Medien diskriminieren die moderne Frau

Die Mehrheit der selbstbewussten und selbständigen Frauen darf verlangen und erwarten, dass dem rückschrittlichen Frauenbild des Islams nicht immer weiter Tür und Tor geöffnet wird: durch ein Monopol auf Medien-Auftritte von Muslima in ihren Verhüllungen, Gümüsay, Hübsch, Ulusoy - Claudia Roth und Aiman Mazyek.

Screenshot: ARD/hart aber fair

Polit-Talkshows im Öffentlich-Rechtlichen sind so eine Sache. Im Prinzip bin ich jedes Mal nach fünf Minuten so wütend, dass ich überlege, den Fernseher direkt wieder auszuschalten. Zu Recht weisen mich meine Leser dann immer darauf hin, dass ich selbst Schuld sei, wenn ich mir diese Sendungen noch anschaue. Dabei geht es für mich natürlich nicht vorrangig um die erwartbaren Inhalte, die dort verkündet werden. Eigentlich geht es nur darum, zu beobachten, Muster zu erkennen und besondere Fehltritte und Aussagen zu markieren. Denn gerade weil diese Talkshows allesamt inhaltlich wie auch personell in einem solchen Maße absehbar sind, gerade weil wir von unseren Politikern eigentlich nur noch Schlechtes oder im Bestfall gar nichts mehr erwarten, werden wir unaufmerksam, fallen uns manche skandalösen Absurditäten gar nicht mehr auf.

Eines dieser auffälligen Muster ist, dieser Skandale ist, dass jene, die im Gegensatz zu denen, die in den Talkshows sitzen, wirklich von der Einwanderungspolitik der Kanzlerin betroffen sind und aktiv Schaden daran nehmen, in der Regel keinen Platz in den öffentlich-rechtlichen Talkshows eingeräumt bekommen. Dabei ist es natürlich nichts Neues, dass in derlei Sendungen der Ottonormalbürger eher weniger zu Wort kommt. Auffällig ist an dieser Stelle eher, dass es Ausnahmen gibt. Dass er unter gewissen Bedingungen doch zu Wort kommt. Und dass die Hauptbedingung lautet, dass er der ganzen Flüchtlingspolitik genannten Einwanderungspolitik positiv gegenüberstehen muss. So wird man stets gerne den Flüchtlingshelfer einladen, der gar nicht genug von der Flüchtlingshilfe bekommen kann, während man den ausgebrannten, desillusionierten Helfer eher nicht in den großen Talkshows des Landes sehen wird.

Eine Diskrepanz ist in diesem Zusammenhang jedoch besonders auffällig. Die Unterrepräsentierung der weißen deutschen Frau – also jener Personengruppe, die bis jetzt, nicht zuletzt durch die hohe Zahl an sexuellen Übergriffen durch Asylbewerber, am meisten und unmittelbarsten von der Flüchtlingskrise betroffen ist. Jene Gruppe, die sich seit Monaten mit Pfefferspray und kleinem Waffenschein eindeckt. Die verunsichert und mit mulmigem Gefühl in die Schwimmbäder geht oder sich abends überlegt, was sie denn zum Ausgehen anziehen kann, um nicht zu aufreizend zu wirken. Sie alle, die sie Teil dieser Gruppe sind, bekommen keine Plattform, keine Stimme.

Der „gute Rassismus“, das bedingungslose Streben nach Minderheitenschutz und Aufhebung von Privilegien bestimmter Teile der Bevölkerung hat mittlerweile in manchen gesellschaftlichen Bereichen zu einer absurden Umkehr der Verhältnisse geführt. Statt einer gleichberechtigten Situation für alle, die ursprünglich einmal angestrebt war, entdecken wir in Bezug auf die Repräsentation bestimmter Gruppen eine regelrechte Bevorzugung der vermeintlich diskriminierten Minderheit.

