Buchmesse: Markus Vahlefeld – „Mal eben kurz die Welt retten“

Dieses Buch ist ein heimlicher Bestseller am Mainstream vorbei: Im Eigenverlag erschienen hat es bereits eine 5-stellige Auflage erreicht. Unsere Leser können Markus Vahlefeld auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Mittwoch und Freitag treffen.

Es ist ein denkwürdiger Zustand: Erst SPD, dann FDP, wieder SPD und vielleicht schon bald FDP und Grüne: Die Koalitionen wechseln, Angela Merkel bleibt, ganz egal, wie die Wähler entscheiden. Wie klappt das? Wie schafft sie das? Philip Plickerts Buch ist Pflichtlektüre für den, der über Merkel mitreden will. Bei Markus Vahlefeld findet der Interessierte eine Analyse des denkwürdigen Zustandes, dass eine CDU-Kanzlerin mit den Themen von SPD und Grünen und deren Unterstützung mit einer Art Allparteien-Koalition regiert – der sich nur hin und wieder die Partei Die Linke verweigert und in die sich die FDP nach einer vergessenen Lehrstunde wieder einzufinden allzu bereit ist.

Ist Philip Plickerts Buch Pflichtlektüre für den, der über Merkel mitreden will, findet der Interessierte bei Markus Vahlefeld eine Beschreibung des denkwürdigen Zustandes, dass eine CDU-Kanzlerin mit den Themen von SPD und Grünen und deren Unterstützung mit einer Art Allparteien-Koalition regiert – der sich nur hin und wieder die Partei Die Linke verweigert.

Titel und Untertitel sagen unmissverständlich, worum es in diesem Buch geht. Geschrieben ist es Deutsch, doch die Erzählart ist wie der Zugang zum Thema angelsächsisch international, keine Spur von Provinzperspektive. Deutsch-Brite Markus Vahlefeld ist in Hong Kong geboren, wuchs in Hamburg auf, machte Abitur in Washington, D.C., studierte Philosophie in Bonn, Berlin und Barcelona, gründete eine Privatschule, wechselte in die Filmproduktion und arbeitet selbständig als Produzent und Autor. Das Thema fasst Vahlefeld so:

„Das Misstrauen gegen den Nationalstaat und jede Form des Patriotismus hatte im Deutschland des Jahres 2015 endlich und flächendeckend den Traum entstehen lassen, nicht mehr in einem begrenzten Nationalstaat oder einem Gebilde wie der EU – das sich aus Nationalstaaten zusammensetzt – leben zu müssen, sondern in einer ‚Welt jenseits der Zuordnungen’, in einer irdischen Gemeinschaft mit allen Menschen dieser Erde, die man nun nur noch glücklich willkommen heißen durfte. Die bis dato nur von linksextremen Splittergruppen zu hörenden Slogans ‚no borders’ und ‚kein Mensch ist illegal’ wurden unter einer CDU-Kanzlerin zur offiziellen Regierungspolitik.“

„Diskussionen über das Deutsche, das Deutschsein, deutsche Werte und deutsche Leitkultur waren seit den 70er Jahren in Deutschland nur schwer möglich und wurden regelmäßig von den Führern der linken Meinungselite in den Redaktionen, Universitäten und Parteien unterbunden. Man wolle, so hieß es, keiner positiven Besetzung eines neuen deutschen Patriotismus nachhelfen, denn deutscher Patriotismus verbiete sich spätestens seit Auschwitz. Die meist nur achselzuckenden liberalen Kräfte, die sich angewöhnt hatten, Indifferenz als Befreiung zu verkaufen, und die intellektuell und analytisch schwachen Konservativen in Deutschland ließen aus Angst, in die rechtslastige Ecke gestellt zu werden, ein fulminantes Vakuum entstehen.”

„Die positive Besetzung des Deutschseins wurde im öffentlichen Diskurs mit so vielen Stopp- und Verbotsschildern belegt, dass es für das politische und mediale Establishment das Geschmeidigste war, Deutschsein maximal als ‚Negation zum Nationalsozialismus‘ zu definieren. Alles andere sei schon die Fratze eines neuen zerstörerischen Nationalismus.”

