Duterte: Er hat „Hurensohn“ gesagt

Das mediale Scherbengericht über den philippinischen Präsidenten Duterte. Und er macht einfach nicht, was ihm die westlichen Medien sagen. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist das Volk von ihm begeistert. Westliche Medien haben nicht recherchiert.

© Dondi Tawatao/Getty Images

Angeblich beschimpft der philippinische Präsident Duterte den amerikanischen Botschafter, den Papst und Obama als Hurensöhne …. so rauschte es von FAZ bis ZEIT im Blätterwald. Nun ist das Erfolgsgeheimnis von Duterte tatsächlich seine Volksnähe. „Man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt fragen und denselbigen aufs Maul sehen, wie sie reden und danach dolmetschen, so verstehen sie es dann und merken, dass man (ihre Sprache) mit ihnen redet.“ Dies Zitat ist allerdings nicht von Rodrigo Duterte sondern von Martin Luther. Erfolg beim gemeinen Volk haben aber beide wohl auch aufgrund ihrer ungekünstelt deftigen Sprache.

Wenn Duterte bekennt, „Ich bin nicht impotent. Was soll ich machen? Einfach hängen lassen? Wenn ich Viagra nehme, steht er“, dann steigt nicht nur die Stimmung, denn er sagt: Leute ich habe auch meine Hänger, ich bin einer wie ihr und keiner der korrupten gottgleichen Großmogule, die vor mir Präsident waren und vom Westen unterstützt wurden.

In Deutschland ist eine solche Sprache natürlich undenkbar. Hier wird die Unterschicht zum Pöbel gemacht, ihre Sprache zum Hatespeech. Wer flucht und noch dazu die falsche Meinung hat, ist einfach so dumm, dass er sich auch von Populisten verführen lässt. Gleichzeitig vollführen die „elitären“ Mainstream-Medien, die von der Merkel´schen Luftblasen-Rhetorik konditioniert sind, hoch oben am Firmament moralistische Seiltänze und erwarten dafür von der ganzen Welt rauschenden Beifall. Aber keiner außerhalb der eigenen Moralgemeinde klatscht.

Wie ist es aber nun mit dem in den Medien allseits nachgeblökten „Hurensohn“ Dutertes. Was bedeutet „putang ina“ genau? Warum sind bei ihm plötzlich alle Hurensöhne? Ich habe mir dies von philippinischen Sprachlehrern erklären lassen und das ist auch so in Wiktionary nachzulesen. Als offizielle Sprache wird in den Philippinen ein Tagalog-Englisch-Gemisch benutzt. „Putang ina“ ist ein weit verbreiteter Kraftausdruck, der nicht persönlich gemeint ist. Er entspricht dem deutschen Scheiße oder Scheißdreck. Der Amerikaner würde fuck sagen, ohne dabei ans Ficken zu denken. Wörtlich übersetzt, heißt „putang ina“ tatsächlich „Sohn einer Hure“, die Bedeutung ist aber eine allgemeine. Es gibt sogar eine Rechtssprechung über den Ausdruck, in dem der philippinische Supreme Court urteilt: It’s a common expression among Filipinos without any intent to defame a person to whom it is directed.

Der falsch zitierende, aber wie immer hochkompetente Journalist, würde wahrscheinlich auch den Slang Ausdruck „fucking good food“ mit Geschlechtsverkehr ist gutes Essen übersetzen, oder „bloody bastard“ mit blutiges uneheliches Kind, anstatt der tatsächlichen Bedeutung Scheißkerl. Mit anderen Worten: Die Kenntnisse der Landessprache des zitierenden Journalisten waren wohl nicht the yellow of the egg.

Duterte stellte klar, dass er keine persönliche Beleidigung gegen Obama ausgesprochen habe. Die Zitate wurden von einem Journalisten, der keine der Landessprachen der Philippinen spricht, schlicht falsch übersetzt.

Welcher Präsident war aber bisher der Weltmeister im Fluchen? Seitdem Richard Nixon die Tonbandprotokolle seiner Unterhaltungen in Sachen Watergate zur Veröffentlichung freigab, wissen wir es. Zunächst erklärte Nixon: „Falls ich die Wahl gewinne, werde ich hoffentlich dafür sorgen, dass jede Mutter und jeder Vater ihr Kind auf den Mann im Weißen Haus weisen und sagen kann: ‚Schau, da ist der Mann, dessen Moralstandard für mein Kind Vorbild werden soll.“ Das klappte irgendwie nicht so recht und in Richards Sprache wimmelte nur so von fuck, fuckers, bitches, bastards, fucking business, Nixons Lieblingswort war wohl „cocksucker“ und John F. Kennedy wird als „ruthless son of a bitch“ bezeichnet.

Nun ist Nixon bestimmt nicht der einzige politische Fluchmeister in der Politik. Duterte macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, die internationalen Kollegen machen lieber liebe Miene zum bösen Spiel. Und es lässt sich durchaus darüber diskutieren, was den lieben Menschen draußen im Lande lieber ist, ohne gleich die Populismus-Karte aus dem Strumpfhalter zu ziehen. Oh Gott, er hat Hurensohn gesagt. Nein, wie populistisch.

