Schlüsselindustrie Auto – Wie Deutschlands Autokonzerne Arbeitsplätze abbauen

Erst Dieselkrise, dann Volkswagen: Der Konzern diktiert sich selbst „Klimaziele“, die nicht nur vage an Forderungen von Bündnis90-Die Grünen erinnern. Die Folgen: Massive Arbeitsplatzverluste in der gesamten Industrie.

Sean Gallup/Getty Images

Die Arbeitsplatzkrise in der Automobilindustrie ergreift jetzt auch die Zulieferer: Der in Hanau ansässige Reifenhersteller Goodyear Dunlop streicht 1.100 Arbeitsplätze. Das ist gut jeder sechste Job der Firma in Deutschland und fast jeder dritte in Hessen. Nach Firmenangaben trifft es 610 von derzeit 1.400 in Hanau und 490 von 1.520 in Fulda. Betriebsräte fürchten, dass damit diese Standort so ausgehungert werden, dass sie demnächst ganz geschlossen werden. In Nürnberg ist es der Zulieferer Leoni, der 2.000 Jobs streicht.

Die Autoindustrie ist Deutschlands Schlüsselbranche Nummer eins. Sie ist eng mit der Zuliefererindustrie vernetzt und stellt hunderttausende Arbeitsplätze zur Verfügung. Etwa jeder siebte Arbeitnehmer ist in der deutschen Automobilindustrie beschäftigt. Sie steht für eine Wertschöpfung von jährlich 400 Milliarden Euro und beschäftigt mitsamt Zulieferern rund 800.000 Bürger. Nicht mit eingerechnet Autohäuser und Autowerkstätten.

Nachdem der Diesel in Verruf gebracht wurde, obwohl er gegenüber einem Benziner rund 25 Prozent weniger CO2 ausstößt – er ist nach Umweltaktivisten des Teufels und muss von den Straßen verbannt werden. Doch auch der „Benziner“ ist des Teufels. Sein Ende ist wohl absehbar eingeläutet und soll der „E-Mobilität“ weichen. Dass ein „Stromer“ um die 100.000 km fahren muss, um in der Umweltbilanz als emissionsfrei gewertet werden zu können – diese Tatsachen lassen wir außen vor und nehmen sie erst mal lieber nicht zur Kenntnis. Ideologie hat Vorfahrt.

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Fakt ist: An der Herstellung von Verbrennungsmotoren hängen mehr Arbeitsplätze als an jenen mit E-Antrieb. Jeder zehnte Industriearbeitsplatz hängt am Verbrennungsmotor. Bei einer stattfindenden Umstellung der Produktion auf Elektromotoren werden hunderttausende Arbeitsplätze ersatzlos wegfallen. Im Klartext: Bei der Produktion eines E-Autos werden weniger Beschäftigte gebraucht, der Aufwand liegt um etwa 30 Prozent niedriger. Wenn diese Kalkulation zutrifft, sind bei Volkswagen eher 70.000 als 7.000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Der Betriebsrat bei Volkswagen verweist auf die „Beschäftigungsgarantie“ bis 2025 oder teilweise 2028. Der zusätzlich Abbau soll sich offenbar auf die deutschen Standorte konzentrieren und hier auf die Verwaltung. Zudem sollen im laufenden Programm bis 2020 bereits 23.000 Stellen in Deutschland wegfallen.

Und so beginnt der Einstieg in die „Verkehrswende“ in Deutschland mit Arbeitsplatzvernichtung. Ob bei Volkswagen, Ford, Opel oder Audi: In Deutschlands Automobilindustrie samt Zulieferbetrieben stehen abertausende Jobstreichungen auf der Agenda.

Den Anfang machte unlängst Volkswagen mit der Ankündigung, bis 2023 bis zu 7.000 Arbeitsplätze zu streichen. Es folgten Ford mit der Bekanntmachung, bundesweit 5.000 Stellen abzubauen, sowie die VW-Tochter Audi mit geplanten 15 Prozent der aktuell 90.000 Beschäftigten.

Welche Gründe im Einzelnen und Besonderen auch eine Rolle spielen – im Fokus steht der Personal-Abbau wegen des Umstiegs auf die Elektromobilität, den damit einhergehenden massiven Investitionskosten.

Vor allem Volkswagen diktiert sich selbst „Klimaziele“, die nicht nur vage an Forderungen von Bündnis90-Die Grünen erinnern. VW-Chef Diess diagnostiziert gar, dass die produzierten PKW seines Konzerns für 1 (in Worten: ein) Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sei. Und dies wolle man selbstredend „auf null“ senken. Hätten die Schüler bei den Freitagsdemonstrationen dies aus dem Mund der Klimaschutz-Aktivistin Greta vernommen, es wäre beklatscht worden. Mit einem Hoch auf VW-Chef Diess und weiteren „Forderungen“ frei nach dem Motto: alle Autos müssen weg, dafür sammeln wir Flugmeilen und kaufen mehr Smartphones.

