Robert Habeck gewährt Einblick in die grüne Wasserstoff-Werkstatt

Der Wirtschaftsminister berichtet aus der »Transformations-Werkstatt« seines Ministeriums. Darin träumt man von Wasserstoff als Energieträger, plant dafür ein »Wasserstoffnetzbeschleunigungsgesetz«. Nur wo der Strom für die Wasserstoff-Gewinnung und die Wärmepumpen herkommen soll, bleibt offen.

IMAGO / Rolf Poss
Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz

»Wir drehen hier ein großes Rad«, sagt Robert Habeck. Man sei dabei, dieses Land für die nächsten Dekaden neu aufzustellen, verkündet der Minister am Donnerstag beim sogenannten Werkstattbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Es gebe doch einen Plan, will Habeck allen Zweiflern zurufen. Jenen, denen es nicht schnell genug gehen kann mit der Dekarbonisierung Deutschlands, und denjenigen, die den Gedanken, Deutschlands Industrie  mal eben auf eine sogenannte »Wasserstoffwirtschaft« umzustellen, plemplem finden.

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Je größenwahnsinniger die Pläne klingen, desto lauter das Wortgeklingel: verlässlich, Notfallverordnung, Hochlauf, Rechtsnormen geschaffen, Beschleunigung – Lieblingsbegriffe des habeckschen Universums. Damit wollte er auch als Reaktion auf die heftigen Angriffe, er zerstöre mit seinen Verordnungen zur Gebäudesanierung und Heizverboten Vermögen und Lebensverhältnisse, betonen, wie »Wohlstand klimaneutral erneuern« geht. Aus dieser »Transformations-Werkstatt« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz kommen nun Hohlfloskeln wie: »Wichtig ist, dass die sozial-ökologische Erneuerung unseres Wohlstands mit einer erneuerten Wohlstandsteilhabe einhergeht, die gute Arbeit in die Zukunft trägt, die die gemeinsamen Infrastrukturen stärkt und in der die Lasten der notwendigen Veränderung solidarisch getragen werden.«

»Wir brauchen eine Wasserstoffinfrastruktur«, sagt Habeck auf der Pressekonferenz. Wohlgemerkt: eine Infrastruktur für einen Energieträger, der noch nicht vorhanden ist, von dem noch nicht klar ist, wo er produziert werden kann, schon gar nicht, unter welchen Kosten – nur: Es muss schnell gehen. Deswegen wird im Hause Habeck jetzt ein »Wasserstoffnetzbeschleunigungsgesetz« geschrieben.

Habeck berichtet von guten Gesprächen mit der Industrie, die von ganzem Herzen dabei sei. Die Industrie benötige erneuerbaren Wasserstoff, glaubt Habeck, vor allem die Grundstoffindustrie. Der würde sehr teuer werden, deswegen würden jetzt mit der Stahlindustrie sogenannte »Klimaschutzverträge« abgeschlossen, in denen geregelt wird, dass die Preisunterschiede zwischen teurem Wasserstoff und billigen fossilen Energien wie Öl und Gas vom Staat bezahlt werden sollen. In diesem Jahr sollen laut Habeck bereits die ersten Verträge geschlossen werden. Doch es seien schon »komplexe Mechanismen«, hat Habeck mittlerweile erkannt.

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Habeck will optimistisch klingen: Die Erneuerung des Energiesystems schaffe auch eine Erneuerung der industriellen Basis dieses Landes. Und wörtlich: »Das sind ja Wachstumsmärkte, die wir schaffen.« Er bezieht das auch auf die Windräder, erklärt aber nicht, warum die bereits seit 30 Jahren gebaut werden, doch die letzten Hersteller ihre letzten Fabriken gerade dichtgemacht haben. Zumal die letzten Ausschreibungen für Windräder stark unterzeichnet waren, bedeutet im Klartext: Kaum jemand hat Lust, noch neue Windräder in die Landschaft zu setzen. Vor allem im Landesinneren weht zu wenig Wind, so viele Zuschüsse sind kaum finanzierbar, dass die sich dennoch für die Betreiber rechnen.

»Wir werden das organisiert bekommen«, verkündet Habeck. Alles müsse ein bisschen im Zeitraffer ablaufen. Wörtlich: »Wir machen das jetzt. Wir ziehen das jetzt durch!«

In diesem Jahr sollen noch zwei sogenannte Windgipfel stattfinden. Habecks Trupps, die das Wirtschaftsministerium gekapert haben, sorgten für die Voraussetzungen, damit Windräder schnell in die Wälder gepflanzt werden können, ohne dass die Anwohner viel dagegen unternehmen können. Umweltverträglichkeitsprüfungen, auf die die Grünen bislang gepocht haben, werden jetzt abgeschafft. Auf das »Zählen von Arten«, so Habeck, werde künftig verzichtet. Was zählen schon Rotmilan und Insekten und seltene Pflanzen, für die früher Menschen in die grüne Politik gegangen sind?

