Der zukünftige US-Botschafter ist mindestens so kritisch wie der alte

Ein pensionierter Offizier soll US-Botschafter in Berlin werden. Er hat sich seit Jahren immer wieder gegen die deutsche Einwanderungspolitik und die mangelnde Verteidigungsbereitschaft geäußert.

Screenprint: FOX News

Der bisherige Botschafter der USA in Deutschland ist im Juni zurückgetreten. Der US-Präsident hat seinen neuen Wunschkandidaten Douglas Macgregor bereits dem Senat vorgeschlagen, der nun die Personalie offiziell bestätigen soll. Wer glaubte, dass sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen durch den Abgang des bisherigen Botschafters Richard Grenell entspannen würden, dürfte sich getäuscht sehen.

Gegangen ist Richard Grenell. Er war zwei Jahre in Deutschland. Im politischen Berlin weint ihm kaum jemand eine Träne nach. Grenell hatte beispielsweise 2018 deutsche Unternehmen vor einer Zusammenarbeit mit dem Iran gewarnt, die deutschen Militärausgaben scharf bemängelt und schon früh mit Truppenabzug gedroht, ebenso, wie er über Sanktionen nachdachte auch gegen deutsche Firmen, die sich für die Ostseepipeline Nord Stream 2 engagieren. Grenell hat der Bundesregierung den Spiegel vorgehalten. Das gilt als undiplomatisch, wenn dann ein lächerliches Gesicht erscheint.

Mit einem Wort: Richard Grenell verfolgte offensiv die Politik seines Präsidenten, ebenso entschieden und nicht abgemildert. Dass in der Bundesregierung nun aber keineswegs Erleichterung angesagt sein sollte, machte der scheidende Botschafter schon im Mai per Twitter klar: „Sie machen einen großen Fehler, wenn Sie glauben, der amerikanische Druck hört auf. Sie kennen die Amerikaner nicht.“

Der von Trump auserkorene neue Botschafter Macgregor dürfte mindestens so kritisch gegenüber der deutschen Regierungspolitik sein wie sein Vorgänger. Der Fernsehsender CNN hat eine Reihe von Aussagen Macgregors ausgegraben. In Interviews kritisierte er Merkels Regierung, weil sie statt fürs Militär „Millionen ausgebe für unerwünschte muslimische Eindringlinge“.

Die Welt interpretiert dies als „rassistisch“ und befindet, Macgregor würde mit Deutschland „fremdeln“. Das Fazit des Ex-Militärs zu diesem Themenkomplex: „Diese Menschen kommen nicht, um sich zu assimilieren und Teil Europas zu werden. Sie kommen, um davon zu profitieren, um zu konsumieren und sich in den Ländern anderer Menschen niederzulassen, mit dem Ziel, Europa schließlich in einen islamischen Staat zu verwandeln. Das ist eine schlechte Sache für den Westen. Das ist schlecht für die Europäer.“

Und es gibt weitere Zitate und Ansichten, die Kritiker auf die Palme bringen könnten. Macgregor hat schon öfter dazu aufgerufen, amerikanische Truppen aus Deutschland abzuziehen – was Trump nun offiziell angekündigt hat. Macgregor sagte 2018 im Zusammenhang mit der Bedrohung durch Russland: „Die Deutschen fühlen sich dank uns nicht verpflichtet, sich zu verteidigen.“ „Bizarr“, nennt er das Bundeskabinett. Es geht also so weiter wie bisher: er hält den Spiegel vor und man sieht: Heiko Maas. Franziska Giffey, Gerd Müller, Svenja Schulze, Hubertus Heil, Anja Karliczek. Es ist die Gewöhnung an den Schrecken, der von außen mehr auffällt.

Die Süddeutsche Zeitung präsentiert den Nachfolger Grenells als „Kriegsheld“: »Macgregor kommandierte zwei Einheiten mit 19 Kampfpanzern, die als erste die Grenze passierten. Im „Battle of 73 Easting“ zerstörten er und seine Soldaten in kaum einer halben Stunde ohne eigene Verluste 70 gepanzerte Fahrzeuge der Iraker. Für ihn als Panzerkommandeur seien die endlosen Wüsten „wie ein Paradies“ gewesen, sagte er viele Jahre nach seiner Pensionierung. (…) Immer wieder stieß er mit Generälen zusammen. In Wettkämpfen gegen andere Einheiten führte er seine Untergebenen von Trainingssieg zu Trainingssieg …«

Douglas Macgregor, 72, spricht fließend deutsch, war in Deutschland stationiert – und wollte eigentlich nicht wieder nach Deutschland kommen. Es war ihm nach Selbstbekunden zu langweilig. Zum Einmarsch Saddam Husseins 1990 in Kuwait hatte Macgregor erklärt: „Saddam Hussein hat mir einen Gefallen getan. Er hat mich vor einer weiteren langweiligen Tour nach Deutschland gerettet.“

Im Ruhestand war der „Kriegsheld“ unter anderem Kommentator für FOX News. Laut US-Regierung ist er u.a. „Experte für Streitkräfteplanung“.

Macgregor ist damit wohl prädestiniert für die Aufgabe, den Teiltruppenabzug der US-Streitkräfte in Deutschland zu leiten. Aber Macgregors Haltung ist auch in vielen weiteren Bereichen deckungsgleich mit der Auffassung seines Präsidenten. Macgregor sieht in Deutschland prinzipiell eine Art Bollwerk der westlichen Wertegemeinschaft in Richtung Osten.

Der Ex-Offizier wird als Botschafter neue Kenntnisse erwerben über die aktuellen deutschen Befindlichkeiten und seine eigene Haltung dann wohl entsprechend passender verpacken müssen. Allerdings kann auch Verlässlichkeit und Klarheit Teil einer solchen Arbeit sein. Aber dann wäre er Teil des Spiegelbilds einer bizarren Veranstaltung.

