Nordkorea: Trump bewegt

In Rom zeigt sich, dass innerhalb der EU die alten Fronten bröckeln, in Ostasien, dass multilaterale Gipfeltreffen mit dem in Wirklichkeit einzigen Ergebnis von Gruppenfotos das Weltgeschehen nicht mehr simulieren können.

© MANDEL NGAN,ED JONES/AFP/Getty Images

Sky-Asien Korrespondent Tom Cheshire war als einziger Brite unter etwa 20 ausländischen Journalisten gestern zur Zerstörung der Anlagen eingeladen und konnte massive Explosionen im Atomtestgelände von Nordkorea beobachten. Inzwischen schreiben deutsche Medien Vergleichbares nach.

Nordkorea erklärte, die Zerstörung und Schließung des Testgeländes solle den Willen unterstreichen, mit den USA und anderen auf einen konstruktiven Weg zu finden, berichtet die Washington Post.

Niemand von uns weiß, ob das Testgelände unbrauchbar gemacht wurde, niemand, ob es wirklich das einzige in Nordkorea ist oder ob alles nur Propaganda. So wie europäische Medien Trump beurteilen, müsste dieser nun triumphieren. Aber er sagt das Treffen mit Kim Jong-un Mitte Juni in Singapore ab. Der Poker um das Erreichbare geht also verschärft weiter.

Überdauern
Was Nordkorea wirklich will
Kommt es dazu und zeichnen sich weitere konstruktive Perspektiven zwischen USA und Ostasien ab, werden die meisten Mainstreammedien sagen, ja, gut, aber der Iran ist nicht Nordkorea. Abgesehen davon, dass dies ebenso wahr wie trivial ist, sollten sich mehr Journalisten und Politiker im Westen darauf einstellen, dass die Dinge in Bewegung sind, dass Beharren auf dem immer nur Zeit kaufenden Appeasementkurs des Westens bedeutet, bei der Neuordnung der Weltinteressen nicht dabei zu sein.

In Rom zeigt sich, dass innerhalb der EU die alten Fronten bröckeln, in Ostasien, dass multilaterale Gipfeltreffen mit dem einzigen Ergebnis von Gruppenfotos das Weltgeschehen nicht abbilden.

Uneinsichtig wie in der EU, bockbeinig und fast schon kindisch beschwören die Regierenden in Paris, Berlin und so weiter die inhaltsleeren Formeln von gestern und verschlafen heute die Entwicklungen von morgen. Aktuelles Beispiel: Im Atomstreit mit dem Iran steht die EU-Spitze auf der falschen Seite. Was der Iran wirklich tut, können wir genausowenig beurteilen wie in Nordkorea. Machtpolitisch aber kann jeder sehen, der will, der Atomdeal dient nur den Interessen des Iran. Der Nutzen für die EU-Politiker, die an ihm festhalten wollen, kommt sie teuer und ist eingebildet: irgendwann selbst für die heimische PR ohne Wert.

Gesucht sind Politiker in Europa, die den Anschluss an das Geschehen zwischen Washington, Peking und Moskau finden. Auf den Websites der Regierungen der EU sind sie nicht zu finden. Gesucht sind Journalisten, die darüber unabhängig berichten und das Geschehen kompetent einordnen.

Fußnote: Die Türen, die Trump aufgestoßen oder zugeschlagen hat, schließt oder öffnet auch kein US-Präsident nach ihm. Clintonites auf beiden Seiten des Atlantiks, lasst eure Hoffnungen fahren.

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Kommentare ( 11 )

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bkkopp
5 Jahre her

Amerikanische Reporter des Ausflugs zur Testgeländezerstörung berichten, dass niemand Geigerzähler in die Gegend mitnehmen durfte. Daran knüpft sich die Spekulation, dass es dort keine, oder schon länger keine, erhöhte Strahlenbelastung gegeben hat. Die Spitze der Spekulation ist natürlich, dass es nie ein Atomtestgelände war.
Bei jeder auch noch so berechtigten Kritik an unserer, deutschen und europäischen Politik betreffend Iran, würde ich allerdings nicht so weit gehen, Trump zu loben, oder ihm auch nur eine positive strategische Zielsetzung zuzugestehen.

Agrophysiker
5 Jahre her

Nordkorea ist nicht der Iran

schreiben Sie korrekt. Aber doch wird kaum über die Frage dikutiert, ob die beiden Probleme nicht doch eng zusammenhängen. Schlißlich hat Nordkorea doch schon in Syrien einen Reaktor zur Bombenproduktion gebaut, der glücklicherweise aber von den Israelis zurückgebuat wurde. Angesichts der engen Zusammenarbeit zwischen Iran und Syrien ist es eine sehr naheliegende Frage, ob da Nordkorea und Iran nicht doch beim Atomprogramm zusammenarbeiten.
Und die fehlende Sollitarität der Europäer mit der USA steigert auch nicht gerade die Kompromissbereitschaft dieser Länder. Aber Merkel und Co. wären auf jeden Fall heiße Kanidaten für den Münchner Chamberlain Friedenspreis.

