Roter Halbmond statt Rotes Kreuz?

Mimoun Azizi empfiehlt den deutschen Wohlfahrtsverbänden, sich ihre Ansprechpartner bei Muslim-Organisationen genauer anzuschauen - und lieber selbst aktiv zu werden. Eine abgeschottete, kultur- und integrationsfeindliche Parallelgesellschaft ist bereits im Entstehen begriffen.

© Carsten Koall/Getty Images

Deutsche Wohlfahrtsverbände, sowohl christlich orientierte Wohlfahrtsverbände wie Diakonie und Caritas, aber auch säkulare Wohlfahrtsverbände wie Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und andere Paritätische Verbände, leisten ausgezeichnete Arbeit.

Menschen, nicht Maschinen

Aber sie sind oft hilflos angesichts einer unvermeidlichen, für sie seltsamerweise überraschenden Entwicklung: Nicht Gastarbeiter kamen in den 60er und 70er Jahren – sondern Menschen. Und Menschen sind nicht Maschinen, die man verschrotten kann, sondern werden alt. Jetzt zeigt sich das doppelte Gesicht der Zuwanderung: Zuwanderer helfen, wenn sie Arbeit finden, der Wirtschaft und über Steuern und Beiträge dem Staat. Aber sie erwerben auch Ansprüche.

Aufgrund der deutlichen Zunahme von Patienten mit Migrationshintergrund stiegen die Herausforderungen an die Verantwortlichen und an das Pflegepersonal in den Einrichtungen dieser Verbände deutlich. Die unterschiedlichen Kulturen, die häufig leider immer noch fehlenden Kenntnisse der deutschen Sprache, führen zur Überlastung und zu Frustrationen bei vielen Mitarbeitern dieser Wohlfahrtsverbände. Das ist verständlich und auch menschlich. Für die älteren Menschen rächen sich Versäumnisse der Integration. Aber frühere Fehler sind nicht mehr aufholbar. Diese Gefahr wiederholt sich bei Jugendlichen, wenn von islamischen Verbänden betriebene Kindergärten oder Schulen entstehen: Es ist der Aufbau einer islamistischen Parallelgesellschaft – und das mit Förderung von Staat und Gesellschaft. 

Kaum Selbsthilfe der Muslime

Die muslimische Community in Deutschland hätte die Chance, zumindest ehrenamtlich, diesen Institutionen unter die Arme zu greifen. Schließlich geht es ja um Angehörige „ihrer“ Gruppe. Doch die ehrenamtliche Tätigkeit bei ca. fünf Millionen Muslimen ist marginal. Es zeigt sich eine gefährliche Mischung aus Gleichgültig und Versorgungsmentalität. Die einigen Wenigen, die sich hier ehrenamtlich arrangieren, um eben diesen Einrichtungen zu helfen, damit sowohl das Personal als auch die Betroffenen entlastet werden, damit diesen geholfen wird, sind selbst aufgrund der großen Nachfrage völlig überlastet. Die Moscheevereine tragen leider zur Linderung dieser Problematik kaum bei. Sie sind vielmehr mit sich selbst beschäftigt.

Die Situation in vielen Pflegeheimen, Hospizeinrichtungen etc. sind daher sowohl für das dortige Personal als auch für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine enorme Belastung, die nicht selten zu massiven Konflikten führt, einhergehend mit Aggressionen und gegenseitigen Vorwürfen.

Es ist nun allzu verständlich, dass diese Wohlfahrtsverbände jegliche Unterstützung willkommen heißen, um diesen Problemen Herr zu werden. Es ist aber zugleich äußerst naiv und gefährlich. Diese Wohlfahrtsverbände mit ihren Organisationen und Einrichtungen überprüfen aus der Not heraus und aus Unkenntnis nur sehr selten, wer sich ihnen als Helfer aus der muslimischen Community anbietet. In vielen dieser Einrichtungen ist man froh darüber, dass man überhaupt einen Ansprechpartner gefunden hat. Jemanden, der die Sprache versteht, die Kultur kennt und dabei hilft, die Missverständnisse zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren.

