU, Brexit, Deutschland für zwei Jahre im Weltsicherheitsrat, Digitalisierung, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Auch ein Blick aus der ISS-Station auf die Erde darf nicht fehlen – der Blick auf, so Merkel, „mitteleuropäische Landschaften, die in diesem ungewöhnlich trockenen Sommer auch aus dem All ganz braun statt grün“ dreinschauten. Leider braun statt grün! Wie in der Politik eben?

So weit, so gut. Niemand, auch kein großer Rhetoriker, muss sich darum reißen, der Bundeskanzlerin Reden zu schreiben. Gewisse „hard“-Themen müssen nun mal wenigstens angerissen werden. Da kann ja keiner was dagegen sagen. Außer dass man zum Thema „innere Sicherheit, Clan- und Flüchtlingskriminalität“ gerne den einen oder anderen Satz gehört hätte. Spannender wird es bei den „soft“-Themen. Denn da legt sich Merkel ins Zeug. Übrigens ziemlich auf der gleichen Wellenlänge wie der Präsident ihrer Wahl mit Namen Steinmeier im Schloss Bellevue bei dessen Weihnachtsansprache.

Merkel fordert „mehr Zusammenhalt international und im eigenen Land“. Mehr Offenheit, Toleranz und Respekt wünscht sie sich – im „Stil unseres Miteinanders, um unsere Werte.“ Überhaupt kommt das Personal- bzw. Possessivpronomen der ersten Person Plural („wir, uns, unser“) 56mal in Merkels Rede vor, also alle acht bis neun Sekunden. Da haben die Neurolinguistischen Programmierer im Kanzleramt ganze Arbeit geleistet. „Stärker für Überzeugungen eintreten“ sollen wir. Wobei Merkel mit „wir“ sicherlich nicht alle meint.

Darf man deshalb mal dezent fragen, ob es in den letzten Jahren und Jahrzehnten jemanden gab, der dieses Land mehr gespalten hat als Merkel? Der das Wir-Gefühl in diesem unserem Lande mehr belastet hat als sie? Ihre einsame und sture Migrationspolitik hat die Öffentlichkeit, hat Kollegien, Freundschaften, ja Familien gespalten. Insofern steckt schon eine Menge „Haltet den Dieb!“ in Merkels Miteinander- und Zusammenhalt-Appellen. Überhaupt sind Merkels Appelle nichts anderes als ein Patchwork an Gemeinplätzen, an Plattitüden. (Das Wort „Plattitüde“ ist übrigens sprachgeschichtlich verwandt mit „Fladen“, eingedeutscht hieße Plattitüden also eigentlich „Wortfladen“.)

Schließlich möchte Merkel auf einen großen Ausblick nicht verzichten: „Im Mai können Sie durch Ihre Teilnahme an der Europawahl dazu beitragen, dass die Europäische Union auch in Zukunft ein Projekt von Frieden, Wohlstand und Sicherheit sein wird.“ Wenn sie sich da mal nicht täuscht. Da mittlerweile alle arrivierten Parteien (mit ihrem Spitzenkandidaten Manfred Weber selbst die CSU) voll auf EU stehen, könnte es bei dieser Wahl einen bösen Weckruf geben. Und zwar mit allem Drum und Dran: Absturz der CDU Richtung 20 Prozent, Absturz der SPD Richtung 10 Prozent, Bruch der Koalition, Ende der Kanzlerschaft Merkel, Ende des AKK-CDU-Vorsitzes, Neuwahlen usw.

Zum Ende dieser Analyse noch einmal zurück zum Blick aus dem Raumschiff: Ja, das ist die tagtägliche Perspektive aus dem Kanzleramt. Wie Weihnachtsmärkte in Deutschland mittlerweile zu Hochsicherheitszonen aufgerüstet werden, wie gefährlich der nicht nur abendliche Heimweg für Frauen geworden ist, wie soeben im bayerischen Amberg vier angeblich jugendliche Asylbewerber eine Jagd auf Deutsche inszeniert und neun von ihnen zum Teil schwer verletzt haben, das sieht man aus dem Raumschiff nicht.  Schau’ma mal, ob die Steinmeiers und Merkels jetzt auch von „Hetzjagden“ sprechen und ob Feine-Sahne-Fischfilets, Grön(l)emeyers und Co. in Amberg Benefizkonzerte für die Verletzten veranstalten.