Die Kommunen sollen nach Habeck an der »Wertschöpfung« beteiligt werden. Doch wenn kein Wind, dann keine »Wertschöpfung«. Die fehlende Rendite ersetzt dann der Steuerzahler mit seinen Subventionen in geradezu wahnwitziger Höhe. Mit »Wertschöpfung« meinte man früher jedenfalls etwas anderes als das Motto ‚linke Tasche – rechte Tasche‘.

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Stolz berichtet er von seinen Besuchen in Bayern: »Die 10-H Regel in Bayern ist so aufgeweicht worden, dass Windräder gebaut werden können.« Sie sei sogar so aufgeweicht worden, dass sie fast weg sei. Diese Regel besagt, dass Windräder den zehnfachen Abstand ihrer Höhe zur nächsten Wohnsiedlung haben müssen, um die Anwohner wenigstens notdürftig vor den Folgen der Windräder zu schützen. Darauf hatte bisher Ministerpräsident Söder, der die Proteste seiner Bayern fürchtet, großen Wert gelegt. Doch mit dem Rückenwind, »den wir hier erzeugen« ( Habeck ) gehe nun alles schneller. Mit dabei geholfen habe die »auskömmliche Vergütung der Windkraft«. Jetzt muss Habeck nur noch für Wind sorgen.

Habeck versucht auch, dem Eindruck entgegenzutreten, durch sein künftiges Verbot von Gas- und Ölheizungen Häuslebesitzer ins finanzielle Unglück zu stürzen. Wenn jemand eine 10-Millionen Villa baue, falle eine neue Wärmepumpe nicht ins Gewicht. Für die anderen müssten eben finanzielle Möglichkeiten bereit gestellt werden. Habeck: »Die soziale Frage ist gelöst!« Im vergangenen Jahr sei der Einbau von 200.000 Wärmepumpen gefördert worden. Habeck: »Wenn dann noch Gelder fehlen, darf es daran nicht scheitern.« Einem grünen Wirtschaftsminister bereitet der Gedanken, dass Geld erarbeitet werden muss, offenbar keine schlaflosen Nächte.
Wärmepumpen sind wahre Stromfresser. Woher die elektrische Energie kommen soll – kein Thema für Habeck.

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Kommentare ( 124 )

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Ulrich
1 Jahr her

Und die Industrie macht mit! BASF investiert 10 Mrd € in ein neues Werk in China. Die sind dann irgendwann einfach weg, produzieren hier nicht mehr, um bei der schlichten Ökonomie von Habeck zu bleiben. Bis dahin zieht man noch Fördergelder für die Entwicklung grüner Wolkenkuckucksheime. Das Stickstoffwerk Piesteritz als einer der größten Erdgasverbraucher Deutschlands will hin zu „erneuerbaren Energien“. Aktuell benötigt man als Energieträger und Rohstoff „irrwitzige Mengen“ an Erdgas, nach Aussage von Pressesprecher Profitlich (nicht zu verwechseln mit dem Komiker gleichen Namens!). Demnächst dann wohl sicher „irwitzige Mengen“ an Wasserstoff. Geplant sind für die nächsten Jahre 400 Mio… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Ulrich

„Geplant sind für die nächsten Jahre 400 Mio € für die Umstellung, die Mittel werden wohl von Habecks Ministerium kommen.“ Man sollte sich angewöhnen, das immer ganz konkret zu formulieren: der Steuerzahler muss dafür Geld auf den Tisch legen. Denn alles, was diese Regierung „ausgibt“ ist Geld, das vorher dem Steuerzahler in Deutschland abgenommen wurde. Auch, wenn vdL in der EU die Spendierhosen anhat, ist immer Geld des deutschen Steuerzahlers dabei. Und das, was die EU an Deutschland „zurück gibt“ – es ist nichts anderes als das, was vom deutschen Steuerzahler zuvor genommen wurde! Und das sind auch alle, die… Mehr

Deutschmichel
1 Jahr her

Aus 10 kWh Strom entstehen mittels Elektrolyse ca. 50 kwh H2- Energie. Bei der Rückverwandlung in Strom im H2-Gaskraftwerk mit 50% Wirkungsgrad, was ist so noch gar nicht gibt, bekomme ich dann circa 25 kWh. Heißt bei dieser Art der „Stromspeicherung“, hat man einen Verlust von circa 75 %.

Deutschmichel
1 Jahr her

Der Grüne Onkel kann am Besten Dinge erkären, von denen er nicht das Geringste Versteht.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Deutschmichel

Wobei solche, die das einfach nachplappern ohne vorher überprüfend den eigenen Verstand einzuschalten, die weitaus dümmeren sind – denn sie werden das bezahlen!

peer stevens
1 Jahr her
Antworten an  Kassandra

…und alle werden dann wieder bezahlen,
…wenn das mit dem Klima-„Endsieg“ wieder mal nicht geklappt hat!

