Gefährliche Meinung: Berufliche Nachteile für den, der aus der Reihe tanzt

Weil er mit dem AfD-Vorsitzenden Meuthen privat beim Lunch war, verlor der Chef der hessischen Filmförderung Hans-Joachim Mendig auf Betreiben der grünen Landesministerin Angela Dorn dieses Amt. Wir dokumentieren weitere Fälle.

imago images / Hartenfelser

Der ZEIT-Redakteur Jochen Bittner fragte unlängst auf Twitter: „Wer hat wegen einer Meinungsäußerung berufliche Nachteile erlitten? Bitte mal berichten.“

Tatsächlich konnten viele Twitter-User in nur wenigen Stunden zahlreiche Beispiele nennen – obwohl doch offiziell niemand die Absicht hat, die Meinungsfreiheit zu beschneiden.

Tichys Einblick dokumentiert nach der Causa Mendig eine Auswahl der genannten Personen und erläutert den jeweiligen Fall kurz.

Alessandro Strumia
Elementarphysiker am CERN. Wegen Äußerungen über unterschiedlicher Talente von Männern und Frauen keine Vertragsverlängerung.

Bret Weinstein
Evolutionsbiologie. War einer Hetzkampagne ausgesetzt, weil er kritisierte, dass weiße Universitätsmitarbeiter für einen Tag dem Campus fernbleiben sollten. Der Sicherheitsdienst der Universität weigerte sich, ihn zu schützen. Weinstein trat „freiwillig“ zurück.

Claudia Zimmermann
Journalistin. Keine Aufträge mehr, weil sie Anfang 2016 behauptet hatte, die öffentlich-rechtlichen Medien erhielten Anweisungen aus der Politik.

Christopher Sensebusch
Kritisierte CDU-Politiker Matthias Zimmer auf Facebook. Dieser drohte, den Arbeitgeber Sensebuschs zu informieren. Ähnlich gelagerter Fall SPD-Politiker Björn Uhde.

Daniel L.
Journalist und ehemaliger Offizier. Erhält nach eigenen Angaben Druck von der Bundeswehr wegen seiner Afghanistan-Berichterstattung. Will unbedingt, dass nach der Veröffentlichung sein Name wieder gelöscht wird.

Giovanni Costa
Bewirtete PEGIDA-Anhänger in seinem Restaurant. Druck durch Lokalpolitiker. Geschäftsaufgabe wegen Umsatzeinbußen.

Guido Reil
Ehemaliger Gewerkschafter, heute AfD-Politiker. Darf den AWO-Seniorenbus nicht mehr fahren. Unpolitische Tätigkeit.

Heiner Rindermann
Psychologe. Wegen Äußerungen über Rassenunterschiede in der Intelligenz massiver Kritik ausgesetzt. In die Nähe Josef Mengeles gerückt.

Hendrik Pauli
AfD-Politiker. Entlassen als Lehrer für Chemie und Biologie. Unpolitische Tätigkeit.

Herfried Münkler
Professor an der HU-Berlin. War Cyber-Stalking durch linke Aktivisten ausgesetzt.

„Hutbürger“ (im TV erkennbar vorgestellt, wenn auch ohne Namen)
Wegen Teilname an einer PEGIDA-Demonstration strafversetzt.

James Damore
Entlassen von Google, weil er unterschiedliche Talente von Männern und Frauen annahm. Findet keine Neuanstellung im Silicon Valley.

James Watson
Biologie-Nobelpreisträger. Verlust der akademischen Ehrentitel wegen Äußerungen über Rassenunterschiede in der Intelligenz.

Jörg Baberowski
Professor an der HU-Berlin. Cyber-Stalking durch linke Aktivisten ausgesetzt. Ein geplantes Institut für Totalitarismus unter seiner Leitung wurde nicht eingerichtet.

Jörg Rehmann
Filmemacher. Gibt an, weniger Aufträge zu erhalten, da er sich klimaskeptisch äußert.

Katrin Huß
Moderatorin. Gibt an, beim MDR unter erheblichem politischen Druck gestanden zu haben. Verließ den Sender „freiwillig“.

Lawrence Summers
Harvard-Präsident. Zum Rücktritt gezwungen wegen Äußerungen über unterschiedliche Talente von Männern und Frauen.

Lindsay Sheperd
Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Hatte in einem Seminar ein Video von Jordan Peterson gezeigt. Wurde vor einen Untersuchungsausschuss zitiert. Auf Twitter gesperrt.

Marius Radtke
AfD-Politiker und Zahnarzt. Demonstranten fordern Schließung seiner Praxis. Unpolitische Tätigkeit.

Martin Wieser
AfD-Politiker. Als Chauffeur eines CSU-Landrats entlassen. Unpolitische Tätigkeit.

Matt Taylor
Physiker. Zu tränenreicher Entschuldigung gezwungen, weil er öffentlich in einem Hemd mit Pinup-Motiven aufgetreten war.

Moritz Hunzinger
PR-Berater. Äußerte sich gegen Masseneinwanderung. SPD-Politiker forderte, nicht mehr mit ihm zusammenzuarbeiten.

Nadja Drygalla
Sportlerin. Trat „freiwillig“ aus der Olympiamannschaft zurück, da ihre Beziehung zu einem NPD-Politiker bekannt wurde.

Patrick F.
Krankenwagenfahrer. Äußerte Kritik an österreichischer Regierung wegen Vergewaltigungsfall durch Afghanen. Entlassen.

Thilo Sarrazin
Wegen Äußerungen über Erblichkeit von Intelligenz und Islamkritik zum Rücktritt als Bundesbankvorstand gezwungen. Parteiausschlussverfahren läuft. Seine Ehefrau erfuhr Ausgrenzung durch Kollegen.

Tim Hunt
Biologie-Nobelpreisträger. Entlassen wegen Witzen über Frauen in der Wissenschaft. Verlust der Professur und akademischer Mitgliedschaften.

Uwe Vetterlein
AfD-Politiker. Musste als Vorsitzender des sächsischen Handballverbandes zurücktreten.

Werner Patzelt
Politologe. Gilt als „PEGIDA-Versteher“. Senior-Professur an der TU Dresden wurde nicht gewährt.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auffällig ist, dass darunter viele hochkarätige Wissenschaftler sind, die zum Teil auch unbestrittene naturwissenschaftliche Sachverhalte benennen. Von den US-Universitäten hat die neue Intoleranz auf Medien und Politik übergegriffen, erfasst aber wie der Fall Mendig auch unpolitische Bereiche von Kultur, Verwaltung und öffentlichem Dienst. Nicht erfasst in unserer Liste sind Hotels, zu deren Boykott aufgerufen oder deren Fassaden wie die des Frankfurter Maritim Hotels zerstört wurden, weil ein anderes Hotel dieser Kette politisch unerwünschten Kongressen Räume vermietet hat. Aktuelles Beispiel wäre hier etwa das Schloßhotel Molkenkur, in dem eine jüdische Organisation nicht mehr tagen oder nächtigen soll. Warum es zu dieser grotesken Hexenjagd kommt, analysiert in einem Aufsehen erregenden Buch Douglas Murray: „Der Wahnsinn der Massen“ entsteht, weil die alte Linke mit dem Instrumentarium der Identitätspolitik Universitäten, Medien und zunehmende die Politik beherrscht. So entsteht ein Meinungsklima, das jede Abweichung sanktioniert und unbedingte Gefolgschaft erzwingen will.


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Kommentare ( 110 )

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Albert Pflueger
4 Jahre her

Wenn man hier liest, was die Leser schreiben, dann habe ich wohl bisher viel Glück gehabt. Ich bin in meinen Äußerungen recht offen, und ich muß sagen, ich treffe überwiegend auf Zustimmung. Zumindest bei Leuten, die arbeiten und ihr Geld selbst verdienen. Selbst wenn sie zugewandert sind.

Karl Schmidt
4 Jahre her

Das ist eine Trophäen-Liste der linksradikaler Umtriebe. Diese Trophäen haben zwei Funktionen: Sie sollen Liberale einschüchtern und Antiliberale bestärken. Das Heulen ist aber ohne Sinn, denn hier findet ein brutaler Machtkampf um den öffentlichen Raum statt. Dabei sollte man nicht übersehen, dass die linken Netzwerke auf staatliche Institutionen angewiesen sind: Der ö.-r. Rundfunk ist zum Beispiel als Propagandaplattform von entscheidender Bedeutung; ebenso wie Schulen und Universitäten. Mit Steuermitteln werden politische Vorfeldorganisationen finanziert (die AA-Stiftung ist dafür ein gutes Beispiel). Mit dem Teilabschaffung, Verkleinerung und dem Entzug von öffentlichen Mitteln, Streichung von Steuervergünstigungen (Spenden), Neuorganisation der (Selbst-)Verwaltung können diese Strukturen aber… Mehr

mr.kruck
4 Jahre her

Status Quo Anno 2019
Entweder Opportunistisch mitschwimmen im linksgrünen Mainstream, damit quasi den Freibrief für jeden politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und medialen Blödsinn erwerben, oder
als sachlich faktenbasierter Kritiker der Massenpsychose seine Arbeit, seine Reputation und im schlimmsten Fall seine körperliche Unversehrtheit zu verlieren.
Weggemobbt von pseudo moralischen und ideologiegläubigen Gutmenschen.
Und das ganze schimpft sich dann Demokratie incl. garantierter Meinungsfreiheit…..

