Kepplinger: Journalisten sind keine Lügner, sie sind Gläubige

Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger über „Haltung“: „Wir haben uns vom Ideal des objektiven Journalismus‘ britischer Prägung verabschiedet“.

imago Images/photothek
Der renommierte Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger sieht einen immer stärkeren Trend im Journalismus, eigenen „Haltungen“ zu folgen und Gegenargumente oder andere Meinungen nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen.

„Journalisten tendieren dazu, die Dinge, die sie für wahr halten, so wahr zu machen, wie es geht, und dann noch eins draufzusetzen. Und dabei wird häufiger geschwindelt, als man glaubt. Journalisten sind keine Lügner. Ein großer Teil der Journalisten sind Gläubige“, beschreibt Kepplinger im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. Journalisten hätten feste Überzeugungen, und würden alles tun, diese mit Fakten zu untermauern.

„In den 1950er- und 60er-Jahren habe es noch ein klares Bekenntnis zum „Ideal des neutralen, objektiven Journalismus angelsächsischer Prägung“ gegeben. Das habe sich stark verändert. „Der Haltungsjournalismus heute ist im Grunde nichts anderes als die Übernahme des marxistischen Objektivitätsbegriffs: Objektivität als Parteinahme im Sinne der Geschichte, und zwar der Geschichte der richtigen Entwicklung der Gesellschaft. Nur dass Geschichte ersetzt wird durch «moralisch richtige Seite».“

Auch der Begriff der Kritik habe sich vollkommen gewandelt. „Kritik bedeutete früher, bis in die 1950er-, 60er-, auch in die 70er-Jahre, dass man prüft, ob eine Behauptung, also eine Zahl, ein Messergebnis stimmt oder nicht. Ob es plausibel ist, ob man es wiederholen kann, ob es prüfbar ist, ob es mindestens zwei Quellen im Journalismus gibt“, beschreibt der Medienwissenschaftler. „Veröffentlicht wurde nur das, was dieser Kritik standhielt. Dieser alte Kritikbegriff hat sich in Deutschland unter dem Einfluss der Frankfurter Schule unter Adorno geändert. Kritik ist jetzt eine Abneigung gegen bestimmte politische Positionen.“


Das gesamte Interview finden Sie in TE-Ausgabe 06-2019 >>>



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Kommentare ( 60 )

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Armin Reichert
4 Jahre her

Man kann heutzutage nicht mal mehr einen Artikel über die Eiszeit lesen ohne mit links-grünem Framing belästigt zu werden.

https://www.welt.de/wissenschaft/article194834807/Wie-der-Mensch-den-Norden-der-Erde-besiedelt-hat.html

„Waren Menschen aus Sibirien vielleicht die Vorfahren der Ureinwohner Nordamerikas? Archäologen haben anhand zweier Milchzähne und anderer Überreste neue Erkenntnisse. Die zeigen: Migration und Multikulti gehören seit der Eiszeit zum Alltag.“

Zeitvertreiber
4 Jahre her

Liebe Redaktion, da es gerade so schön passt, Heute stand in Spon im Artikel „Die Gefangenen von Lindholm folgendes: „Susanne Svarrer führt den Kampf gegen Lindholm an. Einst kam sie mit ihrem Mann nach Kalvehave, um in der Natur zu leben. Nun diskutiert sie über Lagerhaft und IS-Rückkehrer. Was, wenn künftig auch diese Menschen hier untergebracht würden? Und wer habe sich das Konzept überhaupt überlegt, schließlich könne man von der Insel bei niedrigem Wasserstand sogar nach Kalvehave waten. Man müsse nicht mal die Fähre nehmen.“ Dieser Reporter schreibt etwas, was nachweislich nicht stimmt. Entweder hat er das erfunden, oder er… Mehr

Mein Onkel
4 Jahre her

Besser als Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger kann man die Misere der deutschen Journaille nicht mehr beschreiben.

Diesen kurzen Artikel sollten sich alle jungen Journalisten und Journalistinnen ganz dick „hinter die Ohren“ schreiben…!