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Kommentare ( 68 )

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Imre
5 Jahre her

Sie haben es voll erkannt, die Hauptspalterin Deutschlands ist und bleibt Merkel, assistiert von CDUCSUSPD (Grünen). Inzwischen etwas abgerückt ist diese Frau- und ihre Nickemännchen – von ihrem Scharfmacherposten in Europa zwecks militanter Ausdehnung ihres Demokratieverständnis‘ und der NATO-Wohlfühlzone in Richtung Osten. (wohl nicht ganz freiwillig, da der tiefe Staat in den USA schwächelt, und die Briten intern stark beschäftigt sind)
Positiv? Prinzipiell ja, aber lieber abwarten, erstmal der Dame und ihren Mitmachern auf die Finger gucken… (PKW-Maut für Alle, auch auf Bundesstraßen; fremde Söldner in der Bundeswehr; u.v.a. „Zukunftsmusik“; welche propagandistischen Highlights werden aktuell im Kanzleramt vorbereitet?)
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Wolfgang M
5 Jahre her

Merkel hat zumindest mitgeholfen, Europa zu spalten. In UK gab es eine Volksbefragung zum Brexit, die als nicht bindend deklariert war. Die Volksbefragung war eine Empfehlung fürs Parlament. Der Ausgang der Befragung war mehr oder weniger 50 zu 50, aber zugunsten der Brexiteers. Dazu muss man sagen, dass die Befürworter der Brexiteers vor der Abstimmung ziemlich viel gelogen haben. So weit so gut. Was macht Merkel? Sie mahnt von UK die Austrittserklärung an, bevor das Parlament endgültig entschieden hat. Genauso gut hätte sie auf die Besonderheiten des Abstimmung hinweisen können und von einer Abstimmung für den Brexit im Parlament abraten… Mehr

Bummi
5 Jahre her

Was ist der Unterschied zu 13 verlirenen Jahren vorher? Die Kleidungsfarbe und der Hintergrund.

Anne
5 Jahre her

„Schau’ma mal, ob die Steinmeiers und Merkels jetzt auch von „Hetzjagden“ sprechen und ob Feine-Sahne-Fischfilets, Grön(l)emeyers und Co. in Amberg Benefizkonzerte für die Verletzten veranstalten.“ Nein, Herr Kraus, die Vorfälle in Amberg wurden in den Staatsmedien bislang noch nicht einmal erwähnt. Ein Benefizkonzert wird es aber trotzdem geben, nur eben nicht in Amberg, sondern in Bottrop. Soeben las ich auf web.de., dass in der Silvesternacht in Bottrop ein Mann – aus Essen und deutscher Staatsbürger – mit seinem Auto gezielt in eine Gruppe von Fußgängern fuhr und mindestens vier Menschen (Syrer, Afghanen) verletzte. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Anschlag… Mehr

Sabine W.
5 Jahre her
Antworten an  Anne

Seltsam, dass dieser Vorfall nicht als ‚Einzelfall‘ bewertet wird und die Bevölkerung nicht davor gewarnt wird zu ‚pauschalisieren‘. Aber selbstverständlich gilt das auch wieder nur für die vielen Einzelfälle wie Amberg – bitte keine Verallgemeinerungen! Und auch bitte keine allzu weite Verbreitung über die Medien! Das könnte ein schlechtes Licht auf die uns geschenkten Menschen werfen, natürlich völlig zu unrecht. Aber der Typ in Bottrop? Bitte, ja…!!! Man hört doch förmlich den Stoßseufzer der Erleichterung seitens Politik und Medien, wenn alle paar Monate mal ein Nazi/Ausländerfeind eine Straftat gegen Migranten begeht. Das schwappt dann großartig durch alle Kanäle. Schließlich muss… Mehr