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Kommentare ( 78 )

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Wolfsohn
3 Jahre her

„Die Welt interpretiert dies als „rassistisch“ […]“

Na, wenn die WELT das so schreibt, kann man getrost vom Gegenteil ausgehen.
Dieses Schmierblatt beschäftigt Mitarbeiter, die nicht in der Lage sind, Eindeutigkeiten zu erkennen und verstehen grundsätzlich alles falsch.
Wahrnehmung – korrekte Wiedergabe – zutreffende Interpretation: Durchgefallen!

BJK2107
3 Jahre her

Der neue Botschafter muss bereits durch die BRD eine Akkreditierung erhalten haben, das macht man so. Sonst wäre ja die Ankündigung im Falle der folgenden Ablehnung durch DEU ein peinlicher Vorfall.

Also herrscht Zustimmung der Regierung zu dem Mann.
Warum auch immer.

moorwald
3 Jahre her

Amerikaner – aber auch andere noch nicht von der Lust am Untergang befallene Völker – können wohl einfach nicht verstehen, wie ein Land sich selber so schädigen kann. Es muß ihnen verrückt vorkommen – und der künftige Botschafter meint genau das.
Und was noch mehr stört: dieser penetrane Moralismus, der unerschütterliche Glaube, der ganzen Welt ein Zukunftsmodell zu liefern.“Wer, wenn nicht wir..?“
Ist der Selbsterhaltungstrieb weg, wirst du entweder ausgenutzt oder rumgeschubst – oder beides.

moorwald
3 Jahre her

Man sollte sich einfach ansehen, mit welchen europäischen Führern Trump persönlich gesprochen hat und sprechen wird. Einen besseren Indikator betr. Wichtigkeit und Unwichtigkeit gibt es nicht.
Und wer für die USA nicht wichtig ist, der ist es weltpolitisch garantiert auch sonst nicht.

„America first“ -„America great again“ – Kann es klarere, einfachere Staatsziele geben? Die Wege mögen zweifelhaft und nicht immer erfolgreich sein. Aber Politik besteht nach Max Webers oft bemühtem Ausspruch im „starken, langsamen Bohren harter Bretter“ von Politikern mit „Leidenschaft und Augenmaß“. – Davon ist Deutschland Lichtjahre entfernt.

Gerro Medicus
3 Jahre her

Zitat: „Millionen ausgebe für unerwünschte muslimische Eindringlinge…“

Millionen? Schön wärs! Und unerwünscht? Schön wärs!

Magdalena
3 Jahre her

Macgregor verursacht garantiert Schnappatmung bei den Haltungsjournos und unseren Regierenden, denn der Mann wagt es, sozusagen an deren gesunden Menschenverstand zu zweifeln: „There `s sort of a sick mentality that says that generations after generations must atone sins of what happended in 13 years of German history and ignore the other 1500 years of Germany“, so jedenfalls wird eine Aussage von ihm, die er 2018 gemacht hat, in The Hill (4. 8.) zitiert. https://thehill.com/latino/510551-report-trump-ambassador-pick-warned-germany-against-benefits-for-unwanted-muslim
Ich finde es gut, dass einer wie Macgregor Staub aufwirbeln wird.

Eberhard
3 Jahre her

Wer einen Freund beschützt, der einen auf einmal so niederträchtig behandelt wie unsere Politik- und Medienwelt heute die USA, braucht sich über das Echo nicht zu wundern. Unsere unrealistische Weltsicht und daraus abgeleitete Weltrettung werden nicht überall gleichermaßen beurteilt und befolgt. Zumal wenn sie vorwiegend zu Lasten dessen gehen, der den größten finanziellen und diplomatischen Aufwand für die Sicherheit der westlichen Welt trägt. Der reale Kapitalismus und unsere harte Welt vertragen keine unbrauchbaren sozialistischen Gedankenspiele und Weltrettungsträume zu jedem beliebigen Preis. Und die meisten Menschen die in einmal in einem sozialistischen Paradies leben mussten, haben auch keine Sehnsucht nach Wiederholung.… Mehr

Thomas
3 Jahre her
Antworten an  Eberhard

Es gibt gemeinsame Interessen: Den Einfluss der CCP zurückdrängen. Das ist unsere Chance. Die USA brauchen uns wieder.

moorwald
3 Jahre her
Antworten an  Thomas

Nein, die brauchen uns nicht. Die Großmächte werden sich schon einigen – und wie immer auf Kosten der Kleinen. Deutschland hat einfach nichts zu bieten. Für einen Präsidenten, der in „deals“ denkt, ist es uninteressant.

CIVIS
3 Jahre her

Ich kann nur hoffen, dass auch der neue US-Botschaafter Douglas Macgregor, ebenso wie der alte, Richard Grenell, weiterhin eine klare und unmissverständliche Sprache spricht;

…gerade in Zeiten, wo die meisten Deutschen ihre eigene Sprache schon „verloren“ haben, sie leugnen oder sich ihrer zu schämen scheinen !

h.milde
3 Jahre her

Wenn er in Berlinstambul weiter seinen Amtssitz hat, wird er bestimmt auch ein paar Boys mitbringen, die ihn und seine Botschaft vor den sinsitroviroiden Inter-national Sozialisten , ihrer SAntifa und deren migrantischen ConTerroriszten zu schützen wissen, da er sich auf Merkel Tse Dong und Walter den Genizid planenden Mullah-Regime-Gratulanten eher nicht verlassen wird. Trotzdem, welcome.

spindoctor
3 Jahre her

Welcome!