So weit ist das Thema politisch Interessierten hierzulande bekannt, welche Position sie dazu auch selbst einnehmen. Dass den „Traum von der Überwindung der Nationalstaaten zur One World … weltweit die meisten Linken träumen“ und nicht bloß die in Deutschland, dürften noch relativ viele wissen. Weniger im Blick haben wohl die meisten hingegen, dass „Selbsthass und Lust an der Anklage der weißen Kultur in linken Kreisen generell weit verbreitet“ ist. Vahlefeld:

„Da unterscheiden sich die populistische Linke in England, in Frankreich, in Deutschland und inzwischen auch in den USA nur marginal. Was den Deutschen ihr Nazi-Feindbild, ist den Engländern und Franzosen ihr koloniales Erbe und den US-Amerikanern die Rassentrennung sowie der Umgang mit der indigenen Bevölkerung. Die Diskurse in den fortschrittlichen intellektuellen Kreisen des Westens ähneln sich auf frappierende Weise. Sie drehen sich um Schuld und Wiedergutmachung und die Gebote, die daraus erwachsen.“

Das hochkomplexe Mediensystem berichtet unterkomplex

Vahlefeld berichtet auch von einer Studie der Hamburg Media School mit dem Fazit: „Die Glaubwürdigkeit der ‚vierten Säule der Demokratie‘, deren Aufgabe es sein sollte, die Herrschenden zu kontrollieren, statt sie offensiv in ihrer Politik zu unterstützen, hat arg gelitten.“ Und ergänzt: „Ein hochkomplexes System wie die deutsche Medienlandschaft hat völlig unterkomplex über die ‚Flüchtlingskrise‘ berichtet. Ein wichtiger Hinweis, um diese Unterkomplexität zu erklären, sind Umfrageergebnisse zur Parteienneigung, die unter deutschen Journalisten durchge- führt wurden. Sie kommen recht regelmäßig zu dem Schluss, dass – ginge es nach deutschen Journalisten – die Partei der Grünen stärkste Kraft in Deutschland wäre und die SPD abgeschlagen dahinter folgen würde. Dürften nur Journalisten den deutschen Bundestag wählen, Grün/Rot/Links hätte eine stabile 2/3-Mehrheit.“

Statt der umlaufenden Verschwörungstheorien über Merkels Motive und die Unterstützung bis Duldung ihrer (Nicht)Handlungen bietet Vahlefeld die mir sympathische Formel an: „Es mag Kalkül, Rafinesse oder schlicht Faulheit gewesen sein, eine ganze Nation an ein grünes Nationalnarrativ verkauft zu haben.“ Oder um mit Merkel zu sagen: Jetzt ist es halt so.

Ganz ernst ist Vahlefelds Zusammenfassung des Geschehens Ende 2015:

Die Volksvertretung des deutschen Volkes, der Bundestag, schaffte es noch nicht einmal, eine Generaldebatte über die wohl wichtigste Entscheidung seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 abzuhalten. Und die Kanzlerin? Sie hielt ihre Regierungserklärung in einer Sonntags-Talkshow, in der sie mehrmals betonte, dass Deutschland seine Grenzen nicht schützen könne („Wie soll das gehen?“) und dass eine Obergrenze mit dem deutschen Grundgesetz nicht vereinbar sei.“

„Der infantile Traum von der einen Menschheit, in der sich alle lieb haben, wurde für sechs lange Monate Regierungsprogramm.“

TE-Leser laden wir zu Vortrag und Diskussion mit Markus Vahlefeld ein:

Der 1. Termin findet am 11. Oktober um 19.00 Uhr statt,

der 2. Termin am Freitag, den 13. 10., um 17.00 Uhr.

Ort ist die Galerie „Thomas Punzmann Contemporary“, Weckmarkt 9, in 60311 Frankfurt.

Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, bitten die Veranstalter um telefonische Anmeldung unter 069-244 50 191

In diesem Jahr ist Tichys Einblick  2x auf der Buchmesse vertreten:

Ab heute finden Sie uns in

Halle 3.1, Stand G72 mit einem Stand für die Zeitschrift; hier können Sie auch unsere Autoren treffen; wir laden Sie herzlich dazu ein. Am Donnerstag werden Roland Springer, Matthias Matussek und K..J. Gadamer anwesend sein; heute Roland Tichy

Im Erdgeschoss der Halle; 3.0, Stand B31 finden Sie beim Finanzbuchverlag  die Bücher der EditionTichys Einblick.

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Kommentare ( 9 )

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gintonicgalore
6 Jahre her

Siehe aktuell auch in Schleswig-Holstein:
Es kann gar nicht fix genug gehen.

gintonicgalore
6 Jahre her

Und auch nicht den Wählern, die sowas wählen.

gintonicgalore
6 Jahre her

Leute haben es sogar fertiggebracht, solche wie Franco, Pinochet, Stalin, Mao, Ceaușescu, Kim Jong Un (die Liste ist schier endlos) zu verehren und glauben noch heute, dass die vom Bösen gar nichts wussten oder schier gezwungen waren, nun einmal so zu handeln wie sie es taten bzw. tun.

Monika Medel
6 Jahre her

Schweden war mal in der frühen Neuzeit eine stolze, kriegerische Großmacht. Der Verlust dieser Stellung tat sehr weh, da folgte eben die Kompensation als moralische Großmacht.

Hubert Paluch
6 Jahre her

Sozialbiologen rätseln seit langem darüber, warum es Altruismus bis zur Selbstauslöschung überhaupt gibt. Es gibt ihn als evolutionäres Erbe bei einigen Individuen derart stark ausgeprägt, dass sie sich auf eine vom Feind in den Schützengraben geworfene Granate werfen, um mit ihrem Körper die Kameraden zu retten. Merkwürdige Siebungseffekte haben in Deutschland dafür gesorgt, dass der kleine Teil zu heroischer Selbstopferung fähiger Individuen in Medien, Parteien und Verbänden in Schlüsselpositionen gerückt ist. Ganz an der Spitze steht die Tochter eines kommunistischen Pastors, des „Roten Kasners“, die bereit ist die Mehrheit ihrer kleinmütig-egoistischen Untertanen für die Rettung der Menschheit zu opfern. Merkel… Mehr

Andreas Schmidt
6 Jahre her

Liebe Redaktion!
Mit Verlaub, man kann doch nicht die FDP heute für die Dinge verantwortlich machen, die die Grosse Koalition unter Frau Merkel in den letzten 4 Jahren in Deutschland und der EU veranstaltet hat, bloss weil sie Koalitionsgespräche nicht a priori verweigert hat! Die FDP war 4 Jahre lang nichtmal im Bundestag vertreten.
Der Titel des Buches ist als Überschrift zu Frau Merkels Politik jedoch höchst passend. So habe ich die von ihr verkaufte Politik, die stets unrealistische Utopien verspricht, auch schon charakterisiert.

gintonicgalore
6 Jahre her
Antworten an  Andreas Schmidt

Ich sehe es so, dass jeder, der eine Koalition mit Merkel nicht strikt verweigert, sehr wohl mitmacht und demzufolge auch Schuld trägt.

Andreas Schmidt
6 Jahre her
Antworten an  gintonicgalore

Es macht ja noch niemand ausser der CSU mit!

Leitwolf
6 Jahre her

Das ist der zweite Beitrag innerhalb von zwei Tagen, in dem vor „Verschwörungstheorien“ im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise gewarnt wird. Mal abgesehen davon, dass das Narrativ, die Politik habe diese Zuwanderung gar nicht gewollt und könne jetzt nicht mehr anders, als widerlegt gelten kann: Herr Vahlenfeld trägt in seinem Buch ja selbst Erklärungsmuster vor (wie das Denken im Großraum „Eurabia“), die man als „Verschwörungstheorie“ abtun kann.