Denn die Wahrheit ist, dass ich und viele andere über zu wenig Migrationshintergrund, zu blonde Haare und eine zu kritische Haltung verfügen, als dass man uns zu diesem wichtigen Themen zu Wort kommen lässt. Stattdessen kann man in nahezu jeder Talkshow zum Thema Flüchtlinge und/oder Islam und Integration den Worten einer Kopftuch-Aktivistin lauschen, die selbstredend überhaupt kein Problem im Islam sieht und für die die Integration, wenn überhaupt, nur scheitert, wenn der deutsche Staat und die ohnehin rassistischen Deutschen versagen.

Der „gute Rassismus“ braucht Kopftuch-Aktivistinnen

Dabei frage ich mich, ob eine Kübra Gümüsay, die selbst in England und nicht in Deutschland lebt, wirklich abschätzen kann, welche neue Lebenswirklichkeit sich gerade für mich und andere deutsche Frauen auftut. Ob eine Khola Maryam Hübsch, die Männern nicht einmal die Hand gibt, sich also selbst im Umgang mit Männern schon immer limitiert hat, wirklich beurteilen kann, welche Einschränkungen Masseneinwanderung und gescheiterte Integration für Frauen wie mich und andere hat, die nicht die gleichen selbstauferlegten Einschränkungen leben. Die im wahrsten Sinne des Wortes eine Freiheit zu verlieren haben, die Khola Maryam Hübsch und ihre Kolleginnen aufgrund ihrer Religion nicht einmal ansatzweise kennen. Für die ihnen das Gespür und die Wertschätzung fehlt, weil sie unsere Art zu leben im Kern am Ende des Tages genauso ehrlos finden wie jene Männer, die uns deutsche Frauen seit Monaten in Dauerschleife bei allen möglichen Gelegenheiten belästigen und angrabschen.

Bilder bleiben
hart aber fair - mehr Null geht kaum mehr
Ja, Gümüsay, Hübsch, Ulusoy und jeder anderen vermeintlich „super integrierten“ Kopftuch-Aktivistin wird hier in Deutschland eine unglaublich große mediale Plattform geboten, um über IHRE Gefühle, IHRE Sorgen, IHRE Erfahrungen mit Diskriminierung zu sprechen, während der Rest sich schweigend immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückzieht. Während Frauen mir zu Hauf Mails schreiben, in denen sie mir ihre Ängste und Verunsicherung mitteilen, mir erzählen, wie sie sich bereits im Alltag einschränken, über Dinge wie die Beantragung eines kleinen Waffenscheines nachdenken oder nur darüber, künftig keine High Heels oder einen zu tiefen Ausschnitt zu tragen. Denn auch das ist mittlerweile Lebenswelt vieler Frauen hierzulande. Nur wird deren Rückzug, deren Diskriminierung im öffentlichen Leben nicht benannt, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, der Jammerei von Hübsch und Co. zuzuhören.

Dadurch wird einmal mehr ersichtlich, worum es eigentlich geht: Um das immer noch angestrebte Ziel der Wahrung der political correctness um jeden Preis. Noch immer geht es wie auch nach Köln darum, die Stimmung, die ohnehin längst in vielen Teilen der Bevölkerung gekippt ist, aufrecht zu erhalten. Kritische Stimmen werden nur gehört, wenn sie kalkulierbar sind. Alice Schwarzer darf gelegentlich etwas sagen, genau wie die AfD-Politikerin oder der männliche CSU-Politiker. Keiner von ihnen ist aus öffentlich-rechtlicher Sicht eine wirkliche Gefahr. Schwarzer gilt in vielen Teilen der Bevölkerung als Emanze, mit der sich viele junge Frauen ohnehin nicht mehr wirklich identifizieren. Die AfD tritt gerne ins Fettnäpfchen und wenn nicht, dann dichtet man ihr eben ein Fettnäpfchen an. Und der deutsche konservative Mann? Auch nicht unbedingt eine Figur, mit der sich junge Frauen identifizieren.