Das neue Einfallstor für Islamisten

Es lohnt sich jedoch auf Seiten dieser Verbände, genauer hinzuschauen, wer sich dort gerne bereit erklärt, zum Teil ehrenamtlich, zum Teil nicht ehrenamtlich, bei der Versorgung, insbesondere von muslimischen Patienten, zu helfen.

Islamverbände: Anmaßung, Versagen und Fremdbestimmung
Warum gelingt die Integration der hier lebenden Muslime nicht in die deutsche Gesellschaft?
Die meisten dieser sogenannten ehrenamtlich Tätigen gehören zu den muslimischen Verbänden, die nicht einmal 20% der hier lebenden Muslime repräsentieren und ideologisch sehr undurchsichtig sind. Es wäre wünschenswert, wenn die deutschen Wohlfahrtsverbände eine Kooperation bzw. eine Zusammenarbeit mit den restlichen 80% der hier lebenden Muslime suchen würden. Der Rote Halbmond arbeitet eng mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zusammen und verfolgt ähnliche Statuten. Doch sollen neue islamische Verbände in Deutschland hiesige Aufgaben übernehmen, wie vielfach gefordert wird? Da lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Die Unkenntnis der Verbände über die Ziele und die Mitglieder der muslimischen Verbände ist keine Entschuldigung und auch keine Ausrede. Es sei an die Leitbilder dieser Wohlfahrtsverbände erinnert.

Im Leitbild der Caritas steht: „Er erstrebt mit allen Menschen guten Willens ein solidarisches Miteinander, in dem Vorurteile keinen Platz haben und Minderheiten geschützt werden, in dem alle am Gemeinwohl teilhaben und ihren Beitrag dazu leisten. (…) Er tritt gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen entgegen, die zur Benachteiligung von Einzelnen und Familien oder zur Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen führen.“ Im Leitbild des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist zu lesen, dass „der Paritätische in Brandenburg konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig [ist]. Dabei ist der Paritätische der Idee sozialer Gerechtigkeit verpflichtet, verstanden als das Recht eines jeden Menschen auf gleiche Chancen zur Verwirklichung seines Lebens in Würde und zur Entfaltung seiner Persönlichkeit. (…) Der Paritätische vertritt sozialanwaltschaftlich die Belange der sozial Benachteiligten und der von sozialer Ungerechtigkeit und Ausgrenzung Betroffenen oder Bedrohten. Er mischt sich offensiv, konstruktiv und kritisch auf Kommunal- und Landesebene ein und stellt Öffentlichkeit her.“

Alle deutschen Wohlfahrtsverbände stehen für die Achtung der Menschenwürde, für Gleichheit der Geschlechter und für sozialen Frieden. Umso wichtiger ist es, dass diese Verbände, die eine große Verantwortung in der deutschen Gesellschaft tragen, sich die Frage gefallen lassen müssen, ob die Partner aus den Verbänden und aus den verbandsnahen Strukturen als Partner in Frage kommen und auf diese zurück gegriffen werden darf, wenn sie doch offensichtlich ganz andere Werte vertreten, die den eigenen Leitbildern diametral gegenüber stehen. Um es polemisch zu formulieren: Wir dürfen das Rote Kreuz nicht zu Gunsten eines Roten Halbmonds aufgeben, auch nicht streckenweise.

