Linksfaschisten als willige Wahlhelfer der AfD

Die gegen den „Kapitalismus“ auf die Straße gingen, übernahmen für die vermummten Gewalttäter zugleich eine Schutzschild-Funktion. Je mehr nicht gewalttätige Demonstranten, umso schwieriger für die Polizei, die Gewalttäter zu separieren.

Der G-20-Gipfel ist vorbei. Die dort erzielten weltpolitischen Ergebnisse sind überschaubar, die innenpolitischen Folgen dagegen nicht. Die ebenso naive wie vollmundige Vorhersage von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), das Zusammentreffen der Großen der Welt wäre auch keine größere Herausforderung als der jährliche Hafengeburtstag, wurde von Tausenden Linksfaschisten Lügen gestraft. Die Polizei war tapfer, aber zahlenmäßig unterlegen und überfordert. Zudem hatten die Gerichte es den Sicherheitsbehörden schwer und den schwarz vermummten Kriminellen leicht gemacht. In Hamburg hat sich der Rechtsstaat gegen den Terror von links nur halbherzig gewehrt – und verloren.

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Gut möglich, dass diese Gewalt-Exzesse den Wahlkampf nachhaltig beeinflussen. „Law and Order“, also Recht und Gesetz, könnten die Wähler mehr beschäftigen als bisher. Die Verharmlosung des Linksradikalismus durch Rot-Rot-Grün wird sicher nicht zu Stimmenzuwächsen für dieses Lager führen. Nutznießer könnte dagegen die AfD sein. „Wutwähler“, die es „denen da oben“ einmal richtig zeigen wollen, könnten das Ventil am rechten Rand nutzen.

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Ja, in Hamburg wurde auch friedlich demonstriert. Aber die gegen den „Kapitalismus“ auf die Straße gingen, übernahmen für die vermummten Gewalttäter zugleich eine Schutzschild-Funktion. Je mehr nicht gewalttätige Demonstranten, umso schwieriger für die Polizei, die potentiellen Gewalttäter zu separieren. Jeder, der eine Demonstration anmeldet, weiß das. Und mancher nimmt das gerne in Kauf.

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Für die Grünen war der Hamburger Großangriff auf den Rechtsstaat eine Lose-Lose-Situation. Ihre Neigung, im Zweifelsfall immer die Schuld bei der Polizei zu suchen, wurde von der Brutalität und dem Hass der Linksfaschisten Lügen gestraft. Als Teil der Landesregierung sind die Grünen zudem mitverantwortlich dafür, dass der Staat nur noch bedingt Herr der Lage war. Hier rächt sich auch, dass Rot-Grün im Schanzenviertel rechtsfreie Räume geduldet hat, weil man sich halt hanseatisch-liberal geben will. Nur: Wer rechtsfreie Räume duldet, schafft Raum für rechtlose Zustände.

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Im linken Spektrum – im medialen wie im parteipolitischen – herrscht die große Sorge, der Terror der selbsternannten „Antifaschisten“ könnte das Bild von der Linken als makelloser, gewaltfreier, moralisch überlegenen Kraft verdüstern. Besonders der SPD-Linke Ralf Stegner verbreitete drei Tage lang per Twitter seine Weltsicht: Gewalt von links gebe es nicht, während Gewalt bei den „Rechten“ zur „DNA“ gehöre. Nun gut, der Wahlverlierer aus Schleswig-Holstein muss eine ausgeprägte selektive Wahrnehmungsfähigkeit haben. Prügelnde 68er, die mordende RAF-Bande, die mit Hilfe der Stasi die eigene Bevölkerung unterdrückende SED – das waren aus Stegners Sicht natürlich keine Linken. Auch von Stalin, Pol Pot oder Mao ging offenbar nie Gewalt aus; anderenfalls wären sie nach der kruden Stegner-Logik alle Rechte gewesen.

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Vor dem Hintergrund der Hamburger Gewaltorgie wirkt ein Zitat der damaligen Familien- und Jugendministerin Manuela Schwesig (SPD) von 2014 erschreckend wirklichkeitsfern: „Linksextremismus ist ein aufgebauschtes Problem“. Setzt man sich allerdings die Stegner-Brille auf, dann sieht die Welt anders aus: Wenn es per definitionem gar keine linken Extremisten gibt, dann gibt auch kein Problem. Ist doch logisch, oder?

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Wahlkampfweisheit zum Tage: Politik verdirbt den Charakter nicht; sie bietet aber auch Charakterlosen eine Bühne.

Hugo Müller-Voggs Countdown zur Wahl erscheint immer dann, wenn sich an der Wahlkampffront Interessantes tut.

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Kommentare ( 87 )

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Marcel Börger
6 Jahre her

Das ist richtig. Zur Zeit können sich ARD und ZDF damit herausreden, daß die AfD keine Partei ist, die im Bundestag vertreten ist. Klar, scheinheilig, aber das wird sich bald ändern. Ab Sept. wird die bisherige Strategie mit dem Informationauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender nicht mehr vereinbar sein, womit sich einiges ändern wird. Ob zum besseren, hängt natürlich auch von der Präsentation der AfD durch ihre Sprecher im Bundestag ab. Das Verhältnis der Medien zur Kommunistin Sarah Wagenknecht ist ja auch irgendwie gespalten, aber sie hat sich Respekt erarbeitet und erstritten, Gysi auch. Ich bin auch neugierig, wie sich die MdBs… Mehr

Luisa
6 Jahre her

Lieber Hansl, das will MVV gar nicht schaffen. Und wenn er wollte, würde er es nicht wollen. Wir werden ihn beobachten. Er ist Jounalist. Ein Profi.