Deutschmichel
1 Jahr her

+++Nur wo der Strom für die Wasserstoff-Gewinnung und die Wärmepumpen herkommen soll, bleibt offen.+++
Ganz anders Problem ist, für 1 Kg Wassersoff mittels Elektrolyse, werden 9 Kg/Liter Wasser benötigt, Süsswasser. Das Wasser ist dann erst einmal weg in der Region. Igentwo wird dann daraus wieder Wasser.

Last edited 1 Jahr her by Deutschmichel
Contra Merkl
1 Jahr her

Der gute Herr Habeck hat schlicht keinen Plan, weder von Technik noch von Ökonomie. Man kann Stahl mit Sauerstoffeinblasverfahren erzeugen oder einfach elektrisch schmelzen. Weshalb sollte man da viel teureren Wasserstoff womöglich noch von Afrika herschiffen ? Weder gibt es den Wasserstoff in diesen Größenordnungen noch Schiffe. Das sind alles Luftschlösser. Selbst für die Bundeswehr müssen schon Sonderschulden her, wer soll den Habecks ganze Subventionsfirmen bezahlen ? Dafür ist schlicht kein Geld da. Und welcher Unternehmer investiert in solche Unternehmen die nur durch Subventionen laufen ? Ändert sich was und die Grünen sind weg von der Regierung und die Subventionen… Mehr

Deutschmichel
1 Jahr her
Antworten an  Contra Merkl

Es gibt auf der Welt bislang nur ein kleineres Schiff, was H2 befördern kann. Bisherige LNG Tanker können kein Wasserstoff transportieren. Auch der Verlust durch das Herunterkühlen auf -250°C ist gewaltig.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Contra Merkl

Uniper sollte unter Beobachtung bleiben. Nicht nur durch den grünen Müller von der Bundesnetzagentur, dem sie zutrauen, über diesen selbst geschaffenen „Giganten“ die Stromversorgung Deutschlands zu steuern. Keine Ahnung, wie viele Milliarden an deutschen Steuergeldern bislang alleine dort schon versickerten.
Weshalb muss Habeck eigentlich keine monatlichen Rechenschaftsberichte vorlegen?

ramses82
1 Jahr her

„Preisunterschiede zwischen teuerem Wasserstoff und billigen fossilen Energien wie Öl und Gas sollen vom Staat bezahlt werden“. Ist dem ideologiebesoffenen Herrn Habeck klar, wie ein derartig irrwitziges Subventionsvolumen finanziert werden soll? Hat er schon mit dem Finanzminister darüber gesprochen? Das hätte die Dimension, die Ampel platzen zu lassen, wird aber nur dann passieren, wenn die FDP auf sich selbst besinnt und endlich mal Eier zeigt. Und dann diese unsäglichen abgehobenen Habeckschen Sprachnebel, die der normale Bürger nicht versteht, was wohl auch beabsichtigt ist. Tut mir leid, aber es klingt für mich, der mit Sprache im allgemeinen gut umgehen kann, wie gequirlte… Mehr

DM
1 Jahr her

Wer mathematische und physikalische Grundbegriffe nicht beherrscht und diese durch pseudoreligiöse, ja fanatische Phantasien ersetzt, will eine Dystopie errichten. Grün/Rot steht für mich für Elend, Krieg und Umweltzerstörung.

Heiner Wirth
1 Jahr her

Wasserstoff ist in Teilen für die Industrie und als Stromspeicher gar nicht verkehrt. Aber alle heutigen großtechnischen Elektrolyseure stehen in der Nähe von Atomkraftwerken oder Wasserkraftwerken. So können sie 24/7 effektiv arbeiten. Wenn ein Elektrolyseure aktuell in Deutschland steht, dann kann er heute nur sinnvoll arbeiten, wenn gerade Überproduktion an EE herrscht. Das sind aktuell nur wenige Stunden im Jahr. In zwanzig Jahren ist das zwar viel mehr, aber auch dann eher nicht über 50% der Zeit. Für einen effektiven Betrieb braucht man also neben einem wahnwitzigen weiteren Ausbau der EE auch massiv Zwischenspeicher z-B- in Form von Batterien. Es… Mehr

merlin999
1 Jahr her

»Wichtig ist, dass die sozial-ökologische Erneuerung unseres Wohlstands mit einer erneuerten Wohlstandsteilhabe einhergeht, die gute Arbeit in die Zukunft trägt, die die gemeinsamen Infrastrukturen stärkt und in der die Lasten der notwendigen Veränderung solidarisch getragen werden.«

Auf gut deutsch, der studierte Buchautor sorgt mit seinem Märchenministerium dafür, dass die wenigen Seinigen alles bekommen und die Restlichen, mit denen er sowieso nichts anfangen kann, alles genommen wird. Oben alles, unten nix!! Nur dies ist kein Märchen, sondern blanker Wahnsinn……

Wilhelm Mueller
1 Jahr her

Kann denn diesem Robert nicht mal jemand laut und deutlich sagen, dass man sehr viel Strom bracht, um ein bisschen Wasserstoff herzustellen und in brauchbarer Form zu lagern und zu transportieren! Ich habe echt den Eindruck, dass er das noch nicht gerafft hat.