Krugman und Stiglitz – Der Krieg der Nobelpreisträger

Deutschland hat derzeit keinen guten Ruf, und zwar nicht nur bei griechischen Politikern, die auf Cash aus Berlin hoffen. Gefährlicher sind bekannte US-Ökonomen und Nobelpreisträger wie Paul Krugman. Dieser hatte in seiner Kolumne in der New York Times den Deutschen Putsch-Absichten gegenüber Griechenland vorgeworfen – und schlimmer noch sogar eine „Machtergreifung in Europa“. Er sprach von „Deutschen Führern“ (ein Schelm, der Böses dabei denkt), welche die Europäische Welt ins Unglück stürzen wollten.

Ähnlich klingt der 72-jährige Joseph E. Stiglitz , ein anderer Amerikanischer Ökonomie-Nobelpreisträger. Er kann seine politische Wut kaum zügeln. Man müsse, so verlangt er, Kanzlerin Merkel stoppen, bevor sie Europa und Griechenland zerstöre. Nicht nur „im Ton vergreift er sich“, wie der Deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn sagt. Krugman, dessen Ansichten in der internationalen Wirtschaftstheoretik auch als längst überholte „paleo-Keynsianischen“ Thesen eingeschätzt werden, genießt allerdings Ansehen und hat Anhänger; er wird weltweit zitiert. Das Grundmuster der Angriffe ist in Stoßrichtung und Schärfe immer das Gleiche und passt fast deckungsgleich zu den Thesen des ungarisch-britischen Milliardärs George Soros.

Auch der Spekulant George Soros greift an

Dieser legt sich in Hintergrundgesprächen kaum noch Zügel an, wenn es gilt die These von Deutschlands notwendiger Sühne und zu leistender Reparationen zu verbreiten. Denn es sei nun endlich an der Zeit, dass Deutschland seine politische und damit auch moralische Schuld der Nazi-Zeit und deren schrecklichen Folgen begleiche. Das sollte, so Soros, unter anderem dadurch geschehen, dass Berlin ein Großteil der derzeitigen und zukünftigen Schulden Athens übernehme. Relevante ökonomische Erkenntnisse von Soros, außer seiner extrem erfolgreichen Spekulation gegen Großbritannien und neuerdings Griechenland, sind unbekannt und daher unbeachtlich – er argumentiert immer für die eigene Kasse und die offene Spekulationsposition. Das allerdings lässt er sich einiges kosten – europaweit operieren Think-Tanks mit seinem Geld – und so stehen auch deutsche Wirtschaftsweise immer wieder in seinem Sold.

Anders liegt es oberflächlich bei den Nobelpreisträgern Krugman und Stiglitz. Deren Keynsianische Thesen vertritt in der amerikanischen Debatte kein relevanter Politiker. Es ist ja auch tatsächlich schwer zu verstehen, wieso mehr und besser bezahlte Beamte der griechischen Wirtschaft auf die Beine helfen sollten; einer Wirtschaft, die ohnehin durch zu viel Bürokratie gehemmt ist und nicht durch zu wenig.

Die Hoffnung, nur in Konsum fließendes Geld könne eine Wirtschaft retten, ist bekanntlich absurd und führt im Fall Griechenlands zum Gegenteil: Mit Staatsknete werden die produktiven Kräfte eher gelähmt statt aktiviert. Angesichts ihrer Angebotsschwäche führt jede Konsumstimulation auf Kredit in Griechenland allenfalls zum Anstieg der Importe aus Deutschland, Korea, China oder Taiwan.

Diesen Primitiv-Keynesianismus, der trotzdem in deutschen Wirtschaftswochenblättern nachgebetet wird, findet in den USA längst keine Anhänger mehr. Ganz im Gegenteil: die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung – anderswo als Austerity-Politik bezeichnet, ist Allgemeingut beider amerikanischen Parteien, der Demokraten wie der Republikaner. Und daher wenden beide Professoren ihre Attacke auch nicht gegen die eigene US-Wirtschaftpolitik. Dort gäbe es in der Tat ein weites Anwendungsfeld für Keynsianische Politik, mit deren Hilfe die sattsam bekannte Ungleichheit in der Verteilung amerikanischen Vermögens zu bekämpfen wäre. Das unterlassen beide US Ökonomen wohlweislich.

Denn erstens wäre eine solche Attacke für beide in der amerikanischen Öffentlichkeit höchst unbekömmlich. Und zweitens wissen beide genauso gut wie die handelnden Politiker, dass der Keynsanismus in der Urgeschichte ganz anders abgelaufen ist.

Die immensen Schulden des Amerikanischen Staates (126% des BSP Ende 1944) stammten von der Bekämpfung der großen Depression in den 30er Jahren und den ungeheuren Kosten des 2. Weltkrieges. Diese Schuld hat der Amerikanische Bürger uns Steuerzahler in den Jahren bis 1952 dadurch getilgt, dass Washington Bundesanleihen immer mit einem Zinssatz ausgab, der 1,5% unter der Inflationsrate lag. Das wurde auch als „Financial Repression“ bezeichnet, also eine Art Unterdrückung durch Finanzpolitik. Folglich hat die gesamte US-Wirtschaft und Gesellschaft die Schulden getilgt. 1952 betrug die Schuldsumme nur noch 62% des BSP.

Das ist etwas völlig anderes als Krugman’s/Stiglitz’s Postulate, nach denen andere, vor allem die Deutschen und andere Europäer, durch Schuldenschnitt die Finanzlasten Griechenlands, aber auch anderer Südstaaten übernehmen sollen. Und das solches die Deutschen und Europäer auch immer weiter betreiben müssten, weil bekanntlich die derzeitige griechische Politik nicht darauf ausgerichtet ist das Land wirtschaftlich auf die Füsse zu bringen. Krugman und Stiglitz argumentieren nicht ökonomisch, sondern aus einer sehr persönlichen politischen Perspektive.

Sie sollten offenlegen, wieso sie krude Theorien der Ökonomie zu derart maßlos übersteigerten Angriffen benutzen.

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