Die Deutschen würden den Kanzler gerne direkt wählen

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen würde den Regierungschef gerne direkt vom Volk und nicht von den Bundestagsabgeordneten wählen lassen.

imago images / Mario Hösel
Symbolbild

Eine absolute Mehrheit von 55,7 Prozent der repräsentativ vom Umfrageinstitut INSA Consulere Befragten ist „dafür, dass der deutsche Bundeskanzler direkt durch die Bürger gewählt wird.“ Nur ein knappes Viertel (24,5 Prozent) ist dagegen. Die anderen antworteten „weiß nicht“ oder machten überhaupt keine Angabe. Die entsprechende Forderung des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ist also höchst populär.

Bei Männern ist die Zustimmung zu der Forderung nach der Direktwahl des Kanzlers nur etwas weniger verbreitet (53,6 Prozent) als bei Frauen (57,6 Prozent). Die Zustimmung zieht sich aber mit nur geringen Unterschieden durch alle Einkommensgruppen, ist weitgehend unabhängig vom Ausmaß des politischen Interesses und vom Bundesland (eine geringe Mehrheit von nur 42 Prozent in Bremen und nur 21,1 Prozent im Saarland ist aufgrund der geringen Zahl der dort Befragten nicht sehr aussagekräftig). Es gibt aber offenbar einen Trend zu einer etwas weniger ausgeprägten Vorliebe für Direktwahlen mit steigendem Bildungsabschluss. Befragte mit Hauptschulabschluss waren zu 63,6 Prozent für die Direktwahl, solche mit Abitur nur zu 48,7 Prozent. Aber auch bei letzteren sind deutlich weniger (34,4 Prozent) ausgesprochen gegen die Direktwahl des Kanzlers.  Migranten sind mit 51,3 Prozent etwas weniger ausgeprägt für die Direktwahl, allerdings ist unter diesen der Anteil der „weiß nicht“ Antwortenden mit 18,2 Prozent besonders groß.

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Deutliche Unterschiede bestehen allerdings nach parteipolitischen Vorlieben. Unter den Befragten, die die AfD wählen würden, ist die Forderung nach der Direktwahl des Kanzlers mit 85,0 Prozent auffallend ausgeprägt. Übertroffen wird dies noch von der Gruppe der „ungültig“ Wählenden, was meist als ultimativer Ausdruck politischer Unzufriedenheit interpretiert wird. Von diesen 37 Befragten, wollen 32 den Kanzler direkt wählen. Am schwächsten aber immer noch mehrheitlich ist die Direktwahlforderung bei Anhängern der FDP mit nur 48,4 Prozent.

Fazit: Die direkte Wahl des Kanzlers ist hoch populär über alle sozialen und sonstigen Gräben hinweg. In keiner gesellschaftlichen Nische ist eine breite Zustimmung zum bisherigen parlamentarisch-indirekten Verfahren der Kanzlerwahl festzustellen. Bei den mit dem gegenwärtigen politischen Betrieb besonders Unzufriedenen ist auch die Forderung nach direkter Kanzlerwahl besonders ausgeprägt.

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Kommentare ( 65 )

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Eloman
3 Jahre her

Das könnte zB bedeuten, dass der Kanzler nicht der Parlamentsmehrheit angehört, wie es bei Oberbürgermeistern öfters der Fall ist. Ich hätte da noch den Vorschlag, dass kein Regierungsmitglied der Legislative angehören darf. Und die Weisungsbefugnis der Justizminister über die Staatsanwaltschaft abgeschafft wird, damit wir endlich richtige Gewaltenteilung bekommen.

Ralph Martin
3 Jahre her

Volksabstimmungen im Bund, Land und Gemeinde einführen. Dies würde die Politiker einhegen, oder wie heißt es so schön : „die Zügel anziehen“.

Heinrich Niklaus
3 Jahre her
Antworten an  Ralph Martin

Initiativen zu einer entsprechenden Grundgesetzänderung hat es mehrfach gegeben: „Seit dem Beginn des Jahrtausends machten außer der CDU alle im Bundestag vertreten Parteien Vorschläge zur Anpassung des Grundgesetzes, um den Geltungsbereich von Volksbegehren und Volksentscheid über die enge Themenbegrenzung auf Gebietsneugliederungen zu erweitern: • 2002 brachten die Fraktionen der SPD und der Grünen erstmals einen solchen Entwurf in den Deutschen Bundestag ein, der aber mit den Stimmen der CDU/CSU-Opposition abgelehnt wurde. • 2006 brachten die Fraktionen von Grünen, FDP und Die Linke getrennt jeweils einen eigenen Entwurf in den Bundestag ein; alle drei Vorschläge wurden mit den Stimmen der Regierungsfraktionen… Mehr

Marzo Matto
3 Jahre her

… und wer finanziert dann die Parteien? Es wird gewiss die alljährlich sich in Davos treffende „Elite, die eine bessere Welt schaffen will“ sein – in Umkehrung des mephistophelischen Prinzips.
Das sind die „feinen Herrschaften“, die praktisch jede UNBehörde und jede Menge NGOs schon auf der Payroll haben und die für die Umsetzung ihrer Pläne „veränderungswillige“ Menschen nicht nur brauchen, sondern sich anfertigen. VORSICHT!!!!

Wolff-Simon
3 Jahre her

Ausschließliches Mehrheitswahlsystem über direkt gewählte Abgeordnete und Kanzlerwahl! Politik wird wieder erlebbar, der Abgeordnete ist unmittelbar seinen Wählern verpflichtet und dieses ganze Affentheater mit Minderheitenberücksichtigung etc. hört endlich auf.

