Fridays for Future: Zukunft ohne Freiheit

Zieht man unter den Forderungen von Fridays for Future einen Strich, so läuft das auf die Deindustrialisierung Deutschlands, auf den Wechsel ins Land der Träume hinaus.

© Getty Images

Die Grünen-Politikerin Luisa Neubauer und der Linken-Politiker Maximilian Reimers behaupten in einem Beitrag für die WELT, dass Fridays for Future die „konservativste Bewegung“ sei, die man sich nur vorstellen kann. Das hat allerdings alles mit dem Vorstellungsvermögen der Autoren des WELT-Beitrags zu tun, nichts hingegen mit der Realität. Im Rahmen des Planspiels zur parlamentarischen Demokratie im Jugendparlament stürmten Klimaaktivisten im Bundestag nach vorn und legten sich vor Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble nieder, als wären sie tot. Diese parteipolitisch motivierte Aktion, in der sich die Aktivisten als Erfüllungsgehilfen der Grünen zeigten, versuchten die beiden Politiker nicht nur zu rechtfertigen, sondern sie argumentierten etwas wirr, dass sie mit dieser Aktion auf dem Boden der Demokratie stünden. Dem ist nicht so.

— GRÜNE JUGEND (@gruene_jugend) June 4, 2019

Auch wenn es sich nicht um eine Bundestagssitzung handelte, wurde wenig Respekt vor der Demokratie und vor der Würde des Hohen Hauses bezeugt, denn der Sinn der Veranstaltung besteht darin, dass Schüler lernen, wie demokratische Prozesse funktionieren und ablaufen, indem sie in die Rolle von Abgeordneten schlüpfen und eine Plenarsitzung nachgestalten. Stellen wir uns also vor, wie übrigens auch der Bundestagspräsident und die beteiligten Schüler, dass es sich um eine reguläre Sitzung des Bundestages gehandelt hätte. Die Schüler wären dann die Volksvertreter, die von den Bürgern in freier und geheimer Wahl gewählt worden waren, um deren Interessen wahrzunehmen. Sie stellen eben nicht die Erfüllungsgehilfen abstrakter Wesenheiten wie der „Arbeiterklasse“, der „Werktätigen“ oder der „Jugend“ dar. Damit die Abgeordneten den Wählerwillen umsetzen können, besitzen sie nicht nur Immunität, sondern sind im Bundestag jegliche politischen Demonstrationen und Einschüchterungen zu unterlassen. So auch im Planspiel Demokratie.

Die Aktivisten machten aus der seriösen Lehrveranstaltung Demokratie einen Klamauk. Würden dergleichen Protestaktionen auch in regulären Plenarsitzungen stattfinden, käme das Parlament nicht mehr zur Arbeit, schließlich dürfte dann jeder ausgehend vom Gleichheitsgrundsatz seinen Protest in dieser Art vorbringen. Was würde eigentlich passieren, wenn beim nächsten Planspiel Demokratie andere Aktivisten oder Mitglieder der Jusos, der Jungen Liberalen, der Alternativen Jugend oder der Jungen Union eine Protestaktion durchführen würden?

Nähme man die Berufung auf „die Jugend“ im Beitrag beider Politiker ernst, zeigte sich, dass Neubauer und Reimers nicht „die Jugend“ vertreten. Wurden sie von einer Mehrheit der jungen Bürger in freier und geheimer Abstimmung als ihre Interessenvertreter gewählt? Oder verwirkt der junge Bürger, der nicht der Klimaideologie folgt, seine Stimme? Wären nur klimabewegte und klimarettende Jugendliche (bis zu welchem Alter eigentlich?) wahlberechtigt?

Auch wenn der Eindruck erweckt wird, als seien freitags die Klassenzimmer leer, geht das komplett an der Realität vorbei. Selbst von denen, die zu Fridays for Future Demos gehen, fehlen wiederum viele, wenn der Freitag auf einen Feiertag fällt. Die Bewegung Fridays for Future versucht den Eindruck zu erwecken, dass sie eine spontane und unorganisierte Bewegung sei. Doch hinter den Protesten stehen hocheffektive, kampagnefähige Netzwerke, ein Netz von NGOs.

Ums Klima geht es auch nicht. Die Grünen haben begriffen, dass die Klimahysterie eine vortreffliche Mobilisierungsideologie darstellt, um sie an die Macht zu bringen. Zur EU-Wahl lautete der Wahlkampfslogan der Grünen: „Kommt, wir bauen das neue Europa“ Die Wahlergebnisse der Grünen außerhalb von Deutschland belegen, dass kaum jemand in EU-Europa ein grünes Europa bauen möchte. Neubauer und Reimers schreiben jedoch in grüner Diktion: dass sich der Reiz an Zukunftsdebatten an einem „Morgen mit neuen gesellschaftlichen Lösungen“ entflammen solle. In der Geschichte endeten bisher alle Utopien in Dystopien, in Verarmung, Not, Drangsal, in Unterdrückung, in Gulag und Genickschuss.

Neubauer und Reimers wollen Grenzen überschreiten. Auch die Grenzen der Freiheit, der Bürgerrechte, der Demokratie? Mit der Aktion im Bundestag haben sie die Grenzen der Demokratie überschritten. Sie sind beim Klassenkampf, der heute Klimakampf heißt, angekommen. Man wird sehen, wohin die Reise weiter geht.

Zieht man unter den Forderungen von Fridays for Future einen Strich, so läuft das auf die Deindustrialisierung Deutschlands, auf den Wechsel ins Land der Träume hinaus. Die Jugendlichen, die für den „Erhalt ihrer zukünftigen Lebensgrundlagen“ demonstrieren, treten für die Zerstörung ihrer Zukunft ein, denn man wird den politischen, wirtschaftlichen, auch klimatischen Herausforderungen nicht auf dem Weg der Verbote und des Ausstiegs aus dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt, mit dem Rückweg in die Höhle begegnen können. Der Rückweg in die Höhle ist nicht konservativ, sondern reaktionär. Konservativ ist die Bewegung schon allein deshalb nicht, weil Konservative nicht nur Rechte der Bürger, sondern auch ihre Pflichten im Blick haben und der Konservative vom Recht und von der Freiheit des einzelnen Bürgers ausgeht. Der Reaktionär hingegen setzt nicht auf Individualität, sondern auf Vermassung, beruft sich auf höhere Ziel, die im Interesse einer imaginierten höheren Wesenheit wie der „Arbeiterklasse“, der „Werktätigen“, der „Volksgemeinschaft“, der „sozialistischen Menschengemeinschaft“, der „Vielen“, der „Jugend“ stehen.

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