Wie der Euro die Stadt Essen ruiniert

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Das Elend der Europäischen Zentralbank EZB

Am Donnerstag wird voraussichtlich der EZB-Rat jenes monströse Kaufprogramm beschließen, von dem jetzt hier schön öfters die Rede war. Das mit den ganz vielen Nullen. Da kaufen dann die EZB oder ihre Ausführungsorgane, also die deutsche- , griechische-, spanische-, französische- Nationalbank Staatsanleihen. Die Folgen haben wir beschrieben. Es soll Griechenland weitere Kreditaufnahmen erleichtern. Auch vergangene Woche hat mir die EZB wieder geschrieben, dass sie neutral sei, Griechenland nicht bevorzuge und die Papiere auf jedem Fall nur zu Marktpreisen kaufen. Etwas anderes habe ich auch nicht behauptet. Aber es geht so: EZB-Präsident Mario Draghi hat vorgeschlagen: Die Bundesbank kauft dann nur deutsche Anleihen, die griechische nur griechische Anleihen. Damit soll suggeriert werden, dass die Schulden des jeweiligen Landes im jeweiligen Land bleiben. Klingt gut. Aber ändert nichts daran, dass Griechenland pleite ist und nur noch mehr pleite wird, wenn es noch mehr Schulden macht, die es dann erst recht nicht mehr bedienen kann. Und dann am Ende, wenn es eben nicht mehr zu verheimlich ist, dann doch die Deutschen und ein paar Niederländer die Griechenschulden an die Backe geklebt kriegen. Und genau das habe ich erwartet und die EZB in mehreren Schreiben nur halbherzig dementiert: Griechenland kann Schulden machen, immer weiter. Irgendwann landen sie in Deutschland. Nun klingt das sehr kompliziert, zu kompliziert jedenfalls für den Staatskämmerer von Essen, der ja nicht einmal kompetent genug erscheint, die Kasse einer Pommesbude zu führen. Daher für Essen:

Der Euro wird immer schwächer

Aber natürlich wird das den Kurs des Euro weiter drücken; oder, weil die Spekulanten der Welt (zu der Essens Rathaus nicht gehört) diesen Schatten auf dem Euro schon vorweg genommen haben: Der Euro wird nicht weiter steigen, sondern schwach bleiben. Oder noch schwächer werden; was bedeutet: Es werden noch ein paar Millionen fällig. Schlecht für die Stadt Essen und anderswo. Jetzt muß gespart werden; jetzt werden die letzten Schwimmbäder geschlossen. Ich sehe schon die Begründung in der dortigen Lokalpolitik: Die Banken!, werden sie schreiben und schreien. Das sind die internationalen Spekulanten! Das Finanzkapital aus New York! (Naja, Juden sagen sie diesmal nicht direkt dazu). Damit lenkt man herrlich ab – von der eigenen Unfähigkeit, das Geld der Bürger zu verwalten. Es sind dann immer die anderen, siehe oben. Nur nie die Kommunen.

Und dann wählen also die Griechen. Darüber ist alles gesagt; es wird so und so teuer für Europa. Denn Griechenland, dieses intergalaktische schwarze Loch, saugt alles Geld Europas an und lässt es verschwinden. Europa meint, sich nicht dagegen wehren zu können. Denn wenn die Griechen sonst nichts können – eines können sie: Damit drohen, dass sie Pleite gehen und damit ganz Europa in den Abrund reißen. Also mit Dramen, Not und Elend, da sind die ebenso unschlagbar wie mit Erzählungen über List und Betrug. Das alles ist so eine ungeheure Vorstellung, denn natürlich liebt jeder halbwegs vernünftige Mensch das vereinte Europa. Und deshalb werden wir bald nach der Wahl in Athen wieder den Geldbeutel öffnen. Odysseus, der listigste aller Menschen, wohnt in Athen. Nicht in Essen.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 33 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

33 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen