Muttis Firesale – worüber unsere freien Medien nicht berichten wollen/können/dürfen

Eine schweigende Mehrheit von gutgläubigen Bürgerinnen und Bürgern betrachtet alles, was Muttis Medien nicht melden, als nicht existent und hält Verknüpfung von Informationen für abstruse Verschwörungstheorien.

Uli Weber

Unsere demokratisch gewählte Regierung und ihre freien Medien versuchen, uns die Welt mit zusammenhanglosen Einzelinformationen aus unserem eigenen, ganz persönlichen Blickwinkel zu erklären, gerade so, als gäbe es keinerlei faktische Hintergründe und Zusammenhänge. Eine gewählte Regierung, die sich außerstande erklärt, die Grenzen unserer Bundesrepublik Deutschland zu schützen, empfiehlt uns jetzt für einen imaginären Krisenfall eine Vorratshaltung von Lebensmitteln, Wasser und Bargeld für 10 Tage. Dabei sollte das Bargeld doch eben noch zur vorgeblichen Unterbindung der Terrorismusfinanzierung ganz abgeschafft werden. Und plötzlich steht die Gefahr eines existenziellen Cyberangriffs im Raum, der unsere gesamte Infrastruktur lahmzulegen imstande sein soll.

Das ist seit Ende des Kalten Krieges ein einmaliges Ereignis. Seither hat es überall auf dieser Welt Kriege und Terrorangriffe gegeben, die NATO hat in den jugoslawischen Bürgerkrieg eingegriffen, die Diktatoren im Irak und Libyen wurden niedergebombt und unsere Bundeswehr hat am Hindukusch die freie Welt verteidigt. Haben Terroranschläge in westlichen Industrienationen oder Kriege auf dem Balkan, im Nahen und Mittleren Osten oder sonst irgendwo auf der Erde jemals zu Versorgungsengpässen in der westlichen Welt geführt? Ist jemals eine komplette Infrastruktur, auch nur die eines Drittwelt-Staates, durch einen Cyberangriff lahm gelegt worden? – Nein!

Diejenigen, die in einem Großunternehmen arbeiten, kennen den Unterschied zwischen Internet und Intranet ganz genau. Wann und wo hätte jemals ein Internetangriff auch auf das Intranet eines Großunternehmens „durchgeschlagen“? Und welcher normale Intranet-Benutzer hätte einen unkontrollierten Zugriff auf die Prozess-Steuerungen in seinem eigenen Unternehmen? Zwischen Internet, Intranet und den verschiedenen Stufen der Prozess-Steuerung liegen jeweils Firewalls, die einzeln überwunden werden müssen und die umso ausgeklügelter sind, je größer die Gefahr von Industriespionage oder Fremdeingriffen ist.

Worauf will unsere Bundesregierung uns vorbereiten?

Unsere Politiker propagieren für ihre planwirtschaftliche Energiewende das „smarte“, internetgesteuerte Stromnetz der Zukunft und halten gleichzeitig einen Cyberangriff auf unser konventionelles analoges Stromnetz für wahrscheinlich. Will man uns tatsächlich allen Ernstes erzählen, ein einziger Internetangriff könne auf unsere gesamte Infrastruktur „durchschlagen“? Auf sämtliche mehrfach abgesicherten Prozesse, die oft völlig unabhängig vom Internet mit ganz unterschiedlichen Betriebssystemen gesteuert werden? Ist es eigentlich außerhalb von Hollywood schon einmal irgendwem gelungen, ein Kraftwerk von außen „digital“ zu kapern? – Nein, denn gerade Kraftwerke sind üblicherweise steuerungstechnisch „veraltet“, weil sie auf eine Lebensdauer von 50 und mehr Jahren ausgelegt sind und dort deshalb ganz unterschiedliche Generationen von Steuerungstechnik nebeneinander verwendet werden.

Planung für den Blackout
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Aber wir sind trotzdem schon ganz nah an der Wahrheit, denn umgekehrt wird tatsächlich ein Schuh daraus: Wenn wir uns einmal die Berichte der Bundesnetzagentur über die Stabilität unserer Stromversorgung ansehen, dann müssen wir feststellen, dass sich die sogenannten Redispatch-Eingriffe (=Notfalleingriffe) in das sicherste Stromnetz der Welt durch die Einspeisung von EEG-Grünstrom allein von 2014 auf 2015 nahezu verdoppelt haben, und zwar von einer Eingriffshäufigkeit von 8.453 auf 15.811 Stunden. Anfang dieses Jahrtausends hatten noch zwei bis drei Notfalleingriffe im ganzen Jahr ausgereicht, um unser Stromnetz zu stabilisieren; diese Zahl hat sich inzwischen vertausendfacht.