Ich hoffe für mich, dass ich in den verbleibenden 76 Tagen den Mut finde, erneut meine Zweifel hinter mir zu lassen.

Luisa
6 Jahre her

Nee weiß ich nicht – ertappt. Aber Gauweiler wäre gar nicht schlecht, zumal er doch wegen der ESM-Schlappe hingeschmissen hat.
as140 – Programm prüfe ich mal hin und wieder. Mit den Politikern komme ich nicht nach, kommt noch, wenn sie die Truppe mal zusammen haben.

ZurückzurVernunft
6 Jahre her

INSA sieht die FAD heute immerhin wieder bei 9,5 %

Michel Rieke
6 Jahre her

Ich weiß nicht, warum mir der alte Haudegen von der CSU da in den Kopf
kam, aber ich meinte natürlich Gauland. Die Kasperletruppe und ihr
Programm habe ich mir sehr genau angeschaut und bleibe bei meiner
Einschätzung. Die Ablehnung der Anerkennung der Islamverbände als
Körperschaften des öffentlichen Rechts z.B. habe ich schon mehrfach
positiv in Kommentaren erwähnt. Eine Partei aber, die sich vom braunen Rand nicht trennen mag und immer wieder mit extrem ungeschickten
Äußerungen die eigenen Wahlchancen mindert, ist eine für mich nicht
wählbare Kasperletruppe. Aber reiten Sie ruhig weiter auf einem
Flüchtigkeitsfehler von mir herum. Viel Spaß!

Ruth Jakon
6 Jahre her

In der Politik geschieht geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf dieser Weise geplant war. Franklin D. Roosevelt (1882-1945) *** „Wenn die Weisen gehen, stürmen die Narren die Festung. Manchmal finden diese beiden Vorgänge auch in umgekehrter Reihenfolge statt.Während die Weisen grübeln, erobern die Dummen die Festung“. Aus Serbien *** Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen Donald Duck und die Muppets längst im Senat. *** Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend… Mehr

Luisa
6 Jahre her

Herr Rieke, was hat es mit Gauweiler & co. und „Hamburg in Flammen“ auf sich. Interessiert mich – ist an mir vorbeigegangen. Sorry.

surumu
6 Jahre her

Sehr geehrter Herr Müller-Vogg, Ihr Frust über die immer größer werdende Zahl an abwandernden CDU/CSU -Wählern hin zur AfD, kommt in Ihren Beiträgen immer mehr zum Ausdruck, Sie agieren fast schon wie ein „Wutjournalist“, der erkannt hat, dass die eigene Schreiberei einfach nicht die erhofften Erfolge, hier das Miesmachen einer Partei , in dem Ausmaße bringt, das in Ihren Augen notwendig wäre, um zu verhindern, dass das, was die CDU/CSU Jahrzehnte lang groß gemacht hat, im neuen blauen Gewand wieder aufersteht. Sie werden mir antworten, dass Sie Ihre Beiträge nicht aus einem Wutgefühl heraus , sondern vom Verstand her schreiben.… Mehr

stefan kraus
6 Jahre her

Ähnliche Szenen wie in Hamburg spielten sich doch in der BRD während der 1980er Jahre ebenfalls ab (Berlin, Hamburg Stichwort „Hafenstraße“, ). Da wurden die jeweiligen Regierungen ebenfalls nicht abgewählt. Wenn, dann nützen die Krawalle wieder nur Merkel, ist doch Hamburg von der SPD regiert!

Kriti-kus
6 Jahre her
Antworten an  stefan kraus

Frankfurt nicht zu vergessen.

Luisa
6 Jahre her
Antworten an  Kriti-kus

Zu Frankfurter Zeiten war OB Willi Brundert, SPD, der sehr erfahren – one parteipolitische Anzweiflungen – die Geschicke der Stadt gelenkt hatte. Die ersten Studendenunruhen begannen bereits 1968. 1969 Steinewerfer und Molotowcoctails. Kaufhausbrände etc. Nach 20 Jahren CDU wurde 1969 Brandt Kanzler, gefolgt 1973 von Schmidt, der dann die schwirigste Zeit antrat und aus den eigenen Reihen, obwohl er sogar die Ölkrise bewältigt hatte, intrigiert und zum Mistrauenvotum gedrängt wurde. Kohl, der Schmidt bewunderte, was auf Gegenseitigkeit beruhte.

von Kullmann
6 Jahre her

Bei den Pegida-Protesten wurden wegen einiger mitziehender nicht vermummten Glatzköpfe die ganze protestierende Bürgerschaft diskreditiert, auch vom CDU-Vorstand.
Bei den G20-Protesten waren die mitziehenden Bürger keinem Generalverdacht unterzogen. Der politische Terror war hier kein Verdacht, sondern Tatsache. Die mit den Gewalttätern mitziehenden Bürger werden von Presse und Politik in Ruhe gelassen.
Das wäre einen Artikel wert.