Maischberger zu Merkel IV: Nichts Genaues weiß man nicht

TV-Talk zur Geisterstunde (später wg. Merkel): Kevin soll ganz groß rauskommen, Paul Ziemiak auch. Die AfD schickt einen Ökonomen. Und Göring-Eckardt liefert eine Hate-Speech.

Screenprint: ARD/maischberger

Früher irrte Katrin Göring-Eckardt zusammen mit Quoten-Cem wie so eine Art Hänsel und Gretel durch den grünen Märchenwald. Gestern bei Maischberger gab sie die böse Hexe – besser als sie die eigentlich harmlose Gretel je spielte. So kurz vor der Geisterstunde, etwa fünf vor Zwölf, fuhr einem der Schreck in die Glieder, von welchem Hass die Frau getrieben sein muss. Was sie gesagt hat? So egal, als ob in der Kirche eine Kerze umfällt, allein der Ton machte die Musik.

Das Objekt des Göring-Eckardtschen Hasses, natürlich, die AfD, vertreten durch Bernd Baumann, Mitglied des Deutschen Bundestages und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion. Dr. Bernd Baumann, die Zeit muss sein, hat im Gegenteil zu KGE ein abgeschlossenes Hochschulstudium und kommt aus der Verlagsbranche (der Autor ist ihm vor über 25 Jahren einige Male im Hause Burda über den Weg gelaufen, BB im „Stab Hubert Burda“, der Autor in der Bunte-Chefredaktion).

Bevor wir den falschen Drall reinkriegen: Maischberger war erstaunlich neutral in der Sendung „Merkel IV: Große Koalition für die kleinen Leute?“. Vielleicht brauchte sie deshalb KGE als sektiererischen Eiferer (gibt’s irgendwie nicht in der weiblichen Form, komisch). Mit Klaus Strunz, dem geduldeten, halbpopulistischen TV-Rebellen und dem jungen Unionisten Paul Ziemiak, jetzt auch MdB, waren noch zwei Gegengewichte zur Umverteilungsfraktion geladen, die durch die frühere Gauck- und heutige Prantl-Sprecherin (Süddeutsche) Ferdos Forudostan und Kevin Kühnert vertreten war.

Kevin, der kühn gegen Schulzens Rücktritt vom Rücktritt kämpfte und verlor, soll wohl via Talkshows von der Berliner- (arm und unsexy) für die Bundespolitik vorbereitet werden, und, sie können mich steinigen, er machte das nicht so schlecht. Kevin hat das sanfte Einschmeichelnde, kann sich dann aber auch auf Knopfdruck echauffieren wie einst Wowi, der Darling der Witwen und Waisen. Inhalte, Inhalte? Also bitte! In welcher Zeit leben Sie denn?

Die Sendung begann an diesem denkwürdigen Tag, an dem Angela Merkel zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt wurde, doch wenig staatstragend. Ferdos empfand Merkel nach Augenschein „wahnsinnig müde“, für Kevin waren die 35, die Merkel aus CDUCSUSPD nicht gewählt hatten, „Sand im Getriebe“. Und Bernd rechnete kurz vor, es liege so viel im Argen, dass „eine Partei, die es erst seit vier Jahren gibt, bereits größte Oppositionspartei geworden ist“. Strunz, ganz Fußballer, erkennt zwar „kein Ziel“ bei Merkel IV, das Ganze habe aber „eine Chance verdient“. Was soll man auch sonst sagen.

Gut, dass Jens Spahn wegen einer Tafel, an der er nie speisen würde, am ersten Amtstag das Hartz IV-Fass aufmachte. Hier jetzt aber nichts dazu, außer der Auftritt Göring-Eckardts in der Nebenrolle, der zeigt, wie verstrahlt die Kirchenmaus ist. Die Tafeln trompetete sie, würden „abgelaufene Lebensmittel“ verteilen, dann fiel ihr zu Hartz IV Weihnachten ein, wo es keine Geschenke gibt. Zudem zitierte sie Spahn bewusst falsch, was Ziemiak ehrenrettend wie lautstark korrigierte. Antwortet die komische Katrin: „Das haben aber viele so verstanden“.

Baumann könnte sich eine Hartz IV-Optimierung vorstellen, gerade für die, „die 15 Jahre lang gearbeitet haben“. Dann wies er darauf hin, dass für sogenannte Flüchtlinge „100 Milliarden pro Jahr“ zur Verfügung gestellt würden, und der „kleine Mann“ gerade mit der Mehrwertsteuer am stärksten belastet sei.

