Countdown: CDU-Tauber will Wahlkampf entpolitisieren

Entweder weiß die CDU wirklich noch nicht, wie das Rentensystem in Zukunft aussehen soll. Oder die CDU hat konkrete Vorstellungen, verschweigt sie aber, weil sie befürchtet, unangenehme Wahrheiten könnten Stimmen kosten.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat ein sonderbares Politik-Verständnis. „Wir sollten die Zukunft der Rente aus dem Parteienstreit heraushalten und stattdessen in Ruhe in einer Rentenkommission mit Sozialpartnern und Experten darüber beraten“, verkündet er in einem Interview. Viel unpolitischer kann man eigentlich nicht argumentieren, wenn es um ein so wichtiges Thema wie die Rente geht. Müssten wir dann nicht auch das Thema Flüchtlinge aus dem Wahlkampf heraushalten oder die Frage der inneren Sicherheit? Auch da kann Expertenwissen nicht schaden.

Das Schweigen der CDU zur Rente und ihr Hoffen auf Experten lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder weiß die CDU wirklich noch nicht, wie das Rentensystem in Zukunft aussehen soll. Oder die CDU hat konkrete Vorstellungen, verschweigt sie aber, weil sie befürchtet, unangenehme Wahrheiten könnten Stimmen kosten. Sollen die CDU-Wähler nach einem entpolitisierten Wahlkampf etwa die Katze im Sack kaufen?

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Martin Schulz, der seine SPD erst auf 32 Prozent aufgepumpt und inzwischen wieder auf 25 Prozent geschrumpft hat, gibt sich unverändert siegessicher. In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung verkündet er, „am 24. September werde ich Kanzler.“ Nun ja, am 24. September wird er sicher nicht Kanzler. Wenn überhaupt, dann wird Schulz nach langwierigen Koalitionsverhandlungen im Oktober oder November zum Regierungschef gewählt – oder auch nicht. Für das Schulz’sche Selbstbewusstsein liefern die Demoskopen jedenfalls keinen Unterbau. Rot-Rot-Grün kommt nach der neusten Emnid-Umfrage derzeit auf 41 Prozent.

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Die Grünen dümpeln bei 7 Prozent vor sich hin. Auf ihrem Parteitag verkündete Katrin Göring-Eckardt als eines der Ziele: zweistellig und dritte Kraft. Wieviel Häme habe die Grünen einst über die FDP ausgeschüttet? Und heute hoffen sie, wenigstens etwas besser abzuschneiden als die Liberalen. Demut kommt nach dem Fall.

Immerhin schafften die Delegierten es, wenigstens von sich selbst begeistert zu sein. Ob einer der Parteitags-Regisseure bei dem römischen Philosophen Augustinus von Hippo nachgeschlagen hatte: „Nur wer selber brennt, kann Feuer in anderen entfachen“? Fragt sich, ob der grüne Funke nach draußen überspringt.

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Wahlkampfweisheit des Tages: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Aber besser diese Qual, als keine Wahl.


Hugo Müller-Voggs Countdown zur Wahl erscheint immer dann, wenn sich an der Wahlkampffront Interessantes tut.

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Kommentare ( 27 )

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Wolfgang Richter
6 Jahre her

Und dabei soll sie doch seit dem Auftritt vom CDU-Nobbi 1994 ??? Plakate klebend vor einer Litfaßsäule so was von sicher sein. Wird sich doch niemand wagen, das zu bezweifeln.

Dennis S.
6 Jahre her

Taubers Statement zur Rentenpolitik zeigt eigentlich nur, dass er ein gelehriger Schüler seiner weisen Vorsitzenden ist. Diese setzt sich gern eine grosse Brille auf und liest aus einem Buch mit dem Titel: „Eigentlich war gar nichts schlecht in der DDR“ ihren Jüngern vor, die jedes Wort von ihren Lippen saugen. Erste These ist, dass Parteienstreit immer schlecht ist. Wenn man schon, um den Schein zu wahren, mehrere Parteien braucht, dann bitte Blockparteien! Die gesetzgebende Entscheidung in die Hände einer Rentenkommission zu legen, ist ein weiteres Gebot dieses Leitfadens. Natürlich muss diese heute Kommission heissen,weil Politbüro klingt etwas entlarvend. Ausserdem sollte… Mehr