CIVIS
5 Jahre her

Mal erst haben die Spaltpilze Merkel und Steinmeier Deutschland und obendrein die ganze EU auf brutalst mögliche Art gespalten, gerne auch unter Zuhilfenahme von Fakes, Vermutungen und grundloser Behauptungen jeder Art. Und jetzt zum Jahresende bzw. Jahresanfang wollen sie Deutschland und auch die EU wieder zusammenzimmern, natürlich wieder unter Zuhilfenahme von Fakes, Vermutungen und grundloser Behauptungen jeder Art. Leider vergessen diese Vorzeigepolitiker, dass man einmal mit roher Gewalt „Zusammengefügtes“ bzw. mit Gewalt „Getrenntes“ nicht durch hoheitliches Handauflegen von heute auf morgen ins Gegenteil umkehren kann. Europa kann nicht -wie geschehen- mit Gewalt zusammengeschustert bzw. zusammengehalten werden. Auch ein jetzt wieder… Mehr

Thorsten
5 Jahre her

Merkel redet vom „wir“ wenn es um das Tragen von Lasten und Kosten geht, während sie einsame Entscheidungen trifft, die große Teile der Bevölkerung NICHT mittragen und dadurch spalten.

Vermutlich wird schon bei der Europa-Wahl sich das Fiasko abzeichnen, dass im Herbst in Sachsen droht. Die Ost-Deutschen werden Chemnitz nicht vergessen.

Heute sah ich was über die Wende: die Westdeutschen sprachen damals von der „Einführung westdeutschen Rechts“ für die Ostdeutschen. Genau dass sollten sich die „Politdarsteller“ mal gegenüber den Migranten auf die Fahne schreiben. Also nix Scharia, Beschneidung, Kinderehe und „Ehrenmord“. Diese Opportunisten bekommen nicht den Mund auf….

Ostfale
5 Jahre her

Gestern, am frühen Abend waren wir mit der Tochter und ihren beiden Söhnen zum Abendessen beim Griechen verabredet. Für den recht kurzenWeg zum und vom Lokal Lokal nahm sie den Wagen. Meine Frau und ich durchquerten unseren Ort bis zur Gaststätte zu Fuß. Diese erreichten wir unbeschadet, lediglich die frühzeitige Knallerei war lästig, Silvester eben. So gesehen eigentlich alles ’normal‘ sollte man denken, wären da nicht zwei Sonderlichkeiten zu sehen: 1. Für den kurzen Weg von der Wohnung zum Lokal hätte die Tochter mit den Kindern früher den Fußmarsch gewählt und 2. Hätte ich früher bis zum Erreichen der Gaststätte… Mehr

joe_kiener
5 Jahre her

Toll zusammengefasst – die ganze Verlogenheit dieser unertraeglichen Frau, die immer noch unser Land zerstoert als gaebe es kein morgen…..

Herbert
5 Jahre her

“Niemand hat Deutschland so brutal gespalten wie Merkel“
Sehr richtig. Und keiner arbeitet mit so viel Raffinesse und Verlogenheit an der Abschaffung Deutschlands wie diese Dame.
Die Kanzlerin und der Bundespräsident ihrer Wahl wünschen sich mehr Zusammenhalt vom Volk. Nur darin stimme ich mit Merkel noch überein. Halten wir doch bitte noch mehr zusammen und schaffen wir endlich die bisher größte Fehlbesetzung unseres Kanzleramtes ab. Beenden wir damit die unter Merkel sich immer stärker ausbreitende Verblödung unseres Vaterlandes!

Ralf Poehling
5 Jahre her

Wunderbar auf den Punkt gebracht, Herr Kraus. Man fragt sich die ganze Zeit, wer „wir“ eigentlich sein soll, denn dieses „wir“ existiert in unserem gespaltenen Land nicht mehr. Dank einer politische Klasse, die auf Kosten weiter Teile ihrer eigenen Bevölkerung eine europäische Einigung erzwingen will und den davon Betroffenen einfach das „wir“ vor die Nase knallt, damit sie den Mund halten und mitspielen. Erst schlechte politische Strategien, dann Bunkermentalität weil alles schief läuft und nun wieder das alte „wir“ heraufbeschwören, weil man gedenkt so weiterzumachen wie bisher. Wie sagt der Volksmund so treffend? Wenn’s am schönsten ist, sollte man aufhören.… Mehr