Frau Ferdos wollte schnippisch wissen, was für Baumann wohl der „kleine Mann“ sei – das hätte sie aber auch Maischberger fragen können, die hatte den Sendungs-Titel ähnlich formulieren lassen. Kevin gab hier den Empörten, so ginge es nicht, „weil wir noch ein bisschen Haltung haben“. Baumann: „Das merkt man aber nicht.“ Dann noch im Singsang seiner Heimat an der Ruhr: In Arbeitergegenden hat die SPD 17%, die CDU 14% und die AfD 28%.

Maischberger wechselte zu Horst, dem Heimatminister und Ankündigungsweltmeister, und Strunz war aufgefallen, wenn Horst von „Null Toleranz“ rede, hieße das ja, man sei vorher zu tolerant gewesen. Und wenn er jetzt „konsequent“ abschieben wolle, sei vorher von derselben Regierung geschlampt worden. Außerdem solle er erst einmal die Grenzen schützen. Es sei von Merkel ganz besonders schlau, Seehofer nun die Probleme aufzuhalsen, mit denen er sie immer gequält hat (man hörte fast ihr Hihi). Frau F. sieht das gelassener: „Das hat der doch alles schon 100 x gesagt.“ Wir können uns auch erinnern.

Maischberger: Gibt es einen Rechtsruck der Regierung durch die AfD?
Frau F: Aber nein, aber ja, auf gar keinen Fall, doch.
KGE: Natürlich! Lasset uns beten: Jeder Mensch, der hier lebt, soll eine Chance bekommen! Amen.
Kevin kam mit dem Kalauer, die AfD habe keine Antworten. Was er damit meint, erklärte er so: Die machen nichts gegen die Reichen. Sind Sie bereit, den Reichen was wegzunehmen?
Diplom-Ökonom Baumann rechnete kurz vor, der Staat habe durch Steuererhöhungen statt 500 Milliarden nun 700 Milliarden zur Verfügung, damit könne man ja wohl genug machen. Zahlen, Zahlen, damit kommt man nicht weit in der Politikwissenschaft, die Kevin nebenbei studiert.
SAT-1-Klaus sagt seine Vernunft, ein Rechtsruck der Regierung sei gut, dann rückt sie wieder in die Mitte, was Frau F. ihm dann im Munde verdrehte.

Was ist ein Deutscher? Am Schluss musste Baumann das Glaubensbekenntnis ablegen: Pass und Grundgesetz = Deutscher. „Die Mannschaft“ (die Sandra altfränkisch als „deutsche Nationalmannschaft“ bezeichnete) ist so deutsch wie der Bundestag.

Vor der Frage „Was ist ein Deutscher?“ wurde eine gefühlte halbe Stunde lang eine Rede von Katrins Ex Cem eingespielt, die Sandra wohl so begeistert hatte wie zuletzt nur Willy Brandt und Richard von Weizsäcker. Wir wollen lieber mit den Worten der neuen und alten Kanzlerin schließen: „Ich bin in die Politik gegangen, weil es um Demokratie geht.“ Ach was.

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Kommentare ( 122 )

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122 Comments
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Schwabenwilli
6 Jahre her

Das rau KGE in der Politik so weit nach oben kommen konnte beweist doch nur eines, die Dekadenz unserer Gesellschaft. Wir sollte uns alle zuerst an der Nase fassen.

Peter Gramm
6 Jahre her

Frau KGE war Herrn Dr. Bauman intellektuell eben nicht gewwachsen. Aus diesem Grunde wurde sie derart bissig und keifig.

Mozartin
6 Jahre her

Frau F. klingt in der einen TEXTZEILE wie „Little Britain“.
Ein bisschen schräg, aber ich kann es nur empfehlen.

Gero Hatz
6 Jahre her

Wir sollten dankbar sein, die fast Theologin KGE mal ungeschminkt zu hören. Das könnte sogar denen helfen, die immer noch glauben, bei den Grünen handele es sich um eine Kuschelpartei für Bienen und Schmetterlinge. Sieht eher nach einer Extremistenpartei für Giftschlangen und Skorpione aus.

Tc
6 Jahre her

Zum Bild die „Mannschaft“ noch. Frau Maischberger, das nächste mal bitte den Bericht zeigen, bei dem ein Polizist eine Fahrzeug Kontrolle gemacht hat, der moslemische Fahrer mal schnell telefoniert hat und im Nu standen 20 bis 30 Personen seinesgleichen um den Polizisten. Der rief Verstärkung, Mannschaftswagen trafen ein, mehrere Polizisten z.T. schwer verletzt. Das ist die Integration von heute und all die wollen den deutschen Pass um hierbleiben zu können, und jetzt und in Zukunft straffrei Verbrechen begehen zu können, ohne abgeschoben werden zu können. Zeigen sie die 90% die noch nie einen Hammer in der Hand hatten ( also… Mehr

