Korrelationen belegen keine Kausalitäten

Korrelationen belegen keine Kausalitäten. Es lassen sich höchstens Hypothesen aufstellen. Mit Korrelationen kann man alles begründen – und alles widerlegen. Wie eine Epidemie überschwemmen immer vorwitzigere Studien das Land, mit denen aufgrund von zu vielen Krankheiten durch Zucker, Fleisch und Kaminfeuer alle mögliche Verbote begründet werden sollen.

© THOMAS KIENZLE/AFP/Getty Images

Schimpf und Schande brechen sich gerade Bahn über jene Lungenfachärzte, die vor einiger Zeit mit einem Aufruf für Aufsehen sorgten. Sie hatten es gewagt, Studien über die Gefährlichkeit zu Feinstaub und NO2 zu hinterfragen. Denn die bilden eine wesentliche Begründung für Fahrverbote und den Kampf von NGOs wie des dubiosen Abmahnvereines »Deutschen Umwelthilfe e.V.« gegen Autos und individuelle Mobilität.

Die Stellungnahme dieser Lungenfachärzte hatte wie eine Bombe eingeschlagen und einen Anstoß für eine breitere Diskussion geliefert. Professor Dr. Dieter Köhler, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, sieht nämlich keine wissenschaftliche Begründung für die geltenden Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide. Er fordert eine Neubewertung der wissenschaftlichen Studien durch unabhängige Forscher. Er ist einer der wenigen Fachleute, die seit langem öffentlich den Unsinn von schädlichen Feinstäuben und Stickoxiden zurückweisen und so etwas wie einen wissenschaftlichen Beweis anführen: Raucher, die um millionenfach höhere Feinstaubmengen einatmen, müssten wie die Fliegen umfallen. Das tun sie offenkundig nicht. Also könne, so Köhler und Kollegen, an der angeblichen Gefahr der geringen Feinstaubmengen in den Straßen nichts dran sein.

Veröffentlicht hatte er das zuletzt im Sommer vergangenen Jahres im Ärzteblatt. Jetzt wurde der „taz“ ein Rechenfehler Köhlers zugetragen. Bei der Aussage »millionenfach« höher hatte er sich um den Faktor 1.000 verkalkuliert. Denn 500µg NO2 auf 10 Liter Atemluft entsprechen einer Konzentration von 50.000 µg/m³. Um auf eine Million µg/m³ Konzentration beim Rauchen zu kommen, müsste ein Raucher 20 Zigaretten gleichzeitig rauchen und auf seine 10 Liter Atemvolumen verteilen. Das tut er nicht. Raucht er die Zigaretten hintereinander, bleibt es bei 50.000µg/m³ Konzentration für jede Zigarette. Es bleibt jedoch ein Wert, der immer noch deutlich höher, als die Stickstoffdioxid-Konzentration auf der Straße ist.

Aber seine Kritik hat Blessuren bekommen. Jetzt tobt eine heftige Schlammschlacht um jene tapferen Lungenfachärzte, die sich gegen den Irrsinn zu wehren versuchen. »Internationale Experten« kritisieren die Lungenfachärzte und weisen deren Kritik zurück. Unter diesen Experten befindet sich auch Professor Dr. Nino Künzli vom Schweizerischen Tropen und Public Heath Institut in Basel. Nun gut, der steht auch in den Diensten von Greenpeace, gibt aber diesen Interessenskonflikt im Gegensatz zu seinem Kollegen Professor Roy M. Harrison, nicht an.

Sie »schätzen«, sagen sie selbst, die Todesfälle durch Luftverschmutzung. Theoretisch müssten diese übrigens weniger werden, weil die Luft an den Messstellen in den Innenstädten deutlich sauberer geworden ist.

Die Beobachtungen Köhlers und seiner Kollegen werden nicht entkräftet. Sie verweisen auf jenen großen freiwilligen Versuch, den Raucher – ungewollt – liefern. Diese Überlegungen Köhlers bleiben nach wie vor richtig. Raucher sterben eben nicht wie die Fliegen, sondern der Organismus kann die Belastung mit Schadstoffen teilweise ausgleichen.

