Klima-Forscher im Eis vor Spitzbergen gefangen

Wann wird die Arktis eisfrei sein? Die Klimaforschung scheint noch Rechenzeit zu benötigen, stellt aber schon fleißig Prognosen auf.

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Symbolbild

Das Expeditionsschiff MS Malmö hatte eigentlich sechzehn umweltbewegte Passagiere nach Spitzbergen bringen sollen, die dort – wie einst unsere selige Kanzlerin in Grönland – den Eisbergen beim Kalben und Schmelzen zusehen wollten. Nur das Arktis-Eis enttäuschte leider auf ganzer Linie: Statt ordnungsgemäß zu schmelzen, schloss es das schwedische Traditionsschiff ein, als es die packeisbeladene Hinlopenstraße zwischen der Hauptinsel und Nordostland passieren wollte. Es nützte alles nichts. Kein Gebet zum Klimagott, kein Rosenkranz an Klimapäpstin Greta. Das Eis ließ sich nicht erweichen. Dabei gehört die MS Malmö der höchsten Eisklasse an, kann also Eisschollen von bis zu 80 cm Dicke durchdringen. Ein Helikopter musste schließlich die Klima-Touristen retten und sie in den Hauptort Longyearbyen bringen, während die Crew an Bord ausharrte. Während der Rettung begann es dann auch noch zu schneien … ja, Klima-Sommer können kalt sein. Gott sei Dank verfügten die Forscher über ein Restaurant, eine Bar und eine schiffseigene Sauna zum Aufwärmen am Pol.

Allerdings scheinen feststeckende Klima-Forscher in der Arktis inzwischen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Erst im Juli hatte der Eisbrecher »Kronprins Haakon« eine Expedition in Nordpolgewässer abbrechen müssen, die – laut der herrschenden Klima-Theorie – schon seit 2005, dann im Jahre 2009 oder (so die neueste Prophetie) zumindest in diesem Sommer endlich eisfrei sein sollte. Doch von sommerlichem Tauwetter keine Spur im Norden von Spitzbergen. Stattdessen blieben auch die Norweger fast stecken …

— Göteborgs-Posten (@GoteborgsPosten) September 4, 2019

Die jüngste Prognose in der Zeitschrift der Amerikanischen Geophysikalischen Union (AGU) von diesem Jahr kommt übrigens zu dem Schluss, dass die Eisfreiheit der Arktis sich erst Mitte dieses Jahrhunderts ergeben »könnte«, und zwar – man lasse sich die Begründung auf der Zunge zergehen – »aufgrund einer natürlichen, langfristigen Erwärmung des tropischen Pazifiks«, die (nun das credohafte Schlusswort) natürlich zur menschengemachten Erwärmung dazuzurechnen sei.

Laut James Screen, Hauptverfasser der Studie und außerordentlicher Professor für Klimawissenschaft am Institut für Mathematik der Universität Exeter, liegt die Eisfreiheit eindeutig auf dem (derzeit wohl noch tiefgefrorenen) Zeitstrahl der Arktis, allerdings »gebe es Unsicherheit dahingehend, wann sie sich einstellen wird«. Das ist, man kennt es schon, eben das Problem mit Prognosen: Sie beziehen sich für gewöhnlich auf die noch stets ungewisse Zukunft.

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