Soder
4 Jahre her

Vielen Dank an die Redaktion.
In Ihrer Auswahl könnte auch Kammersänger Bernd Weikl aufgeführt werden.
Siehe dazu: Der mordlüsterne Gerhard Matzig oder: Wie ein Artikel in der SZ mich beruflich vernichtete https://www.youtube.com/watch?v=Mdw1NFxOfy0

RalledieQ
4 Jahre her

Ich habe seit 2015 mehr über die Geschichte Deutschlands gelernt als in meinem ganzen Leben davor und zwar anhand der Gegenwart. Lenin hätte wahrlich seine Freude an all den nützlichen Idioten, die in diesem Land in irgendwelchen Ämtern hocken. Wir leben in einem System der Ideologen, beherrscht von Gefühlen. Lieber ein freundliches Gesicht als Wohlstand für die Zukunft.
Auf ein Neues, kann man da nur sagen. In 20 Jahren dann mit Schopenhauer als Pflichtlektüre in den Schulen, vielleicht schaffen es die Deutschen ja irgendwann.

Lotus
4 Jahre her

Ich schaue auf die Realität in Deutschland im Herbst 2019 und komme um eine Erkenntnis nicht herum, vor der ich mich bisher stets gesträubt habe. Mir ist sehr bewusst, dass Vergleiche mit der Zeit zwischen den Weltkriegen problematisch sind und oft hinken. Aber die Antwort auf die Frage, wie das mit dem Führer damals möglich wurde, welche Mechanismen da zum Tragen kamen, die wird mir immer klarer. Um eines deutlich zu sagen: Ich will die heutige Situation sicher nicht mit 1932 auf eine Stufe stellen, auch nicht die heutige Politiker-Generation in irgendeiner Form mit dem Personal von damals vergleichen. Diese… Mehr

Dreiklang
4 Jahre her

Wie schon im Artikel von Dushan Wegner beschrieben – wer sich auf die Seite der Opposition stellt, und sei es nur durch kritische Anmerkungen zur Regierung, wird nicht mehr als Vertreter einer eigenen Meinung wahrgenommen, sondern als Feind der gesellschaftlichen Ordnung. Welcher demzufolge zu ächten ist. „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden. “ In der CDU gibt es eine „Werte-Union“. Hält diese die Fahne der Freiheit hoch? Aber nicht doch, es reicht höchstens noch für ein verdruckstes: „Man wird doch (vielleicht) noch sagen dürfen…“. Ohne die breite Unterstützung der CDU wäre die staatlich betriebene Transformation in ein Land der… Mehr

rainer101
4 Jahre her

Nicht zu vergessen, die „Mutter aller beruflichen Abstiege“, wegen freier Meinungsäußerung, schon vor zehn Jahren, Eva Hermann. Öffentlich vorgeführt bei Kerner, den Harald Schmidt wahrscheinlich, wie sich selbst, als „Medienhu…“ bezeichnen würde. Vor einem Millionenpublikum im TV. Seit dem geächtet.

Gerro Medicus
4 Jahre her

Was ich, zumindest für diejenigen, die in der EU leben, nicht verstehe ist, warum sie sich nicht auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz berufen? Dieses verbietet Benachteiligungen u.a. wegen Weltanschauung.

Wenn wir natürlich schon so weit sind, dass die Gerichte sich nur noch nach den Vorgaben der Politik richten, hat das o,g, Gesetz nur noch Camouflage-Wert.

Enrico Stiller
4 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Ach, das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Das ist in unserer heutigen Zeit längst sublimiert und ausdifferenziert. Wie viele andere Gesetze auch. Lesen Sie Orwell, ‚Animal Farm‘ (leicht abgewandelt): „Alle Individuen sind gleich. Aber einige sind eben noch gleicher“.

RalledieQ
4 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Keine Chance.

country boy
4 Jahre her

Mich wundert bald nichts mehr in einem Land, in dem man TAZ und Deutschlandfunk nicht mehr auseinander halten kann.

Tomas Kuttich
4 Jahre her
Antworten an  country boy

Schlimmer: Man kann die Tagesschau nicht mehr von einer Pressekonferenz der Grünen unterscheiden…