So ist die Regulationsfähigkeit des Organismus gegenüber Säurebelastungen im mikroskopischen Bereich hoch. Das bedeutet, dass der Körper sehr wohl in der Lage ist, zum Beispiel schädliche Auswirkungen von NO2, das zum Beispiel mit Gewebsflüssigkeit Säuren bilden kann, zu verhindern. Saure Aerosole werden bereits in den oberen Atemwegen neutralisiert, wie man schon vor 30 Jahren festgestellt hatte. Erst in deutlich größeren Mengen sind physiologische Reizwirkungen von NO2 nachweisbar.

Als kritischer sehen Fachleute die Belastung durch Feinstaub an. Doch offen sind hier die Grenzen. Köhler will durch den Vergleich mit einem Raucher und seinen erheblich höheren Feinstaubaufnahmen und dem viel niedrigeren Grenzwert am Straßenrand etwas mehr Realität einkehren lassen.

Permanent schweben Staub und feine Partikel durch die Luft, der Organismus ist in der Lage, damit fertig zu werden. »Reine« Luft gibt es nicht, in ihr schweben ständig winzige Partikel, Staub und sogar Bakterien, derer sich der Mensch erwehren muss.
Experimente am Menschen, die einen Beweis liefern könnten, gibt es nicht. Kein Arzt, kein Wissenschaftler hätte ein großes Kollektiv über einen längeren Zeitraum beobachten können, der Versuch wäre nie durch ein Ethikkommitee gegangen.
Köhlers pragmatischer Ansatz: In Größenordnungen zu argumentieren, in denen Rechner im statistischen Rauschen operieren. Er hat dabei in seinen vielen Jahren als Lungenfacharzt mehr Lungenkranke gesehen, behandelt und entsprechende Erfahrungen gesammelt als jene Epidemiologen, die jetzt über ihn und seine Kollegen herfallen.

Epidemiologen kennen bei ihrer »Wunschwissenschaft« nicht die tatsächliche Exposition. Dennoch kommen sie auf jenen ominösen Kampfbegriff der »vorzeitigen Toten«. Sie wissen nichts von entscheidenden Lebensumständen, von Ernährung, Bewegung oder Aufenthalt an frischer Luft und Sonne. Sie sitzen an ihren Rechnern, gewichten nach Gusto Faktoren wie Herzinfarkt, Diabetes oder Bluthochdruck und würfeln munter Zahlen durcheinander, weil der so schön Horrorzahlen auswirft. Weder sind Methoden noch Modellrechnungen überprüft und validiert. Sie haben keinerlei Aussagekraft, liefern aber dennoch die Begründungen für die Zerstörung der individuellen Mobilität und der Autoindustrie.

Das ist Hokuspokus.

Korrelationen belegen eben keine Kausalitäten. Es lassen sich höchstens Hypothesen daraus ableiten. Mit Korrelationen kann man alles begründen – und alles widerlegen. Wie eine Epidemie überschwemmen immer vorwitzigere Studien das Land, mit denen aufgrund von zu vielen Krankheiten durch Zucker, Fleisch und Kaminfeuer alle mögliche Verbote begründet werden sollen. Eine solche Korrelationsstudie in den USA hatte ergeben, dass Glyphosat das Wachstum von bestimmten Krebszellen behindert. Doch das ist eine reine Korrelationsstudie, und damit läßt sich alles beweisen – oder eben nichts.

Geradezu fahrlässig geht die Politik mit den wilden Datenspielereien der diversen Forschungsinstitute um. Eine Qualitätskontrolle gibt es nicht, blind werden die Daten übernommen und mit ihnen grüne Politik unterstützt. Das, was in vielen anderen Bereichen aus guten Gründen gang und gäbe ist, wird hier nicht gemacht. Dabei liefern diese Daten die Begründungen für politische und wirtschaftliche einschneidende Maßnahmen im Land.

Kein Wunder, dass angesichts einer solchen dürftigen Datenlage die Proteste gegen solche Wahnsinnsentscheidungen immer heftiger werden. Man kann einem Volk lange erzählen, CO2 oder Stickoxide bedrohen ihr Leben und kann damit Angst verbreiten. Aber irgendwann funktioniert das nicht mehr. Das dämmert grünen Politikern wie Winfried Kretschmann und Winfried Hermann in Baden-Württemberg, dem Land des Automobils.

Ein Blick über den Atlantik hilft in vielen Fällen. So auch hier. Denn US-Wissenschaftler haben vor drei Jahren eine sehr umfangreiche Metastudie für die US-Umweltbehörde EPA vorgestellt, die auf 1.150 Seiten umfangreiches Datenmaterial zusammenfaßt. Ihr Ergebnis: Sie empfehlen, den Langzeitgrenzwert für Stickstoffdioxid auf etwa 100 µg/m3 festzulegen.