Die Mehrheit der Frauen schweigt

Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Frauen schweigt. Dass es in der öffentlichen Wahrnehmung so erscheint, als wären deutsche Frauen der ganzen Flüchtlingspolitik gegenüber per se positiv eingestellt. Als hätten sie keine Ängste und als wäre das alles nur Gerede von irgendwelchen opportunistischen konservativen Politikern, die nur die Absicht verfolgen, Ängste und Ressentiments zu schüren. Ihre Meinung, ihre Verunsicherung wird medial nicht abgebildet und das ist fatal. Ohnehin zurückhaltenden, verunsicherten Frauen wird so der Eindruck suggeriert, dass SIE es sind, die  falsch liegen. Dass ihre Ängste unbegründet seien und es niemanden in der Öffentlichkeit gibt, der so denkt wie sie. Die Folge sind weiterer Rückzug aus dem öffentlichen Leben, Scham und eigene Schuldzuweisung.

Im Zuge der Debatte um Islam, Integration und Flüchtlinge haben wir in den Medien und von Seiten der Politik längst jenen Frauen das Feld überlassen , die versuchen, uns ihre konservative Weltsicht aufzuzwingen. Die nicht nachvollziehen können, wie unsere Freiheit und Gleichberechtigung sukzessive eingeschränkt wird, wie wir Räume im gesellschaftlichen Leben und im Umgang mit Männern verlieren, die wir vorher hatten, weil sie diese Freiheit, diese Gleichberechtigung und Räume selbst nie hatten und auch nie Wert darauf gelegt haben. Und ich habe es satt, dass diese verschleierten Frauen das Bild der Frau in Deutschland in den Medien prägen. Dass die deutsche Frau ohne Migrationshintergrund, die sich gerne zurecht macht, das Leben genießt, Karriere will und ein wirkliches Vorbild für andere Frauen in Deutschland ist, nicht gehört wird. Dass uns die verschleierte Muslima als Sinnbild des modernen Deutschland verkauft wird, während wir anderen, die das so überhaupt nicht modern finden, die sich ferner durch das Frauenbild im Islam angegriffen fühlen, anscheinend ein Relikt der Vergangenheit darstellen.

Burkini verdrängt Bikini?

Güner Balci machte jüngst in Bezug auf die Debatte um Burka und Burkini bei Maybrit Illner darauf aufmerksam, dass wir uns künftig fragen werden müssen, in welcher Art und Weise wir in der Gesellschaft zusammenleben wollen. Dass wir mittlerweile in Neukölln und anderswo Zustände in Schwimmbädern erleben, wo nicht die Burkini-Trägerin oder jene, die mit T-Shirt und langer Hose ins Wasser geht, schief angeguckt wird, sondern die Bikini-Trägerin. Dass es in anderen Ländern bereits getrennte Strandabschnitte gibt und ob wir so etwas auch für uns wollen. Denn darauf wird es hinauslaufen, wenn wir in diesen Fragen nicht klar Stellung zu unseren freiheitlichen Grundwerten beziehen und den Menschen nicht deutlich machen, dass wir hierzulande ein anderes Frauenbild besitzen und dieses auch durchsetzen.

Davon abgesehen, dass wir von einer solch klaren Debatte noch weit entfernt sind, stellt sich hierbei unweigerlich die Frage, wie eine solche Debatte überhaupt geführt würde. Wer sind die Fürsprecherinnen für ein modernes, westliches Frauenbild? Wer besetzt die Rolle der jungen Frau, die gerne Bikini trägt und sich ihre Sexualpartner nicht vorschreiben lässt, wenn die Gegenstimme zu Gümüsay und Co. gar nicht erwünscht ist, weil sie der generellen Propagierung des Islams als Super-Duper-Religion abträglich ist? Was, wenn in der Frage um Burka, Burkini, Kopftuch, Gleichberechtigung, Sexualität und Co. weiterhin nur jene zu hören sind, die von unserer westlichen Lebenswelt ohnehin keine Ahnung haben?

