Ehe für alle ist nicht gerade „der heiße Sch… der Republik“

Der große Ruck für die Grünen, der Weg zurück in die Herzen der Wähler, er mag einfach nicht kommen. Und ihre aktuelle Bundesdelegiertenversammlung wird durch Nachrufe auf Helmut Kohl verdrängt - Ironie der Geschichte.

Erst hatten die Grünen kein Glück, dann kam noch Pech dazu. Seit die Umfragezahlen der Partei schmelzen wie die Polkappen, warten ihre Strategen auf den großen Ruck. Den sollte die Bundesdelegiertenversammlung von Freitag bis Sonntag bringen. Dann wurde am Freitagnachmittag der Tod von Altkanzler Helmut Kohl bekannt. Spitzenkandidaten Cem Özdemir würdigte den Erz-Gegner der Grünen auf würdige Weise. Doch Kohls posthume „Antwort“ auf die vielen Schmähungen aus dem grünen Biotop wirkte wie eine Klitschko-Rechte: Die Grünen wurden am Freitag in den Abendnachrichten marginalisiert und in den Samstagausgaben der Zeitungen von Kohl-Nachrufen mehr oder weniger zugedeckt. Für Sonntag und Montag bleibt da wenig Hoffnung: Da wird die zweite Runde der französischen Parlamentswahlen der Ökopartei abermals Sendeminuten und Druckzeilen wegnehmen.

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Bisher haben die Grünen zwei Haupt-Botschaften übermittelt: Der Kampf gegen den Klimawandel bleibt ihr zentrales Anliegen, und ohne „Ehe für alle“ soll es nach dem Willen der Delegierten keine Koalition mit grüner Beteiligung geben. Sollte das ernst gemeint sein, dann schiede jede Konstellation aus, in der auch die CSU vertreten wäre – laut Beschlusslage jedenfalls. Denn dass die CSU in dieser Frage klein beigibt, ist noch unwahrscheinlicher als ein Grünen-Parteitag, der staatliche Hilfen für Frauen beschließt, die „nur“ Mütter sind.

Mit dem, was die Grünen offenkundig für „den heißen Scheiß der Republik“ (Katrin Göring-Eckardt) halten, dürften sie aber nicht weit kommen. Klimawandel ist nicht gerade das, worüber selbst potentielle Grünen-Wähler am meisten sprechen. Und was die „Ehe für alle“ angeht: Hierzulande gibt es knapp 80.000 eingetragene Lebenspartnerschaften von Gleichgeschlechtlichen. Ob die ihre Beziehung künftig Ehe nennen dürfen oder nicht, mag für einzelne Paare wichtig sein. Die Wählerschaft rocken lässt sich mit diesem Thema aber nicht.

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Wahlkampfweisheit des Tages: Bei jeder Wahl ist entscheidend, was hinten raus kommt (frei nach Helmut Kohl).

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Hugo Müller-Voggs Countdown zur Wahl erscheint immer dann, wenn sich an der Wahlkampffront Interessantes tut.

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Kommentare ( 47 )

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as140
6 Jahre her

Einige haben ja in der FDP eine Bastion gegen die Ideologie der Grünen gesehen. Lindher hat heute allerdings ebenfalls die „Ehe für Alle“ als Bedingung für eine FDP-Koalitionsbeteiligung gemacht.

Michel Rieke
6 Jahre her

Ja werter MarHel, was lese ich denn da? Die Ehe für alle gehört zum Markenkern der GRÜN*INNEN? Das ist natürlich völlig korrekt, aber was hat der steigende Anteil von Muslimen in Deutschland damit zu tun? Sie wollen doch nicht behaupten, dass die Gleichstellung der Homosexuellen durch die Religion des Friedens, der Toleranz und der Barmherzigkeit in irgendeiner Weise gefährdet sein könnte? Dass Homosexuelle in islamisch geprägten Staaten bisher bestenfalls mit straffreier Duldung rechnen dürfen, hat doch nichts mit dem Islam und erst recht nichts mit den Muslimen zu tun. Glauben Sie etwa wir sollten schnell Fakten schaffen, bevor die Islamverbände… Mehr

MarHel
6 Jahre her
Antworten an  Michel Rieke

Falls ich jemals den Eindruck erweckt haben sollte, einer verstärkten gezielten Zuwanderung aus dem muslimischen Kulturkreis das Wort reden zu wollen, tut es mir leid!
Dem Grunde nach – auch @Oberon – haben Sie aber recht: Durch eine zeitnahe gesetzliche Regelung sollten wir gegenüber allen hier ihr Glück Suchenden klarstellen, dass eine volle Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften (Familien) genauso zu unserer Kultur gehört wie übrigens der Konsum von leckerem Schweinefleisch (und aus religiösen Gründen insoweit Andersdenkende und -essende auch nicht gegenüber stinknormalen Vegetariern bevorzugt werden können).

Michel Rieke
6 Jahre her
Antworten an  MarHel

Da sind wir uns ja weitgehend einig. Was halten Sie übrigens von den GRÜNEN Plänen für eine „Lettlandverschickung“ für syrische Flüchtlinge?

Luisa
6 Jahre her

Es wird Zeit, dass diese Irrläufer der Politik endlich gehen. Genug gelacht. Mehr als 30 Jahre auf Kosten der Steuerzahler in Wolkenkuckucksheim gelebt. Ich hoffe, dass die Wähler dieser demokratischen „Schein-Partei“ endlich erwachsen geworden und in der Realität angekommen sind. Mittlerweile eine unerträgliche Zumutung für jeden leistungsbereiten Mitbürger.

Markus
6 Jahre her

Damit sie nicht versagen, kommen sie zu viert.

Drei versuchen sich zu beweisen.

Dann kommt der Vierte, dann klappt es ganz bestimmt. Notfalls er sich eine Flasche Wodka nimmt.

Johann Vetter
6 Jahre her

Ja.

Aber ich glaube schon, dass es wichtig ist überhaupt eine Opposition im Parlament (Deutscher Bundestag) zu CDUSPDLinkeGrüneCSUFDP zu haben.

Diese Opposition kann dann gar nicht mehr medial so übergangen und diffamiert werden, wie es bisher ist.
Die parlamentarische Opposition kann auch den nach meiner Wahrnehmung relativ großen, durch grün-linke Agitation, eingeschüchterten Bevölkerungsteil ermutigen und stützen.

Father McKenzie
6 Jahre her
Antworten an  Johann Vetter

„Diese Opposition kann dann gar nicht mehr medial so übergangen und diffamiert werden, wie es bisher ist.“

Doch, die schaffen das! Schlimmer geht immer, vor allem wenn es um die Bekämpfung der AfD geht. Wo wird das noch enden? In Mord und Totschlag??

Seeburg19
6 Jahre her

Die wirken nicht nur hohl.

Sabine W.
6 Jahre her

Genau das meinte ich. Allerdings haben ihnen die bereits ‚Etablierten‘ die Themen schon lange weggenommen. Und obendrein haben sie sich darüber hinaus nicht weiterentwickelt. Was bleibt also übrig?: Man bedient sich am Themen-Grabbeltisch der CDU/CSU, der SPD, der Linken, der FDP… Man hat sie (die vormals Etablierten‘) in Jahrzehnten mit den eigenen Themen gefüttert, allerdings ohne auf ein ‚Copyright‘ zu beharren. Mittlerweile sind die Grünen überflüssig, da ihre Ursprungsziele im Establishment untergegangen sind – genauso wie ihre Lebenshaltung. Sie leben inzwischen in den besten Wohngegenden der Großstädte. Und aus diesem Luxusstatus heraus irgendetwas von Bullshit-Themen à la ‚Gender-Gleichheit‘ oder sonstigem… Mehr

zsolt
6 Jahre her

Es geht nicht um die Grünen und ihr Spitzenpersonal, sondern um Themen, die die Menschen bewegen. Wenn Probleme gelöst sind, und eine Partei nicht glaubhaft machen kann, andere, den Wählern wichtige Probleme lösen zu können, hat sie keine Existenzberechtigung mehr. Eine Firma, deren Erzeugnisse aus was für Gründen auch immer, nicht mehr nachgefragt sind, muss über Kurz oder Lang auch Personal entlassen. Warum soll es da diesen (hochbezahlten) Grünen-Politikern anders, besser, ergehen als den Arbeitern im Land.

zsolt
6 Jahre her

Die meinen wahrscheinlich durch vulgäre Sprache volksnäher zu wirken, was aber nicht gelingt.

Jahrgang 68
6 Jahre her
Antworten an  zsolt

Vermeintliche Volksnähe, ausgedrückt durch vulgäre Sprache, zeigt im Gegenteil, welche Vorstellung grüne Politiker(innen) von ihrem Souverän haben.

Je länger ich nicht mehr grün wähle, desto häufiger entdecke ich Menschenverachtung in diesem Haufen.

Oberon
6 Jahre her

“ Ich halte eine Zukunft ohne rechtlich vollständige Gleichstellung der
Partnerschaft von Homosexuellen nicht für vorstellbar – letzteres schon
wegen eines immer höheren Anteils von Muslimen in Deutschland.“

Häh?

Wegen der immer mehr Koranverwirrten, denen wir uns wehrlos ausliefern müssen, muß jetzt schnell die vollständige Homoehe ohne Abstriche her?????

Ein Genie, wer diesen Gedankengang versteht!