Fuest (IFO): Sozialstaat und ungeordnete Zuwanderung sind unvereinbar

Kommen Migranten so wie übers Mittelmeer, sind sie illegale Zuwanderer, auch wenn viele Medien alle Ausländer, die illegal nach Europa kommen, pauschal „Flüchtlinge” nennen.

Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images

Clemens Fuest, seit April Präsident des renommierten Münchner IFO-Instituts, äußerte sich in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung Die Presse unter anderem zum Thema Zuwanderer:

  • Wenn jeder frei wählen kann, wo er leben will, gehen eben jene, die nicht sonderlich produktiv sind, in die Länder mit einem ausgebauten Sozialsystem. Wenn man die Sozialstaaten in Europa bewahren will, ist das mit freier Migration auf Dauer unvereinbar.
  • Man kann Zuwanderer nur begrenzt vom Sozialstaat ausschließen, weil man ja nicht möchte, dass Leute auf der Straße leben und verhungern. Aber man sollte die Niederlassungsfreiheit so gestalten, dass man nicht direkt in den Sozialstaat einwandern kann. Etwa indem man erst nach fünf Jahren im Land Anspruch auf Leistungen hat. Und die Freizügigkeit daran bindet, dass man sich selbst erhalten kann.
  • Wirtschaftsflüchtlinge kommen schneller auf dem Arbeitsmarkt unter als Menschen, die durch Krieg vertrieben wurden. Es wird lange dauern, bis diese Menschen integriert sind. Wir reden eher von Jahrzehnten als von Jahren. Das ist zunächst eine Belastung und keine wirtschaftliche Entlastung, wie viele behauptet haben.
  • Viele der Zuwanderer werden zunächst in die Grundsicherung fallen, um niedrig qualifizierte Arbeit wird es Konkurrenz geben.
  • Das demografische Problem lässt sich durch diese Art der Zuwanderung nicht lösen, wie zunächst viele gesagt haben. Natürlich, die Frage, woher wir junge Leute bekommen, stellt sich. Aber die Antwort ist gewiss nicht, einfach jeden hereinzulassen.

„Wirtschaftsflüchtlinge” ist ein ulkiges Wort. Kriegsflüchtlinge fliehen vor Krieg, Armutsflüchtlinge vor Armut. Aber „Wirtschaftsflüchtlinge” flüchten doch wohl nicht vor Wirtschaft – oder? Personen, die für sich bessere Lebensumstände suchen, sind keine „Wirtschaftsflüchtlinge”, sind überhaupt keine Flüchtlinge, sondern Zuwanderer auf Zeit oder auf Dauer. Kommen sie so wie übers Mittelmeer, sind sie illegale Zuwanderer, auch wenn die regierungstreuen Medien alle Ausländer, die illegal nach Europa kommen, pauschal „Flüchtlinge” nennen.

Dass Industrieländer wie Deutschland junge Leute in großer Zahl über die niedrigen eigenen Geburtenraten hinaus brauchen, dazu gibt es noch keine öffentlich bekannte Arbeitskräfte-Studie. Da es aber sicher solche Studien gibt, ist davon auszugehen, dass diese These dort nicht belegt wird.

Wie so vieles in der deutschen Öffentlichkeit, was als selbstverständlich hingestellt wird, nicht seriös belegt ist.

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Kommentare ( 72 )

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chris
5 Jahre her

die Institutionalisierung der Migration, so wie sie derzeit insbesondere von der UNO im Rahmen ihres „Migrationspaktes“ betrieben wird, führt den Menschen auf eine neue Evolutionsstufe: die des Heuschreckenschwarms. Denn so wie ein Heuschreckenschwarm über ein fruchtbares Gebiet herfällt, es leerfrisst und dann weiterzieht, so werden sich im Rahmen der weltweiten Freizügigkeit die Menschen massenhaft an die Orte begeben, wo es am meisten „zu Fressen“ gibt. Irgendwie erinnert mich dieser „Plan“ and den Vorschlag, den angeblich ein Parlamentsabgeordneter eines nicht näher benannten Landes für die anstehende Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr gemacht haben soll: man möge zuerst den Schwerverkehr umstellen, und… Mehr

