Kooperation Israel-Golfstaaten: Millionen-Deals erwartet

Während Israel und die Golfstaaten ihre wirtschaftliche und auch wissenschaftliche Zusammenarbeit vorbereiten, droht PLO-Präsident Abbas mit einer Neuauflage der Intifada und die Hamas feuert aus Gaza Raketen gegen Israel.

imago Images/ZUMA Wire

Wie nicht anders zu erwarten, laufen nach der Vereinbarung zwischen Israel und den arabischen Golfstaaten Bahrain und VAE die Palästinenser Amok. PLO-Präsident Mahmut Abbas droht mit einer „dritten Intifada“, die Islamterroristen der Hamas in Gaza bomben sich ihren Frust mit Raketen-Dauerfeuer auf Israel von der Seele. 

Die Araber des Westjordanlands und in Gaza merken, dass für sie die Luft eng wird. Und sie setzen alles daran, sich die letzten Sympathien zu verscherzen – ihnen droht nicht nur die Isolation innerhalb der arabischen Welt, sondern auch ein Stop der Geldzuflüsse, mit denen die Golfaraber sie bislang ruhig stellen wollten.

Während die PLO sich bislang auf Protest und Drohungen beschränkt, haben die Hamas-Terroristen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten zum Anlass genommen, ihre Raketenangriffe auf die Küstenstädte im Süden Israels zu intensivieren. Laut Jerusalem Post soll es dabei auf israelischer Seite bislang 13 Verletzte gegeben haben. So ließ die Antwort der IDF nicht lange auf sich warten: Am Vormittag des 16. September flog die Luftwaffe mehrere Angriffe auf Waffenfabriken und Hamas-Stellungen im arabischen Landstreifen am Mittelmeer.

Wirtschaftsbeziehungen und Sicherheitspartnerschaft

Derweil nutzen Golfaraber und Israeli die Möglichkeiten der neuen Situation, um ihr Abkommen mit Leben zu füllen. Bereits am Montag – einen Tag vor der offiziellen Unterzeichnung des Abkommens – hat die Emirates NBD (National Bank of Dubai), das größte Finanzinstitut der Emirate, mit der israelischen Hapoalim Bank, wiederum eines der wichtigsten Bankinstitute Israels, ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet. Damit können israelische Bürger und Unternehmen künftig in den unmittelbaren Geldverkehr mit den VAE treten, wie Hapoalim-Chef Dov Kotler mitteilte. Eine wichtige Voraussetzung, um den zwischenstaatlichen Handel ins Laufen zu bringen.

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Israels Minister für regionale Zusammenarbeit, Ofir Akunis, erwartet durch die geplante Kooperation kurzfristig Geschäfte im Umfang von mindestens einer halben Milliarde US-Dollar. Bilateraler Handel und Investitionen ebenso wie Technologie-Transfer und Tourismus werden für jeden der Beteiligten „billions of Dollars“ generieren. Israel sei unter anderem bereit, den „neuen Geschäftspartnern“ in den arabischen Staaten dringend benötigte Entsalzungsanlagen und Agrartechnologie zu liefern. Israel verbinde mit der Kooperation die Erwartung einer „Brücke zum Frieden für Wachstum“, um so „einen neuen Nahen Osten“ zu schaffen. Auch sollen gemeinsame Forschungsprojekte zwischen israelischen und arabischen Wissenschaftlern in Angriff genommen werden, wobei ein Schwerpunkt auf der künstlichen Intelligenz liege. Bereits vereinbart sei eine Zusammenarbeit in der Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Die Vereinigten Arabischen Emirate erwarten durch die Kooperation den Transfer hochentwickelter Technologien, aber auch eine Sicherheitspartnerschaft. Vor allem letzteres geht weit über die üblichen, diplomatischen Beziehungen hinaus und richtet sich, wie ich bereits schrieb, gegen die Expansionspolitik der iranischen Glaubensdiktatoren und der türkischen AKP-Regierung von Erdogan. 

Die Verlierer rücken zusammen

Derweil rücken die Türkei und der Iran näher zusammen. Beiden ist klar, dass die neue Kooperation sich vor allem gegen ihre Expansionspläne richtet. Das türkische Außenministerium klammert sich weiterhin an die PLO und wird damit in Washington weitere Sympathien verspielen. Ohnehin stellt sich die Frage, welche Funktion die Türkei künftig noch in der NATO haben soll, wenn nur wenige Kilometer weiter südlich eine pro-amerikanische Allianz zwischen Mittelmeer und Golf entsteht. Wie nicht anders zu erwarten, kommen aus dem Iran die üblichen Töne. Dort ist von „Schandtat“ und „Niedertracht“ die Rede.