Das Nichtwissen ist keine Entschuldigung. Daher mache ich den deutschen Wohlfahrtsverbänden den Vorwurf, dass sie aus falsch verstandener Toleranz der Idee wohlwollend gegenüberstehen, dass muslimische Verbände einen eigenen Wohlfahrtsverband gründen wollen. Mit Besorgnis nehme ich zur Kenntnis, dass die deutschen Wohlfahrtsverbände, zum Teil aus Unkenntnis zum Teil aus Opportunismus heraus, die eigenen Leitbilder verraten. Denn zum einen sind sie in der Pflicht zu überprüfen, mit wem sie kooperieren und sie sind auch in der Pflicht kritisch zu hinterfragen, ob solche muslimischen Verbände wie der Zentralrat der Muslime oder der DITIB wirklich als Träger eines islamischen Wohlfahrtsverbandes aufgrund ihrer Ideologien, ihrer Zusammensetzungen und ihrer Weltanschauung überhaupt geeignet sind, solch einen Wohlfahrtsverband zu gründen. Die Ausrede „Ich wusste es nicht“ ist obsolet. Die Kritik an der Radikalität und mangelnden sozialen und demokratischen Qualität ist offenkundig.

Politischer Missbrauch unter dem Deckmantel der Hilfe

Ich gehörte zu den ersten in diesem unseren Lande, der aufgrund eines deutlichen Anstiegs der Anzahl der hier lebenden Muslime, einhergehend mit Alterung und Erkrankungen, die dazu führen, dass auch in den Krankenhäusern und anderen Einrichtungen die Anzahl der Muslime ebenfalls ansteigt, die Gründung eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes ausdrücklich forderte und sich aktiv dafür einsetzte. Doch schnell kam die Ernüchterung, als ich merkte, welche Ziele bestimmte Gruppierungen mit solch einem Wohlfahrtsverband verfolgen. Hier wird Missbrauch unter dem Deckmantel der Hilfe betrieben. Ich war nun zu einem Paradigmenwechsel gezwungen und plädiere für soziale Arbeit, die von bereits existieren Wohlfahrtsverbänden sehr wohl geleistet werden kann, wenn sie zusätzliches Personal mit Migrationshintergrund einstellen und in der Ausbildung und Fortbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Modul der kultursensiblen Versorgung ergänzend in ihrem Ausbildungsprogramm aufnimmt.

Die vollendete Parallelgesellschaft entsteht

Zum Wohle unserer deutschen Gesellschaft, zum Wohle unseres Landes und der Integration spreche ich mich hiermit eindeutig gegen die Gründung eines separaten muslimischen Wohlfahrtsverbandes aus folgenden Gründen aus:

Zum einen sitzen meines Erachtens bei der Islamkonferenz Verbände und Personen aus der muslimischen Community, für die ein Wohlfahrtsverband nicht Zweck an sich, sondern nur Mittel zum Zweck sein wird.

Zum anderen mache ich darauf aufmerksam, dass bei der Islamkonferenz nicht mal 20% der hier lebenden Muslime repräsentiert werden. Hier werden die Konflikte und Kämpfe innerhalb des Islams in deutsche Kindergärten, Krankenhäuser, Jugendeinrichtungen usw. übertragen und letztlich sogar finanziert. Eine komplette, abgeschottete und sich isolierende Parallelgesellschaft entsteht.

Es ist schwer vorstellbar, dass in einem zum Beispiel von der DITIB kontrollierten Wohlfahrtsverband Kurden, Jesiden, Aleviten oder Christen so behandelt werden, wie es das Leitbild der deutschen Wohlfahrtsverbände vorsieht und lebt. Ich gebe zu bedenken, dass mit der Gründung eines separaten muslimischen Wohlfahrtverbandes alle Bemühungen der Integration von ca. fünf Millionen Muslimen in die deutsche Gesellschaft, mit einem Schlage zunichte gemacht würden.

Ich empfehle den deutschen Wohlfahrtsverbänden, sich ihre Ansprechpartner genauer anzuschauen. Ich habe den Eindruck, dass man bewusst diese Warnungen ignoriert. Auch die Politiker, insbesondere Innenminister de Maizière und Familienministerin Schwesig sind gefordert. Bekenntnisse zur Integration sind billig, wenn im realen Alltag der Aufbau eine kompletten, abgeschotteten Parallelgesellschaft finanziert und organisiert wird.

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