Stony
5 Jahre her

Was Herr Fuest sagt, lag und liegt für jeden verständigen Menschen auf der Hand. Man braucht für diese Aussagen kein Wirtschaftsprofessor zu sein und nur eins und eins zusammenzählen zu können. Dennoch gut, dass Fuest sich so klar äußert in einer Diskussion, in der die Realität vielfach ausgeblendet wird. Und dass sogar sogenannte Qualitätsmedien wie die FAZ die illegalen Einwanderer weiterhin zumeist undifferenziert als „Flüchtlinge“ bezeichnen, ist ein großes Ärgernis. Mit Vernebelung der Fakten lassen sich die Probleme nicht lösen. Und wenn sie nicht gelöst werden, wird am Ende auch kein „Refugees Welcome“-Aktivist der unangenehmen Realität entkommen. Vielmehr werden viele… Mehr

Kassandra
5 Jahre her

https://www.tagesschau.de/ausland/familiennachzug-libanon-101.html Was soll so ein eher schlecht recherchierter Bericht ohne den Hintergrund, dass „Flüchtlinge“ aus dem Libanon inzwischen durchaus wieder nach Hause nach Syrien können. Und wenn es stimmt, dass dieser Vater ein durchaus erfolgreicher Kleinunternehmer war, wie es der Text suggeriert, wieso kann er sein Geschäft nicht wieder aufbauen? Wie sind die Lebensumstände des Vaters sonst? Hat er eventuell erneut eine Familie gegründet? Dass der Sohn bei Bruder und Schwägerin eventuell besser aufgehoben ist als bei einem alleinerziehenden Vater mag sein – aber das ist auch das Schicksal unzähliger Bürger hier in Deutschland. Und ist es tatsächlich so, dass… Mehr

Luisl
5 Jahre her

Ich vermute mittlerweile, das die Schleifung des Sozialstaat eines der erklärten Ziele unserer Politik ist.
In ein paar Jahren werden wir entweder das aufgebaute Vermögen verzehren ( der der Staat mit seinen gierigen Fingerchen noch was übrig lässt) oder uns auf einen Wohlstand ähnlich den Schwellenländern einrichten müssen.
Mittlerweile bin ich froh keine Kinder zu haben.

chris
5 Jahre her
Antworten an  Luisl

„In ein paar Jahren werden wir entweder das aufgebaute Vermögen verzehren“

Gerüchteweise sind wir – bzw. unsere geschätzten europäischen Nachbarn – gerade dabei, dieses Vermögen zu vernichten. Die Deutsche Bundesbank hat einen Target2-Saldo von 1 Billion aufgehäuft, der letztlich uneinbringbar ist, denn der billige Konsum, den sich die Südländer leisten, verhindert noch das Wiedererstarken der Volkswirtschaften. Wenn am Ende all das fällig gestellt wird, dann steht der Kaiser nackt da

Achso
5 Jahre her

wurde ja alles schon 10000mal durchgekaut und ist Allgemeinwissen !
Über das substantzielle -WIE ÄNDERN WIR ES ?- ist (außer AFD wählen – nichts zu finden. Es läuft einfach so weiter und ist -so wie es aussieht- nicht mehr umkehrbar.
Habe auf Akif Tirrinci`s Seite gelesen, daß 60% der jetzt 10 jährigen aus der Bevölkerung
der Analphabeten stammt.
Also in 10 jahren sind diese 60 % 20 Jahre alt und immer noch Analphabeten !
Was soll da helfen ? Ade öffentliche Plätze- ade Rente ade innerer und äußerer Frieden.

Hadrian17
5 Jahre her
Antworten an  Achso

Die gehen in zehn Jahren alle wählen, dass wird dann schon … .