Auf mich wirkt ein spontanes Fluchen meist offener und menschlicher als das allgemeine Schleimen deutscher Politiker, die Wasser predigen und dann in Weinlaune unter dem Tisch nachtreten. Vor Persönlichkeiten wie Wehner, Strauß und Peter Scholl-Latour habe ich mehr Respekt als vor der gesamten politisch korrekten Garde der Schein-Heiligen Politiker und Medienvertreter.

Ja das Kind ist bei Duterte in den Brunnen gefallen, und jemand wie Duterte traut man einfach alles zu. Und nichts ist für die Medien schöner, als auf Andere herabschauen, und dabei die moralische Nase hoch im Wind tragen zu können. Da geben sich FAZ, Zeit und Süddeutsche gar nix. Und da schreibt man auch unbesehen Fehler ab, zumindest solange sie in die vorgefertigte Meinung passen.

Jetzt fragt man sich: Ist der Journalist, dessen Übersetzung dann alle abgeschrieben haben, tatsächlich so dämlich, dass er den Kollegen Computer einfach wörtlich übersetzen ließ, oder steckt da böse Absicht dahinter?

Es liegt nahe, dass es eigentlich um das sogenannte Scarborough Riff geht, kleine Inselchen um ein abgesunkenes Atoll im südchinesichen Meer, nur 250km vor der philippinischen Hauptinsel Luzon. Hier gibt es einen Konflikt zwischen den Philippinen und China. Auf Betreiben des letzten Präsidenten Aquino hatte ein Schiedsgericht in Den Haag die Inseln den Philippinen zugesprochen. Strategisch liegen sie sehr günstig an wichtigen Schifffahrtsrouten, weshalb der philippinische Anspruch auf Wunsch der USA unbedingt durchgesetzt werden soll. Duterte aber verhandelt lieber mit den ihm näher stehenden Chinesen und macht Zugeständnisse bezüglich des Atolls. Darüber sind die USA not amused und versuchen Duterte wohl auch über USA-freundliche Medien in der ganzen Welt unter Druck zu setzen.

Auf den Philippinen aber ist Duterte der beliebteste Präsident aller Zeiten mit einer Zustimmung von über 90%. Warum? Weil er sich der Probleme in einer Weise annimmt, wie sie der dortigen Kultur und vor allem der katastrophalen Alltagssituation der Menschen entsprechen. Die Herren Journalisten, die dies in ihren deutschen Elfenbeintürmen kritisieren, sollen doch einfach einmal ein Jahr in einem Slum in Manila leben. Sie sollen erfahren, dass es Gründe dafür gibt, dass vor jedem Supermarkt Bewaffnete mit Schnellfeuergewehren stehen. Ihre Kinder sollen wie alle anderen auch von Drogengangs drangsaliert werden. Dann würden sie ziemlich schnell von ihrem moralischen Ross heruntersteigen und Duterte wie alle anderen Philippinos begeistert Beifall klatschen.

Unnötig oder nötig zu erwähnen, dass sich die philippinischen Minister plötzlich von ihren deutschen Nobelkarossen verabschieden müssen und sich in Mitsubishi Minivans wiederfinden. Endlich einer, der etwas tut und die alle bedrohende Mafia radikal bekriegt. Wo gehobelt wird, da fallen eben Späne und auf grobe Klötze gehören grobe Keile, so ist der überwältigende Tenor in der Bevölkerung. Der wohlstandsverwahrloste Westen, solle lieber das Maul halten, als über Dinge zu urteilen, von denen er rein gar nichts versteht. Hier packt einer an, schafft eine halbe Million Drogentherapieplätze, saniert den Nahverkehr in Manila und flucht und säuft und zeigt, dass er einer der ihren ist. Dass es jetzt quasi einen Bürgerkrieg gegen Kriminelle und Junkies gibt, hält die Bevölkerung für oppertun.

Die Heia-Popeia-Haltung kann sich Deutschland (noch) leisten. In Ländern der 3. Welt herrscht in der Bevölkerung eine ganz andere Sicht. Das können sich offensichtlich nicht einmal die deutschen Auslandskorrespondenten in ihren 5 Sterne Hotels und in den wie Hochsicherheitstrakte bewachten Reichen-Wohngebieten (Gated Areas) vorstellen. Hier verbarrikadieren sich die Reichen militärisch gesichert vor den Armen der Stadt.

Welches Recht nimmt sich die westliche Moralistenpresse heraus, es besser als die Einheimischen zu wissen? Ist nicht sie es, die auf diese Weise gegen die Opfer, also gegen die Bevölkerung, die Duertes Weg will, argumentiert? Ist nicht dies das eigentlich Menschenverachtende der Moralisten? Westliche Standards sollen für die ganze Welt gelten, koste es die Menschen außerhalb des Westens, was es wolle?

Seltsam auch, dass nie aus einer philippinischen Zeitung zitiert wird. Selbst dann nicht, wenn es um deren Präsident geht. Hier ein Link zum Manila Bulletin, einer der großen Zeitungen in den Philippinen. Da liest sich plötzlich einiges ganz anders als in ZEIT und Co.

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