Deutsche Anleger holen auf

Adesso, Aurelius, KPS oder MBB, haben in den vergangenen Monaten Kursgewinne in zwei- bis dreistelliger Prozenthöhe erzielt. Ihre Aktionärsstruktur müsste die Herzen der Anleger höher schlagen lassen, ein erheblicher Teil vieler Aktien gehört dem Management.

© Thomas Lohnes/Getty Images

Eine aktuelle Studie bringt es an den Tag: Bei den Aktien aus der zweiten und dritten Reihe zählt Substanz vor Wachstum. Unter den Aktionären dominieren immer noch amerikanische und britische Anleger.

Sie heißen adesso, Aurelius, KPS oder MBB, haben in den vergangenen Monaten Kursgewinne in zwei- bis dreistelliger Prozenthöhe erzielt – und sind in breiten Anlegerkreisen so gut wie unbekannt. Ihre Aktionärsstruktur müsste die Herzen der Anleger eigentlich höher schlagen lassen, denn ein erheblicher Teil der genannten und vieler anderer Aktien gehört dem Management. Das ist in der Regel ein gutes Zeichen. Denn Manager, die an ihrem Unternehmen beteiligt sind, haben üblicherweise eher ein Interesse daran, dass es dauerhaft hohe Gewinne erwirtschaftet und damit den Aktienkurs nach oben treibt, als die auf möglichst hohe Boni schielenden Verwaltertypen.

Es geht um den börsennotierten Mittelstand, der gewichtig in den Indizes MDax, TecDax  und SDax vertreten ist. Und wem – außer den Manager-Aktionären – gehört er sonst noch? An allererster Stelle institutionellen amerikanischen Anlegern, wie Pensions- und sonstigen Fonds, an zweiter Stelle britischen und irischen Fonds, an dritter Stelle dem norwegischen Staat. Auf dass der Pensionär aus Texas oder Brexitland, von der grünen Insel oder aus dem Land der tausend Fjorde dank des fleißigen deutschen Mittelstands einen schönen Lebensabend genießen möge. Die Ausländer haben dessen lukrative Geschäftsmodelle in voller Breite entdeckt, lange bevor hiesige Fonds, Vermögensverwalter und private Aktionäre darauf gekommen sind.

Flucht in Substanzwerte

Doch mittlerweile regt sich etwas. Wie aus einer aktuellen Studie der Beratungsfirmen cometis und Ipreo hervorgeht, schließen deutsche Anleger zu den anderen auf: Im vergangenen Jahr hielten sie 19 Prozent des institutionell gehaltenen Streubesitzes aller MDax-Unternehmen, ein Anstieg um zwei Prozentpunkte, und 29 Prozent des entsprechenden Streubesitzes der TecDax-Unternehmen nach dem Anstieg um einen Prozentpunkt. Beim SDax zeichnet sich der gleiche Trend ab: 28 Prozent Anteil nach einem Sprung um drei Prozentpunkte.

Aus der Studie geht auch hervor, dass institutionelle Anleger ihre Anteile an wertorientierten Aktien – auf Neudeutsch Value-Aktien – generell zulasten von Wachstumsaktien aufgestockt haben. Das wird anhand der Kursverläufe sichtbar. So haben Pharmaaktien, die beispielhaft für Wachstum stehen, in den beiden vergangenen Jahren zum größten Teil enttäuscht. Dagegen sind die Kurse der meisten wertorientierten Aktien nach oben geschossen. Aber wofür steht eigentlich der Wert? Grob gesagt: Dafür, dass der Kurs einer Aktie unter ihrem Substanzwert steht. Dieser erfordert viel Rechenarbeit und lässt sich kaum an einzelnen Branchen festmachen. Immerhin ist eine Erkenntnis nicht von der Hand zu weisen: So, wie hohe Immobilienpreise und seit einigen Wochen wieder anziehende Edelmetallpreise die Flucht in Substanzwerte widerspiegeln, so tun es nun auch die Kurse deutscher Mittelstandsaktien, Ende noch nicht absehbar. Oder aus anderer Perspektive betrachtet: Anleger schützen sich mithilfe von Substanzwerten vor der drohenden Inflation.

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