Obama und die Hooligans

Das ist die Dorfkirche von Lansing - ein fiktiver Ort für die Erfolgsserie „dahoam is dahoam“ des Bayerischen Fernsehens. Bei richtigem Betrachtungswinkel sieht alles recht gemütlich aus. Heimatlich eben, auch wenn es nur Kulisse ist. Auch die Debatte um Migration hat etwas kulissenhaftes: Da wird eine Harmonie vorgegaukelt, die allerdings nicht gemütlich, sondern betrügerisch ist.

Die Wutattacke von Oben

Die massenmedialisierte Formel hieß schnell: mit den „Faschisten“, die schon den Fußball diskreditierten, kann es keine gemeinsame Sache gegen den islamistischen Terror, und sei er noch so schlimm, geben. In der letzten Woche, in der sich der heldenhafte Kampf von Oben gegen den Hooliganismus zu immer neuen Verbotsgesängen hochdrehte, waberte Pulverdampf in der Luft da Oben. Nein, die Wiedereinführung der Todesstrafe hat glücklicherweise noch Niemand in den Mund genommen. Aber Gesetzesänderungen, ein verändertes Verhalten der Polizeibehörden, Demonstrationsverbote und sogar eine Verfassungsänderung wurden zündelnd in die aufgepeitschte Diskussion hinein gereicht.

Dabei ist die Beweislage gegen die Hooligans an den Maßstäben des Rechtsstaates gemessen dürftig. Und gemessen daran, dass die Hooligans angeblich symptomatisch für einen großen Teil der deutsche Bevölkerung stehen,  der latent einen gefährlichen Ausländerhass und eine ebenso gefährliche Islamophobie in sich trüge, ist die  Beweislage gegen die in Köln versammelten Hooligans als katastrophal zu bezeichnen. 20.000 € Gesamtschaden – das Missverhältnis von Geschrei und Fakten ist wirklich erstaunlich. 

Eine Brüllmasse in Köln, ein umgekipptes Polizeiauto, die ausgemachte höchste Gewaltbereitschaft, fliegende Flaschen und Silvesterknaller, ein paar Nazisymbole und eine lange Liste von verletzten Polizisten, die zum ganz überwiegenden Teil im Dienst blieben – das ist die Bilanz des tatsächlichen Geschehens. Jede Castor-Demonstration ist dagegen weit gefährlicher und gewalttätiger: In Gorleben fliegen potentiell tödliche Bolzengeschosse, und unter dem Applaus der rot-grünen Fraktion wird immer wieder versucht, Hubschrauber zum Absturz und Züge zum entgleisen zu bringen. „Schottern“ als grüner Verharmlosungsbegriff für versuchten Mord hat sich in die Sprachwelt eingeschlichen.

Aber jetzt geht es ja um eine Demonstration von Rechts und das ist was ganz was anderes. Dazu paßt, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizere im Gleichklang mit dem Bundesjustizminister Heiko Maas just in dieser Zeit aus Syrien und dem Irak zurückkehrende deutsche Dschihadisten, überwiegend mit Migrationshintergrund, wissend um mögliche Beteiligungen an Terror-und Mord, fürsorglich und demonstrativ als „unsere Söhne und Töchter“ willkommen heißt.

Von einem „Heimholen“ der Hooligans ins „Reich“ des Mainstreams oder besser gesagt, einem Rückholen der Fussballverrückten in die Gesellschaft war jedenfalls nichts zu hören. Und erst recht nichts über den Grund für die Demonstration, nämlich dem allgemein konstatierten Anwachsen des Salafismus in der Bundesrepublik. Denn dieses Anliegen sei ja nur vorgeschoben und existierte, wenn nicht vorgeschoben, trotz allen gegenteiligen Berichten auch nicht wirklich. Salafisten verschwinden eben von der Bildfläche der Öffentlichkeit, wenn von Rechts gegen sie demonstriert wird. So einfach ist das.

Linke Gewalt ist Normal Null

Die extrem gewalttätigen, durchgestylten Demonstrationen und sich häufenden Anschläge linksextremistischer Provenienz mit schwarz vermummten Blöcken, extremen Körperverletzungen, extremen Sachschäden und sehr vielen schwer verletzten Polizisten – das ist natürlich etwas ganz anderes. Jedenfalls für die Buddys des Milieus, den Verharmlosern linker und grüner Gewalt, die in den Medien, in der Politik, in der Gesellschaft und den Parteien ihr Gewerbe betreiben.

Da brennen kleine Großfeuer, ein Schwund an Polizeifahrzeugen ist Standard und Innenstädte werden terrorisiert, aber das ist eben Normal Null – geduldet, gerechtfertigt, üblich. Die linksradikale Gewalt hat ja schließlich auch immer ein gesellschaftliches Anliegen, einen moralischen Kern der höheren Dimension, das schwingt immer mit, auch wenn das den Polizisten mit eingeschlagener Schädeldecke nicht einleuchten will – dann sind sie eben auch rechtsextrem. Linker Terror ist eben gesellschaftsfähig. Da fällt auf, dass die Schneise der Verwüstung durch den schwarzen Block in Frankfurt eben nicht zu Forderungen nach einem Demonstrationsverbot führten – sondern zur Maßregelung des verantwortlichen Polizeibeamten, der die Schläger einkesseln ließ und dabei vergaß, Dixi-Klos zur Verfügung zu stellen. Aber der Kampf von Attac gegen Globalisierung, was immer das ist, rechtfertigt eben alle Mittel.

Die von oben abgeschossenen, quasi regierungsamtlichen Schüsse aus allen Rohren gegen die Hooligans von Köln haben in der letzten Woche ein paar Tage lang richtig „Bumm“ gemacht.

Die neue „Qualität der Gewalt“ der Hooligans nimmt sich wie eine Randale im Mädchenpensionat aus, im Vergleich zu dem, was die Bundesrepublik an linken Gewalttaten und Aufmärschen systematisch in unregelmäßigen Abständen erlebt.

Das wahrhaft Gespenstische ist die Tatsache, dass mit dem jetzt schon wieder implodierten Blitzkrieg gegen die Hooligans, der Massenmord und der Völkermord der ISIS von den Bildschirmen und aus den Zeitungen verschwunden ist. Dabei hat Angela Merkel noch vor wenigen Wochen über den Terror und den religiös und völkisch motivierten Wahn gesprochen, der unter der Fahne von Isis im mittleren Osten tobt. Und immerhin reisen zum Mittun auch deutsche Dschihadisten in Scharen. Aber ein paar Hooligans, und das Thema Massenmord im Namen des Islam ist nahezu komplett aus der deutschen Öffentlichkeit verschwunden. Klar, öffentliche Enthauptungen und das sogenannte massenhafte Abschlachten von Menschen, Massenvergewaltigungen und Versklavungen von Frauen – das kannte man im Westen so nicht und die als Terroristenmiliz bezeichnete Isis war auch irgendwie ein Nervenschocker. Und klar wollten die Medien das Ganze auch nicht verschenken, die Bilder sind zu gut geeignet, sinkende Auflagen und schwächende TV-Quoten zu stabilisieren. Aber die öffentliche Thematisierung war immer relativ begrenzt nach dem allgemein gültigen Motto: das Berichten von „Einzelfällen“ spielte nur den Rechten in die Hände und schürte Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie. So zumindest die Begründung für eine permanent asymmetrische Berichterstattung in Deutschland zum Themenkomplex Islamismus. Berichterstattung, so die Regel, über den Islamismus schade dem Islam, verletzte die Muslime usw. – und die bedürfen der öffentlichen Schonung.

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