Blackbox KW 38 – Erste Bürgerpflicht: Maul halten!

Captain Merkel vom Traumschiff Surprise will in die Vergangenheit reisen, Parteifreund Bouffier nach Bayern einmarschieren. Und tief im Westen, im Homeland NRW, werden sogar massiv Polizeistellen abgebaut, weil alles so schön friedlich ist. Es geht voran!

Da hilft nichts, wir müssen akzeptieren, dass die Welt, wie wir sie kannten, langsam den Bach runter geht. Wo man hinschaut, Hate-Speech statt Liebe. Stefan Mross, die tanzende Trompete, steht vor der Scheidung, und Sonderausgaben melden das Aus für Brangelina. Selbst das Berliner Traumpaar Gangelina (Gabriel und Angela) ist wohl bald Geschichte. Und es hört nicht auf:

♦ Der Berliner Wahltriumphator (sagenhafte 21,6 % bei 66% Wahlbeteiligung) Müller trennt sich von seiner gerade verbeamteten Senatssprecherin Daniela Augenstein. Wenigstens zeigt sich der SPD-Mann großzügig – immerhin wirkte das sozialdemokratische Traumduo 21 Monate zum Wohle der Stadt. Erst mal 8.000 € für seine Daniela, dann „Ruhegehalt“ über 6.000 €, danach sehen wir weiter. Deutschlands große Umverteilungspartei lässt sich wahrlich nicht lumpen, wenn es um Steuergelder geht.

♦ Sie wollen auch mal mit abkassieren? Dann sollten Sie die Stellenanzeigen im Auge behalten. In Malu Dreyers Rheinland-Pfalz suchte die SPD einen Bundestagskandidaten – erstklassige Vergütung und Rentenansprüche inklusive. Und das tollste ist, jeder konnte mitmachen, der sich „motiviert, aufgeschlossen und politisch interessiert“ fühlt.

♦ Also jeder, der quasi über die Qualifikation von Parteichef Siggi verfügt. Sie müssen nur tun, was man Ihnen sagt und ansonsten das Maul halten. Etwa, wenn Siggi zu Protestkundgebungen gegen den Syrien-Krieg aufruft, sollten Sie keine dummen Fragen stellen, wie: Ist die Bundeswehr nicht mit dabei? Hat die SPD dem Kriegseinsatz nicht zugestimmt?

♦ Zwei kleine Paragraphen müssen Sie auswendig lernen für Ihren Platz an der Sonne: 1. Der Parteibonze hat immer recht. 2. Wenn nicht, tritt Paragraph 1 in Kraft! Das war‘s. Wenn etwa Brandenburgs Ministerpräsident Woidke (SPD) wieder mal vor dramatisch ansteigender rechtsextremer Gewalt warnt und als Beweis anführt, dass „jeder Übergriff, bei dem nicht erwiesen ist, dass er keine rechtsextreme Motivation hat, in die (Rechtsextremisten-) Statistik hineingezählt“ wird – tritt automatisch Paragraph 2 in Kraft. Zweifelnde Kandidaten, die nicht wissen, ob sie diese geistigen Loopings aushalten, können wir beruhigen: In SPD eigenen und befreundeten Presseorganen wird die spezialdemokratische Wahrheit laufend wiederholt, bis sie sitzt. Etwa im Spiegel: „Fremdenfeindliche Gewalt steigt drastisch.“

♦ Manchmal, lieber Leser, quält uns das Gewissen. Müssen wir uns Vorwürfe machen, weil wir ständig die SPD und ihre Spießgesellen verhöhnen, so wie RTL mit „Bauer sucht Frau“ und „Schwiegertochter gesucht“ mental oder sozial gehandicapte Mitbürger dem Spott preisgibt? Darf man Menschen vorführen, nur weil sie nicht alle Latten am Zaun haben? Aber dann siegt doch die Überlegung: Alles für Klickrate und Quote! Und außerdem treten in unserem kleinen Sonntags-Programm ja nicht nur Spezialdemokraten auf.

♦ Auch für unsere sprachgewandte Angela haben wir immer einen Platz frei, selbst wenn sie ein ganz klein wenig gewöhnungsbedürftig über Aliens („Fremde“) und Zeitmaschinen fantasiert. Ihr neuester Plan: Wenn Parteikollegin und Forschungsministerin Johanna Wanka endlich die Sache mit den Zeitreisen hinbekommt, will Angie in die Vergangenheit reisen, „um mich mit der ganzen Bundesregierung und allen Verantwortungsträgern besser auf die Situation vorbereiten zu können, die uns dann im Spätsommer 2015 eher unvorbereitet traf.“

♦ Bis der Zeitsprung klappt muss sie sich mit Grapschern, Bedrängern und Sextätern befassen – nein, nicht mit den aus vorehelichen Zölibats-Gebieten Zugereisten, sondern mit denen in der eigenen Parteifamilie. Wie wusste schon die sozialistische Gesine, die uns nur ein gnädiges Schicksal als Bundespräsidentin ersparte: Die meisten Schweinerein passieren in der Familie, nicht in Köln.