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Bei den Mullahs ist es nicht nur die Angst vor einer israelisch-arabischen Südfront, die sich ihren Expansionsbestrebungen in den Weg stellt – die Exekutoren Allahs haben stets auch den Einfluss derartiger Entwicklungen auf die eigene Bevölkerung im Auge. Vor allem junge Iraner werden die Frage stellen, was der ständige Verbalfeldzug gegen die Juden für einen Sinn macht, wenn die Zusammenarbeit mit ihnen anderen muslimischen Staaten Wohlstand und Sicherheit bringen sollte. Insofern ist der von Trump eingefädelte Deal für den Iran nicht nur von militärischer Bedeutung – er kann, so er die an ihn geknüpften Erwartungen erfüllt, zu einem weiteren Sargnagel für die Klerikaldiktatur werden.

Schweigen im Kanzleramt

Auf dem falschen Fuß erwischt wurde von dem Abkommen offenbar auch die Frau Bundeskanzler. Sonst zu jedem unbedeutenden Satz eines Ministers eine Mitteilung verbreitend, fand das Bundespressamt bis zum Mittag des 16. September nicht ein einziges Wort zum Paradigmenwechsel in Nahost. Stattdessen wird die Gratulation an den neuen Ministerpräsidenten Japans und ein Telefonat mit dessen Amtskollegen in Vietnam vermeldet. Und – selbstverständlich – die Aufnahmebereitschaft für die illegalen Einwanderer auf Lesbos und der obligatorische Kampf gegen „Hass und Hetze“. 

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Kommentare ( 27 )

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Rainer Neuhaus
3 Jahre her

Nur mal so nebenbei.

Entsalzungsanlagen konnte vor 30 Jahren nur Deutschland wirklich gut. Habe selber an einer Anlage in Saudi-Arabien mitwirken dürfen. Die Unternehmen die das damals konnten gibt es nicht mehr.

TR
3 Jahre her
Antworten an  Rainer Neuhaus

Genau so ist es. Israel hat innerhalb von zwei Jahrzehnten die Kosten der Meerwasserentsalzung durch Umkehrosmose von mehreren Dollar /m3 um über 80% auf ca 50cent/m3 gedrückt, es deckt mittlerweile weit mehr als die Hälfte seines Trinkwasserbedarfs durch diese Anlagen. Das ist weltweit einmalig und für die niederschlagsarmen Emirate besonders wichtig, genauso wie andere Technologiesektoren Israel führend ist, zum Beispiel Smart Farming. Deutsche Unternehmen sind in diesen Sektoren schon lange nicht mehr führend.

Thorsten
3 Jahre her

Die Hisbollah hat aber durch die Explosion in Beirut ihr größtes Waffenlager verloren. Dieser Dünger lässt sich leicht zu Sprengstoff aber AUCH zu Raketentreibstoff verarbeiten.

Wenn man es mit „cui bono“ bewertet, dann müsste der Mossad dahinterstecken. Glaube ich aber wegen der Auswirkungen nicht, die dem Mossad klar sein müssten. Vor allem falls es doch rauskommt.

Weiss
3 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Eine Mossad-Operation halte ich für völlig ausgeschlossen, da normalerweise der Mossad Opfer unter Zivilisten vermeiden will. Das wird bei den einzelnen Operationen eigentlich immer bis ins letzte Detail durchgespielt. Zivile Opfer werden vom Mossad auch nicht leichtfertig in Kauf genommen. Solche Operationen laufen normalerweise wie ein Schweizer Uhrwerk ab… Deshalb ist der Mossad ja auch in der Region so gefürchtet. In Beirut leben einige Libanesen, die die Hisbollah und die Hamas lieber aus dem Land werfen wollen. Mit solchen Libanesen könnte Israel in Zukunft durchaus kooperieren und zusammenarbeiten. Einige Libanesen sind auch westlich orientiert und gut ausgebildet. Im Moment verlassen… Mehr

Ralf Poehling
3 Jahre her
Antworten an  Weiss

Für eine Mossad Operation war das viel zu unpräzise.
Es hat mindestens eine halbe Stunde lang gebrannt, bevor der große Knall kam. Es gab weltweit etliche Fabrikexplosionen, die ähnlich verlaufen sind. Irgendwer hat den Brand- und Zivilschutz vernachlässigt und dafür grausam bezahlt. Man denke zum Vergleich an die Explosion im Zentrum von Enschede am 13. Mai 2000. Das ist ganz ähnlich verlaufen und hatte ähnlich desaströse Folgen. Und da war es mit Sicherheit auch nicht der Mossad.

Rainer mit ai
3 Jahre her

Sollten die Türkei und der Iran enger zusammenrücken, würde ich die Türken aus der NATO rauswerfen. Ansonsten könnte man ebensogut den Iran in die NATO aufnehmen. PLO und Hamas gleich mit dazu. Klingt vielleicht zynisch, hat aber für mich eine gewisse Logik. Israel nähert sich ehemaligen Feinden an, und bei der Kanzlerin, deren Namen ich hier nicht mehr schreibe, herrscht Schweigen im Walde. Dabei betont sie ständig, das Wohlergehen Israels wäre deutsche Staatsräson. Ich frage mich, ob Steinmeier und Mass Trump zum Erhalt des Friedensnobelpreises gratulieren werden.