Daimler und BMW wollen (noch) nicht auf den VW-Kurs einschwenken. Daimler zielt in Richtung Brennstoffzelle und ist ebenso wie BMW davon überzeugt, dass der Verbrennungsmotor noch lange nicht ausgedient hat. Doch wie lange werden sie dem „Klimaschutz“-Druck widerstehen können?

Wegen des hohen Tempos Richtung E-Mobilität sind ebenso die Zulieferer betroffen. Bei Bosch werden langsam die gewaltigen Dimensionen der Verwerfungen deutlich, die die unseligen Anti-Mobilitätsaktionen hervorrufen.

Zulieferer Schaeffler gab Anfang März bekannt, man wolle eine neue Sparrunde einläuten. Bis 2024 sollen insgesamt rund 900 Stellen in den europäischen Werken wegfallen, 700 davon in Deutschland. Man sei etwas später in die Elektromobilität gestartet als andere, aber dank der eigenen technologischen Kompetenz gut gerüstet. Die hohe Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor solle weiter reduziert werden.

Die grünen Forderungen, Verbrennungsmotoren ab 2030 zu verbieten, sind nachgerade auf fruchtbaren Boden gefallen. Der Hauptgegner ist das Auto. Auf Kosten von Jobs und Wohlstandssicherung.

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Kommentare ( 61 )

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Agrophysiker
5 Jahre her

Nun weniger Arbeitsplätze werden es bei E-Autos sicher auch nicht werden, denn wenn der Arbeitsaufwand insgesamt wesentlich günstiger wäre, dann würden sie auch weniger kosten. Nun verschieben sich die Arbeitsplätze massiv von der Automobilfertigung hin zur Batteriefertugung und den Rohstofflieferanten. Ansonsten wäre es ja ein technischer Fortschritt wenn man E-Autos tatsächlich mit weniger Aufwand herstellen und betreiben könnte. Den Wunsch des VW chefs komme ich überigens gerne nach. Demnächst reduziert sich der Emissionsanteil des VW Konzerns an der Familienmobilität von 50% auf 0%. Dabei ist die gefundene Lösung auch noch deutlich billgier.

Thorsten
5 Jahre her

Ein paar AKWs anschalten und schon ist genug Strom da.

Thorsten
5 Jahre her

Elektro-Autos sind extrem verschleiß- und wartungsarm. Tesla hat vor kurzem die Wartungsintervalle wegen geringer als erwarteten Verschleiß vergrößert. Auch halten die meisten Batterien (aus 2014) auch deutlich besser.

Also die Gegner der E-Autos sollten einsehen, dass E-Autos um einiges haltbarer als Benziner sind und auch niedrigere Betriebskosten haben. Dazu kommt noch zu erwartender technischer Fortschritt. Insbesondere bei den Batterien wird es noch Innovationen geben. Letztens las ich von einem japanischen Nabenmotor (von NIDAC).

Die deutsche Autoindustrie steht vor der Frage, ob sie an dieser Revolution beteiligt sein will – oder deren „Opfer“.

Fritz Mueller
5 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Warum muss dann die EU über die CO2-Vorgaben die E-Autos vorschreiben? Alle Förderungen und die Vorteile der E-Fahrzeuge sind offensichtlich nicht ausreichend um Neufahrzeugkunden zu überzeugen.
E-Fahrzeuge haben eigentlich nur einen Vorteil, und der ist lokale Emissionsarmut.
Wer längere Strecken mit einem Tesla fährt wird das erleben. Trotz langsamer Fahrweise sind häufige Ladepausen nötig und man muss froh sein, eine freie Ladestation zu finden. Auf die Dauer mit hoher Geschwindigkeit und häufigen Beschleunigungsvorgängen oder mit Anhänger zu fahren geht nicht, die Batterie wird zu heiß und die Reichweite geht massiv in den Keller. Das kann ein Verbrenner viel besser.

RalledieQ
5 Jahre her

Je höher die Arbeitslosigkeit, desto größer ist das Wählerpotential für die Roten. Je mehr Menschen es in die Städte zieht, wo man sich keinen teuren Individualverkehr leisten muss, desto mehr Wähler für die Grünen.
Tja, wenn man solche „Konservativen“ an der Macht hat, braucht man keine RAF mehr.

AngelinaClooney
5 Jahre her

Wenn Arbeitsplätze abgebaut werden fehlt dem Arbeitnehmer auch Einkommen. Von welchem Einkommen sollen dann die E-Autos gekauft werden?

USE
5 Jahre her
Antworten an  AngelinaClooney

Biste arbeitslos, brauchste kein Auto. Ganz einfach.

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  AngelinaClooney

Die Autoindustrie könnte vor einem Umbruch stehen, wie damals mit dem iPhone. Firmen wie Nokia oder Siemens wurden vom Markt gefegt.