Auf diese Studie wiederum verweisen das Umweltbundesamt und das Helmholtz-Zentrum mit Fleiß. Immerhin schaffen sie es, in ihrer Studie auf verwegene Zahlen von 6.000 vorzeitigen Todesfällen und 437.000 Diabetes-Mellitus-Fällen im Jahr 2014 zu kommen. Zeichen für einen sehr kreativen Umgang mit Daten. Doch sie zitieren nur halbherzig und unterschlagen das, was nicht in ihre Ideologie paßt.

Sie sagen beispielsweise nicht, dass die US-Wissenschaftler ihren deutlich höheren Grenzwert empfehlen und berichten nicht, warum die Amerikaner das tun. Die US-Wissenschaftler stimmen in ihrer Einschätzung über die Wirkung von NO2 mit den Europäern nämlich nicht überein.


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Kommentare ( 54 )

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RNixon
5 Jahre her

Ich denke es würde ja schon auch einmal Sinn machen zu überlegen, ob nicht die Diesel-Hersteller diese Sache verbockt haben und die Suppe auch auslöffeln sollten.

Es ist doch absurd sich über dieses Thema die Köpfe einzuschlagen.

Gleichzeitig tun die Autohersteller ja praktisch nichts um das von ihnen verursachte Problem zu lösen. Hätten die die letzten 10 Jahre sauber gearbeitet, gäbe es nichts zu streiten.

Ernst-Fr. Siebert
5 Jahre her

Es geht nicht gegen das Auto, es geht um die Macht. Wenn das mit den Autos nicht mehr zieht, lässt man sich etwas Neues einfallen. Das geht so seit dem Waldsterben.
Und… kennen Sie den: Petzt ein Kumpel dem anderen: Deine Frau geht mit dem Milchmann fremd, geh mal mittags nach Hause. Er tut´s. Und, fragt der Freund, stimmt´s?
Stimmt! Was hast Du gemacht. Ich habe den verdroschen, nach Strich und Faden, … den Gaul …
Ist klar, da hinkt nicht nur der Vergleich, sondern auch der Gaul. Der Witz ist ja auch schon älter.

Ernst-Fr. Siebert
5 Jahre her

Wussten Sie schon, daß das Rotweintrinken nicht nur gut für die Herzmuskelzellen, sondern auch schlecht für die Selbstmordrate ist? Sie wird geringer.
In Portugal trinkt man viel Rotwein > Die Selbstmordrate ist gering.
In Finnland trinkt man wenig Rotwein > Die Selbstmordrate ist hoch.
„Korrelationen belegen eben keine Kausalitäten.“ Oder? 😉

K. Sander
5 Jahre her

Im Januar 2018 wurde in mehreren Zeitschriften, über die Statistik der „Stickoxide“ des Jahres 2017 berichtet. Dabei wurde auch erwähnt, dass im März und April die Stickoxide-Grenzwerte in Stuttgart stark überschritten waren. Da hat man mal wieder etwas weggelassen. Das war genau zu dem Zeitpunkt, als es dort mehrere Gewitterkatastrophen gab. Die meisten Mengen an Stickoxid werden durch Gewitterblitze erzeugt. Das sind jährlich weltweit 20 Mio. Tonnen. Sehr große Mengen an Stickoxiden werden auch durch mikrobiologische Vorgänge im Boden, also in Wäldern, Rasenflächen usw. erzeugt. Das wird alles weggelassen. Aber statistische Forschung ist nicht so anstrengend und bringt viel Geld… Mehr

M.E.S.
5 Jahre her

Am 31.1. gab es einen gut recherchierten Artikel in der FAZ „Eine Zahl macht Karriere“. Der Grenzwert für NO2 ist das Ergebnis von Schlamperei und Gruppendynamik zwischen EU-Kommission, Rat und Berichterstatter das Parlaments. Die Problematik war untergegangen unter dem damaligen Fokus auf Feinstaub.