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Rainer mit ai

Ich würde es nicht daran festmachen, sondern die Türkei muss sich in einigen ändern, solange sollte die NATO-Mitgliedschaft suspendiert werden. Zeitgleich sollten in Zypern und Ägais die NATO die griechischen Interessen OFFENSIV schützen.

Nibelung
3 Jahre her

Diese Entwicklung ist ausschließlich Trump zu verdanken, denn er hat mit der Einstellung der Kampfhandlungen und dem Rückzug der Streitkräfte, bei gleichzeitiger Stärkung der Stellung Israels die Voraussetzung geschaffen, daß die progressiven Kräfte im muslimischen Lager Vorteile sehen und man im Prinzip froh ist, die Schmuddelkinder Hisbollah und Palästinenser hinter sich lassen zu können, denn außer Ärger haben die nichts gebracht und nun ist der Weg frei für realitätsnahe Begegnungen. Fehlt nur noch die Bemerkung der deutschen Kanzlerin oder der EU-Riege, daß durch ihren unermüdlichen Einsatz diese Entwicklung begünstigt wurde, denn zuzutrauen ist denen alles, weil Verlierer und Versager eben… Mehr

Sonny
3 Jahre her

Die Zukunft wird zeigen, wie bedeutend dieses Abkommen in heutiger Zeit gewesen ist. Und Trump, der das alles eingefädelt hat, wird einen späten Ruhm ernten. Mittelalterliche und diktatorische Staaten, die eine (Kriegs-) Religion als Einschüchterungsmittel gegen die ganze Welt und das eigene Volk benutzen, werden die Verlierer sein, denn auf Dauer werden die dortigen jungen Menschen dieser Entwicklung nicht stumm zuschauen. Sie werden sich fragen, warum es ihnen selbst so schlecht geht und allen anderen so gut. Gut zu wissen, dass Iran und Türkei ihrer Bedeutungslosigkeit entgegen gehen, die Palästinenser und Araber des Westjordanlandes sind es schon. Sie gehören zu… Mehr

bkkopp
3 Jahre her

Israel war mit den Golf-Emiraten nie unmittelbar im Krieg. Es hatte seit den 1990ern angeblich relativ lebhafte Kontakte gegeben, die nur wegen der Intifadas wieder auf Eis gelegt werden mussten, weil sich die Golf-Emirate nicht gegen die Anti-Israel-Linie der Araber stellen konnten und wollten. Die neue Vereinbarung ist sicher ein Fortschritt, wenn sie denn hält was versprochen wird, ein Frieden im Nahen Osten ist es nicht. Derartige Vereinbarungen können immer kurzfristig ausgesetzt werden. Weder bezüglich Libanon, oder Syrien, oder Kurdistan, oder Irak, und auch nicht Jemen bedeutet die Vereinbarung eine Aussicht auf Frieden. Die Allianz gegen Iran wird, wie beschrieben… Mehr

Wilhelm Cuno
3 Jahre her

Prima. Endlich retten sich die ersten von Iran und Türkei bedrohten Staaten unter den Schutz von Israel. Klug erkannt von beiden. Logisch, dass die Bundesregierung das nicht toll findet, denn die Palästinenser geraten ins Abseits. Der Verteilungskampf im Nahen Osten geht auf die nächste Ebene. Spannend wird jetzt Saudi-Arabien. Wie verhalten sie sich gegenüber den neuen Freunden Israels?

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Cuno

Israel ist als Atommacht ein gern gesehener Partner gegen einen atomar gerüsteten Iran.

Vermutlich werkeln die Türkei und Saudi-Arabien auch an eigenen Bomben. Zivile Atomanlagen werden ja hastig ausgebaut. Vermutlich um als „Dr Strangelove“-Kaderschmieden zu dienen.

Johann Thiel
3 Jahre her

Dieser böse Trump aber auch. Der macht da einfach Friedenspolitik die funktioniert, ganz ohne Geschwätz-Europäer und Gutmenschen-NGO‘s. So eine unglaubliche Frechheit, was denkt der sich eigentlich, nachher vertragen die sich da noch alle, und dann? Völlig verantwortungslos dieser Mann.

Ali
3 Jahre her

Ich weiss derzeit überhaupt nicht, was mich mehr freut. Ist es die Tatsache, dass Trump der deutschen Hetzer-Jornaille damit einen richtig schönen rechten Haken verpasst hat.

Oder dass diese eine über alle Maßen erfreuliche Entwicklung für unsere iraelischen Freunde ist.

Oder doch eher, dass alle Deutschen nun sehen können, dass ausgerechnet das deutsche (SPD)Außenministerium und der der deutsche (SPD)Bundespräsident eben keine „neuen Kleider“ tragen, sondern völlig nackt dastehen, genau so wie ihre wahre Gesinnung sie schuf. Iranverliebt und antisemitisch bis ins Mark! Herr Steinmeier, schreien Sie doch noch mal „Haltet den Dieb“.

Kassandra
3 Jahre her

Welche 4 erfolgreichen Damen stellen wir jetzt dem Bild mit den 4 doch sehr erfolgreichen und der Zukunft zugewandten und diese friedlich gestaltenden Herren gegenüber?