Wilhelm Cuno
4 Jahre her
Antworten an  Mein Onkel

@Mein Onkel: die jungen Journalisten können sich das nicht hinter die Ohren schreiben, denn die brauchen erst einmal einen Job und die richtige Haltung ist heute Einstellungsvoraussetzung bei fast allen Medien. Das ist wie vor 50 Jahren im Kommunismus oder vor 500 Jahren in Bezug auf die katholische Kirche. Ohne die richtige Grundhaltung kommt man gar nicht erst einmal in die Nähe von Verantwortung. Ein Peter Scholl-Latour oder Hans-Joachim Fridrichs würden mit ihrer Einstellung heute in Deutschland sang- und klanglos schon bei der Bewerbung aussortiert werden, geschweigen denn jemals in Spitzenpositionen gelangen. Das liegt aber vor allem auch an den… Mehr

He.Dr.
4 Jahre her

Wer die dummen kontrolliert dem gehört die Macht ……, –Resultat es gibt mehr beschränkte , die Geschichte bestätigt es.

humerd
4 Jahre her

ist noch nicht lange her, dass dies zu lesen war:
„Springer-CEO Mathias Döpfner: «Viele Journalisten verhalten sich zutiefst unjournalistisch»
https://www.nzz.ch/feuilleton/medien/springer-ceo-doepfner-viele-verhalten-sich-unjournalistisch-ld.1457143

Wilhelm Cuno
4 Jahre her
Antworten an  humerd

: Danke für den Hinweis, aber er hätte ergänzen müssen: Viele Verleger verhalten sich zutiefst unjournalistisch.

und

Viele Leser lieben unjournalistischen Müll.

Caroline Hoelzl
4 Jahre her

In den letzten Wochen ist das Thema Klimawandel derart päsent im ÖR TV und der regionalen Zeitung, dass man diese gar nicht mehr anschauen will. Es werden Jugendliche und unerfahrene Youtuber gehypt, bis über die Grenze der Lächerlichkeit. Früher hätte man gesagt, die Kiddies sollen erst mal Lebenserfahrung sammeln. Heute wird jeder hochstilisiert wenn nur die Gesinnung zu den Themen Klima und Diversität stimmt. Die Belastungen der Realität sind hohe Steuern, Auswanderung unserer Fachkräfte und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel. Diese werden von den Politikern und den Mainstream Medien nicht wahrgenommen. Wie Hr. Kepplinger richtg festgestellt hat, haben diese beiden Berufsgruppen… Mehr

Wolkendimmer
4 Jahre her
Antworten an  Caroline Hoelzl

Nein, unsere Nachkommen zerstören das was wir aufbauten und ihnen hinterließen.

Thorsten
4 Jahre her
Antworten an  Caroline Hoelzl

und heute ist in den Schlagzeilen, dass Deutschlands Standort an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Sobald es einige Arbeislose mehr gibt, werden die Kassen nicht mehr so prall gefüllt sein.

Dann geht das Hauen und Stechen richtig los…

H. Meier
4 Jahre her

Die strategische Einflussnahme der Böll-Stiftung in stramm grüner Ideologie, auf den Journalismus wird völlig unterschätzt https://www.boell.de/de/navigation/bewerbung-1077.html

Mein Onkel
4 Jahre her
Antworten an  H. Meier

So kann man den guten Namen und das Ansehen des großen deutschen Schriftstellers Heinrich Böll auch mißbrauchen…

Gilbert Brands
4 Jahre her

Ich setze mal einen drauf: wer physikalische Beziehungen wie beim Klima oder der Energie, die normalerweise von einem Schüler der Mittelstufe nachgeprüft werden können, ignoriert oder als Unfug bezeichnet, weil er sie nicht versteht, ist weder ein Lügner noch ein Leugner sondern ganz einfach ein Schwachsinniger. Kann man im Duden nachlesen.

GermanMichel
4 Jahre her

Perfide Propaganda- und Manipulationstechniken, professionell dosiert und getimed, sind idR kein Hinweis auf naive, unbewusst handelnde Gläubige.

Sie sind Lügner, allerdings Lügner die glauben die gute Sache rechtfertigt das unaufrichtige Wort. Leider muss man davon ausgehen, dass aus Lügnern Täter werden, wenn man ihnen mehr Macht gibt. Die gute Sache rechtfertigt im Zweifelsfall auch immer die böse Tat.

friedrich - wilhelm
4 Jahre her

n ein, herr kepplinger, wären sie gläubige, könnte ihnen noch vergeben werden, aber sie sind tatsächlich richtige lügner und begtrüger noch dazu, und was sonst noch alles
denkbar schlechtes!

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  friedrich - wilhelm

Das würde zumindest erklären warum viele Journalisten in der Politik landen.