Verteidigt das Bargeld

Das Thema Negative Zinsen dreht sich immer weiter. Derzeit werden wir ja über Lebensversicherungen, Riesterrenten und Fonds von der Europäischen Zentralbank und ihren negativen Zinsen entreichert. Wie das vonstatten geht, lesen Sie hier.

Aber das wäre erst der Anfang. Als nächstes könnten Bargeld, Girokonten sowie Sparbücher drankommen. 

„Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zentralbank-Zinsen weiter zu senken. Seine Beseitigung wäre eine sehr einfache und elegante Lösung für dieses Problem.“

Wer das sagt, ist niemand geringerer als Kenneth Rogoff,  der ehemalige Chefökonom des IWF. 

Ja, so hätten die Zentralbanken in New York und Frankfurt es gern: Jedes Konto entwertet sich pro Jahr um vier, oder fünf Prozent. Weil niemand gerne zuschaut, wie das Geld schrumpft, hauen wir es raus. Sofort. Lieber ein neues Auto als zuschauen, wie das Geld verreckt. Lieber Champagner statt Negativzinsen, Bier war gestern. Das kurbelt die Wirtschaft an! Da freut sich der Staat – Mehrwertsteuer, Schaumweinsteuer, Biersteuer, alles sprudelt. Die monströsen Staatsschulden bezahlen sich von alleine. Die Welt der Schuldenstaaten wäre plötzlich wieder schön. Für die Staaten, Nicht für die Bürger.

Hier sieht man: Erst kommt der Ruin der Staatshaushalte durch die Politik, dann kommen die Erfüllungsgehilfen in den Zentralbanken, am Ende steht das Ende der bürgerlichen Freiheiten. Unsolide Haushaltspolitik beraubt die Menschen der Freiheit.

Das hätte auch noch andere Effekte: Wir alle wären kontrollierbar. Was immer wir tun, was immer wir kaufen, wo immer abgebucht wird – es ist dann nachvollziehbar. Keine Spende im Klingelbeutel, kein Schwarzgeld, kein Trinkgeld bliebe unentdeckt; jeder Kauf wäre kontrolliert, ein fünftes von der Krankenkasse nicht erlaubtes Bier? Trinken Sie es auf Ihr Wohl, aber ihr Kassenbeitrag steigt, weil sie sich nicht gesundheitskonform verhalten.  Von peinlicheren Dingen, die Sie heimlich kaufen, gar nicht zu sprechen. Alles wird transparent. Der gläserne Bürger? Hach, was wird da immer über Google oder Facebook gejammert – aber das wären datenvirtuelle Peantus gegen diese eine, diese ganz große Lösung. Endlich die totale Kontrolle über die Menschen. Es gäbe kein Entkommen. Gold? Hinterlässt ebenso Bezahlspuren wie Diamanten. Nichts wäre mehr irgendwie nicht-öffentlich.

Einführung einer Euro-Steuer

Und noch etwas: Sparen für das Alter? Wäre unmöglich. Denn Sparen ist des Teufels, wird ja bestraft. Die Rente schrumpft, noch während sie sparen. Endlich hätten sie uns da, wo sie uns wollen: Als Stallhasen, die angewiesen darauf sind, dass ihnen der Rentenbeamte der Staatsversorgungskasse eine Kleinigkeit auszahlt. Was heißt auszahlt? Überweist.

Und wer ist Sie? Das sind die Feinde der Freiheit in den Parteien mit dem Doppel-S, die Schuldenpolitiker des lebenden Sozialismus.

Im Ergebnis sind die Negativ-Zinsen eine Euro-Steuer: Damit werden die Bürger zur Kasse gebeten, um die Währung zu retten.

Die bisherige Politik des superbilligen Geldes, mit dem mittlerweile die Südländer der Euro-Zone stopft wie polnische Gänse, macht deren Wirtschaft nicht fett. Aber Draghi gibt nicht auf. Am Freitag meldet die Nachrichtenagentur Reuters:

EZB-Chef Mario Draghi sagte auf einem Bankenkongress in Frankfurt, sein Haus werde mit allen Mitteln die schwache Inflation anheizen. „Wir werden tun, was wir tun müssen“, betonte er. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe – auch über den umstrittenen Kauf von Staatspapieren – mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen – „ohne unnötige Verzögerung“.

Vor diesem Hintergrund legten die europäischen Finanzwerte kräftig zu. Die Bankaktionäre dürfen sich freuen, die Bürger müssen weiter um ihr Erspartes bangen.

Den mittlerweile wird die Abschaffung des Bargelds ernsthaft erwogen; nicht nur beim IWF, dem Internationalen Währungsfonds, manchen Zentralbanken, und in Schweden von Handelsorganisationen und Polizei. Und: Vor zwei Jahren hielt man Null-Zinsen für geradezu undenkbar. Erste Überlegungen über „Negativ-Zinsen“ schienen ebenso hirnrissig wie unpraktikabel. Nun haben wir sie. Trotzdem funktioniert die Rettungspolitik der EZB nicht, wie der US-Ökonom Allan Meltzer zeigt – und in Italien und Frankreich steigt die Wut über die verheerende wirtschaftliche Lage, die auch der Währungsunion zugeschrieben wird.

Nichts ist unmöglich in der verzweifelten Lage, in die die EZB geraten ist.

Mit Bargeld klappt die Euro-Steuer nicht

Dabei sollte man unterscheiden – was versteht man unter Bargeld? Im engeren Sinne sind es Münzen und Scheine. Sie sind den Überwachungsbehörden deswegen suspekt, weil sie sich der Kontrolle entziehen. Scheine sind aber auch eine Art Fluchtwährung: Sollen die Negativzinsen auf Spar- und Girokonten erhoben werden, (die mit dem Bargeld die sogenannte liquditätsnahe Geldmenge M1 im Fachjargon bilden) ist zu fürchten, daß die Bürger ihr EZB-Schwundgeld abheben und das Geld bar verwahren. Also setzt die Ausweitung der Negativzinsen voraus, dass echtes Bargeld verboten wird; nur so kann die Zinsmanipulation der EZB gelingen und die Euro-Steuer in Form von Negativzinsen erfolgreich erhoben werden.

Nun könnten sich die Interessen der Währungspolitik mit denen der Sicherheitsdienste und Haushaltspolitik verbünden.

Es wäre der totale Verlust der Freiheit. Und es zeigt, wie zerrüttet unsere Währungen und wie verzweifelt die Lage unsere Staatshaushalte wirklich sind. (2. Aktualisierung)

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