Markus Gerle
6 Jahre her

Häh, alle Parteien (mit Ausnahme der AfD und vielleicht noch der FDP) versuchen gerade, den Wahlkampf zu entpolitisieren. Die Rentenkassen sind derzeit voll und der Schuh drückt nicht so sehr. Daher kann die SPD wenigstens die Rente als Thema heran ziehen, um sich ein klein wenig von der CDU zu distanzieren. Aktuelle kritische Themen kommen derzeit nicht vor. Sie werden entweder von der Politik, den Medien oder beiden unter den Teppich gekehrt. Das Thema „Zuwanderung“ wird weiterhin nicht pragmatisch und lösungsorientiert diskutiert. Eher nutzt man das Thema nur, um darauf hinzuweisen, wie pöse doch die AfD ist. Wer PKV-versichert und… Mehr

Luisa
6 Jahre her
Antworten an  Markus Gerle

PKV-Versicherte Sebständige, die lebenslang Risiko getragen und auch noch ein paar Arbeitsplätze geschaffen haben, die für ihre Rente selbst aufkommen müssen, landen in der Altersarmut. Auch wenn sie entsprechend vorgesorgt und gespart haben – die Null-Zinspolitik etc… war nicht vorauszusehen.

Michael M.
6 Jahre her
Antworten an  Markus Gerle

Wie kommen sie zu der vermutung, dass die FDP nicht zu den parteien gehört, welche den wahlkampf entpolitisieren wollen?

Als ehemaliger FDP wähler kann ihre vermutung beim besten willen nicht nachvollziehen.

Würde die FDP für liberalismus auch nur im ansatz eintreten, dann könnte diese partei den wahlkampf zur btw2017 aber sowas von politisieren, bei all den offenen flanken und brüchen des grundgesetzes…!

Aber die FDP sucht lieber nach wohlvergüteten posten…

DerMichel
6 Jahre her

Herr Müller-Vogg, das mit der Rente ist relativ einfach. Sobald man sich mit der aktuellen Rente etwas näher beschäftigt kommt man auf folgende Probleme: 1. Der größte Teil der aktuellen Zuwanderer wird, wenn überhaupt, eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor erhalten. Die daraus hochgerechneten Rentenansprüche ergeben dann das gesamte Desaster. Selbst wenn diese Menschen aktuell ihre Kosten vordergründig selbst erarbeiten, sind diese Menschen alle im Alter Transferleistungsempfänger. Niedriglohn ergibt ziemlich genau einen halben Rentenpunkt / Jahr. Das ergibt dann Renten von ca. 400 – 500 Euro. Davon dann noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. Die Werte sind einfach ein Witz! 2. Die SPD will… Mehr

Wolfgang Richter
6 Jahre her
Antworten an  DerMichel

Und das alles noch ein wenig hoch gerechnet, den von den Nachkömmlingen der früheren Zuwanderer leben selbst in der 3. Generation überproportional viele von Hartz 4. D. h. auch für die Folgegenerationen sieht es nicht besser aus.

Sagittarius A *
6 Jahre her

Clever der Herr Tauber. Politik endgültig zum beliebigen Entertainment transformieren und den potentiellen Stimmenlieferanten von der Erkenntnis abkoppeln, dass Entscheidungen auch Konsequenzen haben, bzw dass man seine Zukunft auch formen kann. Kaum noch zum Besseren wie man sieht.

tc
6 Jahre her

Nachdem wir nun wissen, dass Herr Schäuble seit Jahren auf x- Milliarden € gesessen haben muss und mit seiner CDU und CSU und SPD die Deutsche Bevölkerung ausgebeutet hat, und man uns ganz klar gesagt hat, dass die Renten weiter auf nur 43% sinken wird, versteht man, dass man so kurz vor der Wahl, den nicht ganz so dummen Deutschen, die Wahrheit nicht offenbaren darf. Verschwiegen wird auch gerne, dass aus der Rentekasse 700 Milliarden € für Fremdleistungen verprasst wurden. Jetzt haben wir 2 Millionen neue Leute im Land die da sehr sehr wahrscheinlich nie was in die Rentekassen einzahlen… Mehr

Wolfgang Richter
6 Jahre her
Antworten an  tc

So wie sie von den Milliarden schweren Überzahlungen der gesetzlich Krankenversicherten gut hinsichtlich ihrer eigen Gesundheitsversorgung und der der mit versicherten Angehöribgen (je nach Staatsvertrag auch im Ausland lebend) über die Runden kommen. Und der Michel muckt nicht, weil es ihm ja (noch ) gut geht und zahlt weiter u. ggf. auch Aufschläge u. Zuzahlungen. Ist ja für eine gute Sache.