Der Hohn sind nun die Ausführungen zum Feinstaub im Stuttgarter Luftreinhalteplan : Feinstaub durch den Verkehr ist gar nicht das Problem – alles nämlich hausgemacht, basierend auf einer eigenen Studie https://fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/40191/BWB21007SBer.pdf?command=downloadContent&filename=BWB21007SBer.pdf

Trotzdem ruft Stuttgart noch regelmäßig ‚Feinstaualarm‘, sobald sich eine Inversionswetterlage ankündigt.

Eloman
5 Jahre her

Wir werden alle sterben. Früher oder später. Oder wie ein großer Denker mal sagte: Nobody gets out of life alive.

K. Sander
5 Jahre her

Der Mist geht immer weiter. Am Wochenende konnte man in Berlin eine Demonstration beobachten. Auf den Plakten stand „schafft die PK-Weg“. Die haben auch rumgebrüllt: „1,2,3 – autofrei“. Freiheit für Autos wollten die garantiert nicht. Man konnte daraus auch schlussfolgern, wie es in der Zukunft weitergeht. Es waren zwar nur ungefähr 50 Demonstranten. Aber da waren sehr viele kleine Kinder im Altersbereich von 5 Jahren dabei. Denen redet man heute den Quatsch ein und wenn die erwachsen sind, steckt das noch im Kopf. Oh, da hatte doch eine Politikerin gefordert, dass Kinder bereits ab 8 Jahren zur Wahl gehen sollen.… Mehr

Klaus Metzger
5 Jahre her

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass die Lebenserwartung in den zwei Stickoxid-Höllen in Deutschland, Stuttgart und München, um eineinhalb bzw. um zwei Jahre höher ist, als im Rest der Republik. Und in einer Stadt wie Pirmasens, in der Luftverschmutzung kein Thema ist, leben die Leute dreieinhalb Jahren kürzer.
Erklärt das mal, liebe Epidemiologen! Nimmt man diese Korrelation aich als Kausalität, bleibt nur der Schluss, Stickoxid ist lebensverlängernd.

K. Sander
5 Jahre her
Antworten an  Klaus Metzger

Ja, Stickstoffmonoxid ist verlängert die Lebenszeit. Deshalb wird es bei Herz- und Lungenkrankheiten in Krankenhäusern eingesetzt. Auch Neugeborene mit Lungenversagen müssen das einatmen, um zu überleben. Siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoffmonoxid#Medizinisch Dort findet man noch etwas: im letzten Abschnitt: „Tibeter verfügen als Anpassung an das Leben im Hochland um 4000 Meter über zehnmal so viel NO im Blut wie Bewohner auf 200 Meter über dem Meeresspiegel, was zu einer Verdoppelung des Blutflusses im Vergleich zu Tiefland-Bewohnern und hierdurch zu einer optimierten Versorgung mit Sauerstoff führt.“ Aber Stickstoffmonoxid brauchen wir noch für etwas anderes. Gäbe es das nicht, dasnn gibt es auch keine… Mehr

Gerro Medicus
5 Jahre her

Jeder zeitlich variierende Prozess korreliert in irgendeiner Form mit anderen zeitlich variierenden Prozessen, entweder positiv oder negativ. Nachzulesen in dem Buch „Zielverführung“ von Prof. Dietrich Dörner, Gunnar Heinsohn und anderen. Auch die Lektüre des Buches von Rolf Dobelli „Die Kunst des klaren Denkens“ ist da hilfreich, besonders Kapitel „Die falsche Kausalität“ auf S. 153. Darin kommt nicht nur das Beispiel mit den Störchen und den Babies vor, sondern weitere wie z.B. das Beispiel von den Eltern, die massenhaft Bücher kauften, weil sie gelesen hatten, dass Kinder aus Haushalten mit vielen Büchern intelligenter und erfolgreicher sind als andere. Wem das nicht… Mehr

Ernst-Fr. Siebert
5 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Die Intelligenten unter denen glauben auch nicht daran, sie wissen aber, daß man damit argumentativ seine wirklichen Ziele erreichen kann.
Wenn Sie etwas verkaufen wollen, geht das am besten über den Bauch (Zitelmann) und das machen die. Deswegen sind die Grün-Linken Argumenten nicht zugänglich, sondern diese machen sie wütend und sie reagieren aggressiv.
Man käme als Rechter besser mit ähnlichen Methoden zum Ziel. Das widerstrebt uns und lässt uns manchmal ratlos zurück.

schwarzseher
5 Jahre her

NOx und Feinstaub flößen mir keine Angst ein, der Islamismus in Europa dagegen schon.