Patrick S
6 Jahre her

Daß Frau Ferdos „Deutscher“ durch „Bürger“ ersetzt sehen will sagt alles über die Agenda dieser Globalisten: „Deutschland“ wird das „Land Der Menschen“ – eine internationale Zone der jeder angehört, der sich in ihr befindet. Man will auf Teufel komm raus ein Einwanderungsland haben, aber welche Eigenschaft teilen alle klassischen Einwanderungsländer? Richtig, die indigene Bevölkerung wurde nach und nach marginalisiert oder fast vollständig ausgerottet! Interessant auch Ferdos‘ Aussage, daß sich während ihrer Tätigkeit für Gauck viele „Deutsche mit Migrationshintergrund“ bei ihr gemeldet hätten und sie wissen ließen, wie sehr es sie freue daß „endlich EINE VON UNS“ mal in den oberen… Mehr

Andreas Lucas
6 Jahre her
Antworten an  Patrick S

Als 2015 mehr als eine Million Flüchtlinge hierher kamen, wurde weltweit ein Begriff dafür geprägt: deutsche Willkommenskultur. Niemand hat sich seinerzeit daran gestört. Im Mai 2017 jedoch urteilt die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD): „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ .“ In welche Kultur will sie denn Migranten integrieren? Die Abkehr von der eigenen Kultur wäre in anderen Ländern undenkbar.

Tc
6 Jahre her
Antworten an  Andreas Lucas

Ihre eigene, den Islam

Grumpler
6 Jahre her
Antworten an  Patrick S

Im Grundgesetz Art. 116 (1) steht die Formulierung „Deutscher IM SINNE DIESES GRUNDGESETZES ist (…)“. Die vier Worte zwischen „Deutscher“ und „ ist (…)“ stehen da bestimmt nicht zum Spaß. Es hat den Anschein, als gäbe es mehr als eine Bedeutung von „Deutscher“ und es würde mich interessieren, auf welcher rechtlichen oder sonstigen Grundlage unser Staat so gerne den anderen Sinne auch dann negiert, wenn er im nichtpolitischen Bereich liegt.

Tc
6 Jahre her

Thema Bild von der Mannschaft! 1. sich nicht mehr Nationalmannschaft zu nennen sondern Mannschaft beweist doch schon wie diese €-Mannschaft zu Deutschland steht. Diese (Millionäre) Leute für gelungene Integration und wer ist Deutscher als Beispiel aufzuführen ist ja wohl ein Hohn. Gezielte Meinungsmache durch ARD, Frau Maischberger!! ÖR

Tc
6 Jahre her

Hate – Speech as Hate – Speech can. Wieder Alle Mann und Frau gegen die AFD, in diesem Fall Herr Baumann. Jedes mal wenn ich KGE so höre frage ich mich, ob diese Frau manchmal Stimmen hört, die sonst keiner hört. Wie die wieder abgegangen ist! Immer wieder auch die selben Sprüche: 87% haben die AFD nicht gewählt, Frau KGE, ihre Partei hatte weniger Stimmen als die AFD. Also, nicht so großmächtig Frau KGE! Alle andere Parteien haben sich stimmenmäßig auch nicht mit Ruhm bekleckert. Und die Aufzählung was andere AFD ‚ ler mal gesagt haben. Frau KGE, sagt Ihnen,… Mehr

nostromo
6 Jahre her

Mein Gott, bin ich froh, dass ich die Sendung verpasst habe. Wenn ich mir die Leserbriefe hier ansehe, dann hätte das meinem Blutdruck bestimmt schlecht getan. KGE und dieser kleine SPD Moppel, beide nie was gearbeitet, der eine klassischer SPD-Funktionär mit Bubicharme für ganz Arme. Und KGE? Ich danke dem Herrgott jeden Tag, dass die nicht Minsterin geworden ist und das wäre sie unter Merkel.

TinaTobel
6 Jahre her

Weibliche Eiferer – Kleine Korrektur: Doch, die weibliche Form gibt es, sie lautet Eiferin.
Bei männlichen Substantiven die auf „erer“ enden, fällt praktischerweise für die weibliche Form ein „er“ weg. Aus der Wanderer wird die Wanderin und aus der Eiferer die Eiferin, – eine Form, für die es offensichtlich Bedarf gibt.

Lucia Verde
6 Jahre her
Antworten an  TinaTobel

Ich bin für Eifererin 😉
(Scusa, so viel Schalk – und nicht nur im Nacken – muss sein.)

Verehrter Herr Paetow; U made ma’day.
Besonders das Hänsel & Gretel Intro
+ Verwandlung : in „böse Hexe“.

mille grazie.

PS: Maischberger’s „Endrunde“; alle dürfen noch einen Abschlußsatz aufsagen, nur nicht BB = BÄH! wie beschämend!!