Dieses vormals sicherste Stromnetz der Welt benötigt heute also mehr Eingriffe an einem einzigen Tag, als ursprünglich einmal im ganzen Jahr erforderlich waren. Und natürlich beinhaltet jeder dieser Eingriffe auch die Möglichkeit eines Anwenderfehlers oder eines Kommunikationsversagens. Und jetzt wird auch sofort deutlich, warum ein angeblich befürchteter „Cyberangriff“ so katastrophal für unsere gesamte Infrastruktur wäre. Es reicht nämlich völlig aus, die Kommunikation zu einem einzigen konventionellen Kohlekraftwerk zu unterbinden, um an einem beliebigen Tag einen einzigen Notfalleingriff in unser Stromnetz wirkungsvoll zu verhindern. Das Ergebnis wäre dann tatsächlich ein Blackout in Deutschland und wahrscheinlich auch im benachbarten Ausland, also ein vollständiger Zusammenbruch unserer öffentlichen Stromversorgung.

Die Brandstifter alarmieren die Feuerwehr

Und ein Blackout unserer Stromversorgung würde zwangsläufig zu einem sogenannten „Firesale“ führen. Lebensmittelversorgung, Wasserversorgung, Kommunikation, Zahlungsverkehr und vieles mehr würden unmittelbar zusammenbrechen und bürgerkriegsähnliche Unruhen und Plünderungen wären die Folge. Das weiß natürlich auch unsere Bundesregierung. Und plötzlich ergibt auch eine von unserer Bundesregierung beabsichtigte Maßnahme einen tieferen Sinn: die im Widerspruch zu unserer Verfassung ermächtigten Ordnungseinsätze der Bundeswehr im Inneren. Nur unsere Streitkräfte verfügen im Fall Firesale nämlich noch über ein eigenes Kommunikationssystem, das unabhängig vom öffentlichen Stromnetz betrieben werden kann. Und damit sind diese Streitkräfte dann auch die einzige verbliebene Ordnungsmacht, die in einem solchen Fall überhaupt noch einsatzfähig wäre.

Wenn wir Muttis Firesale jetzt also einfach mal auf den Namen Wladimir taufen, dann haben wir bei unserer Krisenvorsorge auch noch die vorgeblich von Russland ausgehende Kriegsgefahr angemessen berücksichtigt. Denn das Problem eines Blackouts unseres Stromnetzes mit einem anschließenden Firesale hat unsere gewählte Regierung mit dem Erneuerbaren Energie Gesetz, ihrer ideologischen Energiewende und der beabsichtigten Dekarbonisierung der Welt ja selber heraufbeschworen. Man könnte also mit Recht sagen, dass die Frösche gerade mit Scheinargumenten vorgeben, den von ihnen selbst verursachten Sumpf trockenlegen zu wollen.

Das Problem unserer fortwährenden Desinformation sind aber weniger Muttis freie Medien, die nach 50 Jahren kritisch-unabhängiger Berichterstattung für mündige Bürgerinnen und Bürger schließlich zu einem regierungsnahen Erziehungsinstrument für eine unkritisch gewordene „Bevölkerung“ verkommen sind. Denn die Pressefreiheit stellt für sich selbst ja keinerlei Qualitätsanspruch dar, im Gegenteil, unseren Medien steht es danach völlig frei, wem sie sich zu Diensten geben wollen.
Das eigentliche Problem ist vielmehr eine schweigende Mehrheit von gutgläubigen Bürgerinnen und Bürgern in unserem Lande, die weiterhin auf den Amtseid unserer gewählten Bundesregierung vertraut und die sich von Muttis freien Medien korrekt und umfassend informiert fühlt. Schlimmer noch, es ist die Mehrheit in unserem Lande, die alles, was Muttis Medien nicht zu melden belieben, als nicht existent betrachtet und die jede nachträgliche Verknüpfung von zusammenhanglos vermittelten Medieninformationen für abstruse Verschwörungstheorien hält.

Wir wähnen uns bei der geplanten Dekarbonisierung der Welt auf dem vermeintlich sicheren Grund einer angeblich wissenschaftlich fundierten Mehrheitsmeinung, was aber gar nicht zutrifft. Vielmehr steht unsere Industriegesellschaft auf den Schultern von Titanen, die einstmals nach Krieg und vollständiger Zerstörung unseres Landes eine soziale Marktwirtschaft auf der Basis von kohlenstoffhaltigen Energieträgern aufgebaut hatten. Und der sich subjektiv weiterhin gut informiert fühlende Durchschnittsbundesbürger hat längst vergessen, dass sein gegenwärtiger Lebensstandard ausschließlich auf genau denjenigen industriellen Errungenschaften beruht, die unsere Regierung jetzt mit planwirtschaftlichen Maßnahmen bekämpft und sukzessive zu zerstören sucht, um damit auf unsere Kosten vorgeblich das Klima der Welt zu retten …

Uli Weber ist Geophysiker und Publizist.

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