Marzo Matto
3 Jahre her
Antworten an  Wolff-Simon

„Affentheater mit Minderheitenberücksichtigung“ ??? Sind Sie, lieber Herr Wolff-Simon, sich sicher, niemals einer Minderheit anzugehören??? Z.B. als Nettozahler, hins. Ihrer Einstellungen zu Freiheit, Familie, Zukunftsrisiken uvm. Meine Sicht der Dinge: ein System, in welchem Minderheiten untergebuttert werden, ist KEINE Demokratie.

Silverager
3 Jahre her
Antworten an  Marzo Matto

Ja, da ist was dran. Sie dürfen nicht untergebuttert werden.
Aber hier und heute dominieren die Minderheiten die Mehrheit. GrünInnen, Schwule, Lesben, Schwarze, Moslems, Antifa haben Narrenfreiheit, zu tun und zu lassen was immer sie wollen und werden von den Politikdarstellern gehätschelt.
Der Dumme ist der normale Deutsche, der als „Kartoffel“ und „Köterrasse“ bezeichnet werden darf.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Das ist eine sehr gute Idee. Das entspricht in etwa dem US Modell. Das amerikanische Modell zwingt die Bewerber, sich in direkter Konkurrenz der Öffentlichkeit zu stellen. Der den Wünschen der Mehrheit des Volkes entsprechende und sich am besten dem Souverän (und damir nicht seinen Parteikollegen) verkaufende Kandidat wird es dann. Hinzukommt die Begrenzung der Präsidentschaft auf maximal zwei Legislaturperioden. Das ist ein gutes System, welches die Tür für kompetentes Personal aus jeder Richtung öffnet und das Volk dabei noch selbst entscheiden lässt. Ist der Kandidat dennoch nicht gut, so ist er spätestens nach 8 Jahren automatisch Geschichte. In Deutschland… Mehr

Politkaetzchen
3 Jahre her

Schön, dann würde der doofe Michel zwar nicht mehr nur die Grünen wählen, sondern stattdessen Greta oder Böhmermann wählen, weil sie soooo räbällüüüüsch sind.

Srry, ich wäre dafür, dass das Wahlrecht eingeschränkt wird, weil die Meisten zu dumm dafür sind und freiwillig eh ihren Untergang wählen ^^

Eloman
3 Jahre her
Antworten an  Politkaetzchen

Was für Sie natürlich nicht gilt?

Politkaetzchen
3 Jahre her
Antworten an  Eloman

Ich harre aus. Ich bin nicht dafür zuständig die Blödheiten anderer geradezubiegen.

AlexR
3 Jahre her

Abwählen wäre gerade eher angebracht.

Marzo Matto
3 Jahre her

Ich bin auch ein großer Befürworter der direkten Demokratie, glaube aber bei aller Unzufriedenheit mit Frau Merkel, dass an anderen Stellen anzusetzen wäre. Vorneweg: 1. Unbedingt muss der Bundespräsident direkt vom Volk gewählt werden, um eine Überparteilichkeit zu sichern. 2. Der /die Kanzler(in) braucht das Vertrauen des Parlaments. Wenn das nicht gegeben ist, scheitern Gesetzesvorhaben. Damit sind wir bei den eigentlichen Repräsentanten in der Gesetzgebung, den Parlamentariern. Nicht einmal die Hälfte wird mit der Erststimme direkt gewählt. Der Rest kommt aus Listen, welche parteiintern zusammengestellt werden. Hier muss es möglich sein, dass die Wähler gezielt Parlamentarier ALS PERSONEN wählen und… Mehr

fatherted
3 Jahre her

Das wäre Unsinn. Der Kanzler ist Regierungschef…die Regierung wird aus gewählten Parteien gebildet, die eine Mehrheit haben (oder geduldet sind). Das würde das gesamte System ad absurdum stellen….also kompletter Unsinn oder Umstellung auf US- oder Frankreich als Vorbild…ob das aber viel besser ist, glaube ich wohl kaum. Im übrigen sollte man sich lieber mal daran machen und fordern, dass das Volk den Bundespräsidenten wählen kann….und dieser nicht in Hinterzimmern von den politisch Mächtigen ausgekegelt wird und dann über eine „handverlesene“ Bundesversammlung (damit meine ich alle außer den Abgeordneten die ja gewählt sind) dann abgenickt wird. Unsere Demokratie hat viele Baustellen….eine… Mehr

Silverager
3 Jahre her
Antworten an  fatherted

Der Bundespräsident hat als reiner „Grüßaugust“ keine politische Bedeutung. Er mag in seinem Schloss Bellevue bedeutungsschwer vor sich hin plappern und die Queen mal zu einem Bankett empfangen, aber politisch zu sagen hat er nichts. In Österreich wird der Präsident zwar direkt gewählt, aber zu sagen hat er ebenso wenig. Und wenn ich mir den Grünen van der Bellen ansehe, so weiß ich nicht, ob eine Direktwahl nun so furchtbar wichtig sein soll.

Jan
3 Jahre her

Wir wählen immer nur Personen und Parteien, die uns inhaltlich zu nichts verpflichtet sind und machen können, was sie wollen. Wäre es nicht besser, ein verpflichtendes Programm zu wählen mit Themen, die abgearbeitet und Zielen, die erreicht werden müssen? Die passenden und fähigen Personen dazu werden eingesetzt. Es muss dazu auch eine wirksame Erfolgskontrolle geben.