Niklas
5 Jahre her

Zum Punkt zwei: Zugriff auf das Sozialsystem erst nach X Jahren – gibt es da nicht sogar ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, dass das nicht zulässig ist? Gleichzeitig würde das bedeuten, die Menschen kasernieren zu müssen, was in meinen Augen zwei riesige Nachteile hat. Erstens müssen die Kasernen groß sein, damit es Sinn macht – die wird niemand in der Nähe haben wollen. Zweitens werden dadurch Brennpunkte ähnlich den Banlieues in Frankreich entstehen, mit geradezu explodierender Kriminalität. Das kann niemand wollen. Nein, die einzig praktikable Lösung lautet kurzfristig: Grenzen zu, notfalls mit einem Zaun wie die Ungarn, Wasserwerfern, Verhaftungen. Klar wird… Mehr

Tigerlein
5 Jahre her

Der Kommentar trifft die Sache vollkommen. Unser gutes Sozialsystem ist mit unkontrollierter,also illegaler Einwanderung nicht vereinbar. Es wird darunter zusammenbrechen.Zu Lasten derer,die es erschaffen und finanziert haben nämlich zu Lasten der Deutschen. Frau Merkel ist beileibe keine Dumme,das Problem ist offensichtlich und müsste selbst bei ihr im Olymp angekommen sein. Es darf keine finanzielle Hilfe für Illegale mehr in Deutschland geben.Das wird sich im Zeitalter des Internets blitzschnell herumsprechen,denn jeder Illegale verfügt ja bekanntlich über ein internetfähiges Handy. Schliesslich hat sich 2015 auch blitzschnell herumgesprochen,dass Mama Merkel an der Grenze steht und dass es Teddybären regnet. Man darf jetzt überfällig… Mehr

giesemann
5 Jahre her

Bei einer nie dagewesenen Arbeitslosigkeit gerade unter Jugendlichen in Europa insgesamt, ist die These „wir brauchen Zuwanderung“ durch nichts zu untermauern, schon gar nicht durch eine „Arbeitskräfte-Studie“. Das wenigstens haben sie schon gemerkelt und halten die Klappe. Hinzu kömmt „Industrie 4.0“. Dazu wäre mal eine „A.-Studie“ sinnvoll, oder?

Peter Gramm
5 Jahre her

wo bleiben denn unsere Fachkräfte für Migration und Integration? Gibt es dafür bei uns keine Spezialisten, oder will man deren Meinung nicht hören. Die müßten uns doch bestens aufklären können über die momentanen und Folgekosten und woher diese Gelder kommen sollen. Welchen Einfluß auf das Bildungswesen, die Infrastruktur, das Gesundheits und Rentenwesen diese zum Teil unkontrollierte Zuwanderung in 15 oder 20 Jahren haben werden. Wie wird sich die Wählerstruktur verändern. Statt dessen werden wir mit hohlem Gerede (wir müssen schnellstens integrieren oder die Neuankömmlinge sollen sich in unseren Sozialsystemen wohl fühlen) einer KGE oder Frl. Roth abgespeist. Auch das Gerede… Mehr

Kassandra
5 Jahre her
Antworten an  Peter Gramm

Da die sogenannten Experten, wie Sie so schön anmerken, parteiisch FÜR Migration und Integration sind und dementsprechend theoretisch forschen, kann bei deren Expertisen der Umstand des scheiternden Sozialstaates mit Leichtigkeit ausgeblendet werden.
Wie auch die vollkommen fehlende Sozialisation von einreisenden Analphabeten für die hiesige moderne Arbeitswelt.

Jo_01
5 Jahre her

Diese Frage – offene Grenze vs. Sozialstaat – stelle ich bei Bedarf gern den Verteidigern von Merkels „wir schaffen das“-Politik. Dann ist es aus mit Argumenten und es beginnt oft die Mähr von Hassrede, Rassismus und Nazi. Noch entscheidender als die zugegeben wichtige Frage der wirtschaftlichen Tragfähigkeit, ist aus meiner Sicht jedoch die Frage nach dem Erhalt der deutschen Identität und Kultur. Vom Thema innere Sicherheit und Rechtsstaat redet ebenfalls kaum noch jemand. . Alle diese Fragen werden weiter ignoriert und die rheinischen Metropolen verlangen sogar ausdrücklich nach mehr Migranten, die per Wassertaxi nach Europa verbracht werden. Und das Zeitfenster… Mehr