Soll die deutsche Autoindustrie das gleiche Schicksal ereignen und die Autos demnächst aus China kommen?

andreashofer
5 Jahre her

Hungersnöte wird er wohl nicht auslösen, aber „er“ erinnert schon an Maos „Sprung nach Vorne“. Was aber, wenn es dieses Mal wieder nicht klappt?

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  andreashofer

Was aber wenn die E-Autos die Märkte so umwälzen wie damals das iPhone? Selbst Microsoft kam ins Trudeln…

Fritz Mueller
5 Jahre her

Die CO2-Vorgaben der EU zwingen die Fahrzeughersteller E-Fahrzeuge und Hybride zu bauen. Die Bevorteilung von E-Fahrzeugen und Hybriden (Zeroemission-Lüge) bei der CO2-Berechnung stellen eine massive politische Entscheidung für diese Technologien dar.

Wenn Staaten ihre CO2 Ziele nicht erreichen, hat das keine Folgen. Wenn Fahrzeughersteller ihre CO2 Vorgaben nicht erreichen, müssen sie Milliarden direkt an die EU zahlen.

Diese Technologiesteuerung kommt von Beamten in Brüssel, die demokratisch nicht legitimiert sind und von Technik keine Ahnung haben. Unterstützt werden sie in Deutschland von inkompetenten Umweltpolitikerinnen, die dem Niedergang der deutschen Automobilindustrie mit Freude zusehen.

andreashofer
5 Jahre her
Antworten an  Fritz Mueller

Meine Theorie: Alles Fake! Die deutsche Autoindustrie möchte nicht als Nokia enden. Das ganze Greta-Gefasel dient nur dazu, diese gigantische Transformation in grüne Watte zu packen. Generation 50+ wird frühverrentet oder abgefunden (kein schlechter Deal übrigens) und Generation Greta darf das dann bezahlen 🙂

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  andreashofer

Die Generation-Greta kann NICHTS bezahlen. Die können weder schreiben, rechnen geschweige denn Arbeiten!!

bfwied
5 Jahre her
Antworten an  Fritz Mueller

Die müssen gar nicht zahlen, weil die EU per Gesetzeslage keine Strafen wirklich eintreiben kann. Die haben keine Befugnis, ihre Idiotien so durchzusetzen.
All die „Freigesetzten“ sollten sich die Grünen und Linksgrünen vornehmen, denn die zerstören ohne Not ihre Existenz. Die CO2-Situation ist ähnlich wie die von NOx. Wissenschaftlich ist die CO2-Wirkung alles andere als klar, es ist nicht klar, ob es überhaupt noch wirken kann – es funktioniert logarithmisch, und die drei – wesentlichen – gefilterten Frequenzbänder, sehr schmale, werden schon vollkommen ausgefiltert! Aber das interessiert in der Religion und im Geschäft nicht.

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  Fritz Mueller

Die EU ist durch die Wahl von „pro Europa“ Parteien wie CDU, SPD und Grüne legitimiert.

Wachen Sie auf!!!

Albert Pflueger
5 Jahre her

Ist doch toll, wenn die modernen Industriearbeitsplätze wegfallen. Da arbeiten sowieso hauptsächlich nur Männer. Und die verdienen auch zuviel und in Vollzeit. Früher gab es sogar Überstunden. Und Schichtarbeit sowieso. Mit großen Schritten nähern wir uns dem Moment, wo wir uns zurücklehnen können und verkünden:

Hurra, durch die zukunftsweisende Politik unserer großen Führerin konnte der Gender Pay Gap endlich geschlossen werden! Ziel erreicht, Fabrik kann abgesperrt werden. Dann reicht auch der Strom länger für alle, der im Netz gespeichert ist.

Wolkendimmer
5 Jahre her

Ach und noch etwas:
Am Ende ist es völlig egal ob es ein oder zwei Milionen Arbeitslose mehr sein werden. Vermutlich noch viel viel mehr. Die Zahlen werden sich dann genauso inflationär bewegen wie die Migrationszahlen, oder die Beträge der Eurorettungsaktionen, oder die Summen bei diversen Bankenpleiten, ähm Verzeihung, Bankenrettungen.
Am Ende wird gelogen das sich die Balken biegen. Jede Wette.

Wolkendimmer
5 Jahre her

Wie steht es denn mit den Mitbewerbern in Europa unf in Übersee? Vermutlich kommen die aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Da knallen mit jeder Nachricht aus Deutschland die Korken. Was ist mit der französischen und italienischen Autoindustrie? Produzieren die Amerikaner jetzt weniger Pickups? Was ist mit Honda Mitsubischi Mazda Kia Hyundai, oder den vielen anderen? Die halbe Welt baut neue Kohle,- Gas,- Öl,- und Atomkraftwerke. Natürlich werden die anderen auch E-Autos produzieren, nur eben viel viel preiswerter als wir hier in der „Islamischen EU-Teilrepublik Dummland“. Wenn hier auf Dauer überhaupt noch irgend etwas produziert werden wird, was bezweifelt… Mehr