„Ich frage mich, was Günther in der CDU hält“

Der Vorsitzende der WerteUnion Alexander Mitsch legt dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten wegen dessen Flirts mit der Linkspartei den Parteiaustritt nahe.

imago images / Lars Berg | WerteUnion

TE: Herr Mitsch, gut zwei Wochen vor den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg hat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther erneut gefordert, die CDU sollte sich auf Koalitionen mit der Linkspartei einlassen. Was, glauben Sie, treibt Ihren Parteifreund?

Mitsch: Ich glaube, bei ihm spielt Profilierungssucht eine Rolle. Und ich vermute auch, dass er keine eigenen Grundsätze und Prinzipien hat, sondern zu denen gehört, denen es nur noch um Machterhalt geht. Die CDU hat mit gutem Grund Koalitionen mit der AfD und der Linkspartei ausgeschlossen, weil in beiden Parteien Radikale bedeutenden Einfluss haben. Schlimm genug, dass es bereits mehrere Koalitionen von Grünen und SPD mit der Linke gibt. Das sollte die Union keinesfalls nachmachen.

Er meint, mit den Linken ließen sich unionsgeführte Regierungen im Osten entweder halten wie in Sachsen oder bilden, etwa in Brandenburg. Vielleicht glaubt er seinen Parteifreunden im Osten so zu helfen?

Selbst wenn das seine Absicht ist: mit Sicherheit tut er den Wahlkämpfern nichts Gutes. Erstens, weil allein die Möglichkeit, dass, wer für die CDU stimmt, auch die Linkspartei in Regierungen bringt, massiv Wähler der CDU verschreckt. Manche von denen werden sich dann anders orientieren. Der Schaden ist schon vor der Wahl immens.

Und zweitens: Eine solche Koalition, selbst wenn sie zustande käme, wäre von vorn herein zum Scheitern verurteilt, und würde die Partei zerreißen.

Warum?

Die CDU war vor 30 Jahren die Partei der Dt. Einheit schlechthin. Es wäre doch völlig absurd vor allem in den Augen vieler CDU-Wähler im Osten, wenn wir jetzt mit der ehemaligen SED gemeinsame Sache machen würden, die für Teilung, Verfolgung und die Mauer stand.

Sie vertreten die Werteunion mit gut 2.500 Mitgliedern. Sollte es tatsächlich zu einer Annäherung der CDU an die Linkspartei kommen: was würde dann in Ihrer Partei passieren?

Sehr viele aus der Union würden dann sagen: das war’s. Es gibt eine große Zahl von Mitgliedern, die sozusagen mit geballter Faust in der Tasche geblieben sind. Selbst geduldige Leute kämen dann zu dem Schluss: jetzt hat die CDU ihre Prinzipien endgültig verloren. Selbst eine Koalition mit den Grünen würden viele unserer Wähler schon nicht akzeptieren, selbst das könnte die CDU schon zerreißen.

Wäre es besser, wenn Daniel Günther gehen würde?

Ich frage mich tatsächlich, was Günther in der CDU hält. Das, was er fordert, passt überhaupt nicht zu unserer Partei. Wir haben einen klaren Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linkspartei und stehen für eine völlig andere Gesellschaft als die umbenannte SED. Jetzt trotzdem mit dem Gedanken an eine Zusammenarbeit zu spielen – das ist auch menschlich verwerflich.


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Kommentare ( 164 )

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Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her

Die Werteunion ist die CSU in der CDU. Sie meckern, aber sie machen dann doch alle(s) mit.

Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her

Aus der heutigen NZZ:

»In Ostdeutschland wollen mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten die AfD wählen. Welche Ursachen stecken dahinter? Die Antwort sei häufig kaum verhüllte Verachtung gegenüber «den» Ostdeutschen oder «den» Sachsen, die undankbar und grundlos den Pfad der politischen Tugend verlassen hätten, schreibt der deutsche Historiker Hubertus Knabe. Für ihn ist es die «volkseigene Erfahrung», die viele Ostdeutsche empfindlicher und rebellischer auf bestimmte politische Entwicklungen reagieren lässt. «

[ Zum Artikel: https://www.nzz.ch/meinung/die-volkseigene-erfahrung-wem-gehoert-das-ideelle-erbe-der-ddr-ld.1500906 ]

Fred Katz
4 Jahre her

Mandatsträger bekommen eine kostenlose BC 100 1 Klasse, die Familie bekommt zB. in Berlin in der Bahnlounge unbegrenzt Essen und Alk.