Und ist nicht eine Partei auch so etwas wie eine riesengroße Patchwork-Familie? Nun, bei der Berliner CDU scheint es jedenfalls zuzugehen wie bei den Flodders. So soll sich der ehemalige Innensenator Henkel einem jungen CDU-Mäuschen mit den Worten genähert haben: „Oh, eine große süße Maus!“ Lange, zu lange hat die Maus geschwiegen, bis sie endlich einen knallharten Aufsatz verfasste: „Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will“. In dem sie der Landes-CDU „tief verankerten Sexismus und ein systematisches Ausgrenzen weiblicher Quereinsteiger vorwirft“, wie der Spiegel entsetzt schreibt. Die Kanzlerin soll übrigens die Vorwürfe achselzuckend und frei nach Adenauer mit den Worten: „Mich hat er noch nicht angelangt“ weggewischt haben.

♦ Auch mit der buckeligen Verwandtschaft geht man recht rüde um. Der CDU-Vizechef Bouffier droht mit dem Einmarsch seines Clans nach Bayern, wenn die Cousins von der CSU nicht endlich aufhören, schlecht über Mutti zu sprechen. Da konnten die leicht angeschickerten Bajuwaren hinterm Oktoberfest-Zaun nur lallen. „Hä! Wer? Der Bluff-ier?“

♦ Um die These zu beweisen, dass man „alle in einen großen Sack stecken und draufhauen kann – und damit immer den richtigen trifft“, haben CDU/CSU/SPD jetzt beschlossen, einen gemeinsamen Kandidaten als Gauck-Nachfolger zu finden. Also uns fällt da sofort Schulz ein. Das wäre mal ein tolles Signal für eine gepflegte Debattenkultur, und Zeit hätte Schulz bald auch jede Menge.

♦ Tief im Wilden Westen, in unserem Homeland NRW, wo die SPD beherzt für Ruhe und Ordnung sorgt, fühlen sich viele Bürger, aufgehetzt durch Rechtspopulisten, immer unsicherer. „Lächerlich!“, sagt Ober-Sheriff Ralf Jäger. Bloß weil „Unbekannte“ in Recklinghausen jetzt auch auf Rettungswagen schießen? Oder weil ein eigentlich ganz netter minderjähriger syrischer Lausejunge einen Sprengstoffanschlag plante? Oder weil ein 12-jähriger Schüler halbtot zusammengeschlagen auf der Intensivstation liegt? Oder, oder, oder? Einzelfälle! Hat die Ruhr-SPD-Universität längst eindeutig bewiesen.

Um den Bürgern jede Angst zu nehmen, sollen jetzt bei der Bochumer Polizei über 100 Stellen abgebaut werden. Das würden die Sozis ja wohl nicht machen, wenn es irgendeinen Grund zur Sorge gäbe!

♦ In Deutschland leben schon seit vielen Jahren 500.000 abgelehnte Asylbewerber. Sie wurden zunächst geduldet und bekamen später Bleiberecht. Da sind die, die aufs Merkel-Konto verbucht werden müssen, noch gar nicht berücksichtigt. Wenn man nicht abschiebt, warum gibt´s dann überhaupt noch teure Asylverfahren? Wenn Asylverfahren letztendlich wurscht sind, warum gibt es dann überhaupt Asylgesetze? Und wenn Gesetze beschlossen werden, die keinerlei Bedeutung haben, wozu braucht es dann noch einen Bundestag? Merkel braucht den jedenfalls augenscheinlich nicht.

Heiko der Woche (denuntio ergo sum)

Endlich haben wir auch mal eine TV-Persönlichkeit als Preisträgerin! Der HdW geht an Gabi Bauer, die das Mittel des „Interviews“ wählte, um den noch nicht vor dem ARD-Nachtmagazin sanft Entschlummerten eine Heidenangst einzujagen, als sie Anetta Kahane (better known as IM-Victoria) über „Rechtsextreme, auch aus der Mitte der Gesellschaft“ schwätzen ließ. Das Fazit – Dass die Leute reden können, was sie wollen, geht natürlich nicht! – fand die TV-Frau nicht der Nachfrage wert. Wer Hetzern und Denunzianten so harmlos eine große Aufmerksamkeit verschafft, macht sich mitschuldig – und preiswürdig.

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