Ralf Poehling
5 Jahre her

Trump zeigt, wie man es richtig macht. Der sozialistische Debattierclub im EU-Parlament, wie man alles falsch macht. Der letzte, der vor Trump alles richtig gemacht hat, war Reagan. Und auch Reagan wurde für seinen unwiderlegbaren Erfolg von vielen massiv kritisiert. Und zwar von denen, die ’89 um ihr Unrechtssystem gebracht worden sind. Die Geschichte wiederholt sich. Allerdings ist es diesmal nicht die UdSSR, sondern die EUdSSR, die fallen wird, denn ihr amtierendes Personal besteht in weiten Teilen aus der gleichen Sorte von ignoranten Betonköpfen, wie die, die die Sowjetunion an die Wand gefahren haben. Es ist Zeit für frisches Personal.… Mehr

Absalon von Lund
5 Jahre her

Als Schüler hatten wir einmal einen Termin im Frankfurter ADAC-Verkehrsübungsgarten. Heute morgen, so wurde mir berichtet, traf sich dort die politische Elite Westeruropas unter der Leitung von Jean-Claude Juncker zu einer Rundfahrt, auf einem Dreirad. Politiker aus Großbritannien und den VISEGRAD-Staaten waren nicht zugelassen. Auf der Haupttribüne saßen die Chefredakteure von SZ, FAZ, WELT, ZEIT usw., um über dieeses bedeutende Ereignis zu berichten.

Hajo
5 Jahre her

Wäre ich in der Verantwortung würde ich keinen Deal mit den USA abschließen, denn dieser wäre keinesfalls eine Garantie für eigenes Überleben und wer einem unbequemen Gesprächspartner mit einem ähnlichen Schicksal wie Gaddafi droht, der weiß genau was er gesagt hat und diese indirekte Exekutionsandrohung kann kein Mensch hinnehmen wenn er noch seine fünf Sinne beieinander hat und dann lieber abwarten als Verträge zu schließen, wo man aufgrund der Aussagen annehmen könnte daß sie unter Umständen gebrochen werden und dann lieber mit fliegenden Fahnen untergehen, als nur einen Meter zurückweichen vor einem Land, was nicht immer bewiesen hat, daß es… Mehr

Zuerzavar
5 Jahre her

Seit über einem Jahr ist Donald Trump POTUS. Seither weiß ich von keinem einzigen neuen Schauplatz, wo die USA einmarschiert wären oder eine neue Front eröffnet hätten.

Peter Gramm
5 Jahre her

die Amerikaner wollen doch keinen Frieden auf der Welt. Der MIK lebt doch Krieg und militärischen Auseinandersetzungen. Der MIK umfasst immerhin mehr als die Hälfte desamerikanischen Sozialprodukts. Da wäre Frieden auf der Welt kontraproduktiv.

Babylon
5 Jahre her

Letzte Meldungen : China ist von gemeinsamen Militärmanövern der Pazifikanrainern ausgeladen wegen „fortgesetzer Militarisierung des südchinesischen Meeres. China ist irritiert, auf dessen Druck Nord-Korea kürzlich seine Politik des Einlenkens begonnen hatte. Trump sagt Treffen mit Kim Jong-un ab, obwohl Nord-Korea sein Atom-Testgelände gesprengt hat, das freilich schon vor ein paar Monaten, wahrscheinlich in Folge eines Atomwaffenversuchs, in weiten Teilen zusammengestürzt ist. Es wird also auf hohem Niveau gepokert. Ob es tatsächlich zu einer Verständigung Ostasien/USA kommt, ist vollständig ungewiss. In diesem Zusammenhang wird die Haltung Chinas in Sachen Iran von einiger Bedeutung sein. China legt Wert wg. „neuer Seidenstrasse“ auf… Mehr

derostenistrot
5 Jahre her

Ich glaube, daß die Diplomphysikerin Stoßgebete zum Himmel richtet und hofft, daß das Trump-Kim Gespräch platzt.

Anna-Maria
5 Jahre her
Antworten an  derostenistrot

Zu wem sollte sie beten? Eine Christin ist sie nicht.

Babylon
5 Jahre her
Antworten an  Anna-Maria

Merkel verehrt den „Grossen Baphomet“ dessen stilisierter Ziegenkopf auf der Rückseite jedes deutschen Personalausweises zu bewundern ist und dessen ausgestanzte Hörner das Dach des Bundeskanzleramts zieren.
(Nur ein Witz, [nicht] ernst nehmen) lol