Mir wurde neulich gesagt, ich würde urteilen, ohne je mit einer Kopftuchträgerin gesprochen zu haben. Davon abgesehen, dass es sich hierbei um eine falsche Unterstellung handelt, müsste ich das auch gar nicht. Als hätte ich nicht genug von ihnen allen auch so schon gehört. Als hätte nicht jedes große und kleine Käseblatt landauf landab schon einmal einen Artikel mit dem Namen „Warum ich das Kopftuch trage“ veröffentlicht. Als würden mich Gümüsay und Hübsch oder irgendeine weltfremde Grüne nicht jede Woche in einer anderen Talkshow darüber aufklären, dass das Kopftuch eigentlich Freiheit bedeute. Als würden diese Frauen nicht ferner auch noch Blogs betreiben und Bücher darüber schreiben, wie diskriminiert sie doch alle sind und wie viel Feminismus und Emanzipation in ihrem Kopftuch steckt. Als würde mir ihre Meinungen, Empfindungen und Wahrnehmungen nicht ohnehin zu jeder möglichen Gelegenheit hier in Deutschland aufgedrängt werden.

Vielmehr glaube ich mittlerweile, dass es sich umgekehrt verhält. Dass sie nichts über mich und die Frauen wissen, für die ich stellvertretend stehe. Dass es sie ferner auch nicht interessiert, ob wir uns mittlerweile aufgrund des Verhaltens gewisser Islam-Vertreter und migrantischer Bevölkerungsteile diskriminiert und unwohl fühlen und wie wir in unserem Alltag damit umgehen und welche Einschränkungen wir dadurch erfahren.

Medien: bedingungslose Minderheitenhofierung

Aber ja, genau das ist die andere Seite der Medaille und ich verlange, dass sie endlich auch Gehör findet. Wenn wir über Burka und Kopftuch reden, über den Islam im öffentlichen Leben, Integration und Frauenrechte, dann gibt es nicht nur die eine Seite, die wichtig ist. Dann geht es verdammt noch einmal nicht nur darum, wie die Kopftuchträgerin, die Burkaträgerin, die Muslima, Claudia Roth oder Aiman Mazyek das finden. Dann geht es auch darum, wie ICH das finde, wie wir alle das finden, die hier in einem Land des Westens leben und die gerne hätten, dass es so bleibt. Die zur Mehrheit der Gesellschaft und nicht zur muslimischen Minderheit gehören. Die verlangen und auch erwarten dürfen, dass dem rückschrittlichen Frauenbild des Islams nicht immer weiter Tür und Tor geöffnet wird.

Ja, ich will auch endlich mal nach meinen Empfindungen gefragt werden, wenn mir vollverschleierte Frauen oder Kopftuchträgerin in der Öffentlichkeit begegnen und nicht immer nur darüber lesen und mir anhören müssen, wie es ihnen dabei geht. Ich möchte stellvertretend für die vielen Frauen, die mir beinahe täglich schreiben, berichten, wie sich unsere Lebenswirklichkeit und unser Auftreten durch die Übergriffe der letzten Monate verändern haben. Was all das auch mit uns macht. Was wir für Ängste und Befürchtungen haben, statt immer und immer wieder zu erfahren, dass es jetzt wichtig sei, dass man die Flüchtlinge genannten Einwanderer nicht alle über einen Kamm schert und man ihnen eben bessere Angebote zur Integration machen müsse. Und schon gar nicht, will ich mir anhören, was ICH im Umgang mit Migranten oder Vertretern des Islams generell zu verbessern habe. Keine Klebetattoos, keine Armlängen, keine Turnschuhe statt High Heels. Gar nichts.

Ja, die Islamisierung in Deutschland mag gemessen am Anteil der Bevölkerung noch alles andere als gegeben sein. In den Medien ist sie im bedingungslosen Streben um Minderheitenhofierung jedoch schon lange zu beobachten. Zwar darf der Deutsche ohne Migrationshintergrund den ganzen Spaß mit seinem Geld über Steuern finanzieren, seine Meinung, sofern sie kritisch ist, ist jedoch nicht erwünscht. Gerade in der Diskussion um Gleichberechtigung, Frauenbild und sexuelle Übergriffe eine furchtbare Entwicklung, die letztlich zur einseitigen medialen Dominanz derer führt, die selbst ein Weltbild vor sich hertragen, welches mit westlichen, liberalen Werten nicht zu vereinbaren ist. Die diskriminierte Frau, so viel steht jedenfalls fest, ist medial gesehen eben schon lange nicht mehr die Muslima.

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