Daniela Gmeiner
6 Jahre her

Lieber Herr Müller-Vogg,
wer nicht die „Katze im Sack“ wählen will, hat nur eine Alternative.
Ob es einem schmeckt oder nicht.
Ein weiter so, oder wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich einen
Arbeitskreis, ist eine Politik gegen dieses Land und die autochtonen Bürger.

RÜDI
6 Jahre her

Sie hätten lieber die vorherige Sendung 11. 30 DIALOG sehen sollen, mit Rümmelin. Er hat das Politikversagen der letzten Jahre benannt. Er hat die Verantwortlichen aber weitgehend geschont.- will sicherlich noch im „Spiel“ bleiben. Vor wirklichen Schlussforderungen hat er sich gedrückt.- 12.00 wollten einige der Anwesenenden wohl der SPD mit Strategie- Tipps assistieren. Bezeichnend : als SCHWENNECKE vom CICERO ein Wort zur AFD und ihrer Familienpolitik/ Geburtenförderung sagen WOLLTE- Sofort wurde er vielstimmig unterbrochen.- Da gabs doch zur KAUSA KADDOR hier bei TICHY einen guten Beitrag. Ist sie tatsächlich ISLAMWISSENSCHAFTLERIN. Wenn ja, kann sie sich mit dem IslamexpertenTillschneider von der… Mehr

Luisa
6 Jahre her

Werter Herr „HMV“, aus Ihrer Vita ist mir bekannt, dass ich genau so lange wahlberechtigt bin wie Sie. Sie wissen doch, dass bereits seit mindestens acht Jahren der Wahlkampf entpolitisiert ist. Und jetzt, nachdem der letzte große Staatsmann nicht nur die politische Bühne, sondern diese Welt verlassen hat, wird die Schamlosigkeit im Hemmungslosigkeit übergehen. Gerade hat mich meine Freundin, Pfälzerin, vor 40 Jahren nach USA ausgewandert, angerufen, beide ehemalige u. a. FAZ-Leserinnen. Sie kann überhaupt nicht fassen, dass ihre Heimat sich so sehr verändert hat. Traurig. „Wer die Wahl hat …“ diese Qual wird unerträglich; die Politikverdrossenheit steigt. Ist das… Mehr

Sagittarius A *
6 Jahre her
Antworten an  Luisa

„ist das das Ziel?“ Na klar. Auf den Bürger würden sie doch am liebsten ganz verzichten.

Wolfgang Richter
6 Jahre her
Antworten an  Sagittarius A *

So schafft man satte Mehrheiten, gerade vorgelebt vom neuen Stern am Polithimmel, gelobt von sämtlichen Medien über den grünen Klee, jedoch bei nicht mal 43 % Wahlbeteiligung im 2. Wahlgang, die ungültig abgegebenen Stimmen noch nicht eingerechnet. Wenn der dem Volk mißliebige sog. Reformen auf den Weg bringen will, hat er fast 60 % der Bürger als komlpette Wahlverweigerer + die Anhänger vom polit. Gegner gegen sich auf der Straße, was um dien 75 % der Bevölkerung ausmachen könnte. Da wünsche ich ihm viel Spaß, zumal seine Untertanen nicht so duldsam sind wie die Michels.

Tesla
6 Jahre her

Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch eine Partei in Deutschland gibt, die klare und realistische Vorstellungen darüber haben, wie das zukünftige Rentensystem aussehen sollte. Unangenehme Wahrheiten würden sie alle wohl ebenfalls verschweigen, so kurz vor den Bundestagswahlen. Eigentlich sollten die Parteien – vor allem die ‚Volksparteien‘ – in ihren eigenen Reihen Experten dafür haben, die wissen sollten, wie das zukünftige Rentensystem aussehen sollte. Ich vermag nur keine zu erkennen. Auf die Ökonomen hört schon lange kein Politiker mehr. Da verwundert es auch nicht wirklich, dass immer von irgendwelchen ‚Kommissionen‘ die Rede ist, die diese Vorstellungen über das künftige Rentensystem… Mehr