Mertens
4 Jahre her

Jede Stimme , die aufgrund des Aufmuckens der „Werteunion“ der CDU gegeben wird, ist eine verlorene! Das ist reine Bauernfängerei und verfestigt den Irrsinn, der sich in unserem Land tgl. abspielt ! Herr Günther ist genau in der richtigen Partei, er ist die logische Entwicklung!

Robert Haupt
4 Jahre her

Die CDU hat Angst vor den Medien und dem grünen Hype. Die beiden Lager vereinen etwa 50/50, aber der Herausforderung sollte man sich glaubwürdig unbedingt stellen.

Alexander Wildenhoff
4 Jahre her

Bei der Frage: „Wäre es besser, wenn Daniel Günther gehen würde?“ kommt es darauf an, wer die Mehrheit ist. Die Günthers – also die Pöstchenjägerfraktion- oder die „Rebellen“ der Werte-Union.
Aus meiner Sicht besteht die CDU zu 90% aus Pöstchenjägern und machtgeilen Ja-Sagern. Da ist nix mit Werten.

Ostfale
4 Jahre her

***Zitat Mitsch: Ich glaube, bei ihm spielt Profilierungssucht eine Rolle. Und ich vermute auch, dass er keine eigenen Grundsätze und Prinzipien hat, sondern zu denen gehört, denen es nur noch um Machterhalt geht.*** Herr Mitsch, sprechen Sie da nicht von der gesamten etablierten Altparteienpolitikerkaste. Die Frau, die Ihre Partei mehr als ein Jahrzehnt führte, ist nun einmal – nun nur noch als Kanzlerin – das ausgesprochene Beispiel für diese verwerfliche Haltung, die Sie Ihrem Parteifreund – völlig zu recht, aber einseitig – zuschreiben. Werfen Sie also nicht mit Steinen nach dem politischen Ableger Merkels, wenn Sie selbst in der selben… Mehr

Manfred Gimmler
4 Jahre her

Die Frage, wer (Daniel Günther oder Alexander Mitsch) besser zur CDU paßt, ist meiner Ansicht nach noch nicht abschließend geklärt.

Mertens
4 Jahre her

Solange das System Merkel Wahlen gewonnen und Eure Lebensunterhalte gesichert hat, habt Ihr alle schön stillgehalten. Nun funktioniert es nicht mehr, und die Günthers werden immer schriller und die Herrschaften von der Werteunion haben das alles nicht gewollt, Ex-Freunde:Der Zug ist abgefahren, das Schiff ist gesunken und das Pferd tot geritten. Die AfD kriegt Ihr nicht mehr eingefangen!

Robert Haupt
4 Jahre her
Antworten an  Mertens

Nur mit Merz und einem klaren Wandel. Ich traue das der CDU auch nicht mehr zu. Am besten wäre es, wenn die Werte-Union selber antreten würde, also AfD in seriös, zumindest nach jetziger, mehrheitlicher Wahrnehmung. Ein paar Figuren dazu wie Sarrazin für die Finanzen und Boris Palmer und schon wären ihnen 40% und mehr sicher. Sogar der Name wäre m.E. gar nicht schlecht. Klar wär‘ es gefährlich, aber in Italien redet von der damaligen CDU niemand mehr. Das sinkende Schiff muss man, wenn dann, auch rechtzeitig verlassen.

Bernhard Reiter
4 Jahre her

Herr Günther ist einer von 4 Merkels verbliebenen Vassallen: Bouffier, Laschet, vdL. Früher war noch AKK an Bord. Immer wenn AM was unters Volk streuen will, macht es einer von denen vier. Das ist so durchsichtig, dass ich mich als Journalist mit Ehre schon allein deshalb weigern würde, das Gesafte von diesen Herrschaften zu drucken. Das ist wirklich „Hund beißt Mann“